Ein neuer Frühling
Im Kirindy-Wald zeigen sich erste Blüten, die vereinzelt zwischen den trockenen Zweigen leuchten; die ersten großen Schlangen und Echsen sind aus ihren Löchern gekrochen: Der madagassische Winterschlaf neigt sich dem Ende zu. Passend dazu steigen die Temperaturen, mittags inzwischen bis auf 37 Grad Celsius, und manchmal ballen sich Wolken wie zum Gewittern zusammen.
Bei einigen Arten hat sich pünktlich zum Wetterumschwung auch bereits Nachwuchs eingestellt: Kleine Sifakas (Propithecus verreauxi) turnen auf den Rücken ihrer Eltern, und auch einige Rotstirnmakiweibchen (Eulemur fulvus rufus) tragen winzige Neugeborene quer über ihrem Bauch. Der Nachwuchs ist anfangs gefärbt wie die Väter: rote Stirn und klar abgesetzte schwarze Schnauze. Erst in einigen Monaten wird sich die Färbung der jungen Weibchen der ihrer Mütter angleichen. Die Gründe für diesen verspäteten Farbwechsel sind noch unklar. Vielleicht schützt die männliche Verkleidung die Weibchen im zarten Alter vor den teils rüden Umgangsformen, die die ausgewachsenen Weibchen untereinander pflegen.
Der Nachwuchs ist für alle Makis in der Gruppe ein Höhepunkt: Ständig werden die Jungtiere berührt und beleckt. Die Mütter bewahren ihre Zöglinge allerdings vor zu starker Beanspruchung, indem sie übermäßig aufdringliche Artgenossen kurzerhand vertreiben.
Kreist ein Greifvogel wie beispielsweise der Madagaskar-Bussard (Buteo madagascariensis) über den Baumwipfeln, gilt die erste Schutzmaßnahme dem Nachwuchs: Er wird energisch unter den Bauch geschoben, um aus der Vogelperspektive unsichtbar zu werden. Dann klettert die ganze Gruppe in Bodennähe und signalisiert dem Angreifer durch lautes Grunzen, dass er unter Beobachtung steht. Ein Überraschungsangriff auf die potenzielle Beute hat sich damit gegessen.
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