So schmeckt also Kamel
Die Ostertage führten mich und meine Gefährten in die Region um Petra. Weniger bekannt ist, daß sich in den Siqs oder Schluchten neben den in rosenfarbigen Sandstein gehauenen und Assoziationen an die Potemkinschen Dörfer weckenden antiken Fassaden auch Siedlungen des späteren Abschnitts des präkeramischen Neolithikums oder Pre-Pottery Neolithic B (PPN B) finden.
Diese Stufe datiert grob zwischen 9000 und 7000 v. Chr. und bildet – nach den Anfängen der Getreidedomestikation im vorausgehenden PPN A – mit Getreide- und Hülsenfruchtanbau und Haustieren wie Schaf und Ziege die erste produzierend wirtschaftende Kulturstufe im Vorderen Orient. Während an weiter nördlich gelegenen Fundplätzen (der bekannteste ist sicher noch immer Jericho) meist aus Lehm gebaut wurde, bestanden die Häuser in Südjordanien aus Stein. Und sie sind exzellent erhalten.
Mit Vorbedacht hatten wir unseren Ausflug nach Petra zeitlich so geplant, daß wir die laufenden Grabungen der FU Berlin unter Dr. H. G. K. Gebel in Ba’ja besuchen konnten. Das Grabungshaus liegt in Beidha (uebrigens unweit der gleichnamigen neolithischen Siedlung), einem Dorf, das in den 1980er Jahren im Zuge der Sesshaftmachung der Beduinenstaemme errichtet wurde.
Kamele und Zelte aus dunklem Stoff werden bald kaum mehr sein als ein folkloristisches Mittel, das den Bdul und Amarin ihren Anteil am Tourismusboom um das Weltkulturerbe Petra sichert. Der Aufenthalt begann am Abend unserer Ankunft im Grabungshaus mit einem wunderbaren Manzaf zum Abendessen: geschmortes Kamelfleisch wurde auf einer großen Platte Reis mit Pinienkernen, der mit einer köstlichen Soße aus Labne (irgendeine Stufe der Milchverarbeitung zwischen Joghurt und Quark) übergossen war, vor uns auf den Boden gestellt, und dann galt es, das alles möglichst manierlich mit den Fingern in den Mund zu stecken. Kamel hatte ich noch nie gegessen und mir eher wie Pferd vorgestellt. Es ist in der Tat ähnlich mürb, hat aber eine viel hellere Farbe.
Nach einer kurzen Nacht fuhren wir am nächsten Morgen mit der Grabungsmannschaft, manche von uns auf der Ladefläche, mit zwei Pickups zum Eingang des Siqs von Ba’ja. Was die neolithischen Bewohner von Ba’ja bewogen hat, ihre Siedlung an einer derart unzugänglichen Stelle anzulegen, ist mir ein Rätsel: der Weg, den wir mit der Grabungsmannschaft zurücklegten, ist der einfachste und schnellste, und er erfordert eine zwanzigminütige Klettertour über Geröll, Felsbrocken und sogar Leitern an den unzugänglichsten Stellen der nur wenige Meter breiten, aber dafür umso tieferen Klamm. Als wir sie glücklich hinter uns gebracht hatten, öffnete sich oben die Schlucht zu einem Talkessel mit der Siedlung.
Wie oft in neolithischen Siedlungen Vorderasiens ballt sich die Architektur fast lückenlos zu einem riesigen Gesamtgebilde zusammen. So schwierig es daher ist, in dem Gewirr von immer wieder aneinander angebauten Mauerzügen zusammengehörige Häuser abzugrenzen oder überdachte von unüberdachten Räumen zu unterscheiden, so beeindruckend sind die teils über vier Meter hoch erhaltenen Mauerzüge der aus einem Unter- und einem Obergeschoß bestehenden Bauten: hatte man sich entschlossen, einen unteren Raum aufzugeben, wurde er verfüllt und die Mauern aufgestockt, wodurch das Obergeschoß zum neuen Untergeschoß wurde. Oft wurden dabei abgearbeitete Reibsteine oder Steinbeile in den Mauern verbaut.
Nachdem uns Hans Georg Gebel und Moritz Kinzel die Grabungsschnitte gezeigt hatten, hieß es Hand anlegen: da wir ohne die Autos (und erfahrenen Führer durch den Siq...) Ba’ja nur schwer hätten verlassen können, blieben wir bis zum Feierabend und durften den Platz somit nicht nur anschauen, sondern auch befühlen, indem wir bei den Arbeiten mithalfen.
In Ba’ja zu graben heißt für die Ausgräber und Arbeiter nicht nur unendliche Mengen an Versturzsteinen zu bewegen und an Sediment zu sieben, sondern zudem jeden Tag Auf- und Abstieg durch den Siq, und jeder Liter Wasser will zu Fuß hinaufgeschafft und jeder Fund hinuntergetragen werden. Umso dankbarer sind wir, daß auch für uns Besucher noch Zeit und Energie übrig waren!
Diese Stufe datiert grob zwischen 9000 und 7000 v. Chr. und bildet – nach den Anfängen der Getreidedomestikation im vorausgehenden PPN A – mit Getreide- und Hülsenfruchtanbau und Haustieren wie Schaf und Ziege die erste produzierend wirtschaftende Kulturstufe im Vorderen Orient. Während an weiter nördlich gelegenen Fundplätzen (der bekannteste ist sicher noch immer Jericho) meist aus Lehm gebaut wurde, bestanden die Häuser in Südjordanien aus Stein. Und sie sind exzellent erhalten.
Mit Vorbedacht hatten wir unseren Ausflug nach Petra zeitlich so geplant, daß wir die laufenden Grabungen der FU Berlin unter Dr. H. G. K. Gebel in Ba’ja besuchen konnten. Das Grabungshaus liegt in Beidha (uebrigens unweit der gleichnamigen neolithischen Siedlung), einem Dorf, das in den 1980er Jahren im Zuge der Sesshaftmachung der Beduinenstaemme errichtet wurde.
Kamele und Zelte aus dunklem Stoff werden bald kaum mehr sein als ein folkloristisches Mittel, das den Bdul und Amarin ihren Anteil am Tourismusboom um das Weltkulturerbe Petra sichert. Der Aufenthalt begann am Abend unserer Ankunft im Grabungshaus mit einem wunderbaren Manzaf zum Abendessen: geschmortes Kamelfleisch wurde auf einer großen Platte Reis mit Pinienkernen, der mit einer köstlichen Soße aus Labne (irgendeine Stufe der Milchverarbeitung zwischen Joghurt und Quark) übergossen war, vor uns auf den Boden gestellt, und dann galt es, das alles möglichst manierlich mit den Fingern in den Mund zu stecken. Kamel hatte ich noch nie gegessen und mir eher wie Pferd vorgestellt. Es ist in der Tat ähnlich mürb, hat aber eine viel hellere Farbe.
Nach einer kurzen Nacht fuhren wir am nächsten Morgen mit der Grabungsmannschaft, manche von uns auf der Ladefläche, mit zwei Pickups zum Eingang des Siqs von Ba’ja. Was die neolithischen Bewohner von Ba’ja bewogen hat, ihre Siedlung an einer derart unzugänglichen Stelle anzulegen, ist mir ein Rätsel: der Weg, den wir mit der Grabungsmannschaft zurücklegten, ist der einfachste und schnellste, und er erfordert eine zwanzigminütige Klettertour über Geröll, Felsbrocken und sogar Leitern an den unzugänglichsten Stellen der nur wenige Meter breiten, aber dafür umso tieferen Klamm. Als wir sie glücklich hinter uns gebracht hatten, öffnete sich oben die Schlucht zu einem Talkessel mit der Siedlung.
Wie oft in neolithischen Siedlungen Vorderasiens ballt sich die Architektur fast lückenlos zu einem riesigen Gesamtgebilde zusammen. So schwierig es daher ist, in dem Gewirr von immer wieder aneinander angebauten Mauerzügen zusammengehörige Häuser abzugrenzen oder überdachte von unüberdachten Räumen zu unterscheiden, so beeindruckend sind die teils über vier Meter hoch erhaltenen Mauerzüge der aus einem Unter- und einem Obergeschoß bestehenden Bauten: hatte man sich entschlossen, einen unteren Raum aufzugeben, wurde er verfüllt und die Mauern aufgestockt, wodurch das Obergeschoß zum neuen Untergeschoß wurde. Oft wurden dabei abgearbeitete Reibsteine oder Steinbeile in den Mauern verbaut.
Nachdem uns Hans Georg Gebel und Moritz Kinzel die Grabungsschnitte gezeigt hatten, hieß es Hand anlegen: da wir ohne die Autos (und erfahrenen Führer durch den Siq...) Ba’ja nur schwer hätten verlassen können, blieben wir bis zum Feierabend und durften den Platz somit nicht nur anschauen, sondern auch befühlen, indem wir bei den Arbeiten mithalfen.
In Ba’ja zu graben heißt für die Ausgräber und Arbeiter nicht nur unendliche Mengen an Versturzsteinen zu bewegen und an Sediment zu sieben, sondern zudem jeden Tag Auf- und Abstieg durch den Siq, und jeder Liter Wasser will zu Fuß hinaufgeschafft und jeder Fund hinuntergetragen werden. Umso dankbarer sind wir, daß auch für uns Besucher noch Zeit und Energie übrig waren!
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