Bürokratie in Kota Kinabalu
Sara Leonhardt ist Biologin aus Würzburg. Auf Borneo erforscht sie das Leben Harz sammelnder stachelloser Bienen und berichtet für spektrumdirekt aus dem Alltag einer Tropenökologin.
Endlich ist es soweit: Nach 16 Stunden Flug bin ich endlich in Kota Kinabalu in der malaysischen Provinz Sabah gelandet – voller Tatendrang und mit einem Stipendium der Uni Würzburg ausgestattet. Seit Anfang August habe ich grünes Licht und widme mich in meiner Doktorarbeit, der Erforschung Harz sammelnder Bienen im malaysischen Regenwald auf Borneo – mein Wunschthema, seit ich das erste Mal vor drei Jahren auf der Insel war. Raus aus dem Flieger, rein in den Urwald – was sich so einfach anhört, ist in Malaysia zum Scheitern verurteilt. Von den schlechten Erfahrungen mit Biopiraterie anderer tropischer Länder gewarnt, hat Malaysia einen Verwaltungsapparat geschaffen, der es problemlos mit deutscher Bürokratie aufnehmen kann.
Vor Ort bedeutete dies fünf Tage weiterer Behördengänge, während der ich einen neuen großen Stapel Formulare zusammenzutragen und auszufüllen hatte – mit Erfolg. Zumindest teilweise, denn von den drei beantragten Forschungsjahren bekommt man stets nur eines genehmigt. Im nächsten Jahr heißt es also noch einmal durch diesen Papierkrieg und in alle Winkel Kota Kinabalus – der Hauptstadt Sabahs ganz im Norden Borneos, die wegen der lokalen Erdölvorkommen und Palmölplantagen rasend schnell wächst.
Im Moment ist die Metropole ein feuchtwarmer Moloch, in dem es mehr Autos als Menschen zu geben scheint, zugleich sind die Busse überfüllt, und alle zusammen stehen im Stau. Zu Fuß kommt man deshalb oft besser voran, zumal Taxis nicht immer da stehen, wo man sie am meisten benötigt. Raus zu den verschiedenen "Wismas" – den gigantischen Einkaufs- und Behördenzentren – am Stadtrand kommt man leicht, wieder zurück ins Zentrum nur schwer. Meine Behördengänge waren deswegen mitunter verbunden mit kilometerlangen Märschen unter der glühenden Tropensonne über halb zerfallene Gehwege, vorbei an stinkenden Abwässerkanälen und stets begleitet von der Kakophonie der zahllosen, lautstark hupenden Autos. Müll, ungeklärte Abwässer und Luftverschmutzung gehören zu den großen Problemen Kota Kinabalus.
Besonders schätze ich allerdings die Taxifahrer chinesischer Herkunft, die wohl nicht nur nach der für China erfolgreichen Olympiade überaus gesprächig sind. Sie finden trotz Redefluss und nur gelegentlicher Blicke auf die Straße jeden auch noch so versteckten Ort in der wuchernden Metropole. Ohne sie wäre ich hier sowohl hilflos verloren, als auch um das eine oder andere Lachen ärmer – und nur mit einem Lachen im Gesicht kann man die Bürokratie auf Malaysisch überstehen.
Endlich ist es soweit: Nach 16 Stunden Flug bin ich endlich in Kota Kinabalu in der malaysischen Provinz Sabah gelandet – voller Tatendrang und mit einem Stipendium der Uni Würzburg ausgestattet. Seit Anfang August habe ich grünes Licht und widme mich in meiner Doktorarbeit, der Erforschung Harz sammelnder Bienen im malaysischen Regenwald auf Borneo – mein Wunschthema, seit ich das erste Mal vor drei Jahren auf der Insel war. Raus aus dem Flieger, rein in den Urwald – was sich so einfach anhört, ist in Malaysia zum Scheitern verurteilt. Von den schlechten Erfahrungen mit Biopiraterie anderer tropischer Länder gewarnt, hat Malaysia einen Verwaltungsapparat geschaffen, der es problemlos mit deutscher Bürokratie aufnehmen kann.
Vor dem Vergnügen stand also erst einmal die Pflicht. Einen Papierberg, E-Mail-Fluten und eine gehörige Portion Nerven später erhielt ich nach neun Monaten Behörden- und Wartezeit eine Forschungsgenehmigung für die malaysische Provinz Sabah auf Borneo. Dazu musste ich mehrmals meine Daten auf Internetseiten eingeben, die kein Wort über so etwas wie Datensicherheit verlieren. Vielleicht wurde ich so aber auch zur Mexikanerin, denn meine offizielle Genehmigung verlieh mir kurzerhand diese Nationalität. Es kostete mich einen weiteren Monat, bis ich korrekt ins Land durfte – allerdings noch nur per Touristenvisum: Bisher ist es leider unmöglich, über die malaysische Botschaft direkt eine Forschungserlaubnis für das Land zu erhalten.
Vor Ort bedeutete dies fünf Tage weiterer Behördengänge, während der ich einen neuen großen Stapel Formulare zusammenzutragen und auszufüllen hatte – mit Erfolg. Zumindest teilweise, denn von den drei beantragten Forschungsjahren bekommt man stets nur eines genehmigt. Im nächsten Jahr heißt es also noch einmal durch diesen Papierkrieg und in alle Winkel Kota Kinabalus – der Hauptstadt Sabahs ganz im Norden Borneos, die wegen der lokalen Erdölvorkommen und Palmölplantagen rasend schnell wächst.
Im Moment ist die Metropole ein feuchtwarmer Moloch, in dem es mehr Autos als Menschen zu geben scheint, zugleich sind die Busse überfüllt, und alle zusammen stehen im Stau. Zu Fuß kommt man deshalb oft besser voran, zumal Taxis nicht immer da stehen, wo man sie am meisten benötigt. Raus zu den verschiedenen "Wismas" – den gigantischen Einkaufs- und Behördenzentren – am Stadtrand kommt man leicht, wieder zurück ins Zentrum nur schwer. Meine Behördengänge waren deswegen mitunter verbunden mit kilometerlangen Märschen unter der glühenden Tropensonne über halb zerfallene Gehwege, vorbei an stinkenden Abwässerkanälen und stets begleitet von der Kakophonie der zahllosen, lautstark hupenden Autos. Müll, ungeklärte Abwässer und Luftverschmutzung gehören zu den großen Problemen Kota Kinabalus.
Dass ich im muslimischen Malaysia bei offiziellen Behörden zudem nur in langen Hosen und Bluse vorsprechen darf, macht das Marschieren umso schwerer. Als wanita orang puti (malaiisch: weiße Frau) erweckt man außerdem oft ein gewisses, wenngleich verständliches Misstrauen: Wer fliegt schon um die halbe Welt, um in einem tropischen Land im verbliebenen Regenwald nach simplen Insekten zu suchen? Dennoch helfen die Malaien gerne – was auch bitter nötig ist, wenn es um Formulare geht, die rein in der Amtssprache Bahasa Malaysia geschrieben sind. Alleine kann ich jedenfalls bislang nur einzelne Worte erraten, und manchmal frage ich mich, unter was ich meine Unterschrift denn schon gesetzt habe.
Besonders schätze ich allerdings die Taxifahrer chinesischer Herkunft, die wohl nicht nur nach der für China erfolgreichen Olympiade überaus gesprächig sind. Sie finden trotz Redefluss und nur gelegentlicher Blicke auf die Straße jeden auch noch so versteckten Ort in der wuchernden Metropole. Ohne sie wäre ich hier sowohl hilflos verloren, als auch um das eine oder andere Lachen ärmer – und nur mit einem Lachen im Gesicht kann man die Bürokratie auf Malaysisch überstehen.
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