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Ein türkisch-syrischer Roadtrip

Auf dem Weg von Istanbul nach Amman hatte ich leider nicht viel Zeit und konnte mir nicht soviel Dinge anschauen wie in den Wochen zuvor. Dennoch waren es ereignisreiche Tage, die mich um einige Erfahrungen bereicherten. Es fing schon in Istanbul an, wo ich meine erste Autopanne zu überstehen hatte. Die Lichtmaschine war kaputt, was mich einiges an Nerven und Geld kostete, am Ende aber erfolgreich behoben wurde, so dass ich wie geplant starten konnte.

Doch war dies keineswegs das letzte Problem, das ich mit meinem Fahrzeug hatte. In der Nähe von Antakya fuhr ich im Dunkeln auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht in ein Schlammloch, aus dem ich nur Dank der tatkräftigen Hilfe zweier junger Türken, nach denen ich zum Glück nicht lange suchen musste, wieder heraus kam. Als ich mich ihnen mit etwas Geld erkenntlich zeigen wollte, lehnten sie dies strikt ab. Wahrscheinlich gab ich in meiner Verzweiflung, von Kopf bis Fuß mit Schlamm beschmiert, auch ein ziemliches Bild des Mitleids ab.

Doch ist mir anhand mehrerer kleiner Begebenheiten aufgefallen, dass man die sprichwörtliche orientalische Gastfreundschaft in den weniger touristischen Gebieten der Türkei noch ausgeprägter vorfindet als etwa an der Westküste. Als mich beispielsweise in Antakya ein Ladenbesitzer, an dem ich vorbeilief, auf einen Tee einlud, nahm ich zunächst die gewohnte Abwehrhaltung ein, weil ich darin eine bekannte Strategie, mir etwas andrehen zu wollen, witterte. Ich durfte jedoch feststellen, dass es wirklich nur Freundlichkeit und das Interesse an mir als Fremden war, die dahinter standen. Der Laden war eine Agentur zur Organisation von Hochzeitsfeiern und ähnlichen Festen, und ich sah wohl kaum wie ein potentieller Kunde aus. Es blieb auch nicht bei einem Tee, sondern ich wurde ausgiebig mit Getränken und Essen bewirtet, während wir nett plauderten.

Als ich die Türkei schließlich verließ und nach Syrien kam, musste ich mich zunächst einmal an die anarchischen Verhältnisse im Straßenverkehr, vor allem aber an ziemliche Verständigungsschwierigkeiten gewöhnen. In Syrien kommt man außerhalb der touristischen Gebiete mit Englisch oft nicht weit und meine Arabischkenntnisse sind leider sehr rudimentär, was ich nach dieser Erfahrung schnellstens ändern möchte. Mal sehen, wie gut mir dies gelingen wird!

Doch war der erste Schock schnell überwunden, zumal ich sowieso zügig weiter nach Jordanien fuhr, wo man als Fremder etwas leichter zurechtkommt. Zudem wurde ich in Amman im "Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes" sehr herzlich aufgenommen und erhielt alle erdenkliche Hilfe in organisatorischen Dingen, wie ich es bereits im DAI in Istanbul erlebt hatte.

Diese Unterstützung nahm ich umso dankbarer an, weil ich dadurch auch Kontakt zu Menschen hatte, der über den sonstigen Smalltalk hinausgeht. Dies vermisste ich in den letzten Wochen des alleine unterwegs Seins manchmal schon etwas. Auch wenn mir das Alleinreisen grundsätzlich durchaus gut gefällt, bin ich daher sehr froh, mich, wenn ich nun nach Libyen fliege, dort mit meinen Mitstipendiaten Christiane und Jens zu treffen und mit ihnen gemeinsam dieses spannende Land erkunden zu können. Ich bin mir sicher, dass wir davon Interessantes zu berichten haben werden.

Nicolas Zenzen

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