Kein Wasser im Regenwald
Sara Leonhardt ist Biologin aus Würzburg. Auf Borneo erforscht sie das Leben Harz sammelnder stachelloser Bienen und berichtet für spektrumdirekt aus dem Alltag einer Tropenökologin.
Es passierte an einem der heißeren Tage hier in Danum: Der altersschwache Dieselgenerator der Station gab den Geist auf, die zahlreichen Ventilatoren und Computer fielen aus, und die Stereoanlagen der Angestellten verstummten – eine angenehme Stille senkte sicher über das Segama-Tal.
Dem Gemüse in unserem eigenen Kühlschrank erging es auch nicht besser, und die Kakerlakenpopulation der Hütte nahm signifikant zu. Wir lernten schnell, welches Grünzeug wie lange haltbar war, was man besser rasch verzehren sollte und was frisch im Wald geerntet werden konnte. Gekocht haben wir dann abends bei Kerzenschein oder im Licht der Stirnlampe – ein Stück unfreiwillige Dschungelromantik.
In der Zwischenzeit versuchten die Techniker, den Generator wieder zum Laufen zu bringen, doch sie scheiterten allesamt. Schließlich musste das fehlende Ersatzteil aus Singapur eingeflogen werden, was natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch nahm. Immer mehr der Angestellten verließen die Station und flüchteten sich nach Lahad Datu, während diejenigen unter den Wissenschaftlern, die – wie ich – einen funktionierenden Kühlschrank für ihre Arbeit benötigten zum Nichtstun verdammt waren.
Ich nutzte die Zeit für lange Waldspaziergänge – zumindest solange wir noch Wasser hatten. Denn nach über eine Woche ohne Strom und ein paar Tagen ohne Regen blieb das Wasser eines Morgens ebenfalls aus: Mangels Elektrizität konnte kein Nass in die Tanks gepumpt werden; eine Aufgabe, die bei viel Regen die Schwerkraft übernimmt. Wir waren ohne Wasser – und das mitten im Regenwald! Dieser Vorfall lehrte uns vor allem eines: Ohne Strom kann man leben – sogar recht gut –, aber so etwas wie eine funktionstüchtige Toilettenspülung oder Dusche ist in einem tropischen Land ein Stück Luxus, den man nur ungern aufgibt.
Als nach fast zwei Wochen endlich das ersehnte Ersatzteil für den Generator eintraf und Strom und Wasser in die Station zurückkehrten, waren wir zum ersten Mal regelrecht froh über das monotone Dröhnen des Generators direkt neben unserer Unterkunft. Es war wie Musik in unseren Ohren.
Es passierte an einem der heißeren Tage hier in Danum: Der altersschwache Dieselgenerator der Station gab den Geist auf, die zahlreichen Ventilatoren und Computer fielen aus, und die Stereoanlagen der Angestellten verstummten – eine angenehme Stille senkte sicher über das Segama-Tal.
Ein Stromausfall ist hier in der Wildnis an sich nichts Ungewöhnliches. Und da Kühlschränke und Gefriertruhen durchaus ihren Inhalt weitere 24 Stunden auch ohne Strom kühl zu halten, machten wir uns zunächst keine Gedanken. Doch der Blackout dauerte länger, so dass wir uns schließlich fragten, wann wir denn wieder mit dem wichtigen Saft rechnen könnten. Die Antwort war typisch malaiisch: vielleicht morgen, vielleicht übermorgen, vielleicht in einer Woche. Zu diesem Zeitpunkt begannen die Gefriertruhen und Kühlschränke im Labor allerdings schon, einen strengen Geruch abzusondern. Die Sammelleidenschaft zahlreicher Wissenschaftler hatte zu einer Akkumulation unzähliger toter Tiere, Fäkal- und anderer unangenehmer Proben aus dem Regenwald geführt. Gemeinschaftlich aufgetaut, machten sie jeden Besuch des Labors zu einer Tortur für die Nase: Luft anhalten war angesagt.
Dem Gemüse in unserem eigenen Kühlschrank erging es auch nicht besser, und die Kakerlakenpopulation der Hütte nahm signifikant zu. Wir lernten schnell, welches Grünzeug wie lange haltbar war, was man besser rasch verzehren sollte und was frisch im Wald geerntet werden konnte. Gekocht haben wir dann abends bei Kerzenschein oder im Licht der Stirnlampe – ein Stück unfreiwillige Dschungelromantik.
In der Zwischenzeit versuchten die Techniker, den Generator wieder zum Laufen zu bringen, doch sie scheiterten allesamt. Schließlich musste das fehlende Ersatzteil aus Singapur eingeflogen werden, was natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch nahm. Immer mehr der Angestellten verließen die Station und flüchteten sich nach Lahad Datu, während diejenigen unter den Wissenschaftlern, die – wie ich – einen funktionierenden Kühlschrank für ihre Arbeit benötigten zum Nichtstun verdammt waren.
Ich nutzte die Zeit für lange Waldspaziergänge – zumindest solange wir noch Wasser hatten. Denn nach über eine Woche ohne Strom und ein paar Tagen ohne Regen blieb das Wasser eines Morgens ebenfalls aus: Mangels Elektrizität konnte kein Nass in die Tanks gepumpt werden; eine Aufgabe, die bei viel Regen die Schwerkraft übernimmt. Wir waren ohne Wasser – und das mitten im Regenwald! Dieser Vorfall lehrte uns vor allem eines: Ohne Strom kann man leben – sogar recht gut –, aber so etwas wie eine funktionstüchtige Toilettenspülung oder Dusche ist in einem tropischen Land ein Stück Luxus, den man nur ungern aufgibt.
Als nach fast zwei Wochen endlich das ersehnte Ersatzteil für den Generator eintraf und Strom und Wasser in die Station zurückkehrten, waren wir zum ersten Mal regelrecht froh über das monotone Dröhnen des Generators direkt neben unserer Unterkunft. Es war wie Musik in unseren Ohren.
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