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Räuber-Beute-Beziehung: Immer sonntags schnappt der Hai zu

Weißer Hai
Je mehr Menschen im Meer baden, desto größer ist die Chance, dass einer von ihnen vom Hai gebissen wird. Und deshalb verwundert es wohl kaum, dass die meisten Fischattacken an Sonntagen stattfinden, wenn sich die Massen an den Stränden tummeln. Doch das ist nur ein Ergebnis, das George Burgess von der University of Florida in Gainesville und Co aus der Auswertung einer mehr als 50 Jahre umfassenden Haiangriffsstatistik gewonnen haben.

Mehr als ein Fünftel aller weltweit gemeldeten Beißattacken durch die gefürchteten Räuber der See fanden beispielsweise zwischen 1999 und 2008 an einem einzigen, knapp 75 Kilometer langen Küstenabschnitt auf der Atlantikseite von Florida statt – wobei die Merhzahl glücklicherweise recht glimpflich endeten. "Die Verletzungen waren meist nur ähnlich stark wie bei einem Hundebiss, da sie überwiegend von Schwarzspitzenhaien stammten. Sie sind deutlich kleiner als Weiße Haie", erläutert Burgess. Warum ausgerechnet die Region zwischen Daytona Beach und New Smyrna Beach zu einem Schwerpunkt für Mensch-Hai-Konflikte wurde, lässt sich mit einigen Besonderheiten erklären – oder wie es der Forscher ausdrückt: "Menschliche, Hai- und Umweltfaktoren treffen hier derart zusammen, dass sie eine Art perfekten Sturm erzeugen."

Weißer Hai | Weiße Haie können etwa sechs bis sieben Meter lang werden und bis zu 3000 Kilogramm schwer sein.
Starke Gezeitenströmungen locken Wellenreiter und Haie an: Die einen wollen die starke Brandung ausnutzen, die anderen finden hier einen reich gedeckten Tisch vor, weil nährstoffreiches Wasser viel Beute erzeugt. Im aufgewühlten, trüben Wasser schnappen die Haie dann häufiger nach paddelnden Händen und Füßen, die sie mit Nahrung verwechseln. Betroffen sind davon vor allem weiße Männer zwischen 11 und 30 Jahren, die einen Großteil der Surferklientel ausmachen und sich die längste Zeit im Wasser aufhalten. Meist saßen sie nichtsahnend auf ihrem Surfbrett und warteten auf die nächste Welle, als sie von den Haien gebissen wurden: Sie machten mehr als 60 Prozent der Opfer aus, während nur ein einziger Taucher attackiert wurde.

Überproportional oft geschah dies in den Morgen- und Abendstunden, wenn die Brandung stärker war, und während bestimmter Mondphasen: Diese verstärken zum einen auch tagsüber die Gezeiten, zum anderen beeinflussen sie womöglich die Fortpflanzung und Wanderungen von Fischschwärmen, was die Beutegreifer gezielt anlockt. Und auch die Kleidung spielt eine Rolle: Schwarzweiße oder schwarzgelbe Neoprenanzüge verführten die Tiere eher zum Zuschnappen als grelle Farben – für den Forscher bestätigt dies, dass Haie Kontraste gut erkennen können und diese sie zum Angriff verleiten können.

Wer trotzdem in der Region Urlaub machen und Baden möchte, sollte die Strände Mittwochs in der Nebensaison aufsuchen: Weniger Menschen wühlen dann das Wasser auf und verwirren die Haie, deren Zahl im Winter auch geringer ist, weil sie nach Süden abwandern. Wer dann noch in einem grünen oder rosafarbigen Dress ins Wasser geht, hat gute Chancen, wieder unversehrt herauszukommen. Und angesichts von Milliarden Menschen, die weltweit jedes Jahr im Meer baden gehen, lohnt auch ein Blick auf die Statistik: Pro Jahr werden nur 64 Attacken auf Menschen bekannt – und die wenigsten davon enden tödlich. (dl)

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