Spektrum-Video: Der Flug der Echsen
Mit Highspeedaufnahmen und einem kleinen Gefährt sind Wissenschaftler der University of California den Körperbewegungen springender Echsen auf der Spur: Wie setzen die Tiere ihren Schwanz ein, wenn sie durch die Luft segeln?
Das sollte nicht nur helfen, die Anatomie der Reptilien besser zu verstehen. Die Erkenntnisse könnten sich auch auf entfernte Verwandten der heutigen Echsen übertragen lassen: die Dinosaurier. Sprangen diese wirklich so geschickt wie im Film "Jurassic Park" gezeigt?
Für ihr Experiment bauten die Wissenschaftler einen Hindernisparcours für Siedleragamen (Agama agama). Darin mussten die Tiere von einer rutschigen Plattform aus abspringen. Glitten ihre Füße nach hinten weg, drehte sich ihr Oberkörper nach vorne. "Die Energie dieser Drehbewegung können die Echsen auf den Schwanz übertragen, so dass sie nicht abstürzen und sicher an der Wand landen", erklärt Robert Full.
Mithin konnten Full und Kollegen eine bereits vierzig Jahre alte Theorie bestätigen, derzufolge ein langer Schwanz im Wesentlichen als Steuerelement dient. Das hatte sich schon bei Baumbewohnern gezeigt und scheint den neuen Ergebnissen zufolge auch für Tiere zu gelten, die normalerweise nicht durch Akrobatik auffallen.
Das Prinzip könnte auch bei einer kommenden Generation von Robotern zum Einsatz kommen, wie die Wissenschaftler mit Hilfe eines kleinen vierrädrigen Wagens demonstrierten. Sein dem Agamenschwanz nachempfundener Heckausleger ließ sich in Abhängigkeit von der Rotation des Wagens nach oben kippen und half so die Fluglage des Gefährts zu stabilisieren. Schalteten die Forscher diesen Mechanismus ab, trudelte das Gefährt mit dem Kopf voran zu Boden.
Was verraten die Forschungen nun über die Fortbewegung von T. rex und Co.? Ein Modell, das das Steuerprinzip auf die aus Film und Fernsehen bekannten Velociraptoren übertrug, zeigte: Möglicherweise konnten die urzeitlichen Jäger mit ihrem Schwanz noch besser lenken als Echsen; vorausgesetzt ihre Muskeln waren stark genug und ließen sich präzise steuern.
Die Macher von "Jurassic Park" scheinen das geahnt zu haben: In einer Szene, in der ein Raptor von einer Galerie aus abspringt, setzt er seinen Schwanz genau so ein, wie von den Forschern berechnet, bemerkt Full.
Fügt man den animierten Kreaturen nun noch in Gedanken das Federkleid hinzu, das Velociraptor mongoliensis einst besessen haben dürfte, und halbiert seine Körpergröße, liefert der Hollywoodschinken also offenbar tatsächlich ein relativ realistisches Bild eines jagenden Dinosauriers.
Mehr Spektrum-Videos und Tipps, was sich sonst noch anzuschauen lohnt, finden Sie unter: youtube.de/spektrumverlag
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