Legasthenie: Chinesen lesen anders
Mittlerweile hat es sich herumgesprochen: Kinder, die Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben haben, sind nicht dümmer als ihre Altersgenossen; bei ihnen arbeiten bestimmte Hirnregionen anders. Und diese veränderten Hirnaktivitäten sollten bei allen Legasthenikern ähnlich auftreten. Auch in China?
Dumm, faul, unfähig – mit diesem Vorurteil mussten in früheren Zeiten Kinder fertig werden, die in der Schule Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hatten. Doch inzwischen ist klar, dass eine Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Legasthenie, an der immerhin bis zu zehn Prozent der Kinder leiden, nichts mit mangelnder Intelligenz oder schlechtem Schulunterricht zu tun hat.
Die Ursachen der Legasthenie sind noch immer nicht ganz klar und vermutlich vielfältig. Doch konnten Wissenschaftler bereits Hirnregionen aufspüren, die offensichtlich hier eine Rolle spielen: Bei Legasthenikern zeigen bestimmte Bereiche in der linken Hirnhälfte, und zwar in der temporo-parietalen Hirnrinde, eine geringere Aktivität als bei Menschen ohne Leseschwäche. Und diese Beeinträchtigung konnte bei vielen Legasthenikern aufgespürt werden – egal, ob die Betroffenen beispielsweise das leicht und regelmäßig auszusprechende Italienisch sprachen oder sich mit den Tücken der englischen Rechtschreibung herumplagen mussten. Legasthenie scheint damit ein universelles Phänomen zu sein, das bei allen Menschen in ähnlicher Weise auftreten kann.
Nur, dummerweise stammen diese Erkenntnisse – wie so oft – hauptsächlich von Wissenschaftlern aus dem westlichen Kulturkreis. Italiener und Engländer mögen sich in vielem unterscheiden, doch mindestens eine Gemeinsamkeit haben sie: Ihre Schrift benutzt ein Alphabet, bei der wenige Zeichen zu beliebig vielen Silben und Wörtern zusammengesetzt werden. Ganz anders funktioniert bekanntermaßen die chinesische Schrift, bei der eine Vielzahl unterschiedlichster Zeichen ganze Silben repräsentieren.
Die Wissenschaftler um Wai Ting Siok von der Universität Hongkong fragten sich daher, ob bei chinesischen Legasthenikern die gleichen Hirnregionen betroffen sind wie bei ihren Leidensgenossen aus Europa oder Amerika. 16 Schulkinder aus Peking im Alter von etwa elf Jahren sollten ihnen diese Frage beantworten; acht von ihnen waren Legastheniker, die anderen acht hatten keine Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben.
Der linke Gyrus frontalis medialis hat bei der Analyse chinesischer Schriftzeichen – das war den Forschern bereits bekannt – einen wichtigen Anteil, während visuelle Eindrücke im Hinterhauptslappen verarbeitet werden. Offensichtlich, so vermuten die Forscher, haben chinesische Kinder, deren Gyrus frontalis medialis beeinträchtigt ist, Schwierigkeiten mit ihren Schriftzeichen und versuchen diese über eine verstärkte Aktivität des visuellen Systems zu kompensieren.
Zumindest zeigt sich, dass eine Lese- und Rechtsschreib-Schwäche – die wohl in allen Kulturen anzutreffen ist – auf unterschiedliche neurologische Ursachen beruhen kann. Demnach könnte ein europäischer Legastheniker vielleicht mit Leichtigkeit chinesische Schriftzeichen erlernen – und umgekehrt.
Die Ursachen der Legasthenie sind noch immer nicht ganz klar und vermutlich vielfältig. Doch konnten Wissenschaftler bereits Hirnregionen aufspüren, die offensichtlich hier eine Rolle spielen: Bei Legasthenikern zeigen bestimmte Bereiche in der linken Hirnhälfte, und zwar in der temporo-parietalen Hirnrinde, eine geringere Aktivität als bei Menschen ohne Leseschwäche. Und diese Beeinträchtigung konnte bei vielen Legasthenikern aufgespürt werden – egal, ob die Betroffenen beispielsweise das leicht und regelmäßig auszusprechende Italienisch sprachen oder sich mit den Tücken der englischen Rechtschreibung herumplagen mussten. Legasthenie scheint damit ein universelles Phänomen zu sein, das bei allen Menschen in ähnlicher Weise auftreten kann.
Nur, dummerweise stammen diese Erkenntnisse – wie so oft – hauptsächlich von Wissenschaftlern aus dem westlichen Kulturkreis. Italiener und Engländer mögen sich in vielem unterscheiden, doch mindestens eine Gemeinsamkeit haben sie: Ihre Schrift benutzt ein Alphabet, bei der wenige Zeichen zu beliebig vielen Silben und Wörtern zusammengesetzt werden. Ganz anders funktioniert bekanntermaßen die chinesische Schrift, bei der eine Vielzahl unterschiedlichster Zeichen ganze Silben repräsentieren.
Die Wissenschaftler um Wai Ting Siok von der Universität Hongkong fragten sich daher, ob bei chinesischen Legasthenikern die gleichen Hirnregionen betroffen sind wie bei ihren Leidensgenossen aus Europa oder Amerika. 16 Schulkinder aus Peking im Alter von etwa elf Jahren sollten ihnen diese Frage beantworten; acht von ihnen waren Legastheniker, die anderen acht hatten keine Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben.
Während die Kinder kleine Leseübungen durchführten – mit den ihnen vertrauten chinesischen Schriftzeichen – schauten ihnen die Forscher per funktioneller Magnetresonanztomografie ins Hirn. Und dabei offenbarte sich: Die Aktivität in der temporo-parietalen Hirnrinde war bei allen Kindern ähnlich. Dagegen zeigten sich bei einer anderen Hirnwindung, die weiter vorne sitzt, deutliche Unterschiede: Der so genannte Gyrus frontalis medialis der linken Hirnhälfte arbeitete bei den legasthenischen Kindern deutlich schwächer. Andererseits regte sich bei ihnen verstärkt der Hinterhauptslappen auf der rechten Seite.
Der linke Gyrus frontalis medialis hat bei der Analyse chinesischer Schriftzeichen – das war den Forschern bereits bekannt – einen wichtigen Anteil, während visuelle Eindrücke im Hinterhauptslappen verarbeitet werden. Offensichtlich, so vermuten die Forscher, haben chinesische Kinder, deren Gyrus frontalis medialis beeinträchtigt ist, Schwierigkeiten mit ihren Schriftzeichen und versuchen diese über eine verstärkte Aktivität des visuellen Systems zu kompensieren.
Zumindest zeigt sich, dass eine Lese- und Rechtsschreib-Schwäche – die wohl in allen Kulturen anzutreffen ist – auf unterschiedliche neurologische Ursachen beruhen kann. Demnach könnte ein europäischer Legastheniker vielleicht mit Leichtigkeit chinesische Schriftzeichen erlernen – und umgekehrt.
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