Grausiges Zappeln
Reisegruppe abmarschbereit! Sie bestand aus dem photographierwütigen Dieter aus Norddeutschland, der außer dem Sudan und Kamerun praktisch jeden Flecken der Erde bereits gesehen hatte (inklusive Antarktis und demnächst auch Nordkorea!), zwei beinahe ebenso weit gereisten Thüringern (Hannelore und Uwe), sowie einer vierköpfigen britisch-schweizerischen Familie (Silvia (Schottin), Samuel (Berner) und die beiden Jugendlichen Rosa und Claude). Für babylonisches Sprachgewirr war also gesorgt: Pidgin-Arabisch, (Pidgin)-Englisch, Schwäbisch, Thüringisch und Berndytsch, sowie fast alle Facetten dazwischen.
Betreut wurden wir von den drei ausgesprochen guten Fahrern Emad el-Haj, Sayf Nasr und Ahmad, sowie dem fortwährend grinsenden Koch Khaled. Die wichtigste Person der Gruppe war allerdings Mortada, der Direktor des Museum von Gebel Barkal, der uns manche Tür öffnete und bei dessen weit verzweigtem Bekanntenkreis wir in den ungewöhnlich kalten Nächten wir manches Mal unterkamen.
Erstes Ziel war Meroe. Wir sahen den Amuntempel, das sog. "Royal Bath" und das westliche Pyramidenfeld im Abendlicht. Wie im Bilderbuch. Auf meinen Vorschlag hin begaben wir uns am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang zum südlichen Pyramidenfeld, um von dort einen guten Blick auf die in Morgensonnenlicht getauchten Pyramiden der Nordgruppe zu haben. Dieter konnte seinen Photoapparat kaum zügeln! (Ich übrigens auch nicht).
Mitten in unsere Reise fiel der Beginn des mehrtägigen Opferfestes. Komplikationen waren also vorprogrammiert. Abfahrt war erwünscht und sinnvoll ca. 7.30 Uhr, schließlich angedacht gegen 8.00 ("mumkin for shure 8.30 inscha'allah") Erst um 9 kamen unsere Fahrer aus der Moschee und brachten ein Schaf mit. Uns wurde klar: jetzt würde Blut fließen, denn wie der Name sagt, wird zu diesem Fest ein Lamm geschächtet. Das arme Viech wurde also an eine Grube im Hof geführt, Mortada schnitt ihm die Kehle durch und dann zappelte es noch eine grausige Weile lang. Aufhängen, häuten, ausnehmen etc. war dann nur noch eine Sache von einer halben Stunde und wir konnten unseren Teil mitnehmen.
Ziemlich verrücktes Gefühl, wenn man sein Abendessen noch persönlich kennengelernt hat. Zubereitet wird das Opferlamm direkt in der Kohle, was dazu führt, dass es selbst ziemlich verkohlt und im Grunde ziemlich ungenießbar ist.
Auch am nächsten Tag besuchten wir neben einigen Tempeln Bekannte von Mortada und wurden zu Essen eingeladen. was gab es dort wohl? Richtig, Lamm! Bei einem Tässchen jabana (Kaffee mit Pfeffer, Kardamom und Ingwer) kamen wir irgendwie auf englische Privatschulen und ich erzählte, dass meine Schwester auf eine solche gegangen sei. Daraufhin fragte mich Silvia, wo denn und ich antwortete "Sherborne" Wie sich herausstellte, war sie auf derselben Schule in Südengland gewesen und nun saßen wir mitten im Sudan und schwärmten von einem herzallerliebsten kleinen mittelalterlichen Städtchen in Dorset mit seiner wunderschönen Abtei im "perpendicular style".
Am nächsten Morgen wurde es sogar noch britischer: aufs Brot gab es nämlich "Lyles Golden Syrup". Streng genommen nichts besonderes (eine Art Melasse), jedoch ausgesprochen englisch und v.a. etwas, was einen als Kind faszinierte, weil das Etikett auf den grünen Blechdosen so schön ist, mit dem Honig schleckenden Löwen, der von einem Schwarm wütender Bienen umgeben ist. Das Label ist wahrscheinlich seit 150 Jahren unverändert. (needless to say by appointment to H.M. Elizabeth II.)
A propos Löwen. Die Tempel für den Löwengott Apedemak in Naqa' und Musawwarat es-Sufra waren ein unglaubliches Erlebnis. Wie lange hatte ich davon geträumt, sie im Original sehen zu können! Dass hier mitten in der Steppe Löwentempel stehen kommt natürlich nicht von ungefähr. Einer der großen Forschungsreisenden des 19. Jhd. berichtet, wie sein Begleitschutz ihn aus Angst vor den Löwen nicht dorthin begleiten wollte. Er konnte sie jedoch überreden, erst einmal nach Spuren zu suchen und gerade als man gemeinsam zum Schluss kam, es seien glücklicherweise in der Umgebung keine vorhanden, da er neben seinem Schuh einen frischen Prankenabdruck, den er als besonders unerschrockenem Antikenbegeisterter natürlich sogleich wegwischte. Nachts schlichen die Löwen um die Zelte!!! Uns blieben solche Besuche zum Glück erspart.
Betreut wurden wir von den drei ausgesprochen guten Fahrern Emad el-Haj, Sayf Nasr und Ahmad, sowie dem fortwährend grinsenden Koch Khaled. Die wichtigste Person der Gruppe war allerdings Mortada, der Direktor des Museum von Gebel Barkal, der uns manche Tür öffnete und bei dessen weit verzweigtem Bekanntenkreis wir in den ungewöhnlich kalten Nächten wir manches Mal unterkamen.
Erstes Ziel war Meroe. Wir sahen den Amuntempel, das sog. "Royal Bath" und das westliche Pyramidenfeld im Abendlicht. Wie im Bilderbuch. Auf meinen Vorschlag hin begaben wir uns am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang zum südlichen Pyramidenfeld, um von dort einen guten Blick auf die in Morgensonnenlicht getauchten Pyramiden der Nordgruppe zu haben. Dieter konnte seinen Photoapparat kaum zügeln! (Ich übrigens auch nicht).
Mitten in unsere Reise fiel der Beginn des mehrtägigen Opferfestes. Komplikationen waren also vorprogrammiert. Abfahrt war erwünscht und sinnvoll ca. 7.30 Uhr, schließlich angedacht gegen 8.00 ("mumkin for shure 8.30 inscha'allah") Erst um 9 kamen unsere Fahrer aus der Moschee und brachten ein Schaf mit. Uns wurde klar: jetzt würde Blut fließen, denn wie der Name sagt, wird zu diesem Fest ein Lamm geschächtet. Das arme Viech wurde also an eine Grube im Hof geführt, Mortada schnitt ihm die Kehle durch und dann zappelte es noch eine grausige Weile lang. Aufhängen, häuten, ausnehmen etc. war dann nur noch eine Sache von einer halben Stunde und wir konnten unseren Teil mitnehmen.
Ziemlich verrücktes Gefühl, wenn man sein Abendessen noch persönlich kennengelernt hat. Zubereitet wird das Opferlamm direkt in der Kohle, was dazu führt, dass es selbst ziemlich verkohlt und im Grunde ziemlich ungenießbar ist.
Auch am nächsten Tag besuchten wir neben einigen Tempeln Bekannte von Mortada und wurden zu Essen eingeladen. was gab es dort wohl? Richtig, Lamm! Bei einem Tässchen jabana (Kaffee mit Pfeffer, Kardamom und Ingwer) kamen wir irgendwie auf englische Privatschulen und ich erzählte, dass meine Schwester auf eine solche gegangen sei. Daraufhin fragte mich Silvia, wo denn und ich antwortete "Sherborne" Wie sich herausstellte, war sie auf derselben Schule in Südengland gewesen und nun saßen wir mitten im Sudan und schwärmten von einem herzallerliebsten kleinen mittelalterlichen Städtchen in Dorset mit seiner wunderschönen Abtei im "perpendicular style".
Am nächsten Morgen wurde es sogar noch britischer: aufs Brot gab es nämlich "Lyles Golden Syrup". Streng genommen nichts besonderes (eine Art Melasse), jedoch ausgesprochen englisch und v.a. etwas, was einen als Kind faszinierte, weil das Etikett auf den grünen Blechdosen so schön ist, mit dem Honig schleckenden Löwen, der von einem Schwarm wütender Bienen umgeben ist. Das Label ist wahrscheinlich seit 150 Jahren unverändert. (needless to say by appointment to H.M. Elizabeth II.)
A propos Löwen. Die Tempel für den Löwengott Apedemak in Naqa' und Musawwarat es-Sufra waren ein unglaubliches Erlebnis. Wie lange hatte ich davon geträumt, sie im Original sehen zu können! Dass hier mitten in der Steppe Löwentempel stehen kommt natürlich nicht von ungefähr. Einer der großen Forschungsreisenden des 19. Jhd. berichtet, wie sein Begleitschutz ihn aus Angst vor den Löwen nicht dorthin begleiten wollte. Er konnte sie jedoch überreden, erst einmal nach Spuren zu suchen und gerade als man gemeinsam zum Schluss kam, es seien glücklicherweise in der Umgebung keine vorhanden, da er neben seinem Schuh einen frischen Prankenabdruck, den er als besonders unerschrockenem Antikenbegeisterter natürlich sogleich wegwischte. Nachts schlichen die Löwen um die Zelte!!! Uns blieben solche Besuche zum Glück erspart.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben