Klima: Bringt schmelzendes Meereis nasse Sommer?
In den letzten Jahren war Nordwesteuropa im Sommer nicht gerade von der Sonne verwöhnt, dafür stöhnten die Menschen im Mittelmeerraum teils unter extremer Hitze. Mit verantwortlich dafür könnte die Schmelze des arktischen Meereises sein, sagen Forscher um James Screen von der University of Exeter: Bei geringer Eisausdehnung verschoben sich in Simulationen der Jetstream und mit ihm niederschlagsreiche Wetterlagen weiter nach Süden.
Die Wissenschaftler hatten in einem Modell untersucht, wie sich die Niederschlagsmuster verhalten, wenn die Eisbedeckung der Arktis wie in den letzten Jahren sehr gering ist. In einem weiteren Durchgang verglichen sie die Ergebnisse mit Simulationen unter ausgedehnter Eisbedeckung, wie sie Ende der 1970er Jahre herrschte. Alle anderen Einflussfaktoren hielten sie konstant. Dabei beobachteten sie, dass bei geringer Meereisausdehnung der Jetstream – der sonst dort zwischen Schottland und Island strömt – weiter nach Süden auswich. So gelangte mehr Regenwetter nach Großbritannien und Nordwesteuropa. Das Modell ergab auch, dass unter diesen Bedingungen im mediterranen Raum die Niederschläge abnahmen und sich die Folgen dieser Verschiebung womöglich bis Nordafrika ausweiten.
Über die möglichen Mechanismen können die Forscher bisher nur spekulieren. So zeichnet sich zum Beispiel im Einklang mit anderen Studien ab, dass sich bei geringer Mehreisbedeckung im Pazifik mehr Stürme bilden, die dort für entsprechend mehr Niederschläge sorgen. Andere Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen der im Frühjahr auftretenden Eisbedeckung im Bereich der Labradorsee, Hudson Bay, der Davisstraße sowie Baffin Bay und der atmosphärischen Zirkulation im Sommer über Eurasien. Einen Einfluss zeigt auch die herbstliche Eisbedeckung der Barentssee für Europa: Ist die Ausdehnung gering, bekommt Europa kalte Winter. Wie der entsprechende Zusammenhang zwischen arktischem Meereis und Jetstream für die Sommer in Nordwesteuropa aussieht, bleibt aber noch zu klären.
Man solle die Ergebnisse allerdings nicht als exaktes Abbild der Realität betrachten, mahnen die Forscher: Dafür seien unter anderem zu viele Faktoren beteiligt, und einige Rückkopplungsmechanismen seien nicht berücksichtigt worden. Zudem ist der Gesamteffekt, wenn auch signifikant, doch geringer als die natürliche Variabilität – weshalb es auch bei geringer Eisbedeckung durchaus trockene Sommer gebe. Insgesamt aber ließen die Resultate schon vermuten, dass die abnehmende Eisbedeckung in der Arktis zu ungewöhnlichen Niederschlagsmustern während des Sommers in Nordwesteuropa beitragen könnte.
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