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20.10.2009, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg - FA für pt. Medizin
Psycho-Pharmaka sind wie alle psycho-aktiven Substanzen in Realität neuro-chemisch wirkende Stoffe, die neuro-physiologische Funktionsveränderungen zur Folge haben. Erst wenn diese so stark ausgeprägt sind, dass sie auch zu Veränderungen im Selbstgefühl und in der Selbststeuerung eines Menschen führen, werden sie bewusstseinsfähig, was heißt, dass sie von der Person selbst wahrgenommen werden.
Schon um allein dieses Wirkstärke zu erreichen, bedarf es der Zuführung oder Einnahme einer bereits derart großen Menge einer neurochemisch wirkenden Substanz, dass dadurch eine erhebliche Veränderung des neurochemischen Gleichgewichts eintritt, das normaler Weise durch natürliche Regelungsvorgänge im Gehirn zustande kommt. Dabei beeinflussen oder "stören" psychotrope Stoffe bis zu ihrem chemischen Abbau diese Prozesse dabei, sich ausreichend zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung dieses Gleichgewicht auswirken zu können.
Psychoaktive Substanzen erreichen ihre Wirkung damit durch eine mehr oder weniger gezielt herbeigeführte "Störung der Hirnchemie".
Ob und wie sich diese im bewussten Selbsterleben eines Menschen bemerkbar macht, ist von vielen Einzelheiten, auch persönlichen Eigenheiten von Konsumenten abhängig, erst recht die Akzeptanz der wahrnehmbaren "psychischen" Auswirkungen, die rein subjektiven Kriterien unterliegt. Spätestens dann jedoch, wenn diese zu einer Einschränkung der "normalen" und stark gewohnheitsabhängigen, also gewöhnlichen oder üblichen Selbststeuerungsfähigkeit führen, wird man auch hier von einer objektiven "Störung" zu sprechen haben.
Die Wirkung psychoaktiver Substanzen beruht deshalb ähnlich wie die des Alkohols immer auf grundlegenden Störungen von solchen Hirnprozessen, die von Natur aus autonom ablaufen und geregelt sind, selbst wenn diese physiologischen Störungen noch nicht das Ausmaß erreicht haben, dass auch "Veränderungen" im wahrnehmbaren "Innenleben" oder gar Einschränkungen der eigenen Selbststeuerungsfähigkeit deutlich werden. Treten solche auf – sie werden psychopathologisch pauschal als "Bewusstseinsstörungen" bezeichnet -, weist dies lediglich auf einen noch höheren Grad der Störung derjenigen physiologischen Funktionen hin, die ihnen zugrunde liegen.
Objektiv gesehen bestehen damit alle, insb. die subjektiv wahrnehmbaren "psychischen" Auswirkungen von Psychopharmaka, die mit Einnahme der Substanzen eigentlich bezweckt werden, zu welchem übergeordneten Zweck oder Ziel auch immer, wie die Wirkungen aller Drogen bis hin zu Halluzinogenen künstlicher oder pflanzlicher Art in z.T. massiven Veränderungen oder Störungen normaler Hirnfunktionen. Erst recht stellen in ihrem Gefolge auftretende Bewusstseinsveränderungen genau genommen immer Bewusstseinsstörungen dar, und sollten deswegen auch genauso bezeichnet werden. (s.S. 13f der verlinkten Datei)
In diesem Licht erhält der Begriff "Enhancement" - Steigerung, Vergrößerung, Erhöhung - eine sehr klare und sehr spezifische Bedeutung!
Man kann nur froh sein, dass dadurch erreichte "Bewusstseinsveränderungen", wie beschönigend und damit eigentlich irreführender Weise meist zu Bewusstseinsstörungen gesagt wird, im Normalfall reversibel sind, also nur zeitweise auftreten. Viel zu wenig ist bekannt, wie häufig sie in psychotischen Entgleisungen ausarten und wie verheerend sich wiederholter Gebrauch psychoaktiver Substanzen auf die normale Konzentrations- und vor allem Merkfähigkeit auswirken kann - so wie kaum jemand die hohle Innenwelt von Menschen mit Korsakow-Syndrom kennt, das psychische Endstadium langjährigen Alkoholmissbrauchs und sein Vorläuferstadium, das des Spiegeltrinkers, der wie andere "Drogenabhängige" irgendwann sein Suchtmittel allein zur Aufrecherhaltung "normalen Funktionierens" benötigt: weil er in Realität unablässig das Auftreten von prädeliranten Symptomen kupieren, also unterdrücken muss!
Wegen all dieser Zusammenhänge kann ich als Psychiater und Psychotherapeut in der Propagierung von "Neuro-Enhancement" weiter nichts als eine verkappte Propaganda für Drogen- und Medikamentenmissbrauch sehen und eine Initiative zum Abbau von natürlichen Einstellungen dagegen. Der Gipfel dieser desaströsen Wortpolitik wäre, dieses "natürliche Empfinden" auch noch als - selbstredend verdammenswertes oder zumindest verachtenswertes - "Vorurteil" hinzustellen und zu stigmatisieren!
Leider ist es derselben Ideologie schon gelungen, Drogengebrauch als Mittel zur angeblichen "Bewusstseinserweiterung" nachgerade zu verherrlichen und Drogenwirkungen hochzielend, um nicht zu sagen hochtrabend als "spirituelle", wörtlich bloß "geistige" Erfahrungen zu bezeichnen, ja sogar zu behaupten, dass mit Drogen ein intensiverer "Zugang zum Unbewussten" oder gar zu "einer anderen Welt" gewonnen würde - als wenn dies nicht auch mit anderen, ziemlich einfachen und psychologisch einwandfreien Mitteln möglich wäre, und es sich bei dieser angeblich "anderen" Welt nicht um die eigene Innenwelt handeln würde. Dass Teilnehmer an euphemistisch "psycholytisch" genannten Therapien mit Drogen sich sogar Todesgefahr aussetzen, ist vor kurzem in Berlin auf entsetzliche Weise deutlich worden.
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Grundsätzliches
20.10.2009, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg - FA für pt. MedizinSchon um allein dieses Wirkstärke zu erreichen, bedarf es der Zuführung oder Einnahme einer bereits derart großen Menge einer neurochemisch wirkenden Substanz, dass dadurch eine erhebliche Veränderung des neurochemischen Gleichgewichts eintritt, das normaler Weise durch natürliche Regelungsvorgänge im Gehirn zustande kommt. Dabei beeinflussen oder "stören" psychotrope Stoffe bis zu ihrem chemischen Abbau diese Prozesse dabei, sich ausreichend zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung dieses Gleichgewicht auswirken zu können.
Psychoaktive Substanzen erreichen ihre Wirkung damit durch eine mehr oder weniger gezielt herbeigeführte "Störung der Hirnchemie".
Ob und wie sich diese im bewussten Selbsterleben eines Menschen bemerkbar macht, ist von vielen Einzelheiten, auch persönlichen Eigenheiten von Konsumenten abhängig, erst recht die Akzeptanz der wahrnehmbaren "psychischen" Auswirkungen, die rein subjektiven Kriterien unterliegt. Spätestens dann jedoch, wenn diese zu einer Einschränkung der "normalen" und stark gewohnheitsabhängigen, also gewöhnlichen oder üblichen Selbststeuerungsfähigkeit führen, wird man auch hier von einer objektiven "Störung" zu sprechen haben.
Die Wirkung psychoaktiver Substanzen beruht deshalb ähnlich wie die des Alkohols immer auf grundlegenden Störungen von solchen Hirnprozessen, die von Natur aus autonom ablaufen und geregelt sind, selbst wenn diese physiologischen Störungen noch nicht das Ausmaß erreicht haben, dass auch "Veränderungen" im wahrnehmbaren "Innenleben" oder gar Einschränkungen der eigenen Selbststeuerungsfähigkeit deutlich werden. Treten solche auf – sie werden psychopathologisch pauschal als "Bewusstseinsstörungen" bezeichnet -, weist dies lediglich auf einen noch höheren Grad der Störung derjenigen physiologischen Funktionen hin, die ihnen zugrunde liegen.
Objektiv gesehen bestehen damit alle, insb. die subjektiv wahrnehmbaren "psychischen" Auswirkungen von Psychopharmaka, die mit Einnahme der Substanzen eigentlich bezweckt werden, zu welchem übergeordneten Zweck oder Ziel auch immer, wie die Wirkungen aller Drogen bis hin zu Halluzinogenen künstlicher oder pflanzlicher Art in z.T. massiven Veränderungen oder Störungen normaler Hirnfunktionen. Erst recht stellen in ihrem Gefolge auftretende Bewusstseinsveränderungen genau genommen immer Bewusstseinsstörungen dar, und sollten deswegen auch genauso bezeichnet werden. (s.S. 13f der verlinkten Datei)
In diesem Licht erhält der Begriff "Enhancement" - Steigerung, Vergrößerung, Erhöhung - eine sehr klare und sehr spezifische Bedeutung!
Man kann nur froh sein, dass dadurch erreichte "Bewusstseinsveränderungen", wie beschönigend und damit eigentlich irreführender Weise meist zu Bewusstseinsstörungen gesagt wird, im Normalfall reversibel sind, also nur zeitweise auftreten. Viel zu wenig ist bekannt, wie häufig sie in psychotischen Entgleisungen ausarten und wie verheerend sich wiederholter Gebrauch psychoaktiver Substanzen auf die normale Konzentrations- und vor allem Merkfähigkeit auswirken kann - so wie kaum jemand die hohle Innenwelt von Menschen mit Korsakow-Syndrom kennt, das psychische Endstadium langjährigen Alkoholmissbrauchs und sein Vorläuferstadium, das des Spiegeltrinkers, der wie andere "Drogenabhängige" irgendwann sein Suchtmittel allein zur Aufrecherhaltung "normalen Funktionierens" benötigt: weil er in Realität unablässig das Auftreten von prädeliranten Symptomen kupieren, also unterdrücken muss!
Wegen all dieser Zusammenhänge kann ich als Psychiater und Psychotherapeut in der Propagierung von "Neuro-Enhancement" weiter nichts als eine verkappte Propaganda für Drogen- und Medikamentenmissbrauch sehen und eine Initiative zum Abbau von natürlichen Einstellungen dagegen. Der Gipfel dieser desaströsen Wortpolitik wäre, dieses "natürliche Empfinden" auch noch als - selbstredend verdammenswertes oder zumindest verachtenswertes - "Vorurteil" hinzustellen und zu stigmatisieren!
Leider ist es derselben Ideologie schon gelungen, Drogengebrauch als Mittel zur angeblichen "Bewusstseinserweiterung" nachgerade zu verherrlichen und Drogenwirkungen hochzielend, um nicht zu sagen hochtrabend als "spirituelle", wörtlich bloß "geistige" Erfahrungen zu bezeichnen, ja sogar zu behaupten, dass mit Drogen ein intensiverer "Zugang zum Unbewussten" oder gar zu "einer anderen Welt" gewonnen würde - als wenn dies nicht auch mit anderen, ziemlich einfachen und psychologisch einwandfreien Mitteln möglich wäre, und es sich bei dieser angeblich "anderen" Welt nicht um die eigene Innenwelt handeln würde. Dass Teilnehmer an euphemistisch "psycholytisch" genannten Therapien mit Drogen sich sogar Todesgefahr aussetzen, ist vor kurzem in Berlin auf entsetzliche Weise deutlich worden.