Was im Kopf passiert - Spektrum-Dossier "Gehirn und Verstand"
Am 11. Mai 2007 erscheint unser neues Spektrum-Dossier „Gehirn und Verstand: Wie Genies denken – und andere Einblicke in die Dimensionen des menschlichen Geistes“.
Meine Kollegin Adelheid Stahnke, die es redaktionell betreute, ist selbst von Hause Biologin sowie Verhaltensforscherin und lange schon bei Spektrum tätig. Sie hat – wie ich meine – wieder ein wunderschönes Themenheft vorgelegt. Als ich jetzt das erste Exemplar frisch von der Druckerei in den Händen hielt, bin ich beim Blättern sogleich ins Grübeln verfallen.
Viele würden mir vermutlich zustimmen, wenn ich Gehirnforschung als die derzeitige Königsdisziplin der Naturwissenschaft bezeichne. Gut, auch Teilchenphysik und Kosmologie erleben derzeit eine Renaissance, vor allem vielleicht, weil sie inzwischen mit einigen ziemlich massiven Problemen konfrontiert sind. Aber was im Gehirn passiert, tangiert – mehr als mancher Fund eines neuen Teilchens – eben die Geheimnisse des „Menschseins“.
Das sind natürlich hehre Worte. Und sicherlich gelingen der Forschung andauernd gewaltige Sprünge dabei, das Innenleben unserer hundert Milliarden Hirnzellen zu ergründen. Aber ich glaube auch, dass uns die so genannten großen Fragen noch einige Zeit erhalten bleiben werden. Gleichwohl gibt es, und das belegen die Artikel dieses Gehirn-Heftes, spannende Annäherungen an das, wovon wir uns gerne einbilden, dass es uns vom Rest der Schöpfung unterscheidet.
Wie klein diese Unterschiede manchmal sind! Orang-Utans zeigen schon Ansätze von Kultur, sogar Kapuzineraffen verhalten sich beim Geben und Nehmen ziemlich menschenähnlich. In gewisser Weise deutet sich darin bereits an, was auch Frühmenschen auszeichnete, als sie erstmals ihr künstlerisches Denken mit Körperschmuck und Symbolen ausdrückten.
Die letzten Beiträge des Sonderheftes – über Genialität, Supergedächtnis und das Ich-Erleben – beleuchten aktuelle Rätsel des menschlichen Gehirns. Ich habe Gedächtniskünstler erlebt, die das Telefonbuch von Berlin mit Namen, Nummern und Adressen auswendig beherrschen. Oder locker Zahlen mit zweitausend Ziffern memorieren können. Ich gestehe, manches davon finde ich beklemmend. Denn die hochbegabten Savants etwa, die mit ihrer „Inselbegabung“ – wie in einem Artikel geschildert – nichts vergessen können, sind einfach schwer krank. Wie aber „Genies“ – ob Schachspieler, Musiker oder Mathematiker – das Wunder ihrer Ausnahmeleistungen vollbringen, wird trefflich erforscht und beschrieben. Doch vieles daran wird weiterhin geheimnisvoll bleiben.
Reinhard Breuer
Meine Kollegin Adelheid Stahnke, die es redaktionell betreute, ist selbst von Hause Biologin sowie Verhaltensforscherin und lange schon bei Spektrum tätig. Sie hat – wie ich meine – wieder ein wunderschönes Themenheft vorgelegt. Als ich jetzt das erste Exemplar frisch von der Druckerei in den Händen hielt, bin ich beim Blättern sogleich ins Grübeln verfallen.
Viele würden mir vermutlich zustimmen, wenn ich Gehirnforschung als die derzeitige Königsdisziplin der Naturwissenschaft bezeichne. Gut, auch Teilchenphysik und Kosmologie erleben derzeit eine Renaissance, vor allem vielleicht, weil sie inzwischen mit einigen ziemlich massiven Problemen konfrontiert sind. Aber was im Gehirn passiert, tangiert – mehr als mancher Fund eines neuen Teilchens – eben die Geheimnisse des „Menschseins“.
Das sind natürlich hehre Worte. Und sicherlich gelingen der Forschung andauernd gewaltige Sprünge dabei, das Innenleben unserer hundert Milliarden Hirnzellen zu ergründen. Aber ich glaube auch, dass uns die so genannten großen Fragen noch einige Zeit erhalten bleiben werden. Gleichwohl gibt es, und das belegen die Artikel dieses Gehirn-Heftes, spannende Annäherungen an das, wovon wir uns gerne einbilden, dass es uns vom Rest der Schöpfung unterscheidet.
Wie klein diese Unterschiede manchmal sind! Orang-Utans zeigen schon Ansätze von Kultur, sogar Kapuzineraffen verhalten sich beim Geben und Nehmen ziemlich menschenähnlich. In gewisser Weise deutet sich darin bereits an, was auch Frühmenschen auszeichnete, als sie erstmals ihr künstlerisches Denken mit Körperschmuck und Symbolen ausdrückten.
Die letzten Beiträge des Sonderheftes – über Genialität, Supergedächtnis und das Ich-Erleben – beleuchten aktuelle Rätsel des menschlichen Gehirns. Ich habe Gedächtniskünstler erlebt, die das Telefonbuch von Berlin mit Namen, Nummern und Adressen auswendig beherrschen. Oder locker Zahlen mit zweitausend Ziffern memorieren können. Ich gestehe, manches davon finde ich beklemmend. Denn die hochbegabten Savants etwa, die mit ihrer „Inselbegabung“ – wie in einem Artikel geschildert – nichts vergessen können, sind einfach schwer krank. Wie aber „Genies“ – ob Schachspieler, Musiker oder Mathematiker – das Wunder ihrer Ausnahmeleistungen vollbringen, wird trefflich erforscht und beschrieben. Doch vieles daran wird weiterhin geheimnisvoll bleiben.
Reinhard Breuer
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben