Eine Fremde im Hamam
Treffen abends in Eskişehir – was für Francis ein langer Ritt im Bus ab Damaskus war, war für Philipp und mich eine ruhige Tagesfahrt mit dem VW ab Istanbul.
Die erste Station machten wir in İznik oder Nicaea, das noch heute komplett von seiner teils bis in hellenistische Zeit zurückreichenden spätantiken Stadtmauer umgeben ist. Hier wurde, vielleicht in einem Vorgängerbau der heute als Ruine zu besichtigenden Aya Sofia-Kirche, 325 n. Chr. unser Credo – das Nicaenische Glaubensbekenntnis – formuliert. Kirschen und Beeren im Überfluss entlang des Seeufers und die saftiggrünen Bäume, die wir hinter uns lassen mussten, liessen uns den Anstieg auf die anatolische Hochebene doppelt schwer werden.
Oben dann kurz vor Eskişehir ein Halt am frühbronzezeitlichen Tell Demircihüyük, den Korfmann vor Jahrzehnten gegraben hat. Nie hätte ich gedacht, dass der Hügel nur so klein war! Da ist sogar so mancher Grabhügel größer... aber gerade die handliche Größe erlaubte ihm eine fast komplette Untersuchung. Ein kurzer Höflichkeitsbesuch im Teehaus von Zemzemiye bei den Arbeitern von damals, damit sich niemand wundert, wer auf dem Tell herumsteigt, ein paar Worte über Korfmanns Tod, und weiter ging es.
Nun ist Eskişehir absolut kein touristischer Ort, verfügt aber über Thermalquellen. Ideale Voraussetzungen für einen Hamambesuch am Abend! Etwas abseits der Hauptstrasse fand ich in einem Hinterhof ein Frauenhamam, in dem ich als die einzige Fremde sofort mit mütterlichem Hallo in die dampfige Atmosphäre hineingezogen wurde. Und wie immer im Hamam stand ab dem Moment, in dem ich meine modernen Kleider abgelegt habe, die Zeit still und ich wurde zu einer Römerin in den Thermen.
Seife und Waschlappen finden Platz auf der marmornen Sitzbank neben den Wasserbecken, und der reinigende Spaß beginnt. Man mischt sich kaltes und heißes (in Eskişehir eben aus heißen Quellen kommendes) Wasser in einem der steinernen Wasserbecken auf die gewünschte Temperatur und schüttet es sich dann mit flachen Schalen mit Omphalosböden über den Körper. Schade, dass die klassischen aus Blech immer mehr von buntem Plastik verdrängt werden... Ob man dabei ein umgewickeltes Handtuch oder die Unterhose anbehält oder ganz nackt bleiben kann, richtet sich nach den lokalen und persönlichen Schicklichkeitsvorstellungen. Was in Eskişehir gilt, bleibt Frauengeheimnis...
Des Thermalwassers wegen fehlte in Eskişehir dem Badeablauf der übliche Schwitzgang. Umso mehr wurde im Bad geredet, und natürlich waren ich und meine Reise neben dem lokalen Klatsch der Mittelpunkt des Interesses: das Stichwort "20 kg schwerer Rucksack" in meiner Erzählung genügte, und schon lag ich auf der Massagebank.
Wohltuende 20 Minuten lang wurde ich unter lobenden Bemerkungen über den Trainingszustand meiner Waden- und Rückenmuskulatur von oben bis unten durchgeknetet. Völlig gelockert und entspannt verließ ich nach ein oder zwei Stunden und einem Tee das Badehaus. Allerdings um eine ganze Flasche rosafarbenen syrischen Shampoos leichter: fast alle hatten davon etwas abhaben wollen.
Eva Rosenstock
Die erste Station machten wir in İznik oder Nicaea, das noch heute komplett von seiner teils bis in hellenistische Zeit zurückreichenden spätantiken Stadtmauer umgeben ist. Hier wurde, vielleicht in einem Vorgängerbau der heute als Ruine zu besichtigenden Aya Sofia-Kirche, 325 n. Chr. unser Credo – das Nicaenische Glaubensbekenntnis – formuliert. Kirschen und Beeren im Überfluss entlang des Seeufers und die saftiggrünen Bäume, die wir hinter uns lassen mussten, liessen uns den Anstieg auf die anatolische Hochebene doppelt schwer werden.
Oben dann kurz vor Eskişehir ein Halt am frühbronzezeitlichen Tell Demircihüyük, den Korfmann vor Jahrzehnten gegraben hat. Nie hätte ich gedacht, dass der Hügel nur so klein war! Da ist sogar so mancher Grabhügel größer... aber gerade die handliche Größe erlaubte ihm eine fast komplette Untersuchung. Ein kurzer Höflichkeitsbesuch im Teehaus von Zemzemiye bei den Arbeitern von damals, damit sich niemand wundert, wer auf dem Tell herumsteigt, ein paar Worte über Korfmanns Tod, und weiter ging es.
Nun ist Eskişehir absolut kein touristischer Ort, verfügt aber über Thermalquellen. Ideale Voraussetzungen für einen Hamambesuch am Abend! Etwas abseits der Hauptstrasse fand ich in einem Hinterhof ein Frauenhamam, in dem ich als die einzige Fremde sofort mit mütterlichem Hallo in die dampfige Atmosphäre hineingezogen wurde. Und wie immer im Hamam stand ab dem Moment, in dem ich meine modernen Kleider abgelegt habe, die Zeit still und ich wurde zu einer Römerin in den Thermen.
Seife und Waschlappen finden Platz auf der marmornen Sitzbank neben den Wasserbecken, und der reinigende Spaß beginnt. Man mischt sich kaltes und heißes (in Eskişehir eben aus heißen Quellen kommendes) Wasser in einem der steinernen Wasserbecken auf die gewünschte Temperatur und schüttet es sich dann mit flachen Schalen mit Omphalosböden über den Körper. Schade, dass die klassischen aus Blech immer mehr von buntem Plastik verdrängt werden... Ob man dabei ein umgewickeltes Handtuch oder die Unterhose anbehält oder ganz nackt bleiben kann, richtet sich nach den lokalen und persönlichen Schicklichkeitsvorstellungen. Was in Eskişehir gilt, bleibt Frauengeheimnis...
Des Thermalwassers wegen fehlte in Eskişehir dem Badeablauf der übliche Schwitzgang. Umso mehr wurde im Bad geredet, und natürlich waren ich und meine Reise neben dem lokalen Klatsch der Mittelpunkt des Interesses: das Stichwort "20 kg schwerer Rucksack" in meiner Erzählung genügte, und schon lag ich auf der Massagebank.
Wohltuende 20 Minuten lang wurde ich unter lobenden Bemerkungen über den Trainingszustand meiner Waden- und Rückenmuskulatur von oben bis unten durchgeknetet. Völlig gelockert und entspannt verließ ich nach ein oder zwei Stunden und einem Tee das Badehaus. Allerdings um eine ganze Flasche rosafarbenen syrischen Shampoos leichter: fast alle hatten davon etwas abhaben wollen.
Eva Rosenstock
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