Evet, hatırlıyorum, Jimmy Bey!
Auf den Spuren von James Mellaart, der nicht nur in Çatalhöyük den Übergang vom akeramischen zum frühen Neolithikum ca. 7500 – 6500 v. Chr., sondern auch in Hacılar gegraben hat, zog es mich in das Seengebiet oder Göller Bölgesi.
Hacılar (türkisch für "die Mekkapilger" – vgl. Hadschi Halef Omar ibn Hadschi Abul-Abbas ibn Hadschi Davud al-Gossara) war schon zur Zeit seiner Erforschung in den 1950er Jahren ein recht flacher Siedlungshügel, der neben akeramischen Schichten auch solche des anatolischen sog. späten Neolithikums und frühen Chalkolithikums (ca. 6500 – 5500 v. Chr.) barg.
Für diese Epoche, die durch das Auftreten bemalter Keramik gekennzeichnet ist, ist der Fundplatz bis heute ein chronologischer Fixpunkt. Zwar wusste ich durch die unermüdliche Arbeit der Leute vom TAY-Projekt (ein Register aller archäologischen Fundstellen in der Türkei), schon, dass der Hügel heute nicht mehr existiert, aber ich wollte doch hin. Vielleicht, so hoffte ich, kann man ja doch noch was erahnen…
Mit einer rasanten Fahrt im Minibus auf einem wegen Überfüllung in den Gang gestellten wackeligen Plastikhocker am Ufer des schönen, aber vor lauter Salz bitteren Burdur Gölü entlang näherte ich mich dem Dorf Hacılar gegen Mittag. Die Stipendiatenhinweise, in denen Erfahrungen vergangener Sipendiatengenerationen gesammelt sind, behaupteten, der Tell liege kurz vor dem Dorf, und als ich meinte, genau den Blick auf felsige Berghänge vor mir zu haben, der mir aus Mellaarts schwarzweißen Grabungsphotos wohlbekannt war, ließ ich mich am Straßenrand absetzen.
Nach über einer Stunde des ergebnislosen Herumwanderns sprach ich schließlich Gemüsehändler am Straßenrand an, die mir zwei zugegebenermaßen sehr schöne, aber sich leider als Grabhügel herausstellende Geländeerhebungen zeigten. Der Name Mellaart war allgemein unbekannt.
Leicht entnervt begab ich mich müde und durstig in das Dorf. Bei einem alten Bauern, den ich ansprach, ob er wisse, wo vor 50 Jahren ein Engländer namens James Mellaart gegraben habe, fiel dann der Groschen: "Evet, hatırlıyorum, Jimmy Bey!" Darauf muss man erstmal kommen…
Bei einem Tee im Teehaus fanden sich dann allerhand Männer ein, die als Kind noch mit den Kindern der Grabungsmannschaft gespielt haben, und fuhren mich an die Stelle, wo der Tell einst gelegen hat: keine Spur mehr von den eindrucksvollen Lehmmauern, die Mellaart als frühe Festungsbauten interpretiert hat, sondern nur ein wogendes Getreidefeld. An dessen Rand erinnern nur noch einige Betontrümmer daran, dass hier sogar einmal ein Wächterhäuschen gestanden haben muss. Allein hätte ich das nie gefunden. Hacılar gibt es tatsächlich nicht mehr, und ab jetzt gehe ich immer gleich ins Teehaus, wenn ich irgendwo einen Fundplatz suche.
Eva
Hacılar (türkisch für "die Mekkapilger" – vgl. Hadschi Halef Omar ibn Hadschi Abul-Abbas ibn Hadschi Davud al-Gossara) war schon zur Zeit seiner Erforschung in den 1950er Jahren ein recht flacher Siedlungshügel, der neben akeramischen Schichten auch solche des anatolischen sog. späten Neolithikums und frühen Chalkolithikums (ca. 6500 – 5500 v. Chr.) barg.
Für diese Epoche, die durch das Auftreten bemalter Keramik gekennzeichnet ist, ist der Fundplatz bis heute ein chronologischer Fixpunkt. Zwar wusste ich durch die unermüdliche Arbeit der Leute vom TAY-Projekt (ein Register aller archäologischen Fundstellen in der Türkei), schon, dass der Hügel heute nicht mehr existiert, aber ich wollte doch hin. Vielleicht, so hoffte ich, kann man ja doch noch was erahnen…
Mit einer rasanten Fahrt im Minibus auf einem wegen Überfüllung in den Gang gestellten wackeligen Plastikhocker am Ufer des schönen, aber vor lauter Salz bitteren Burdur Gölü entlang näherte ich mich dem Dorf Hacılar gegen Mittag. Die Stipendiatenhinweise, in denen Erfahrungen vergangener Sipendiatengenerationen gesammelt sind, behaupteten, der Tell liege kurz vor dem Dorf, und als ich meinte, genau den Blick auf felsige Berghänge vor mir zu haben, der mir aus Mellaarts schwarzweißen Grabungsphotos wohlbekannt war, ließ ich mich am Straßenrand absetzen.
Nach über einer Stunde des ergebnislosen Herumwanderns sprach ich schließlich Gemüsehändler am Straßenrand an, die mir zwei zugegebenermaßen sehr schöne, aber sich leider als Grabhügel herausstellende Geländeerhebungen zeigten. Der Name Mellaart war allgemein unbekannt.
Leicht entnervt begab ich mich müde und durstig in das Dorf. Bei einem alten Bauern, den ich ansprach, ob er wisse, wo vor 50 Jahren ein Engländer namens James Mellaart gegraben habe, fiel dann der Groschen: "Evet, hatırlıyorum, Jimmy Bey!" Darauf muss man erstmal kommen…
Bei einem Tee im Teehaus fanden sich dann allerhand Männer ein, die als Kind noch mit den Kindern der Grabungsmannschaft gespielt haben, und fuhren mich an die Stelle, wo der Tell einst gelegen hat: keine Spur mehr von den eindrucksvollen Lehmmauern, die Mellaart als frühe Festungsbauten interpretiert hat, sondern nur ein wogendes Getreidefeld. An dessen Rand erinnern nur noch einige Betontrümmer daran, dass hier sogar einmal ein Wächterhäuschen gestanden haben muss. Allein hätte ich das nie gefunden. Hacılar gibt es tatsächlich nicht mehr, und ab jetzt gehe ich immer gleich ins Teehaus, wenn ich irgendwo einen Fundplatz suche.
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