Semiotiker aller Länder, vereinigt euch!
Steve: Darf ich bitte gerne Ihr Wissen ausrauben?
Nette: Wie meinen?!
S: Das sagte neulich der nette Perser vom Internet-Café um die Ecke zu mir, als er mich um Mithilfe beim Formulieren eines Werbezettels bat. Der Mann ist überaus kundig, kultiviert und hilfsbereit – nur mit der deutschen Idiomatik steht er auf Kriegsfuß.
N: Idiomatik? Teilgebiet der Sprachwissenschaft, das sich mit dem Gebrauch von Wörtern und Wendungen befasst? Der arme Mann! Muss man auf dem Gebiet kundig sein?
S: Madame Klugscheiß, wie!?
N: Also du meinst: Mit Redensarten hat er’s nicht so?
S: Seufz. Ja doch!
N: Aber hat er da nicht etwas ganz Poetisches gesagt? Er wollte dich um dein Wissen erleichtern …
S: Ja, wenn man’s literarisch nimmt! Möchte nicht wissen, wie oft der Mann unterschätzt wird, weil er so putzig redet. Wieso ist das so?
N: Wieso ist was wie?
S: Dass wir Äußerlichkeiten so schnell in Vorurteile ummünzen und uns damit selbst ein Bein stellen?
N: Monsieur Gutmensch spricht …
S: Oh je. Ich versuch's noch mal anders: Im Internet las ich, dass der arme Kramnik, der sich gerade gegen Deep Fritz müht, manchen Schachzug der Blechbüchse notgedrungen als Finte interpretiert. Ein Bauernopfer des Elektrodenhirns brachte den Großmeister aus der Fassung – dabei tut die Kiste doch weiter nichts als stumpf zu rechnen. Vorurteile, wo man hinguckt.
N: Woher weißt du, dass die Kiste nur stumpf rechnet?
S: Du bringst mich aus dem Konzept. Was ich sagen will, ist: Kramnik war verblüfft!
N: Weil er nicht mit Finten gerechnet hat … Und dann kommt was, das nur eine böse Finte sein kann. So ähnlich narrt Raimund Gregorius in "Nachtzug nach Lissabon" einen seiner Gegner. Tscha, Menschen können nicht anders als einander Sinn zu unterstellen, auf Teufel komm raus! Ein sinnfreier Schachzug wird da zum sinnvollen Ränkespiel …
S: Auch bei einer Blechbüchse.
N: Auch bei einer Blechbüchse.
S: Lass uns ein "Semiotisches Manifest" verfassen: Ein Gespenst geht um in den Köpfen – das Gespenst des Vorurteils?! (Übrigens: Semiotik – die Lehre von den Zeichen und ihrer Bedeutung ... ha!)
N: Was wäre, wenn wir aufhören würden, den Handlungen unserer Mitmenschen ständig Bedeutung zuzuweisen?
S: Dadaismus! Auch keine so dolle Aussicht.
N: Und in welche Sinnfallen bist du noch getappt in deinem Internet-Café?
S: Da sagst du was: Ich also schwer am Sinnieren – da kommt ein Mädchen von kaum drei Jahren an Mamas Hand herein und fragt: "Wo sind wir hier?" Die Mutter: "Im Internet-Café." Worauf die Kleine einen krimireifen Satz herausbringt, der mir noch Tage lang zu denken gab.
N: Der da wäre?
S: Hier kommen wir nie wieder raus!
Nette: Wie meinen?!
S: Das sagte neulich der nette Perser vom Internet-Café um die Ecke zu mir, als er mich um Mithilfe beim Formulieren eines Werbezettels bat. Der Mann ist überaus kundig, kultiviert und hilfsbereit – nur mit der deutschen Idiomatik steht er auf Kriegsfuß.
N: Idiomatik? Teilgebiet der Sprachwissenschaft, das sich mit dem Gebrauch von Wörtern und Wendungen befasst? Der arme Mann! Muss man auf dem Gebiet kundig sein?
S: Madame Klugscheiß, wie!?
N: Also du meinst: Mit Redensarten hat er’s nicht so?
S: Seufz. Ja doch!
N: Aber hat er da nicht etwas ganz Poetisches gesagt? Er wollte dich um dein Wissen erleichtern …
S: Ja, wenn man’s literarisch nimmt! Möchte nicht wissen, wie oft der Mann unterschätzt wird, weil er so putzig redet. Wieso ist das so?
N: Wieso ist was wie?
S: Dass wir Äußerlichkeiten so schnell in Vorurteile ummünzen und uns damit selbst ein Bein stellen?
N: Monsieur Gutmensch spricht …
S: Oh je. Ich versuch's noch mal anders: Im Internet las ich, dass der arme Kramnik, der sich gerade gegen Deep Fritz müht, manchen Schachzug der Blechbüchse notgedrungen als Finte interpretiert. Ein Bauernopfer des Elektrodenhirns brachte den Großmeister aus der Fassung – dabei tut die Kiste doch weiter nichts als stumpf zu rechnen. Vorurteile, wo man hinguckt.
N: Woher weißt du, dass die Kiste nur stumpf rechnet?
S: Du bringst mich aus dem Konzept. Was ich sagen will, ist: Kramnik war verblüfft!
N: Weil er nicht mit Finten gerechnet hat … Und dann kommt was, das nur eine böse Finte sein kann. So ähnlich narrt Raimund Gregorius in "Nachtzug nach Lissabon" einen seiner Gegner. Tscha, Menschen können nicht anders als einander Sinn zu unterstellen, auf Teufel komm raus! Ein sinnfreier Schachzug wird da zum sinnvollen Ränkespiel …
S: Auch bei einer Blechbüchse.
N: Auch bei einer Blechbüchse.
S: Lass uns ein "Semiotisches Manifest" verfassen: Ein Gespenst geht um in den Köpfen – das Gespenst des Vorurteils?! (Übrigens: Semiotik – die Lehre von den Zeichen und ihrer Bedeutung ... ha!)
N: Was wäre, wenn wir aufhören würden, den Handlungen unserer Mitmenschen ständig Bedeutung zuzuweisen?
S: Dadaismus! Auch keine so dolle Aussicht.
N: Und in welche Sinnfallen bist du noch getappt in deinem Internet-Café?
S: Da sagst du was: Ich also schwer am Sinnieren – da kommt ein Mädchen von kaum drei Jahren an Mamas Hand herein und fragt: "Wo sind wir hier?" Die Mutter: "Im Internet-Café." Worauf die Kleine einen krimireifen Satz herausbringt, der mir noch Tage lang zu denken gab.
N: Der da wäre?
S: Hier kommen wir nie wieder raus!
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