Forscherporträt: Weltreisende für die gute Sache
30 Jahre lang beobachtete sie Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania. Ihre Bücher machten sie, aber auch Flo, Fifi und David Greybeard weltweit bekannt. Am 3. April feierte die weltbekannte Verhaltensforscherin Dr. Jane Goodall ihren 75. Geburtstag.
Eben die Vertreter von Pan troglodytes waren es auch, die Jane Goodall weltberühmt gemacht haben. Die britische Verhaltensforscherin, die am 3. April 75 Jahre alt wurde, hat als erster Mensch beobachtet, wie ein Schimpanse ein Werkzeug einsetzte, um Termiten aus deren Bau zu angeln. Ihre Entdeckung warf die in den 1960er Jahren gängige Auffassung über den Haufen, der Mensch sei auch deshalb die Krone der Schöpfung, weil er als einziges Lebewesen Werkzeuge einsetzen könne.
Fasziniert von allen möglichen Lebewesen
Goodall dokumentierte außerdem, dass Schimpansen kleinere Affen jagen – und fressen. Und sie beschrieb das komplexe Sozialverhalten unserer nächsten Verwandten, ihre Trauer, Wut und Freude. Das alles gelang ihr, weil sie lange Zeit regelrecht unter den Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania lebte. Auch Namen gab sie ihnen, obwohl die Wissenschaftswelt diese allzu subjektive Annäherung an ihre Forschungs-"Objekte" kritisierte. Flo, Fifi und David Greybeard aber wurden durch ihre Bücher weltweit bekannt.
Das Licht der Welt hatte Valerie Jane Goodall am 3. April 1934 in London erblickt. Schon als Kind war sie fasziniert von allen möglichen Lebewesen, ob Würmer, Hühner oder Hunde, und in ihrer Jugend reifte der Entschluss, Tiere in Afrikas freier Wildbahn beobachten zu wollen. Ende der 1950er Jahre reiste sie tatsächlich dorthin, und 1960 übertrug ihr der Anthropologe Louis Leakey die Aufgabe, Erkenntnisse über wildlebende Schimpansenpopulationen zu sammeln. An der Universität Cambridge fasste Goodall die Beobachtungen der ersten Jahre schließlich in ihrer Doktorarbeit zusammen.
Auf der Suche nach Schimpansen
Recht selten kommt sie für einen Vortrag auch mal nach Deutschland, etwa im März 2005 an die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. "Nach all den Jahren, in denen ich nun schon vor vielen Menschen spreche, bin ich doch immer wieder etwas aufgeregt, wenn ich in solch einen Saal komme", gestand sie damals einem Mitarbeiter des von Ehrenamtlichen geführten deutschen Jane-Goodall-Instituts. Ein Blick auf ihren kleinen Zettel, auf dem sie einige wenige Stichworte notiert hat, dann ging sie hinein, stellte sich ans Pult und erzählte drauflos.
Eineinhalb Stunden berichtete sie über Schimpansen, Lebensraumzerstörung, Wilderer und verwaiste Menschenaffenbabys. Nicht ein einziges Mal schaute sie auf ihren Spickzettel. Und nach jedem Vortrag signiert sie so lange Bücher und Postkarten, bis auch der letzte in der Schlange sein Autogramm entgegennehmen kann. Manchmal wird sie dann gefragt, woher sie all die Ausdauer nimmt für diese anstrengenden Vortragsreisen: "Um Kraft zu tanken, kehre ich in Gedanken nach Gombe zurück. Diesen besonderen Ort trage ich in meinem Herzen."
"Grund zur Hoffnung"
Gelegentlich lädt Goodall auch Jugendliche in den Nationalpark ein, die sich in einer 1991 von ihr ins Leben gerufenen Kinder- und Jugendorganisation engagieren. In Afrika beispielsweise legen diese "Roots & Shoots"-Gruppen ("Wurzeln und Sprösslinge") Baumschulen an, um die Gewächse später in umliegenden Dörfern einzupflanzen. Europäische Jugendliche wiederum unterstützen verwaiste Schimpansenkinder in Uganda, sammeln Müll an Bächen ein oder gehen in Altenheime, um sich mit den Menschen dort zu unterhalten.
Für Goodall sind "Wurzeln" die guten Ideen junger Menschen auf der ganzen Welt, aus denen sich "Sprösslinge" entwickeln. Diese stehen für die Taten der jungen Generation, welche die Erde zu einem lebenswerteren Ort für Menschen und Tiere machen können. Mittlerweile gibt es gar ein paar Tausend "Roots & Shoots"-Gruppen rund um den Globus, was Jane Goodall zuversichtlich stimmt: "Das ist ein Grund zur Hoffnung für diesen Planeten. Die Gespräche mit diesen jungen Menschen geben mir Kraft, so wie bisher weiterzumachen."
Was sie auf ihren Reisen erlebt und was Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei Begegnungen mit ihr in Afrika, Europa und den USA erleben, zeigt demnächst der Dokumentarfilm "Jane's Journey". 2010 wird er in die deutschen Kinos kommen. Regisseur Lorenz Knauer geht es darin in erster Linie um den Menschen Jane Goodall. Das Filmteam hat Goodall unter anderem in den Gombe-Nationalpark begleitet – dorthin, wo die junge Forscherin vor rund 50 Jahren ihre Verhaltensstudien begonnen hatte.
Jochen Steiner
Schon rein äußerlich fällt diese Frau durch mehrere Markenzeichen auf. Ihr Pferdeschwanz, der die längst aschgrauen Haare zusammenhält. Ihr Plüsch-Affe Mister H., den ihr 1996 ein blinder Magier und Sportler schenkte und den sie seitdem auf ihre Reisen rund um die Erde mitnimmt. Und die Fähigkeit, so genannte "pant hoots" ausstoßen zu können. Mit solchen Rufen verständigen sich Schimpansen über größere Entfernungen.
Eben die Vertreter von Pan troglodytes waren es auch, die Jane Goodall weltberühmt gemacht haben. Die britische Verhaltensforscherin, die am 3. April 75 Jahre alt wurde, hat als erster Mensch beobachtet, wie ein Schimpanse ein Werkzeug einsetzte, um Termiten aus deren Bau zu angeln. Ihre Entdeckung warf die in den 1960er Jahren gängige Auffassung über den Haufen, der Mensch sei auch deshalb die Krone der Schöpfung, weil er als einziges Lebewesen Werkzeuge einsetzen könne.
Fasziniert von allen möglichen Lebewesen
Goodall dokumentierte außerdem, dass Schimpansen kleinere Affen jagen – und fressen. Und sie beschrieb das komplexe Sozialverhalten unserer nächsten Verwandten, ihre Trauer, Wut und Freude. Das alles gelang ihr, weil sie lange Zeit regelrecht unter den Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania lebte. Auch Namen gab sie ihnen, obwohl die Wissenschaftswelt diese allzu subjektive Annäherung an ihre Forschungs-"Objekte" kritisierte. Flo, Fifi und David Greybeard aber wurden durch ihre Bücher weltweit bekannt.
Das Licht der Welt hatte Valerie Jane Goodall am 3. April 1934 in London erblickt. Schon als Kind war sie fasziniert von allen möglichen Lebewesen, ob Würmer, Hühner oder Hunde, und in ihrer Jugend reifte der Entschluss, Tiere in Afrikas freier Wildbahn beobachten zu wollen. Ende der 1950er Jahre reiste sie tatsächlich dorthin, und 1960 übertrug ihr der Anthropologe Louis Leakey die Aufgabe, Erkenntnisse über wildlebende Schimpansenpopulationen zu sammeln. An der Universität Cambridge fasste Goodall die Beobachtungen der ersten Jahre schließlich in ihrer Doktorarbeit zusammen.
Seither ist viel geschehen, ihre Schimpansen sieht sie nur noch gelegentlich. Von Ruhestand aber ist bei Goodall nicht die Rede. An rund 300 Tagen im Jahr ist sie unterwegs für eine bessere Welt. Heute ein Vortrag vor Wirtschaftsbossen in Frankreich, übermorgen an einer italienischen Universität und danach reist sie quer durch die USA. Dieses Leben führt sie seit 1986, als sie auf einem Kongress erfuhr, wie schlecht es um Schimpansen in freier Wildbahn bestellt ist. Sie beschloss zu handeln. "Die Schimpansen haben mir so viel gegeben, jetzt will ich ihnen etwas zurückgeben", schreibt sie in einem ihrer Bücher.
Auf der Suche nach Schimpansen
Recht selten kommt sie für einen Vortrag auch mal nach Deutschland, etwa im März 2005 an die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. "Nach all den Jahren, in denen ich nun schon vor vielen Menschen spreche, bin ich doch immer wieder etwas aufgeregt, wenn ich in solch einen Saal komme", gestand sie damals einem Mitarbeiter des von Ehrenamtlichen geführten deutschen Jane-Goodall-Instituts. Ein Blick auf ihren kleinen Zettel, auf dem sie einige wenige Stichworte notiert hat, dann ging sie hinein, stellte sich ans Pult und erzählte drauflos.
Eineinhalb Stunden berichtete sie über Schimpansen, Lebensraumzerstörung, Wilderer und verwaiste Menschenaffenbabys. Nicht ein einziges Mal schaute sie auf ihren Spickzettel. Und nach jedem Vortrag signiert sie so lange Bücher und Postkarten, bis auch der letzte in der Schlange sein Autogramm entgegennehmen kann. Manchmal wird sie dann gefragt, woher sie all die Ausdauer nimmt für diese anstrengenden Vortragsreisen: "Um Kraft zu tanken, kehre ich in Gedanken nach Gombe zurück. Diesen besonderen Ort trage ich in meinem Herzen."
Zeit für Besuche in dem kleinen Nationalpark am Ostufer des Tanganjikasees findet sie aufgrund ihres engen Zeitplans nur selten. Doch ab und an ist sie doch dort und wohnt dann in einer Hütte mit Ausblick direkt auf den See. Tagsüber ist sie im Nationalpark unterwegs, auf der Suche nach den Menschenaffen. Nahe einer verlassenen Hütte beispielsweise trifft Goodall häufiger auf kleine Gruppen von Schimpansen. Und obwohl sie nur wenige Meter von ihnen entfernt auf dem Boden sitzt, lassen sich die Menschenaffen durch die Anwesenheit der Forscherin nicht stören.
"Grund zur Hoffnung"
Gelegentlich lädt Goodall auch Jugendliche in den Nationalpark ein, die sich in einer 1991 von ihr ins Leben gerufenen Kinder- und Jugendorganisation engagieren. In Afrika beispielsweise legen diese "Roots & Shoots"-Gruppen ("Wurzeln und Sprösslinge") Baumschulen an, um die Gewächse später in umliegenden Dörfern einzupflanzen. Europäische Jugendliche wiederum unterstützen verwaiste Schimpansenkinder in Uganda, sammeln Müll an Bächen ein oder gehen in Altenheime, um sich mit den Menschen dort zu unterhalten.
Für Goodall sind "Wurzeln" die guten Ideen junger Menschen auf der ganzen Welt, aus denen sich "Sprösslinge" entwickeln. Diese stehen für die Taten der jungen Generation, welche die Erde zu einem lebenswerteren Ort für Menschen und Tiere machen können. Mittlerweile gibt es gar ein paar Tausend "Roots & Shoots"-Gruppen rund um den Globus, was Jane Goodall zuversichtlich stimmt: "Das ist ein Grund zur Hoffnung für diesen Planeten. Die Gespräche mit diesen jungen Menschen geben mir Kraft, so wie bisher weiterzumachen."
Goodalls Forschung und Engagement fanden weltweit Anerkennung. Zahlreiche Universitäten in den USA, Afrika und Europa verliehen ihr den Ehrendoktortitel und 2002 ernannte sie der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan zur UN-Friedensbotschafterin. Seitdem setzt sich die Britin verstärkt auch für ein friedliches Miteinander ein.
Was sie auf ihren Reisen erlebt und was Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei Begegnungen mit ihr in Afrika, Europa und den USA erleben, zeigt demnächst der Dokumentarfilm "Jane's Journey". 2010 wird er in die deutschen Kinos kommen. Regisseur Lorenz Knauer geht es darin in erster Linie um den Menschen Jane Goodall. Das Filmteam hat Goodall unter anderem in den Gombe-Nationalpark begleitet – dorthin, wo die junge Forscherin vor rund 50 Jahren ihre Verhaltensstudien begonnen hatte.
Jochen Steiner
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