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Mit Karl May durchs wilde Kurdistan

"Durchs wilde Kurdistan". Wer hat das Buch nicht gelesen?! Jetzt war es soweit. In Diyarbakır hatten wir Eva schweren Herzens ziehen lassen müssen, da ihre Grabung in Çatal Hüyük rief. Zwei Wochen waren wir zu dritt in Phillips VW-Bus über 3000 km unterwegs gewesen und hatten sogar zu dritt in dem Wagen gecampt.

Der Grabungswächter von Aslantepe hatte verwundert gemeint, wir schliefen da ja "wie die Bücher", weil Eva und Phillip auf zwei übereinander angebrachten "Regalen" schliefen und ich daneben auf einem ausklappbaren Wandbett nächtigte.

Zurück zu Karl May. Der mit einer Pistole im Gürtel herumlaufende Museumsmensch in Diyarbakır hatte uns gewarnt, wir dürften die Strasse nach Tatvan nur bei Tag befahren und nannte uns auch einige Orte, die wir besser nicht besuchen sollten. Und gefährlich schien es in der Tat zu sein, warum sonst fuhren wir an einem halben Dutzend Panzer vorbei. Und wild war es – keine Frage!

Zerklüftete Schluchten, rauchende Bergbäche, fast keine Siedlungen und eine denkbar schlechte Strasse, die uns über Bergpässe hinunter auf die Ebene des Vansees führten, der immerhin auf über 1700 m liegt.

Übrigens war das hier mal wieder ein Paradebeispiel nicht nur für die Nützlichkeit des Reisestipendiums, sondern auch dafür, wie man oft unterschiedlich "abgespeichertes" Wissen nicht richtig vernetzt. Mir war erst auf dieser Fahrt an den Vansee klar geworden, dass es sich bei dieser Landschaft, in der sich die Urartaeer vor 3000 Jahren vor jedem heranrückenden Assyrerheer einfach feige in ihre Bergnester verkrochen haben (um den Stil der assyrischen Königsinschriften beizubehalten), um dieselbe handelt, wie die von Kara Ben Nemsi und Hadji Halef Omar durchstreifte. Nun waren wir hier. Phillip und ich. Philippus Arabs und Abu Sayf.

Francis Breyer

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