Emanzipation im Reich der Insekten
Die Herren (beziehungsweise Damen) des Tierreichs sind nicht die (in unseren Augen) großen Arten, sondern vielmehr die kleinen und oft verborgen in der Laubschicht und im Boden wirtschaftenden Vertreter. Fällt beim Essen ein Reiskorn auf den Boden, ist es kurz darauf von einer Division winziger Ameisen abgeräumt, stellt man im Wald seinen Rucksack für einen Moment ab, wird er nach weniger als einer Minute von etwas größeren, schwarz-glänzenden Verwandten der Reisentsorger erklommen, die auch noch den letzten Kekskrümel im Innern finden.
Warum ist der Name der Tiere eigentlich so eindeutig feminin – nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber es erscheint außergewöhnlich. Gibt es auch Gottesanbeter? Vielleicht geht die Namensgebung ja darauf zurück, dass die Weibchen ihre Partner nach vollzogener Paarung gerne mal verspeisen. Bei so einem Geschlechterverhältnis erübrigt sich wohl die Frage, wer in der Beziehung die Hosen anhat.
Fällt das Licht der Morgensonne schräg durch die Äste, erkennt man, dass es keinen Spaß machen kann, als Fliege im Wald zu leben: Fast jede Lücke im Gebüsch ist mit Spinnennetzen verhangen, und selbst in fünf Metern Höhe spannt die Nephila noch ihre riesigen Fallen zwischen meterweit entfernten Ästen. Die nervtötenden Mücken- und Schweißbienchenschwärme will ich hier nicht mit einer ausführlichen Erwähnung würdigen. Jedenfalls steht fest: Im Vergleich zu uns und anderen größeren Tieren sind die meisten Insekten unvergleichlich widerstandsfähiger, schneller, stärker – und natürlich zahlreicher.
Ein besonders schönes Insekt macht uns heute Mittag seine Aufwartung: Am Fliegengitter neben der Küche sitzt eine etwa 15 Zentimeter große Gottesanbeterin in namensgebender, andächtiger Pose. Als ich mich zum Fotografieren nähere, dreht sie den Kopf und beäugt mich aufmerksam mit ihren schillernden Komplexaugen.
Warum ist der Name der Tiere eigentlich so eindeutig feminin – nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber es erscheint außergewöhnlich. Gibt es auch Gottesanbeter? Vielleicht geht die Namensgebung ja darauf zurück, dass die Weibchen ihre Partner nach vollzogener Paarung gerne mal verspeisen. Bei so einem Geschlechterverhältnis erübrigt sich wohl die Frage, wer in der Beziehung die Hosen anhat.
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