Eine Nacht am Strand
Nach einem langen Tag und der Besichtigung mehrerer Ruinenstätten an der tunesischen Küste landeten wir vorgestern am späten Nachmittag in Borj Younga, dem antiken Iunca, wo zwei frühchristliche Basiliken und eine byzantinische Festung zu besichtigen sind. Im schönen nordafrikanischen Abendlicht und durch ihre besondere Lage zwischen dem Meer und endlosen Olivenbaumplantagen gewannen diese eigentlich nicht sehr spektakulären Ruinen einen besonderen Reiz, der durch die totale Einsamkeit dieses Platzes nicht geschmälert wurde.
Nach ausführlicher Besichtigung erkundigten wir uns beim alten Wächter des nahe liegenden Marabouts (dem Grab eines islamischen «Heiligen») nach der Möglichkeit einer Übernachtung am Ort. Kein Problem, sagte der Alte, hier käme kein Mensch vorbei. Also parkten wir unseren Bus am Strand, fingen an zu kochen und bewunderten die reichhaltige Vogelwelt am Strand, als ein junger Mann auf einem Fahrrad vorbeikam und uns in Bezug auf die Einsamkeit eines besseren belehrte. Hier sei der Platz, an dem in der Regel die Flüchtlingsschiffe nach Europa aufbrächen, da es weiter im Norden zu gefährlich und zu gut bewacht sei. Überfüllte Flüchtlingsboote haben wir jedoch nicht gesehen, dafür aber zahlreiche Fischer, die in der Dämmerung in ihren kleinen Booten mit dreieckigen Segeln zum Fischen aufbrachen.
Am Lagerfeuer in den mittlerweile vorhanden phantastischen Sternenhimmel schauend, scherzten wir, zum totalen Glück müsste nun noch ein Fischer vorbeikommen uns ein paar Fische zum Grillen schenken. Leider waren die Fischer noch auf dem Meer, so dass wir auch ohne Fische glücklich in die Schlafsäcke stiegen.
Am nächsten Morgen gab’s einen wunderschöner Sonnenaufgang über dem Meer, am Strand hatten die Boote der Fischer festgemacht. Wir krochen gerade aus dem Bett, als zwei junge Fischer an unserem Auto standen, uns zwei große Fische in die Hand drückten und mit uns plaudern wollten. Da staunten wir nicht schlecht: am Abend noch gewitzelt (es ist nämlich trotz Meeresnähe ziemlich schwer, frischen Fisch zu kaufen) und nun diese Fische, die sogleich ausgenommen wurden und unter fachkundiger Leitung der beiden Jungs auf dem wieder entfachten Feuer gegrillt wurden. Ein unvergessliches Frühstück und gute Stärkung für einen langen Tag, der uns ins antike Gightis und auf die Insel Djerba mit den Ruinen von Meninx führen sollte.
Gesehen haben wir gestern auch die La Ghriba-Synagoge bei Houmt Souk, in der vor drei Jahren das schreckliche Attentat passiert ist. La Ghriba ist heute eine wahre Festung, mit dicken Betonmauern und Wachtürmen. Sollte dieser Ort einmal Charme besessen haben, ist er verschwunden und einer gewissen Skurrilität gewichen, in der Touristenmassen, eine alte Synagoge, moderne Festungsmauern, wenige einheimische Gläubige und wesentlich mehr Sicherheitskräfte eine seltsame Mischung abgeben.
Abenteuerlich war auch die heutige Tour nach Henchir el-Gousset, einer kleinen Ruinenstätte in der Region Feriana, ganz in de Nähe der algerischen Grenze. Von der tunesischen Antikenverwaltung hatten wir eine Sondererlaubnis zur Besichtigung dieses Ortes bekommen, an dem einige spätantike Bauten noch zu so großen Teilen erhalten sind, dass sie an das syrische Kalksteinmassiv erinnern.
In Henchir el Gousset steht auch eine Kirche, aus der die einzige in situ gefundene Bauinschrift stammt, die in Regierungsjahren eines vandalischen Königs datiert ist. Der Weg dorthin war jedoch schwierig: Keine Karte verzeichnet den Ort, wenige Leute kennen ihn (sicher ein Grund für seine gute Erhaltung), die Piste war schlecht und die Garde Nationale war auf der Hut: Fünf Kontrollen, unter anderem auch durch zwei plötzlich aus dem Wald auftauchenden Soldaten mit MPs in Tarnanzügen.
Schließlich erreichten wir jedoch Henchir el-Gousset, und es hat sich gelohnt! Aber auch hier skurriles: Kurz nach unserer Ankunft kamen einige Männer aus dem Wald, die von uns wissen wollten, wo sie graben müssen, um Gold zu finden. Wir sind nicht sicher, ob wir sie dauerhaft vom Raubgraben abhalten konnten. Dass christliche Kreuze jedoch keine geheimen Symbole sind, die Goldlagerstätten markieren (so ist den Herrschaften das Baptisterium zum Opfer gefallen), dürften wir ihnen zumindest klargemacht haben.
Philipp & Francis
Nach ausführlicher Besichtigung erkundigten wir uns beim alten Wächter des nahe liegenden Marabouts (dem Grab eines islamischen «Heiligen») nach der Möglichkeit einer Übernachtung am Ort. Kein Problem, sagte der Alte, hier käme kein Mensch vorbei. Also parkten wir unseren Bus am Strand, fingen an zu kochen und bewunderten die reichhaltige Vogelwelt am Strand, als ein junger Mann auf einem Fahrrad vorbeikam und uns in Bezug auf die Einsamkeit eines besseren belehrte. Hier sei der Platz, an dem in der Regel die Flüchtlingsschiffe nach Europa aufbrächen, da es weiter im Norden zu gefährlich und zu gut bewacht sei. Überfüllte Flüchtlingsboote haben wir jedoch nicht gesehen, dafür aber zahlreiche Fischer, die in der Dämmerung in ihren kleinen Booten mit dreieckigen Segeln zum Fischen aufbrachen.
Am Lagerfeuer in den mittlerweile vorhanden phantastischen Sternenhimmel schauend, scherzten wir, zum totalen Glück müsste nun noch ein Fischer vorbeikommen uns ein paar Fische zum Grillen schenken. Leider waren die Fischer noch auf dem Meer, so dass wir auch ohne Fische glücklich in die Schlafsäcke stiegen.
Am nächsten Morgen gab’s einen wunderschöner Sonnenaufgang über dem Meer, am Strand hatten die Boote der Fischer festgemacht. Wir krochen gerade aus dem Bett, als zwei junge Fischer an unserem Auto standen, uns zwei große Fische in die Hand drückten und mit uns plaudern wollten. Da staunten wir nicht schlecht: am Abend noch gewitzelt (es ist nämlich trotz Meeresnähe ziemlich schwer, frischen Fisch zu kaufen) und nun diese Fische, die sogleich ausgenommen wurden und unter fachkundiger Leitung der beiden Jungs auf dem wieder entfachten Feuer gegrillt wurden. Ein unvergessliches Frühstück und gute Stärkung für einen langen Tag, der uns ins antike Gightis und auf die Insel Djerba mit den Ruinen von Meninx führen sollte.
Gesehen haben wir gestern auch die La Ghriba-Synagoge bei Houmt Souk, in der vor drei Jahren das schreckliche Attentat passiert ist. La Ghriba ist heute eine wahre Festung, mit dicken Betonmauern und Wachtürmen. Sollte dieser Ort einmal Charme besessen haben, ist er verschwunden und einer gewissen Skurrilität gewichen, in der Touristenmassen, eine alte Synagoge, moderne Festungsmauern, wenige einheimische Gläubige und wesentlich mehr Sicherheitskräfte eine seltsame Mischung abgeben.
Abenteuerlich war auch die heutige Tour nach Henchir el-Gousset, einer kleinen Ruinenstätte in der Region Feriana, ganz in de Nähe der algerischen Grenze. Von der tunesischen Antikenverwaltung hatten wir eine Sondererlaubnis zur Besichtigung dieses Ortes bekommen, an dem einige spätantike Bauten noch zu so großen Teilen erhalten sind, dass sie an das syrische Kalksteinmassiv erinnern.
In Henchir el Gousset steht auch eine Kirche, aus der die einzige in situ gefundene Bauinschrift stammt, die in Regierungsjahren eines vandalischen Königs datiert ist. Der Weg dorthin war jedoch schwierig: Keine Karte verzeichnet den Ort, wenige Leute kennen ihn (sicher ein Grund für seine gute Erhaltung), die Piste war schlecht und die Garde Nationale war auf der Hut: Fünf Kontrollen, unter anderem auch durch zwei plötzlich aus dem Wald auftauchenden Soldaten mit MPs in Tarnanzügen.
Schließlich erreichten wir jedoch Henchir el-Gousset, und es hat sich gelohnt! Aber auch hier skurriles: Kurz nach unserer Ankunft kamen einige Männer aus dem Wald, die von uns wissen wollten, wo sie graben müssen, um Gold zu finden. Wir sind nicht sicher, ob wir sie dauerhaft vom Raubgraben abhalten konnten. Dass christliche Kreuze jedoch keine geheimen Symbole sind, die Goldlagerstätten markieren (so ist den Herrschaften das Baptisterium zum Opfer gefallen), dürften wir ihnen zumindest klargemacht haben.
Philipp & Francis
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