"Greifen Sie öfter in die Tasten!"
Am 8./9. März 2008 tagten im pfälzischen Deidesheim 35 Blogger, Wissenschaftler und Journalisten beim bislang größten deutschen Treffen von Wissenschaftsbloggern. Dabei wurde der Scilogs-Preis für Wissenschaftsblogs 2008 an den Neuroanatomen Helmut Wicht für seinen Blog „Anatomisches Allerlei“ verliehen. Eine Laudatio von Björn Schwentker, ZEIT online.
Wie kaum ein anderer Blogger schafft es Helmut Wicht im "Anatomischen Allerlei", in elegant-philosophischer Manier Einblicke in das Gedankengebäude eines Forschers zu geben.
Seine Beiträge sind nicht nur sprachlich eine Freude, sie überzeugen auch durch die vielfältige Themenwahl: Wicht sucht nicht nur nach einem Quantum für das Bewusstsein oder den Freien Willen. Er ist sich auch nicht zu schade, emotional die Hosen runter zu lassen. Das zeigt etwa sein kurzer Ausflug ins (allzu) Menschliche, als er offen seinen Geldneid angesichts eines Lotto-Jackpots von 43 Millionen zugab.
Die Texte sind durchweg von sprachlich herausstechender Professionalität. Bis hinein ins Poetische, allerdings nie ohne Selbstironie. Kostprobe:
"Ich selbst habe leider die Visage eines Schlägers, aber (zumindest in der Selbstwahrnehmung) die Seele eines Dichters (meine Frau sagt: eines Fleischerhundes, aber das ist die übliche Fehleinschätzung, die Anatomen entgegengebracht wird)."
Oft schreibt Wicht mit einem herrlichen Augenzwinkern, humorvoll und doch nicht flach. Aber er beherrscht – und das ist ebenso wichtig wie beachtlich – auch den ernsten Tonfall: Er beweist es etwa in seinem Beitrag "Vieh", in dem er die Frage nach Verantwortung und Freiem Willen anhand der Verbrechen der Nazizeit stellt.
Wertvoll sind die Blogeinträge auch deshalb, weil sie schonungslos offen über das Forscherleben des Autors berichten. Etwa im Text "Forschungsfront", wo Anatom Wicht brandaktuell seine Entdeckung einer Nervenzelle im Zentralnervensystem des kleinen Würmchens "Lanzettfisch" besingt. Eine Entdeckung, von der er absolut nicht weiß, was und ob sie überhaupt etwas bedeutet.
Ehe man sichs versieht, hat man 500 amüsante Wörter gelesen und dabei auch noch etwas gelernt über Autofluoreszenz, Mikroskopie und Neuronen. Vor allem aber hat man en passant einen Einblick erhalten in die Methode des Forschens, inklusive Begeisterung und Selbstzweifel des Wissenschaftlers.
Durchweg alle Wicht'schen Texte sind Lesermagneten. Das danken sie sehr persönlichen, ungewöhnlichen Einstiegssätzen oder Szenen, die den Leser gleichsam in das Blog hineinziehen.
Beispiele: "Tief im Innern meines Frontallappens,...", "Manchmal bin ich depressiv." oder "Zwei deutsche Wissenschaftler stehen vor einem delikaten Problem: Was zieht man anlässlich der Nobelpreisverleihung an? Laborkittel? Anzug? Frack?"–Wer würde da nicht einen kurzen Klick auf den "Weiter"-Button riskieren?
Wicht belässt es nicht beim Texten seiner Beiträge. Gut so! Er hat begriffen, dass ein Blog seine Stärke erst dann ausspielt, wenn er interaktiv wird. Stets sind seine Beiträge rege von Lesern kommentiert, und, noch wichtiger: Fast immer diskutiert Wicht mit seinen Lesern, hat den Mut, sich ihren Anmerkungen zu stellen, auch wenn sie kritisch sind.
Bleibt nur ein Schönheitsfehler: Mit bisher 15 Beiträgen bloggt Helmut Wicht zwar häufiger als viele andere Scilogger. Das Problem ist nur: Man will von ihm noch viel öfter lesen!
Herr Wicht! Gehen Sie in sich und greifen Sie gefälligst (noch) öfter in die Tasten! Den Imperativ werden Sie sicher verzeihen, verraten Sie doch in einem Ihrer Kommentare schon selbst, dass Sie ganz genau wissen, was die Leser von Ihnen zu Recht erwarten:
"...ich befürchte, man hat uns hier geheuert, um geistreich zu sein."
Ich empfehle jedem: Lesen Sie Helmut Wichts Blog. Durchforsten Sie das Anatomische Allerlei. Lesen Sie jeden Beitrag, lesen Sie sie ganz, bis zum letzten Kommentar. Sie werden sich in der Seele eines Wissenschaftlers wiederfinden – und damit im Herzen der Wissenschaft.
Seine Beiträge sind nicht nur sprachlich eine Freude, sie überzeugen auch durch die vielfältige Themenwahl: Wicht sucht nicht nur nach einem Quantum für das Bewusstsein oder den Freien Willen. Er ist sich auch nicht zu schade, emotional die Hosen runter zu lassen. Das zeigt etwa sein kurzer Ausflug ins (allzu) Menschliche, als er offen seinen Geldneid angesichts eines Lotto-Jackpots von 43 Millionen zugab.
Die Texte sind durchweg von sprachlich herausstechender Professionalität. Bis hinein ins Poetische, allerdings nie ohne Selbstironie. Kostprobe:
"Ich selbst habe leider die Visage eines Schlägers, aber (zumindest in der Selbstwahrnehmung) die Seele eines Dichters (meine Frau sagt: eines Fleischerhundes, aber das ist die übliche Fehleinschätzung, die Anatomen entgegengebracht wird)."
Oft schreibt Wicht mit einem herrlichen Augenzwinkern, humorvoll und doch nicht flach. Aber er beherrscht – und das ist ebenso wichtig wie beachtlich – auch den ernsten Tonfall: Er beweist es etwa in seinem Beitrag "Vieh", in dem er die Frage nach Verantwortung und Freiem Willen anhand der Verbrechen der Nazizeit stellt.
Wertvoll sind die Blogeinträge auch deshalb, weil sie schonungslos offen über das Forscherleben des Autors berichten. Etwa im Text "Forschungsfront", wo Anatom Wicht brandaktuell seine Entdeckung einer Nervenzelle im Zentralnervensystem des kleinen Würmchens "Lanzettfisch" besingt. Eine Entdeckung, von der er absolut nicht weiß, was und ob sie überhaupt etwas bedeutet.
Ehe man sichs versieht, hat man 500 amüsante Wörter gelesen und dabei auch noch etwas gelernt über Autofluoreszenz, Mikroskopie und Neuronen. Vor allem aber hat man en passant einen Einblick erhalten in die Methode des Forschens, inklusive Begeisterung und Selbstzweifel des Wissenschaftlers.
Durchweg alle Wicht'schen Texte sind Lesermagneten. Das danken sie sehr persönlichen, ungewöhnlichen Einstiegssätzen oder Szenen, die den Leser gleichsam in das Blog hineinziehen.
Beispiele: "Tief im Innern meines Frontallappens,...", "Manchmal bin ich depressiv." oder "Zwei deutsche Wissenschaftler stehen vor einem delikaten Problem: Was zieht man anlässlich der Nobelpreisverleihung an? Laborkittel? Anzug? Frack?"–Wer würde da nicht einen kurzen Klick auf den "Weiter"-Button riskieren?
Wicht belässt es nicht beim Texten seiner Beiträge. Gut so! Er hat begriffen, dass ein Blog seine Stärke erst dann ausspielt, wenn er interaktiv wird. Stets sind seine Beiträge rege von Lesern kommentiert, und, noch wichtiger: Fast immer diskutiert Wicht mit seinen Lesern, hat den Mut, sich ihren Anmerkungen zu stellen, auch wenn sie kritisch sind.
Bleibt nur ein Schönheitsfehler: Mit bisher 15 Beiträgen bloggt Helmut Wicht zwar häufiger als viele andere Scilogger. Das Problem ist nur: Man will von ihm noch viel öfter lesen!
Herr Wicht! Gehen Sie in sich und greifen Sie gefälligst (noch) öfter in die Tasten! Den Imperativ werden Sie sicher verzeihen, verraten Sie doch in einem Ihrer Kommentare schon selbst, dass Sie ganz genau wissen, was die Leser von Ihnen zu Recht erwarten:
"...ich befürchte, man hat uns hier geheuert, um geistreich zu sein."
Ich empfehle jedem: Lesen Sie Helmut Wichts Blog. Durchforsten Sie das Anatomische Allerlei. Lesen Sie jeden Beitrag, lesen Sie sie ganz, bis zum letzten Kommentar. Sie werden sich in der Seele eines Wissenschaftlers wiederfinden – und damit im Herzen der Wissenschaft.
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