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Diskutieren Sie mit: Mit 60 Euro den Klimawandel verhindern?

© NASA
Der Klimawandel wird uns teuer zu stehen kommen, wenn wir die Kohlendioxidemissionen nicht begrenzen. Weltweit wären wachsende Schäden durch Überschwemmungen und Tornados zu erwarten, Ernteausfälle und Wassermangel würden möglicherweise auf Dauer gestellt. Die Wirtschaft ginge auf Talfahrt. Der "Stern-Report" aus dem Jahr 2006 prognostizierte ein Minus von fünf bis zwanzig Prozent für das globale Bruttoinlandsprodukt. Die sozialen und politischen Konsequenzen wären ohnehin unabsehbar. Nicht wenige halten sie – je nachdem, wie folgenreich der Klimawandel ausfällt – gar für eine Bedrohung des Weltfriedens.

Der Versuch, all dies zumindest abzumildern, läuft letztlich auf eine finanzielle Anstrengung der reichen industrialisierten Länder mit ihren rund 1,5 Milliarden Bürgern hinaus. Sie müssten dafür Sorge tragen, dass die weltweiten CO2-Emissionen so stark begrenzt werden können, dass wir maximal an der "2 Grad Celsius-Leitplanke" entlangschlittern. Die weltweite Durchschnittstemperatur dürfte sich also maximal um diesen Wert gegenüber der vorindustriellen Zeit erhöhen.

Das würde uns eine Menge kosten, jährlich wohl einen dreistelligen Milliardenbetrag – zumindest über die Größenordnung scheint einige Einigkeit zu herrschen. Das ist hundert Mal mehr als derzeit die Weltbank im Klimaschutzbereich bewilligt, wo sie sich zur zunehmend zentralen Finanzierungsinstanz entwickelt. Die Hälfte des Geldes würde in Entwicklungsländern fällig. Hinzu kommen Anpassungskosten an die bereits erfolgenden Klimaveränderungen, die von der Weltbank auf weitere 75 bis 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt werden.

Aus vielerlei Gründen lässt sich das Problem auch nicht einfach aussitzen. Fatih Birol etwa, Chefvolkswirt der Internationalen Energieagentur in Paris, warnt derzeit vor steigenden Ölpreisen. So könnten sich die jährlichen Energieausgaben Europas bis 2030 auf rund 500 Milliarden Dollar verdoppeln.

Doch was sollen die Zahlenspiele, solange nicht klar ist, wer wann wieviel bezahlt? Stefan Rahmstorf, Klimaforscher und Mitglied des "Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung" (WBGU), plädiert in der aktuellen Spektrum-Ausgabe ("Last Exit Copenhagen", SdW 12/2009, S. 88) darum für einen vom WBGU entwickelten Budgetansatz. Dieser Verteilungsschlüssel würde die bis 2050 noch "erlaubten" weltweiten Kohlendioxidemissionen auf Pro-Kopf-Basis auf die Länder verteilen. Wer sein Budget aufgebraucht hat, muss von Niedrigemissionsländern Quote hinzukaufen. Ärmeren Ländern würde dies jährlich 30 bis 90 Milliarden Euro bescheren, mit denen sie ihre Wirtschaft auf Nachhaltigkeit umstellen müssten. Und die Menschen in den reichen Industriestaaten kostete dieser Finanztransfer jährlich bis zu 60 Euro pro Kopf – die USA, Deutschland und Russland wären nämlich schon heute "kohlenstoffinsolvent".

Wie gerecht ist dieser Plan? Besteht überhaupt die Chance, ihn politisch in einem überschaubaren Zeitraum zu verwirklichen? Und wenn ja: Wie groß sind die Erfolgsaussichten, dass die Erwärmungsbremse tatsächlich noch vor der "Leitplanke" greift? Sagen Sie uns Ihre Meinung!

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