Geschenktipp aus der Redaktion: Dichtungen und Briefe
»Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei.« Die Zeile aus Jakob van Hoddis’ Gedicht Weltende von 1911 übte sofort eine außerordentliche Faszination auf mich aus, und ich kann mich nicht entsinnen, je eine Hausaufgabe für das Fach Deutsch begeisterter hinter mich gebracht zu haben. Meine Interpretation des gern als »epochal« gefeierten Achtzeilers des 1887 geborenen Hans Davidsohn, der sich als Schriftsteller Jakob van Hoddis nannte, kam auch bei der Lehrerin gut an. Wahrscheinlich rührt sogar meine Idee, Literaturwissenschaft zu studieren, aus jener Sternstunde in der 12. Klasse.
Nun ist das lyrische Werk des 1942 im NS-Vernichtungslager Sobibór ermordeten Davidsohn neu editiert worden. Das sorgfältig zusammengestellte Buch der Literaturwissenschaftlerin Regina Nörtemann enthält neben den Gedichten und Briefen des Dichters auch einen hilfreichen Kommentar. Er bringt uns das Schicksal des 1914 als schizophren diagnostizierten Arztsohns nahe und verknüpft die Originaltexte mit der tragischen Biografie. Der große Expressionist verbrachte mehr als 20 Jahre seines Lebens in Pflegeheimen und Anstalten. Vor diesem Hintergrund lese ich manche Zeile heute noch einmal mit anderen Augen. Etwa diese: »Belausch den Tod, der schon im Hirn dir dröhnt!«
Carsten Könneker
Nun ist das lyrische Werk des 1942 im NS-Vernichtungslager Sobibór ermordeten Davidsohn neu editiert worden. Das sorgfältig zusammengestellte Buch der Literaturwissenschaftlerin Regina Nörtemann enthält neben den Gedichten und Briefen des Dichters auch einen hilfreichen Kommentar. Er bringt uns das Schicksal des 1914 als schizophren diagnostizierten Arztsohns nahe und verknüpft die Originaltexte mit der tragischen Biografie. Der große Expressionist verbrachte mehr als 20 Jahre seines Lebens in Pflegeheimen und Anstalten. Vor diesem Hintergrund lese ich manche Zeile heute noch einmal mit anderen Augen. Etwa diese: »Belausch den Tod, der schon im Hirn dir dröhnt!«
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