Umfrage | 06.05.2010
Leser, also Sie!, stecken voller Überraschungen. Unter den fast vierhundert Teilnehmern stimmten Sie mehrheitlich (57 Prozent der abgegebenen Stimmen, Mehrfachnennungen waren möglich) für einen Beitrag über "Das Rad der Zeit". Langjährige Leser von Spektrum werden sich vielleicht erinnern: Die letzte Titelgeschichte zum Thema war jene in der August-Ausgabe 2008, die sich dem Kosmischen Zeitpfeil widmete.
Ihr starkes Interesse am Grundphänomen "Zeit" hat uns nun motiviert, daraus gleich eine dreiteilige Serie zu machen! Wir starten in der Juli-Ausgabe mit dem von Ihnen gewählten Siegerthema, das sich um Zeitvorstellungen im alten Ägypten dreht, setzen fort mit der "Zeit in Mesopotamien" und schließen mit der "Zeit in der Moderne" im September. Viel Stoff zum Nachdenken!
Warum ich aber überrascht war? Es sind die Themen, die Sie auf Platz 2 und 3 gewählt haben. Einmal den "Atomkrieg", der die weltweiten Auswirkungen eines nicht unrealistischen Nuklearabtauschs zwischen Indien und Pakistan analysiert – kein Unterhaltungsstück! Auch der drittplatzierte Artikel ist ungewöhnlich – es geht um Handys, die sich im Prinzip selbst ohne zentrale Infrastruktur zu einem Internet-ähnlichen Netzwerk zusammenschließen lassen. Im Allgemeinen zeigen nämlich unsere Umfragen: Technologie, Computer oder Internet zählen nicht zu Ihren Hauptinteressen. Doch 44 Prozent der Stimmen haben mal wieder eine unserer Mutmaßungen über die Spektrum-Leserschaft widerlegt!
Mit 217 Stimmen machte das "Rad der Zeit" das Rennen. Insgesamt votierten 380 Teilnehmer (Mehrfachnennungen waren möglich).
Wie immer interessiert mich auch der Absteiger des Quartals: diesmal ein Beitrag über "Vernachlässigte Tropenkrankheiten". Zuletzt publizierten wir im Oktober 2009 den "Kampf gegen Killerwürmer". In dem vorgeschlagenen Beitrag sollte es erneut um diese schreckliche, durch Schistosomen ausgelöste Wurmerkrankung gehen, darüber hinaus auch um Flussblindheit und Elephantiasis. Ich weiß, dass es schönere Themen gibt. Aber hier geht es um Krankheiten, deren Heilung billig und schnell möglich ist - wenn wir nur wollen. Ich denke darüber nach, den Beitrag dennoch zu bringen. Auch die Spektrum-Redaktion kann manchmal überraschen.
Zum Schluss dürfen wir auch noch gratulieren: Gewonnen hat diese Wunschartikelrunde Vincent Wiebach aus Aachen – herzlichen Glückwunsch zu einem Wochenende in Heidelberg! Wir freuen uns, Sie dann auch zu einem Redaktionsbesuch bei Spektrum der Wissenschaft zu empfangen zu können.
Reinhard Breuer
Chefredakteur
Diese Themen hatten wir Ihnen zur Auswahl angeboten:
Lokaler Atomkrieg, globales Leid
Ein atomarer Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Russland ist die größte anzunehmende Katastrophe. Doch selbst ein regional begrenzter Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan würde nicht nur diese Länder treffen, sondern auch für Abermillionen Menschen in fernen Ländern den Hungertod bedeuten.
Ein Handynetz ohne Sendemasten
Im Prinzip kommt die Mobiltelefonie ohne eine zentralisierte Infrastruktur aus – und das Internet erst recht. Es genügt, wenn jeder Netzteilnehmer Nachrichten auch für andere verbreitet. Dabei finden Informationen selbst unter chaotischen, ständig wechselnden und undurchschaubaren Bedingungen ihr Ziel.
Das Rad der Zeit
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – diese Gliederung der Zeit ist unserem Denken fest eingeprägt. Den Kulturen des Alten Orients hingegen war sie fremd. Die Ägypter etwa unterschieden eine bewegte, zyklische Zeit von einer unbewegten, ewig dauernden. Doch ihre Zeitvorstellungen dienten, ebenso wie unsere eigene Ausrichtung auf einen zum Besseren führenden Fortschritt, letztlich der Bewältigung des Lebens und seiner Gefahren.
Mit bionischen Ohren das Gleichgewicht wiedergewinnen
Ist das Gleichgewichtssystem im Innenohr gestört, kommt es zu Schwindelgefühlen. Manch ein Patient hat sogar mit Sehstörungen zu kämpfen oder kann seine Körperbewegungen nicht mehr präzise steuern. Elektronische Implantate im Innenohr könnten Abhilfe schaffen.
Kampf den vernachlässigten Tropenkrankheiten
Ob Bilharziose, Elephantiasis oder Flussblindheit – sie und andere wenig beachtete Tropenkrankheiten verursachen schwerste Behinderungen, oft schon im Kindesalter. Obwohl meist billige, schnelle und effektive Therapien möglich wären, leiden an solchen Wurmerkrankungen und anderen zu wenig bekämpften Infektionen genauso viele Menschen wie an Malaria oder AIDS. Einige Industriestaaten, Organisationen und Stiftungen gehen das Problem nun an.