Gliese 581 c - Zweitwohnsitz für die Menschheit?
Nach dem historischen Fund und der Meldung der Europäischen Südsternwarte Eso von letzter Woche überschlugen sich die Medienberichte. Der Exoplanet Gliese 581 c mit einer Oberflächentemperatur zwischen null und vierzig Grad Celsius und der Möglichkeit von flüssigem Wasser wurde schon als Ferienort, potenzieller zweiter Wohnsitz oder Heimat von Außerirdischen gehandelt. Die Forscher äußern mittlerweile aber schwerwiegende Vorbehalte.
So zum Beispiel Helmut Lammer und Maxim Khodachenko vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. „Höheres Leben hätte sich auf einem solchen Planeten nicht entwickeln können“, so Lammer gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“.
Das International Space Science Institute (ISSI) in Bern hatte 2004 Studiengelder an 18 Wissenschaftler aus sieben Ländern vergeben, um bisher noch nicht erforschte Aspekte der Evolution von Exoplaneten zu untersuchen. Ein Jahr später wurden die ersten Ergebnisse auf dem Workshop „Habitability of Planets Orbiting M Stars“ präsentiert. Unter den Wissenschaftlern waren neben Lammer und Khodachenko bekannte Namen wie Jill Tarter (Seti Institute), Gibor Basri (Berkeley) oder Heike Rauer (DLR).
Die Fachzeitschrift „Astrobiology“ widmete ihre neueste Ausgabe komplett diesem Thema. Lammer führt besonders zwei Punkte an. Dabei geht es um die Nähe des Planeten zu seinem Stern. Er dürfte deshalb vermutlich eine gebundene Rotation aufweisen – wie der Erdmond –, das heißt: Immer dieselbe Hemisphäre zeigt in Richtung Sonne. Dadurch kann sich auch kein starkes Magnetfeld ausbilden und der Planet ist dem Bombardement geladener Teilchen und energiereicher Strahlung, das von dem nahen Stern auf ihn einprasselt, schutzlos ausgeliefert. Und wenn er eine Atmosphäre besitzt, dürften durch den großen Temperaturunterschied zwischen Tag- und Nachtseite extreme Windverhältnisse herrschen.
Dies ist ein generelles Problem von Exoplaneten bei M-Sternen: durch die geringe Leuchtkraft dieser roten Sonnen muss der Exoplanet in einer recht geringen Entfernung stehen, damit seine Temperaturen das Vorhandensein von flüssigem Wasser auf der Oberfläche ermöglichen.
So es bei Gliese 581 c überhaupt eine gibt, merkt David Charbonneau, seines Zeichens Exoplanetenjäger in Harvard, gegenüber der Zeitschrift Nature an. Denn noch sei nicht gewiss, ob es sich bei dem Planeten um eine Super-Erde oder einen Sub-Neptun handelt. Neptun ist ein Gasplanet mit der 17-fachen Masse der Erde auf dem 58-fachen des Volumens. Ein solcher Himmelskörper hat jedoch keine feste Oberfläche, auf der sich Leben ansiedeln könnte.
Klarheit kann hier nur eine explizite Bestimmung des Durchmessers bringen. Und genau dies versucht Dimitar Sasselov, ein Kollege von Charbonneau, seit letzter Woche. Mit dem kanadischen Weltraumteleskop Most – dem kleinsten der Welt, denn der 60-Kilogramm-Satellit hat nur die Größe eines Reisekoffers – will er einen Transit beobachten, die Passage des Planeten vor dem Stern. Dazu müssen allerdings Erde, Exoplanet und Gliese 581 c etwa auf einer Geraden liegen. Dieses Ereignis könnte schon am 7. Mai stattfinden und Klarheit über den Durchmesser und damit den Planetentyp bringen. Fest steht jedenfalls, dass diesem Exo-Sonnensystem über längere Zeit hinweg die Aufmerksamkeit vieler Astronomen und Journalisten sicher ist.
Oliver Dreissigacker, Redaktion Astronomie Heute
So zum Beispiel Helmut Lammer und Maxim Khodachenko vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. „Höheres Leben hätte sich auf einem solchen Planeten nicht entwickeln können“, so Lammer gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“.
Das International Space Science Institute (ISSI) in Bern hatte 2004 Studiengelder an 18 Wissenschaftler aus sieben Ländern vergeben, um bisher noch nicht erforschte Aspekte der Evolution von Exoplaneten zu untersuchen. Ein Jahr später wurden die ersten Ergebnisse auf dem Workshop „Habitability of Planets Orbiting M Stars“ präsentiert. Unter den Wissenschaftlern waren neben Lammer und Khodachenko bekannte Namen wie Jill Tarter (Seti Institute), Gibor Basri (Berkeley) oder Heike Rauer (DLR).
Die Fachzeitschrift „Astrobiology“ widmete ihre neueste Ausgabe komplett diesem Thema. Lammer führt besonders zwei Punkte an. Dabei geht es um die Nähe des Planeten zu seinem Stern. Er dürfte deshalb vermutlich eine gebundene Rotation aufweisen – wie der Erdmond –, das heißt: Immer dieselbe Hemisphäre zeigt in Richtung Sonne. Dadurch kann sich auch kein starkes Magnetfeld ausbilden und der Planet ist dem Bombardement geladener Teilchen und energiereicher Strahlung, das von dem nahen Stern auf ihn einprasselt, schutzlos ausgeliefert. Und wenn er eine Atmosphäre besitzt, dürften durch den großen Temperaturunterschied zwischen Tag- und Nachtseite extreme Windverhältnisse herrschen.
Dies ist ein generelles Problem von Exoplaneten bei M-Sternen: durch die geringe Leuchtkraft dieser roten Sonnen muss der Exoplanet in einer recht geringen Entfernung stehen, damit seine Temperaturen das Vorhandensein von flüssigem Wasser auf der Oberfläche ermöglichen.
So es bei Gliese 581 c überhaupt eine gibt, merkt David Charbonneau, seines Zeichens Exoplanetenjäger in Harvard, gegenüber der Zeitschrift Nature an. Denn noch sei nicht gewiss, ob es sich bei dem Planeten um eine Super-Erde oder einen Sub-Neptun handelt. Neptun ist ein Gasplanet mit der 17-fachen Masse der Erde auf dem 58-fachen des Volumens. Ein solcher Himmelskörper hat jedoch keine feste Oberfläche, auf der sich Leben ansiedeln könnte.
Klarheit kann hier nur eine explizite Bestimmung des Durchmessers bringen. Und genau dies versucht Dimitar Sasselov, ein Kollege von Charbonneau, seit letzter Woche. Mit dem kanadischen Weltraumteleskop Most – dem kleinsten der Welt, denn der 60-Kilogramm-Satellit hat nur die Größe eines Reisekoffers – will er einen Transit beobachten, die Passage des Planeten vor dem Stern. Dazu müssen allerdings Erde, Exoplanet und Gliese 581 c etwa auf einer Geraden liegen. Dieses Ereignis könnte schon am 7. Mai stattfinden und Klarheit über den Durchmesser und damit den Planetentyp bringen. Fest steht jedenfalls, dass diesem Exo-Sonnensystem über längere Zeit hinweg die Aufmerksamkeit vieler Astronomen und Journalisten sicher ist.
Oliver Dreissigacker, Redaktion Astronomie Heute
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