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Drogenabhängigkeit: "Auslöschungstraining" gegen den Rückfall

Heroin

Selbst nach erfolgreichem Drogenentzug stellt die Rückkehr in die alte Umgebung für die Behandelten ein großes Problem dar: Die Konfrontation mit einschlägigen Schlüsselreizen veranlasst sie leider viel zu oft, wieder rückfällig zu werden. Nun jedoch haben Wissenschaftler ein Verhaltenstraining getestet, das das Verlangen nach der Droge in diesen Situationen reduzieren kann. Der Effekt halte mindestens sechs Monate an.

Die Gruppe um Lin Lu vom National Institute on Drug Dependence der Universität Peking wandelte dazu eine Methode ab, die sich bereits in der Angstauslöschung bewährt hat. Dabei wird vereinfacht gesagt die Erinnerung an die Drogenerfahrung durch einen Schlüsselreiz abgerufen und anschließend verändert wieder abgespeichert. Konkret zeigten sie ihren 66 heroinabhängigen Versuchspersonen an zwei Tagen ein Fixerbesteck als Schlüsselreiz und führten ihnen anschließend beispielsweise ein einstündiges Video über Drogenkonsum vor. Während dieser Auslöschungsphase beschäftigten sich die Probanden also mit dem Thema Drogen, ohne selbst welche zu nehmen.

Nach 4, 34 und 184 Tagen überprüften die Wissenschaftler dann die Reaktion der Versuchspersonen auf den Schlüsselreiz. Dabei zeigte sich, dass die mit der Methode behandelten Probanden ein wesentlich geringeres Verlangen nach der Droge hatten als die unbehandelten Kontrollpersonen.

Die Forscher machen sich dabei zunutze, dass selbst langfristig und dauerhaft gespeicherte Gedächtnisinhalte in der Phase kurz nach dem Wiederabruf ein gewisses Maß an Formbarkeit aufweisen. Der Grund dafür ist ersten Ergebnissen zufolge in Umbauprozessen an den Synapsen zu suchen, die genauen zellbiologischen Details sind aber noch nicht bekannt.

Als entscheidend gilt die Einhaltung eines Zeitfensters: Wenn zwischen Wiederabruf und Auslöschung zu viel Zeit verstreicht, bleibt das Verfahren erfolglos. Das konnten auch die Wissenschaftler um Lu demonstrieren. Der Effekt zeigte sich ausschließlich in der Probandengruppe, bei der die Wartezeit zehn Minuten betrug, nicht aber wenn sie vor der Videopräsentation sechs Stunden warteten. Das Phänomen eines kritischen "Rekonsolidierungs-Zeitfensters" hat sich bereits bei ähnlichen Ansätzen in der Traumatherapie gezeigt, bei der Probanden ihre belastenden Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis vergessen oder kontrollieren lernen sollen.

Zuvor hatten Lu und Mitarbeiter ihre Methode an Ratten erprobt. Es sei außergewöhnlich, dass sich ein Verfahren, das sich am Tiermodell bewährt, so schnell und einfach in die Praxis an menschlichen Probanden umsetzen lassen, kommentieren Amy Milton und Barry Everitt von der University of Cambridge [2]. Es sei daher vermutlich ein viel versprechender Ansatz zur Drogentherapie. Ein Vorteil des Verfahrens von Lu und Kollegen ist darüber hinaus, dass es ohne Medikamente auskommt. Ähnliche therapeutische Gedächtnismanipulationen wurden bereits mit dem Wirkstoff Propranolol untersucht, einem Betablocker, dessen Einsatz allerdings nicht frei von Nebenwirkungen ist.

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