Neolithische Revolution: Ackern, ohne satt zu werden
Aus gutem Grund scheinen Menschen vor gut 10 000 Jahren ihren unsteten Lebensstil zugunsten des Ackerbaus aufgegeben zu haben: Ihr Essen wuchs nun vor der Haustür und war einfacher zu erreichen als die Beeren, Pilze und das gelegentliche Wildbret. Ausgrabungen weisen allerdings auf Ungereimtheiten an diesem Bild. Die sesshaften Bauern litten an Mangelernährung, waren kleiner als die Generationen zuvor und zeigten skeletale Abnutzungserscheinungen bedingt durch harte Arbeit.
Samuel Bowles vom Santa Fe Institute hat nun den kalorischen Ertrag pro Arbeitsstunde Feldarbeit berechnet und mit der Jäger-Sammler-Tätigkeit verglichen. Ergebnis: Die Menschen der angehenden Jungsteinzeit investierten vermutlich erheblich mehr, keinesfalls aber weniger Arbeit in ihren Lebensunterhalt als ihre Vorfahren.
Schuld seien mangelhafte Technik, die Kosten, die beim Aufarbeiten und Speichern der Nahrung anfallen, sowie die Gegenmaßnahmen gegen Ernteverluste. Anfangs waren die Bauern auf selten mehr als zwei Feldfrüchte beschränkt und entsprechend unflexibel.
Die günstigste Strategie – einige der Nachteile durch ergänzende Jagd- und Sammeltätigkeiten zu kompensieren – verfolgten zwar die ersten Generationen des Jahrtausende dauernden Prozesses. Warum aber gleich mehrere Gesellschaften weltweit komplett auf Ackerbau und Viehzucht umstellten, bleibe nach wie vor rätselhaft, so Bowles.
Der eigentliche Grund für die Ausbreitung des "neolithischen" Lebensstils der ersten Ackerbauern und Viehzüchter sucht er wie viele seiner Forscherkollegen in sozialen Faktoren. Wer in größeren Gruppen enger beieinander lebte, konnte sich besser organisieren – für die Kinderbetreuung, aber auch für kriegerische Auseinandersetzungen. Eine militärische Überlegenheit der sesshaften Gruppen würde plausibel machen, wieso sich ihr Lebensstil letztendlich ausbreitete.
Bowles berücksichtigte für seine Studie eine Vielzahl verschiedener Daten beispielsweise über den Ertrag jungsteinzeitlicher Getreidearten, die Landnutzung heutiger und historischer Gesellschaften, aber auch Untersuchungen zu den psychologischen Komponenten der beiden Lebensstile – etwa der Geduld und der Risikoaffinität. Die berechneten Werte seien zwar mit einem großen Unsicherheitsfaktor behaftet, würden allerdings tendenziell den Ertrag der Landwirtschaft über- als unterschätzen. (jd)
Samuel Bowles vom Santa Fe Institute hat nun den kalorischen Ertrag pro Arbeitsstunde Feldarbeit berechnet und mit der Jäger-Sammler-Tätigkeit verglichen. Ergebnis: Die Menschen der angehenden Jungsteinzeit investierten vermutlich erheblich mehr, keinesfalls aber weniger Arbeit in ihren Lebensunterhalt als ihre Vorfahren.
Schuld seien mangelhafte Technik, die Kosten, die beim Aufarbeiten und Speichern der Nahrung anfallen, sowie die Gegenmaßnahmen gegen Ernteverluste. Anfangs waren die Bauern auf selten mehr als zwei Feldfrüchte beschränkt und entsprechend unflexibel.
Die günstigste Strategie – einige der Nachteile durch ergänzende Jagd- und Sammeltätigkeiten zu kompensieren – verfolgten zwar die ersten Generationen des Jahrtausende dauernden Prozesses. Warum aber gleich mehrere Gesellschaften weltweit komplett auf Ackerbau und Viehzucht umstellten, bleibe nach wie vor rätselhaft, so Bowles.
Der eigentliche Grund für die Ausbreitung des "neolithischen" Lebensstils der ersten Ackerbauern und Viehzüchter sucht er wie viele seiner Forscherkollegen in sozialen Faktoren. Wer in größeren Gruppen enger beieinander lebte, konnte sich besser organisieren – für die Kinderbetreuung, aber auch für kriegerische Auseinandersetzungen. Eine militärische Überlegenheit der sesshaften Gruppen würde plausibel machen, wieso sich ihr Lebensstil letztendlich ausbreitete.
Bowles berücksichtigte für seine Studie eine Vielzahl verschiedener Daten beispielsweise über den Ertrag jungsteinzeitlicher Getreidearten, die Landnutzung heutiger und historischer Gesellschaften, aber auch Untersuchungen zu den psychologischen Komponenten der beiden Lebensstile – etwa der Geduld und der Risikoaffinität. Die berechneten Werte seien zwar mit einem großen Unsicherheitsfaktor behaftet, würden allerdings tendenziell den Ertrag der Landwirtschaft über- als unterschätzen. (jd)
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