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„Funkspruch aus dem All“

Oliver Dreissigacker
Aufregung in den USA: Ein TV-Sender in der Region San Francisco zitiert auf seiner Webseite den Berkeley-Astronomen Dan Wertheimer. Demzufolge habe dieser im Rahmen des Seti-Projekts mit dem Arecibo-Radioteleskop ein außerirdisches Funksignal aufgefangen.

Wenig später wird die Webseite meines Blog-Kollegen und AH-Autors Phil Plait von Anfragen überflutet. Phil mailt sofort Wertheimer an sowie Seth Shostak, Astronom am Seti-Institut, und übrigens ebenfalls AH-Autor. Dieser meldete sich wenig später und entzaubert die vermeintliche Sensation: Wertheimer habe im Zuge seiner wissenschaftlichen Arbeit einen nur ein einziges Mal empfangenen Radiopuls von außerhalb der Milchstraße analysiert. Die Ursache sei noch nicht geklärt, mit größter Sicherheit jedoch ist das Signal natürlichen Ursprungs.

Wenig später ruft Wertheimer bei Plait an und ergänzt: Er hatte mit dem Reporter von KTVU über „Active Seti“ gesprochen, also dem gezielten Aussenden von Signalen, um später eine Antwort zu erhalten und so gezielt an verschiedenen Orten nach außerirdischen Zivilisationen zu suchen. Nach dem eigentlichen Interview erzählte der Astronom noch von den Objekten seiner Forschungsarbeit, nämlich „Radio Transients&ldquo, also besonders kurzlebige Radioquellen. Das interessanteste Signal, mit dem er sich beschäftigt, hat er allerdings nicht selbst aufgenommen, sondern ein Kollege. Und auch nicht mit der Arecibo-Antenne, sondern mit der „Schüssel“ im australischen Parkes.

Leider handelt es sich hier also wieder einmal nicht um eine Aufsehen erregende Neuigkeit, sondern vielmehr um ein Beispiel, wie schnell Sachverhalte verdreht und Fakten aus dem Zusammenhang gerissen werden. Papier ist geduldig, das Internet noch viel mehr. KTVU hat den Artikel zwar gelöscht, im Google-Cache und auf Spiegelseiten wird diese Meldung jedoch noch lange durchs Web geistern.

Verhaltene Grüße, Ihr Oliver Dreissigacker

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