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Tunesien für Reisestipendiaten

Das römische Grenzkastell von Ksar Ghilane
Zwei Wochen sind nun schon vorbei und wir müssen Tunesien bereits wieder verlassen, gerade als wir uns an Französisch sprechen, Cafe au lait und Souvenirgeschäfte in jedem kleinsten Dorf gewöhnt hatten – und nun eben der erste Rückblick auf das, was wir hier gesehen und erlebt haben.

Es war ein sehr guter Einstieg in das Reisen und wir haben die Bandbreite der Sehenswürdigkeiten, angefangen von den punischen Siedlungen und Felsengräbern, über römische Städte bis hin zum Gassengewirr der islamischen Medinas und dem denkmalpflegerischen Umgang mit selbigen kennen gelernt. Noch besonders im Gedächtnis wird uns der Ausflug in die Wüste bleiben – nach Ksar Ghilane.

Von der Küste ging es durch das Bergdörfchen Matmata, wo wir kurz stoppten und von einer Dorfbewohnerin in einer Höhlenwohnung mehr über die Berber und ihren Alltag erfuhren. Natürlich kamen wir nicht weiter ohne noch eine der Kulissen für "Krieg der Sterne" zu bewundern, aber saßen dann auch schnell wieder im Auto. Nach 30 km sollte dann die Abzweigung nach links in die Oase kommen und tatsächlich erschien diese auch, zusammen mit einem Cafe, was wir doch gleich ausnutzen wollten. Aus dem eigentlich Kaffee wurde dann ein ausführliches Essen, aber gut, das war uns auch ganz recht.

Und dann ging es auf der zum Glück geteerten Strasse Richtung Süden, immer schnurgeradeaus, nur ab und zu ein paar kleine Senken, und das über 70 Kilometer. Aber irgendwann waren diese auch geschafft, vorbei an einer für uns ganz neuen Landschaft – kein Baum, nur wenig Sträucher und teilweise erste kleine Sanddünen – erreichten wir das Dorf Ksar Ghilane, wo auch gleichzeitig unsere Teerstraße endete.

Schnell den Reiseführer wieder befragt, fuhren wir jetzt einfach mal querfeldein und erreichten tatsächlich am Schluss durch den Sand die Oase – wie man es sich vorstellt mit Palmen und als kleinen Bonus – ein Teich mit einer heißen Quelle. Wo wir uns dann auch nach einer straffen Wanderung durch den Wüstensand zu einem römischen Grenzkastell erholen konnten.

Natürlich müssen auch die antiken Orte Erwähnung finden. Angefangen von ganz kleinen Orten auf dem Cap Bon, zum Beispiel einer Villa in Nabeul, bei der noch prächtigste Mosaiken in situ erhalten waren oder auch der punischen Stadt Kerkouane, wo wir die Bautechnik des sogenannten opus africanum erstmals studieren konnten. Wohl am eindrucksvollsten waren die antiken Überreste im weit oben in den Bergen gelegenen Dougga – das gigantische Kapitol mit Forum und angrenzendem Markt mit Merkurheiligtum zum Beispiel.

Aber auch das Gegenteil der gerasterten römischen Siedlungen – die islamischen Städte hatten ihre Wirkung auf uns. Durch enge verwinkelte Gassen, oft gedeckte Souks gelangte man an Haustüren, hinter denen sich eine ganz andere Welt offenbarte: die Paläste der türkischen Beys oder auch aghlabidischer Fürsten. Auf mehreren Geschossen um Innenhöfe gruppiert lagen eine Vielzahl an prächtig ausgestatteten Räumen mit den typischen bunten Fliesen und den meisterhaften Stuckdecken. Auch die alten, ehrwürdigen Moscheen, die von den arabischen Eroberern nach dem Prinzip der frühen Hofmoscheen angelegt wurden und die trotz zahlreicher Umbauten und Erweiterungen über die Jahrhunderte noch den spröden Charme der aus Spolien zusammengesetzten Beetsäle besitzen.

Und natürlich lernten wir überall auch die Menschen kennen, vom angeblichen Parkplatzwächter, bei dem unser Bus genauso viel kostete, wie unsere eigene Übernachtung oder dem Wachmann im Supermarkt von Medenine, der uns nach vielen vergeblichen Versuchen in anderen Städten endlich zum Auffüllen unserer Gasflasche verhalf bis hin zu den Mechanikern, denen schon ein eigener Beitrag gewidmet wurde. Die Menschen waren sehr hilfsbereit und unterstützten uns, wo es möglich war. So mancher war auch vom Pauschaltourismus gezeichnet und war in der Lage, einem auf die Nerven zu gehen, aber im großen und ganzen waren wir sehr positiv überrascht und hatten einen gelungenen Einstieg in eine Reise durch die Kulturen des Mittelmeerraumes.

Christiane Brasse und Jens Pflug

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