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Durian: Götterspeise oder Stinkfrucht?

Durian
Sara Leonhardt ist Biologin aus Würzburg. Auf Borneo erforscht sie das Leben Harz sammelnder stachelloser Bienen und berichtet für spektrumdirekt aus dem Alltag einer Tropenökologin.

Wissen Sie, was ich an Borneo besonders schätze? Bei jedem neuen Aufenthalt begegne ich einer Frucht, die ich bis dahin noch nicht kannte, und selbst bekannte Früchte wie Mango oder Ananas schmecken hier ausnehmend gut: Man kann sie überall preiswert erwerben – und sie müssen nicht extra eingeflogen werden. Das ganze schlechte Gewissen in Anbetracht der miserablen Klimabilanz fällt weg. Sehr viel spannender als diese uns bekannten Früchte ist jedoch das Obst, das man bei uns nur sehr selten, wenn überhaupt zu Gesicht bekommt: etwa Rambutan, Langsat, Mangustine, Jackfruit oder die Schlangenfrucht Salak.

Tropische Früchte | An Borneos Obstständen gibt es viele Früchte, die hierzulande fast unbekannt sind. Während die Schlangenfrucht (oben) den Weg in die Supermärkte allerdings schon gefunden hat, haben Mangustinen (unten) noch Seltenheitswert – beide schmecken jedenfalls sehr lecker.
Die in meinen Augen beeindruckendste Frucht, der jeder Borneo-Reisende früher oder später begegnen muss, ist jedoch die Durian. Der Durianbaum (Durio zibethinus) wächst noch immer wild in den Wäldern, aber auch in dem einen oder anderen Garten. Seine Frucht mit ihren spitzen Dornen wirkt schon wenig ansehlich, noch schlimmer ist aber ihr Geruch. Die Durian riecht nicht, sie stinkt – und zwar so schlimm, dass viele Bus- und Taxigesellschaften oder öffentlichen Einrichtungen das Mitbringen von Durian sehr eindrücklich mit extra dafür erstellten Schildern verbieten: Dilarang Durian (keine Durian)!

Das gilt auch für den Bus zur Feldstation von Danum-Valley. Als wir es dennoch einmal wagten, eine Durian mit dort hin zu nehmen, packten wir diese vorsorglich in mindestens 20 Plastiktüten und ganz unten in den Reiserucksack. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt schnüffelte unser Fahrer etwas irritiert und fragte böse, wer von den Mitfahrenden es gewagt habe, eine Durian mitzuschmuggeln.

Dennoch lieben – fast – alle Malaien die Frucht trotz ihres penetranten Geruchs, bei Touristen gehen die Meinungen dagegen stark auseinander. Japaner etwa scheinen sie allesamt zu schätzen, wir Deutschen trennen uns jedoch bei der Frage nach "Durian mögen oder verabscheuen" stark nach Geschlechtern auf: Männer verzehren sich förmlich nach der Frucht, Frauen können sie nicht ausstehen. Ich selbst stelle eine der wenigen Ausnahmen dar, denn ich esse sie mit Begeisterung.

Denn wahrscheinlich ist es der undefinierbare Geschmack, der Durian zu einem speziellen Erlebnis macht: Manche beschreiben ihn wie "gebratenen Zwiebeln", andere wie "Knoblauch mit Pudding", "süßem Käse", Lollies, Chips und vieles mehr – wirklich passt wohl keine. Wie soll man aber auch eine Frucht beschreiben, die süßer kaum sein könnte, nach deren Genuss jedoch der Eindruck bleibt, man hätte Zwiebeln gegessen? Durian ist und bleibt gewöhnungsbedürftig.

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