Physiologie: Spezielle Streichelneurone entdeckt
Viele Tiere lassen sich gerne streicheln - von der Hauskatze bis zum Menschen. Doch bisher ist unklar, welcher zelluläre Mechanismus beim Streicheln wohlige Gefühle auslöst. Forscher um Sophia Vrontou vom California Institute of Technology in Pasadena sind nun bei Mäusen auf außergewöhnliche Nervenzellen gestoßen: Diese sind darauf spezialisiert, Streicheleinheiten wahrzunehmen. Die Wissenschaftler zeigen, dass die Aktivierung der Streichelneurone von den Tieren als angenehm und Angst lösend empfunden wird.
In Gewebeproben von Mäusehaut hatten Forscher bei früheren Experimenten seltene Nervenzellen entdeckt, die einen bestimmten Rezeptortyp - MRGPRB4 - besitzen. Welcher Aufgabe sie nachkommen, konnte allerdings nicht geklärt werden, da sich die Neurone nur in lebenden Tieren aktivieren lassen. Ein Indiz für ihre Funktion lieferte jedoch ihre Anatomie: Sie sehen Nervenstrukturen ähnlich, die dafür bekannt sind, Schmerz-, Wärme- und Berührungsreize an das Gehirn weiterzuleiten - den so genannten C-Nervenfasern.
Um herauszufinden, welche Empfindungen die unbekannten Neurone in der Mäusehaut weiterleiten, manipulierten die Forscher die Mäuse genetisch. Sie veränderten die MRGPRB4-Neurone so, dass sich deren Aktivität durch Fluoreszenz in Teilen des Rückenmarks offenbarte. Streichelten die Forscher die Mäuse nun sanft mit einem Pinsel, sahen sie unter dem Mikroskop tatsächlich ein Aufleuchten im Rückenmark. Kniffen sie die Tiere stattdessen an gleicher Stelle mit einer Pinzette, feuerten die Neuronen nicht. Offensichtlich reagieren die Neurone also spezifisch auf den Streichelreiz.
In einem weiteren Experiment fanden die Forscher heraus, dass die Streichelneurone offensichtlich gute Gefühle auslösen: Sie züchteten Mäuse, deren Streichelneurone im Kontakt mit einer bestimmten chemischen Substanz angeregt wurden. Hatten die Mäuse in ihrem Gehege die freie Ortswahl, bevorzugten sie eindeutig den Ort, an denen ihnen zuvor immer die chemische Streicheleinheit verabreicht worden war.
Weitere Studien sollen nun klären, ob ähnliche Neurone auch beim Menschen vorkommen. Probanden, die sich für das Experiment streicheln lassen, werden die Forscher wahrscheinlich problemlos finden.
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