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Kommentar: Wer A sagt, muss auch B sagen

Alfred-Wegener-Institut
Phytoplankton | In manchen Regionen des Ozeans ist Eisen knapp. Dort lässt sich durch Zugabe von Eisen eine künstliche Blüte aus planktischen Meeresalgen erzeugen.
Am Montag war es amtlich: Das Eisendünge-Experiment LOHAFEX, welches das Alfred-Wegener-Institut (AWI) zusammen mit dem Indischen National Institute of Oceanography im Südpazifik geplant hatte, darf nun doch stattfinden. Das Umweltministerium hatte nach internationalen Protesten zusätzliche Gutachten zur ökologischen Unbedenklichkeit gefordert, wir berichteten in Streit um LOHAFEX. Die Gutachten sind mittlerweile eingetroffen und bestätigen, was die verantwortlichen Wissenschaftler schon vorher beteuerten: Das Experiment selbst dürfte im Ozean keinen Schaden anrichten.

Überraschend ist das nicht, mit einem Verbot des Experiments hatte niemand ernsthaft gerechnet. Die Probleme, die mit der Etablierung der Eisendüngung als mögliche Klimaschutzmaßnahme einhergehen, sind allerdings so ungelöst wie eh und je. Umso ärgerlicher ist da die Position, die jetzt das AWI in der Debatte bezieht. "Man will die Rolle des Eisens im globalen Klimasystem besser verstehen", beteuert das AWI in der jüngsten Pressemeldung. Anwendung für den Klimaschutz? Fehlanzeige: "Es kursieren viele Berichte, die behaupten, das AWI führe das Experiment als Maßnahme zum Klimaschutz durch und wolle testen, ob durch Ozeandüngung der Atmosphäre Kohlendioxid in großem Maßstab entzogen werden kann. Das ist keinesfalls so", lässt die Direktorin des AWI, Karin Lochte, in selbiger Meldung verlauten.

Die Idee, den Ozean mit Eisen zu düngen, um über beschleunigtes Algenwachstum Kohlendioxid zu binden, wird schon lange intensiv debattiert. Im jüngsten Bericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel for Climate Change, IPCC) wird das Verfahren als eine Möglichkeit erwähnt und Firmen stehen bereit, um mit der Methode in den Emissionshandel einzusteigen. Zu behaupten, das Projekt LOHAFEX fände nicht vor dem Hintergrund dieser Debatte statt, ist schlichtweg unglaubwürdig. Ob absichtlich oder nicht: Mit dem Experiment wird nun mal ein Verfahren erforscht, das viele gerne einsetzen würden. Harte Daten darüber zu gewinnen, ist nicht verwerflich. Zu einer möglichen Anwendung dann keine Stellung zu beziehen, schon.

Miriam Ruhenstroth

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