Ein Tag in den Ölpalmen
Sara Leonhardt ist Biologin aus Würzburg. Auf Borneo erforscht sie das Leben Harz sammelnder stachelloser Bienen und berichtet für spektrumdirekt aus dem Alltag einer Tropenökologin.
Gibt es stachellose Bienen in den Ölpalmplantagen? Um diese Frage zu beantworten, besuchte ich die mehr als 2400 Hektar große Anpflanzung meines Bekannten Bahar aus Sandakan. Auf diesen Tag freute ich mich allerdings nicht: In meinen Augen gibt es nichts Deprimierenderes als die kilometerweite Monotonie der Ölpalmen. Ich erreichte die Plantage am Vormittag eines eher grauen Novembertages und wurde von Murugan, dem Manager der Plantage empfangen – freundlicher, als ich jemals von einem Verantwortlichen der Forst- oder der Wildtierbehörde empfangen worden war.
Auf unserem Weg durch die Plantagen begegneten wir immer wieder Arbeitern, darunter vielen Frauen. Zu 90 Prozent stammten sie aus Indonesien, und angeblich kommen sie gerne, da sie in den Plantagen ein Haus, Essen, Strom und sauberes Wasser umsonst zur Verfügung gestellt bekommen und ihre Arbeit quasi nach Ertrag bezahlt wird. Die Beantragung eines Visums übernimmt jedoch die Firma, für die sie arbeiten, was sie im Zweifelsfall abhängig macht. Ich war erstaunt, als ich die Unterkünfte der Arbeiter sah, in denen sie mit ihren Familien lebten: Sie glichen den Hütten in Danum mit eigenem Wassertank, kleinem Garten und Veranda und waren somit besser als viele der Häuser, die ich in den malaysischen Städten gesehen hatte. Auf meine Frage, ob die Arbeiter in jeder Plantage so gute Unterkünfte zur Verfügung gestellt bekämen, schüttelte Bahar den Kopf: "Das ist sehr unterschiedlich und hängt davon ab, wie sehr sich die Plantagenbesitzer um ihre Arbeiter sorgen."
"Wer kauft das Öl?" fragte ich Murugan. "Vor allem Orang putih", erklärte mir der Manager, "Geschäftsmänner aus Europa, den USA und China". Sie waren es auch, die die Plantagen ursprünglich ins Leben gerufen hatten, ehe sie in den vor 20 oder 30 Jahren von den Malaien übernommen und ausgeweitet worden waren.
Ich war froh, als wir die lärmende Presse wieder verließen und zu einem kleinen Aussichtshügel fuhren. Murugan und Bahar gönnten sich eine Zigarette und wiesen mich stolz darauf hin, dass man von hier den Regenwald von Sepilok sehen konnte. In der Tat: Nicht unweit vom Aussichtshügel ging die Plantage schlagartig in Regenwald über, welcher sich dann über knapp 7000 Hektar bis Sandakan erstreckte. Ich ließ meinen Blick in die andere Richtung schweifen – und konnte bis zum Horizont nichts anderes sehen als Ölpalmen. Der Wald von Sepilok war eine kleine Insel inmitten eines gigantischen Ozeans aus Plantagen.
Gibt es stachellose Bienen in den Ölpalmplantagen? Um diese Frage zu beantworten, besuchte ich die mehr als 2400 Hektar große Anpflanzung meines Bekannten Bahar aus Sandakan. Auf diesen Tag freute ich mich allerdings nicht: In meinen Augen gibt es nichts Deprimierenderes als die kilometerweite Monotonie der Ölpalmen. Ich erreichte die Plantage am Vormittag eines eher grauen Novembertages und wurde von Murugan, dem Manager der Plantage empfangen – freundlicher, als ich jemals von einem Verantwortlichen der Forst- oder der Wildtierbehörde empfangen worden war.
Sieben Stunden begleitete er mich durch die Plantage und ertrug jede noch so kritische Frage von mir. So hatte ich mich schon des Öfteren gefragt, warum man in den Plantagen immer wieder zwei ganz bestimmte blühende Büsche sah, welche ganz offensichtlich angepflanzt wurden. Murugan erklärte mir, dass es sich bei diesen Büschen um Pflanzen der Gattungen Antigonon und Allamanda handelte, die der natürlichen Schädlingsbekämpfung innerhalb der Plantagen dienten, weil sie Fressfeinde von Ölpalmschädlingen beherbergten:Ö So konnte man auf Pestizide verzichten. Und auch Rüsselkäfer der Art Elaeidobius kamerunicus nutzen ihren Pollen der Blüten, wenn es keine Palmenblüten gab. Das in den 1970er Jahren aus Kamerun eingeführte Insekt ist der Hauptbestäuber der Ölpalmen und tritt in riesigen Schwärmen auf, wenn eine Ölpalme in Blüte steht.
Auf unserem Weg durch die Plantagen begegneten wir immer wieder Arbeitern, darunter vielen Frauen. Zu 90 Prozent stammten sie aus Indonesien, und angeblich kommen sie gerne, da sie in den Plantagen ein Haus, Essen, Strom und sauberes Wasser umsonst zur Verfügung gestellt bekommen und ihre Arbeit quasi nach Ertrag bezahlt wird. Die Beantragung eines Visums übernimmt jedoch die Firma, für die sie arbeiten, was sie im Zweifelsfall abhängig macht. Ich war erstaunt, als ich die Unterkünfte der Arbeiter sah, in denen sie mit ihren Familien lebten: Sie glichen den Hütten in Danum mit eigenem Wassertank, kleinem Garten und Veranda und waren somit besser als viele der Häuser, die ich in den malaysischen Städten gesehen hatte. Auf meine Frage, ob die Arbeiter in jeder Plantage so gute Unterkünfte zur Verfügung gestellt bekämen, schüttelte Bahar den Kopf: "Das ist sehr unterschiedlich und hängt davon ab, wie sehr sich die Plantagenbesitzer um ihre Arbeiter sorgen."
Wir fuhren weiter zu "Mühle", wie Murugan die Palmölpresse bezeichnete – eine gigantische Anlage, in der die Früchte zu Palmöl verarbeitet werden. Wegen des Lärms, den die Maschinen verbreiteten, musste ich immer wieder nachfragen, wenn Murugan mir etwas erklärte. Nebenbei versuchte ich, nicht auf dem klitschigen Boden auszurutschen. In der Luft lag ein eigentümlicher Geruch nach gekochten Früchten und heißem Palmöl, der mich mal an eine Pommes-Bude, mal an eine Kläranlage erinnerte. Pro Tag kann die Mühle 100 Tonnen Palmöl herstellen, wobei hier nur das Fruchtfleisch in der Ölproduktion landet, während die Kerne weiterverkauft und anderswo zu Öl verarbeitet wurden. Zum Heizen des Ofens verwendet man die Hülsen der Palmfrüchte, so dass kein Teil der Ölpalme verschwendet wird.
"Wer kauft das Öl?" fragte ich Murugan. "Vor allem Orang putih", erklärte mir der Manager, "Geschäftsmänner aus Europa, den USA und China". Sie waren es auch, die die Plantagen ursprünglich ins Leben gerufen hatten, ehe sie in den vor 20 oder 30 Jahren von den Malaien übernommen und ausgeweitet worden waren.
Ich war froh, als wir die lärmende Presse wieder verließen und zu einem kleinen Aussichtshügel fuhren. Murugan und Bahar gönnten sich eine Zigarette und wiesen mich stolz darauf hin, dass man von hier den Regenwald von Sepilok sehen konnte. In der Tat: Nicht unweit vom Aussichtshügel ging die Plantage schlagartig in Regenwald über, welcher sich dann über knapp 7000 Hektar bis Sandakan erstreckte. Ich ließ meinen Blick in die andere Richtung schweifen – und konnte bis zum Horizont nichts anderes sehen als Ölpalmen. Der Wald von Sepilok war eine kleine Insel inmitten eines gigantischen Ozeans aus Plantagen.
Auf dem Rückweg saß ich sehr nachdenklich auf dem Beifahrersitz: Ich war sehr netten Menschen begegnet, Menschen, die ihr eigenes Obst und Gemüse anbauten und das Grün um ihre Häuser herum liebten. Ich hatte Arbeiter kennengelernt, die mit ihrer Arbeit zufrieden waren und hier sehr viel besser behandelt wurden als in ihrer Heimat. Ich hatte eine erstaunliche Anzahl Insekten in den Plantagen gefunden und hatte erfahren, dass hier sehr viel umweltfreundlicher gewirtschaftet wurde, als in den vielen deutschen Betrieben. Ölpalmplantagen waren in meinen Augen immer noch ein trauriger Ersatz für den ursprünglichen Regenwald, doch es fiel mehr schwerer, diesen Teil der malaiischen Wirtschaft weiterhin so schwarzzumalen, wie ich es bisher immer getan hatte. Vielleicht war es unsere Aufgabe, mehr Biodiversität in diese Plantagen zu bringen? Denn eines hatte ich hier leider nirgendwo gefunden: stachellose Bienen.
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