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Nordpolarmeer: Supersturm in der Arktis dezimiert das Meereis

In der Tschuktschensee zwischen Kanada und Alaska hat sich ein überdurchschnittlich großer polarer Wirbelsturm gebildet, der beträchtliche Teile des arktischen Meereises zu zerstören droht. Seit dem Wochenende bewegte sich das Sturmtief Richtung Norden über das arktische Meereis und hat dabei nach den vorliegenden Satellitendaten große Eisflächen in der ostsibirischen See vom Hauptteil des Meereises abgetrennt. Zusammen mit der momentan ohnehin überdurchschnittlichen Eisschmelze in der Arktis könnte der Sturm dazu beitragen, dass das bisherige Rekordminimum der Eisausdehnung aus dem Jahr 2007 noch einmal unterboten wird.

Tiefdruckwirbel vor Grönland | Der polare Wirbelsturm am Mittwochmorgen vom Satelliten aus gesehen.

Das Sturmtief schädigt die schwimmende Eisdecke auf mehrere Arten. Zum einen brechen Wind und Wellen die Eisflächen auf und zerstückeln das Eis, so dass es leichter schmilzt. Kenternde Eisschollen kehren ihre dunkle Unterseite nach oben und nehmen mehr Wärme auf. Außerdem wühlt der Sturm das Meer auf und bringt wärmeres, salzigeres Wasser an die Oberfläche, das ebenfalls das Schmelzen fördert. Vorläufige Eisdaten von Eumetsat und der Japanischen Weltraumbehörde JAXA deuten auf einen Verlust von mehreren hunderttausend Quadratkilometern Eis. Wie viel von diesem gemessenen Rückgang real ist, ist jedoch nicht klar – einige Effekte des Sturms können kurzzeitig einen deutlich größeren als den tatsächlichen Flächenschwund vortäuschen. Im Verlauf des Mittwochs hat sich der Sturm leicht abgeschwächt, Experten befürchten dennoch weitere Eisverluste.

Wirbelstürme in der Arktis sind nicht ungewöhnlich, sie sind allerdings weitaus kurzlebiger als ihre tropischen Verwandten und meist auch kleiner und schwächer. Sie entstehen rund um den Polarkreis, wenn kalte Polarluft auf relativ warmes Meerwasser trifft und dauern nur etwa ein bis zwei Tage an. Das Tiefdruckgebiet vom Wochenende ist allerdings mit einem Durchmesser von 1000 Kilometer ungewöhnlich groß für einen Sturm dieses Typs und außerdem viel zu weit nördlich – am Dienstag hatte er den 80. Breitengrad erreicht.

Als Ursache für diesen ungewöhnlichen Orkan vermuten Atmosphärenforscher die für dieses Jahr ohnehin bereits kleine Meereisfläche, so dass bis weit in den hohen Norden relativ warmes Wasser mit der polaren Luft in Kontakt kommen kann – ein für das Eis negativer Rückkopplungseffekt. Mit zunehmender sommerlicher Schmelze werden solche Stürme also womöglich in Zukunft häufiger auftreten und dem Meereis weiter zusetzen.

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