Naturkatastrophe: Supervulkan Toba brachte Weltklima durcheinander
Der Ausbruch des Supervulkans Toba auf der indonesischen Insel Sumatra vor 74 000 Jahren gilt als eine der heftigsten Eruptionen der letzten zwei Millionen Jahre – und steht immer wieder im Verdacht, die Menschheit damals fast komplett ausgelöscht zu haben. Denn als der Toba explodierte, hinterließ er nicht nur einen Krater mit 50 Kilometer Durchmesser (den heute der gleichnamige Tobasee füllt), der Feuerberg katapultierte auch 2500 Kubikkilometer Gesteinsmaterial in die Atmosphäre. Diese Menge reicht aus, um den Mount Everest gleich zweimal aufzuschütten. Zusammen mit den gleichzeitig frei gesetzten tausenden Tonnen an schwefelhaltigen Schwebeteilchen soll die Asche das damalige Klima empfindlich beeinträchtigt und eine globale Abkühlung eingeleitet haben, in deren Folge die Zahl unserer Vorfahren drastisch zurückging.
Während Ascheablagerungen in großen Teilen Asiens die katastrophale Eruption belegen, sind Hinweise auf weltweite Folgen allerdings eher dünn gesät: In arktischen oder antarktischen Eisbohrkernen fanden sich bislang kaum Spuren des Toba-Ausbruchs, was die zeitliche Einordnung damaliger Klimaschwankungen zusätzlich erschwerte. Anders Svensson vom Niels-Bohr-Institut der Universität Kopenhagen und seinen Kollegen gelang es nun jedoch, charakteristische Schwefelsäureeinlagerungen in Gletschern auf Grönland und in der Antarktis nachzuweisen, die aus der Eruption auf Sumatra stammten. "Wir können nun auf das Jahr genau Eisbohrkerne von Nord- und Südpol miteinander vergleichen und ihre Folgen für den Klimawandel auf der Nord- und Südhalbkugel herausfinden", so Svensson. Klimamodelle deuteten an, dass die Naturkatastrophe einen jahrzehntelangen Rückgang der globalen Durchschnittstemperaturen um bis zu zehn Grad Celsius ausgelöst haben könnte.
Hinweise darauf entdeckten die Gletscherforscher in ihren Proben jedoch nicht: "In den Temperaturkurven der Bohrkerne spiegelt sich keine generelle Abkühlung wegen der Eruption wider", sagt Svensson. Zwar gebe es tatsächlich einen Temperatursturz auf der Nordhalbkugel und in der Folge größere Schwankungen, doch in der Südhemisphäre zeige sich ein anderes Bild: "Dort wurde es bald wieder wärmer – die globale Abkühlung fiel also kurz aus." Damit steht weiter in Frage, wie sehr die Toba-Explosion die Menschheit negativ beeinflusst hat: Archäologische Funde in Indien deuten beispielsweise an, dass die Eruption die ortsansässigen Menschen wohl kaum beeinflusst hat. Sowohl unter als auch direkt über den Ascheablagerungen des Vulkans gruben die Wissenschaftler Werkzeuge aus, die wegen ihrer Machart von der gleichen Bevölkerungsgruppe hergestellt worden sein mussten. Warum die Menschheit durch einen genetischen Flaschenhals musste, der in unserem Erbgut nachweisbar ist, bleibt also weiterhin ungeklärt.
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