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Passkontrolle



Nun wieder mitten im hethitischen Kernland verschob sich der Schwerpunkt unserer Reiseziele von frühmittelalterlichen Monumenten erneut in die Bronzezeit. Die altassyrische Handelsniederlassung („karum“) Kanesch in Kültepe ist nicht nur forschungsgeschichtlich von großer Bedeutung, sondern hier vollzog sich auch die Bildung des hethitischen Reiches. Tausende dort gefundene Keilschrifttafeln zeichnen ein lebendiges Bild vom Zusammenleben assyrischer Händler und anatolischer Kleinfürsten.

Einer dieser Lokalherrscher, Pithana von Kussara, konnte durch die Eroberung von Kanesch (heth.: Nesa) schließlich den Grundstein für das hethitische Reich legen. Selbst nach Verlegung der Hauptstadt nach Hattusa nannten die Hethiter ihre Sprache immer noch „nesisch“. Auch heute noch sind die ausgegrabenen Paläste und die Unterstadt beeindruckend. Schade war nur, dass die Archäologen der Universität Ankara, die zurzeit in der Unterstadt graben, gerade in die Mittagspause gingen als wir ankamen.

Hethitisch blieben wir auch am folgenden Tag, als wir uns nach der Besichtigung von Kayseri auf den Weg zu mehreren hethitischen Felsreliefs südlich von Kayseri machten. Firaktin, das erste der Reliefs, zeigt den hethitischen Großkönig Hattusili und seine Gemahlin Puduhepa, wie sie zwei Göttern ein Trankopfer darbieten. Spannenderweise befindet sich vor der Abbruchkante des Felsens eine in den Felsen eingetiefte Opferschale, die gemeinsam mit der Orientierung des Reliefs verrät, wem der Kult gewidmet war: einem Berggott. Was für ein Berggott? Wohl dem des die ganze Region dominierenden, 3917 Meter hohen Erciyes Dağı, der auf hethitisch den treffenden Namen Arijattis Harharrajis „Schneeweißer Berg“ trägt. Auch auf dem Felsrelief bei Imamkulu sind Berggötter dargestellt, erkennbar an ihren langen Bärten und mit Felszacken versehenen Röcken.

Der Höhepunkt des Tages war allerdings das letzte Monument unserer Relieftour, Hanyeri. Es liegt direkt unterhalb des 1960 Meter hohen Gezbel-Passes, über den in der Antike der wichtigste Weg nach Kilikien und weiter nach Syrien führte, ganze 120 Kilometer kürzer und sehr viel besser passierbar als die beschwerliche Verbindung über die sog. „Kilikische Pforte“ nach Tarsus. Hier sind sie also wohl alle durchgezogen: Suppiluliuma I. mit einem Heer von angeblich 90.000 Mann, um Syrien zu unterwerfen und Muwatalli auf dem Marsch in die Schlacht gegen Ramses bei Kadesch. Angesichts des Reliefs eines bis an die Zähne bewaffneten Prinzen hoch über der Straße schien man den Lärm der mühsam über den Pass ziehenden Truppen beinahe noch zu hören.

Francis Breyer & Philipp von Rummel

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