Oralsex, Rachenkrebs und die liebe Statistik
Es ist so eine Sache mit medizinischen Statistiken, ihrem Nutzen und ihrer Interpretation. Gerade wenn es um die Erkrankungswahrscheinlichkeit für verschiedene Krebsarten geht, werden oft Unmengen an Zahlen ins Feld geführt, Fakten aufgetürmt und am Ende hisst der Leser die weiße Flagge und fügt sich in sein Schicksal des (verfrühten) Ablebens. Wer erinnert sich nicht noch an die Sau namens »Acrylamid«, die vor einigen Jahren durch’s Dorf getrieben wurde. Panik brach aus, von »Killer-Pommes« war die Rede. Am Ende stellte sich heraus, dass es sehr unwahrscheinlich ist, eine solch hohe Menge dieser Substanz mit herkömmlichen Lebensmitteln zu sich zu nehmen, um an Krebs zu erkranken.
In den letzten Tagen flog wieder eine solche Meldung um die Welt: Oralsex verursacht Krebs. Eine Studie, veröffentlicht im »New England Journal of Medicine«, stellte ein erhöhtes Rachenkrebsrisiko durch Oralverkehr fest. Grund dafür sind Humane Papillomaviren (HPV), die vor allem in Penis- und Scheidengewebe zu finden sind. Für die Studie verglichen amerikanische Wissenschaftler des John Hopkins Kimmel Cancer Center in Baltimore Speichelproben von 200 gesunden und 100 an Mund- und Rachenkrebs erkrankten Menschen. Dabei wurden auch die sexuellen Vorlieben der Probanten berücksichtigt. Die Forscher ermittelten, dass Patienten, die mehr als sechs Oralsexpartner angaben, eine 8,6-mal höhere Krebswahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit einer HPV-Infektion hatten, denn 72 der 100 Versuchspersonen gehörten zu dieser Risikogruppe.
Aus den Ergebnissen schloss das britische Wissenschaftsmagazin »New Scientist«, dass Oralverkehr das Mund- und Rachenkrebsrisiko um 250 Prozent erhöht. Eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, bei wie vielen Menschen diese Krankheit überhaupt ausbricht: In Deutschland gibt es laut Robert-Koch-Institut jährlich 13 Neuerkrankungen auf 100.00 Einwohner – die Wahrscheinlichkeit liegt also bei 0,013 Prozent. Mit einem erhöhten Faktor von 8,6, der in der amerikanischen Studie festgestellt wurde, steigt das Risiko auf 0,11 Prozent.
Zusätzlich räumen die Wissenschaftler ein, dass auch beim herkömmlichen Geschlechtsverkehr und sogar beim Küssen die Viren übertragen werden können. Die Verringerung der Ansteckungswahrscheinlichkeit ist also nur durch die Vermeidung näherer Kontakte zu anderen Menschen möglich. Und Krebs müssen die Krankheitserreger auch nicht zwangsläufig auslösen. Übertriebener Alkohol- und Nikotinkonsum sind immer noch Auslöser Nummer 1.
Wer nach diesem verwirrenden Zahlenjonglieren noch den Durchblick behält, muss erkennen, dass die Wahrscheinlichkeit, diese Krankheit überhaupt erst zu bekommen, verschwindend gering ist – ob nun mit oder ohne Oralsex.
Sebastian Hollstein
In den letzten Tagen flog wieder eine solche Meldung um die Welt: Oralsex verursacht Krebs. Eine Studie, veröffentlicht im »New England Journal of Medicine«, stellte ein erhöhtes Rachenkrebsrisiko durch Oralverkehr fest. Grund dafür sind Humane Papillomaviren (HPV), die vor allem in Penis- und Scheidengewebe zu finden sind. Für die Studie verglichen amerikanische Wissenschaftler des John Hopkins Kimmel Cancer Center in Baltimore Speichelproben von 200 gesunden und 100 an Mund- und Rachenkrebs erkrankten Menschen. Dabei wurden auch die sexuellen Vorlieben der Probanten berücksichtigt. Die Forscher ermittelten, dass Patienten, die mehr als sechs Oralsexpartner angaben, eine 8,6-mal höhere Krebswahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit einer HPV-Infektion hatten, denn 72 der 100 Versuchspersonen gehörten zu dieser Risikogruppe.
Aus den Ergebnissen schloss das britische Wissenschaftsmagazin »New Scientist«, dass Oralverkehr das Mund- und Rachenkrebsrisiko um 250 Prozent erhöht. Eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, bei wie vielen Menschen diese Krankheit überhaupt ausbricht: In Deutschland gibt es laut Robert-Koch-Institut jährlich 13 Neuerkrankungen auf 100.00 Einwohner – die Wahrscheinlichkeit liegt also bei 0,013 Prozent. Mit einem erhöhten Faktor von 8,6, der in der amerikanischen Studie festgestellt wurde, steigt das Risiko auf 0,11 Prozent.
Zusätzlich räumen die Wissenschaftler ein, dass auch beim herkömmlichen Geschlechtsverkehr und sogar beim Küssen die Viren übertragen werden können. Die Verringerung der Ansteckungswahrscheinlichkeit ist also nur durch die Vermeidung näherer Kontakte zu anderen Menschen möglich. Und Krebs müssen die Krankheitserreger auch nicht zwangsläufig auslösen. Übertriebener Alkohol- und Nikotinkonsum sind immer noch Auslöser Nummer 1.
Wer nach diesem verwirrenden Zahlenjonglieren noch den Durchblick behält, muss erkennen, dass die Wahrscheinlichkeit, diese Krankheit überhaupt erst zu bekommen, verschwindend gering ist – ob nun mit oder ohne Oralsex.
Sebastian Hollstein
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