Der Krake aus dem Ei
Dieses merkwürdige Gebilde entspringt nicht etwa der Kulisse eines Horrorfilms – nein, hierbei handelt es sich um einen Pilz. Wie er heißt, ließe sich beinahe erraten: es ist ein Tintenfischpilz. Mykologen – so nennt man Pilzspezialisten – bezeichnen ihn auch als Clathrus archeri. In den rosa schimmernden, fünf Zentimeter großen Knoten, den so genannten "Hexeneiern", reift der feuerrote Fruchtkörper heran. Irgendwann sprengt er sich durch die Haut der Hexeneier ins Freie. Der Pilzkörper wächst allmählich bis zu 15 Zentimeter in die Höhe und breitet seine vier bis sechs Arme nach und nach aus.
Nach kurzer Zeit spreizen sich die Tentakel sternförmig und bekommen schwarze Verästelungen auf der oberen dunkelroten Seite der Arme – die Gleba. So heißt bei Pilzen die Fruchtmasse, auf der die Sporen heranwachsen. Fliegen und Käfer tragen diese schließlich in die weite Welt hinaus und sorgen dafür, dass der Pilz sich verbreiten kann. Genauso, wie es Vögel mit den Samen von Früchten machen. Damit diese Insekten angelockt werden und sich auf dem Pilz nieder lassen, hat er eine ganz besondere Strategie entwickelt: er stinkt nach faulendem Fleisch – ganz wie es aasliebende Tiere mögen.
Der Tintenfischpilz kommt ursprünglich aus Neuseeland und Australien und wurde zum Ende des Ersten Weltkriegs über Militärtransporte nach Europa eingeschleppt. Im Jahr 1913 entdeckten ihn Menschen in den französischen Vogesen. Er wächst besonders gut auf saurem Boden, bedeckt mit Holzspänen oder Baumrinden und ist – obgleich auch eher selten – in Deutschlands Laub- und Mischwäldern zu finden. Wer den Tintenfischpilz gerne probieren möchte kann das tun – giftig ist er nicht. Der Geschmack und das Gefühl beim Kauen scheinen jedoch bei denen, die ihn probiert haben, keinen tollen Eindruck zu hinterlassen. Es bleibt meist bei der ersten und letzten Kostprobe.
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