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Leserbrief Gehirn und Geist 09/07 Streitgespräch zwischen Herrn Hollmann und Herrn Longree
Herr Hollmann begründet Entwicklungschwierigkeiten einseitig aus externen Gründen. Wir haben Kinder in der Ergotherapie, die in wunderbaren Familien aufwachsen, sowie reichlich Bewegungsangebote und Zuneigung bekommen. In der Therapie erlebe ich die Eltern dieser Kinder oft extrem verausgabt und niedergeschlagen, weil sie an den verschiedensten Stellen nicht ernst genommen wurden - angefangen beim Kinderarzt. Mittlerweile hat es sich zu einem Spießrutenlauf entwickelt, eine Verordnung für Ergotherapie zu ergattern. Vitamin B zum Arzt wird immer wichtiger. Da erbarmt sich auch schon mal der Kumpel, der Zahnarzt ist, eine Verordnung für Ergotherapie aus zu stellen. Eine andere Familie reist mittlerweile ans andere Ende des Ruhrgebiets – Vitamin B- der Arzt ist Kunde bei Papa! Alles hat also seine zwei Seiten. Herr Hollmann zieht den Beruf an einigen Stellen ins lächerliche. Beispiele wie „übers Tennisfeld kullern um Tennis spielen zu lernen“ begründen sich in entweder absoluter Unwissenheit oder einer Ignoranz demgegenüber, dass es Dinge gibt, die der Medizin verschlossen bleiben, weil es keine Pillen dafür gibt. Meine völlige Bejahung findet Herr Hollmann in seinen Aussagen darüber, die Ursache aller Probleme den Basissinnen zu-zuschreiben. Sensorische Integrationsstörung kommen nicht häufig vor – aber es gibt sie. Herr Hollmann stellt das ÜBEN mit Kindern in den Vordergrund. Therapie ist gerade dann notwendig, wenn das nicht klappt. Hinter Therapieaktivitäten die aussehen, wie lustig vor sich her zu basteln, begründen sich X Einzelschritte. Die Komplexität von (Kinder-) Ergotherapie an dieser Stelle zu erklären ist unmöglich. Herr Hollmann driftet im Streitgespräch oft ins plakative ab. Mein Lob an Herrn Longree, dass er sich da nicht mitreißen lässt und sachlich bleibt. Herr Hollmann wünscht sich, dass wir die Kinderärzte mehr mit auf unsere Reise nehmen? In der Realität ist das schwierig – Anregungen nehme ich gerne entgegen. Vorschläge, eine Beobachtung des Kindes gemeinsam durch zu führen werden seit 8 Jahren nicht angenommen… Und immer wieder kommt das Totschlag - Argument des wissenschaftlichen Nachweises auf den Tisch. Nach Schätzungen von Experten sind im ärztlichen Alltag nur 20% der Tätigkeiten mit hoher Evidenz (wissenschaftlichem Nachweis) belegt. Wie lange gibt es die Medizin?? Herr Hollmann beschreibt auch zukünftige Forschung von vornherein als nicht aussagekräftig, da Kinder sich mehrdimensional entwickeln und verschiedensten Einflüssen ausgesetzt sind. Auch in pharmakologischen Studien ist der Patient, der das Medikament einnimmt äußeren Einflüssen ausgesetzt. Vielleicht hat er sich während der Studie einen Hund gekauft und es geht ihm deshalb besser… Wir können die Zukunft für Kinder auf zwei Arten gestalten: Entweder vertrödeln wir die Zeit damit, uns gegenseitig an zu zweifeln oder es gelingt uns, die Versorgung gemeinsam zu gestalten. Dies gelingt aber nur, wenn wir uns auf Augenhöhe begeben und unser Expertenwissen gegenseitig respektieren und in gemeinsame Forschungsprojekte sowie die Leitlinienentwicklung einfließen lassen. Wenn ich diesen Hoffnungen und Visionen Pressemitteilungen der Bundesärztekammer gegenüberstelle, sehe ich für diese Entwicklung allerdings schwarz. Dort wird die Akademisierung in den Gesundheitsfachberufen „als leider nicht mehr zurückzudrehen“ beschrieben.
Mit freundlichen Grüßen Daniela Rolf, Ergotherapeutin bc. (NL)
Es gibt viel zu tun - auf beiden Seiten!
26.10.2007, Ihr Name, WohnortStreitgespräch zwischen Herrn Hollmann und Herrn Longree
Herr Hollmann begründet Entwicklungschwierigkeiten einseitig aus externen Gründen. Wir haben Kinder in der Ergotherapie, die in wunderbaren Familien aufwachsen, sowie reichlich Bewegungsangebote und Zuneigung bekommen. In der Therapie erlebe ich die Eltern dieser Kinder oft extrem verausgabt und niedergeschlagen, weil sie an den verschiedensten Stellen nicht ernst genommen wurden - angefangen beim Kinderarzt. Mittlerweile hat es sich zu einem Spießrutenlauf entwickelt, eine Verordnung für Ergotherapie zu ergattern. Vitamin B zum Arzt wird immer wichtiger. Da erbarmt sich auch schon mal der Kumpel, der Zahnarzt ist, eine Verordnung für Ergotherapie aus zu stellen. Eine andere Familie reist mittlerweile ans andere Ende des Ruhrgebiets – Vitamin B- der Arzt ist Kunde bei Papa!
Alles hat also seine zwei Seiten. Herr Hollmann zieht den Beruf an einigen Stellen ins lächerliche. Beispiele wie „übers Tennisfeld kullern um Tennis spielen zu lernen“ begründen sich in entweder absoluter Unwissenheit oder einer Ignoranz demgegenüber, dass es Dinge gibt, die der Medizin verschlossen bleiben, weil es keine Pillen dafür gibt.
Meine völlige Bejahung findet Herr Hollmann in seinen Aussagen darüber, die Ursache aller Probleme den Basissinnen zu-zuschreiben. Sensorische Integrationsstörung kommen nicht häufig vor – aber es gibt sie. Herr Hollmann stellt das ÜBEN mit Kindern in den Vordergrund. Therapie ist gerade dann notwendig, wenn das nicht klappt. Hinter Therapieaktivitäten die aussehen, wie lustig vor sich her zu basteln, begründen sich X Einzelschritte. Die Komplexität von (Kinder-) Ergotherapie an dieser Stelle zu erklären ist unmöglich. Herr Hollmann driftet im Streitgespräch oft ins plakative ab. Mein Lob an Herrn Longree, dass er sich da nicht mitreißen lässt und sachlich bleibt.
Herr Hollmann wünscht sich, dass wir die Kinderärzte mehr mit auf unsere Reise nehmen? In der Realität ist das schwierig – Anregungen nehme ich gerne entgegen.
Vorschläge, eine Beobachtung des Kindes gemeinsam durch zu führen werden seit 8 Jahren nicht angenommen…
Und immer wieder kommt das Totschlag - Argument des wissenschaftlichen Nachweises auf den Tisch. Nach Schätzungen von Experten sind im ärztlichen Alltag nur 20% der Tätigkeiten mit hoher Evidenz (wissenschaftlichem Nachweis) belegt. Wie lange gibt es die Medizin?? Herr Hollmann beschreibt auch zukünftige Forschung von vornherein als nicht aussagekräftig, da Kinder sich mehrdimensional entwickeln und verschiedensten Einflüssen ausgesetzt sind.
Auch in pharmakologischen Studien ist der Patient, der das Medikament einnimmt äußeren Einflüssen ausgesetzt. Vielleicht hat er sich während der Studie einen Hund gekauft und es geht ihm deshalb besser…
Wir können die Zukunft für Kinder auf zwei Arten gestalten:
Entweder vertrödeln wir die Zeit damit, uns gegenseitig an zu zweifeln oder es gelingt uns, die Versorgung gemeinsam zu gestalten. Dies gelingt aber nur, wenn wir uns auf Augenhöhe begeben und unser Expertenwissen gegenseitig respektieren und in gemeinsame Forschungsprojekte sowie die Leitlinienentwicklung einfließen lassen. Wenn ich diesen Hoffnungen und Visionen Pressemitteilungen der Bundesärztekammer gegenüberstelle, sehe ich für diese Entwicklung allerdings schwarz. Dort wird die Akademisierung in den Gesundheitsfachberufen „als leider nicht mehr zurückzudrehen“ beschrieben.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Rolf, Ergotherapeutin bc. (NL)
Triftstraße 1, 47533 Kleve
Ergotherapie-rolf@web.de