Roger Willemsen
Sein Held der Geschichte ist Samuel Beckett: »Wer wäre unwilliger gewesen, Held zu sein, irgendjemandes Held?«
Dieser abgewandte Mann, geboren am 13. April 1906 bei Dublin, gestorben am 22. Dezember 1989 in einer Art Altersheim in Paris, war weit gehend desinteressiert am eigenen Leben, an den Interpretationen seines Werks und seines Lebenslaufs, fotoscheu, niemand, der sich interviewen ließ, der integerste Mann, der sich nie korrumpierte, nie gemeinmachte, nie verriet.
Mit Becketts Fragen endet so vieles: Wie spricht man, da es nichts zu sagen gibt und nichts, womit man es sagen könnte? Was lohnt es sich, dem Schweigen abzuringen? Wie trägt man dieses Schweigen durch das praktische Leben? Und wie hat er selbst all dies Letzte, Tonlose, fast Spurlose an der Erde befestigt, an einer Form, Wirklichkeit in Anspruch zu nehmen: als akademisch Ausgezeichneter, der die wissenschaftliche Laufbahn storniert; als widerwilliger, verlegener Lehrer an der Ecole Normale Supérieur in Paris; als Sekretär, Freund und Trinkgenosse von James Joyce; als einsamer Reisender durch Nazideutschland; als Mitglied der Résistance, der seine Verdienste marginal nennt und später seine Orden verschweigt; als Nobelpreisträger, der erst einmal untertaucht und keine Rede hält, sein Preisgeld anonym Künstlern, Regisseuren, Schriftstellern spendet und sich selbst bloß ein Telefon kauft, das nicht klingelt, sondern ein rotes Birnchen aufflammen lässt; als Greis im trostlosen Anstaltszimmer mit Auslauf auf einer rutschfesten Matte an der Gartenmauer, »Gazastreifen« genannt.
Becketts Werk ist von einzigartiger Konsequenz. Jede neue Arbeit greift über die vorangegangene hinaus und bewegt sich auf das Verstummen zu. Der Rest ist Schweigen, Weitermachen, Einatmen, Ausatmen. Die »Verbindungen zwi- schen Leben und Leere« durchdringen Becketts soziale Existenz, und doch bleibt sein Verhältnis zu den Erniedrigten und Beleidigten, zu Armen und Delinquenten gekennzeichnet von Empathie, Güte, karitativer Teilhabe. Kein Held, ein Richtbild.
Dieser abgewandte Mann, geboren am 13. April 1906 bei Dublin, gestorben am 22. Dezember 1989 in einer Art Altersheim in Paris, war weit gehend desinteressiert am eigenen Leben, an den Interpretationen seines Werks und seines Lebenslaufs, fotoscheu, niemand, der sich interviewen ließ, der integerste Mann, der sich nie korrumpierte, nie gemeinmachte, nie verriet.
Mit Becketts Fragen endet so vieles: Wie spricht man, da es nichts zu sagen gibt und nichts, womit man es sagen könnte? Was lohnt es sich, dem Schweigen abzuringen? Wie trägt man dieses Schweigen durch das praktische Leben? Und wie hat er selbst all dies Letzte, Tonlose, fast Spurlose an der Erde befestigt, an einer Form, Wirklichkeit in Anspruch zu nehmen: als akademisch Ausgezeichneter, der die wissenschaftliche Laufbahn storniert; als widerwilliger, verlegener Lehrer an der Ecole Normale Supérieur in Paris; als Sekretär, Freund und Trinkgenosse von James Joyce; als einsamer Reisender durch Nazideutschland; als Mitglied der Résistance, der seine Verdienste marginal nennt und später seine Orden verschweigt; als Nobelpreisträger, der erst einmal untertaucht und keine Rede hält, sein Preisgeld anonym Künstlern, Regisseuren, Schriftstellern spendet und sich selbst bloß ein Telefon kauft, das nicht klingelt, sondern ein rotes Birnchen aufflammen lässt; als Greis im trostlosen Anstaltszimmer mit Auslauf auf einer rutschfesten Matte an der Gartenmauer, »Gazastreifen« genannt.
Becketts Werk ist von einzigartiger Konsequenz. Jede neue Arbeit greift über die vorangegangene hinaus und bewegt sich auf das Verstummen zu. Der Rest ist Schweigen, Weitermachen, Einatmen, Ausatmen. Die »Verbindungen zwi- schen Leben und Leere« durchdringen Becketts soziale Existenz, und doch bleibt sein Verhältnis zu den Erniedrigten und Beleidigten, zu Armen und Delinquenten gekennzeichnet von Empathie, Güte, karitativer Teilhabe. Kein Held, ein Richtbild.
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