Kontroverse um DSM-5: Die Neuordnung der Seelenleiden
Es war einmal eine Geisteskrankheit, die hieß Melancholie. Manche nannten sie auch "endogene Depression" – denn sie glaubten, dass sie aus unerforschlichen Gründen in einem Menschen entstehe, während die normale Depression eher durch Schicksalsschläge von außen verursacht werde. William James (1842-1910), einer der Gründerväter der modernen Psychologie, hielt die Melancholie für eine "Seelenqual, die dem gesunden Leben völlig unbekannt ist". Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit kennzeichneten die Krankheit angeblich ebenso wie eine alles beherrschende Angst vor dem drohenden Ruin.
Doch seit 1980 gibt es die Melancholie nicht mehr. In der dritten Ausgabe des US-amerikanischen Diagnosesystems DSM (von: Diagnostic and Statistical Manual) wurden die vormals zwei Formen der Depression zu einer zusammengefasst. Das DSM gilt Psychiatern in aller Welt als die "heilige Schrift" der psychischen Störungen. Es prägt auch ihre Einteilung im hier zu Lande gültigen Krankheitsverzeichnis der Weltgesundheitsorganisation, der ICD (International Statistical Classification of Diseases).
Bevor die Melancholie aus dem Katalog der Seelenleiden verbannt wurde, hatten führende Psychiater jahrelang miteinander gerungen ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben