Reise mit Ballast
Die Biologin Valérie Schmitt berichtet für spektrumdirekt von ihren Forschungsaufenthalten am Meer. In Banyuls sur mer an der französischen Mittelmeerküste erforscht sie das Leben der Meeresnacktschnecken.
"Die besten Reisen beginnen mit dem geringsten Ballast." Diese Zeile aus Jürgen Neffes Buch "Darwin – Das Abenteuer des Lebens" lese ich in der Abflughalle, während ich am Flughafen Münster-Osnabrück auf meinen verspäteten Flug nach Barcelona warte. Hoffend, dass es trotzdem eine gute Reise wird, schleppe ich im Widerspruch zu meiner Reiselektüre meinen wie üblich über 30 Kilogramm schweren Tauchkoffer mit Tauchausrüstung und diversen Messgeräten mit auf meine Forschungsreise – mit einem speziellen Tauch-Fluorometer als Hauptgewicht, das auch unter Wasser Fotosynthesemessungen durchführen kann. Denn ein weiteres Mal mache ich mich auf den Weg zum meeresbiologischen Institut Observatoire Océanologique in Banyuls sur mer, wo ich für einige Wochen Untersuchungen für meine Doktorarbeit zur Fotoendosymbiose bei Meeresnacktschnecken machen werde.
Zum Glück wird am Schalter mein Hinweis akzeptiert, dass bei einem Aufenthalt von mehr als 28 Tagen und gleicher Nummer für Hin- und Rückflug 30 Kilo zulässig sind: So kann ich die hohe Übergepäckgebühr vermeiden. Allerdings erwartet mich eine andere Überraschung durch das Bodenpersonal: Ich solle mir überlegen, ob ich meinen Flug überhaupt nehmen wolle, da er leider eine Verspätung von etwa 45 Minuten hätte. Damit wäre nicht gewährleistet, dass ich nach meinem Gabelflug in Palma de Mallorca den Anschluss nach Barcelona noch rechtzeitig erreichen würde. Denn: "Diese Flüge warten grundsätzlich nicht auf Passagiere. Es kann auch sein, dass Ihr Gepäck den Flug noch schnell genug erreicht, aber Sie ihn verpassen..."
Während ich mir noch ausmale, wie mein Gepäck im Gegensatz zu mir den Flug erreichen kann und mein Tauchkoffer anschließend allein in Barcelona auf einem Gepäckband seine Runden zieht, weist mich die Dame am Schalter noch freundlich auf den Schalter gegenüber hin. Dort bekomme ich die prompte Antwort: "Das müssen Sie dann vor Ort in Palma sehen. Aber Sie sind ja nicht die Einzige, die umsteigen muss, das Flugzeug wird dann auf die Anschlusspassagiere warten."
Das erinnert mich an das philosophische Doktorarbeitsthema eines Freundes, der sich mit Lügner-Paradoxie beschäftigt. Wenn A sagt, dass B die Wahrheit sagt, während B sagt, dass A lügt... – oder anders: Wenn A sagt, die Flüge warten grundsätzlich nicht auf Passagiere, aber fragen Sie B für nähere Informationen, während B sagt... Nun, ich entscheide mich jedenfalls dafür, den Flug wie geplant zu nehmen.
Immerhin: Sowohl mein Tauchkoffer als auch ich landen gleichzeitig in Barcelona, wo ich ihn schließlich gerade noch rechtzeitig in den Zug zur Weiterfahrt Richtung Banyuls sur mer hieven kann. Die Strecke führt durch verlockende Städte wie Figueras und Girona, vorbei an Sonnenblumenfeldern und Pinienwäldern, um schließlich direkt am Küstensaum im Grenzbereich von Spanien und Frankreich entlangzufahren. Das letzte Stück nach der Endstation fahre ich mit dem Taxi auf der sich in Serpentinen an der Felsküste entlang schlängelnden Küstenstraße, die immer wieder wunderschöne Ausblicke auf kleine von Felsen umgebende Sandbuchten freigibt.
Noch im Taxi rufe ich den Nachtwärter Mohammed am Institut Observatoire Océanologique an und bitte ihn, mir auf kurzem Zwischenhalt die Schlüssel für mein Appartement zu übergeben. Am Appartement angekommen, wird mir ein großer Nachteil der Reisen mit "Ballast" nur allzu bewusst, als ich alleine meinen Tauchkoffer eine kleine gewundene Treppe zwei Stockwerke hoch ins Appartement befördern muss. Stufe für Stufe hieve ich das ebenso schwere wie wertvolle Gepäck die Treppe hinauf, um dann endlich mit Sack und Pack mein Ziel erreicht zu haben – bereit für einen neuen Forschungsaufenthalt.
"Die besten Reisen beginnen mit dem geringsten Ballast." Diese Zeile aus Jürgen Neffes Buch "Darwin – Das Abenteuer des Lebens" lese ich in der Abflughalle, während ich am Flughafen Münster-Osnabrück auf meinen verspäteten Flug nach Barcelona warte. Hoffend, dass es trotzdem eine gute Reise wird, schleppe ich im Widerspruch zu meiner Reiselektüre meinen wie üblich über 30 Kilogramm schweren Tauchkoffer mit Tauchausrüstung und diversen Messgeräten mit auf meine Forschungsreise – mit einem speziellen Tauch-Fluorometer als Hauptgewicht, das auch unter Wasser Fotosynthesemessungen durchführen kann. Denn ein weiteres Mal mache ich mich auf den Weg zum meeresbiologischen Institut Observatoire Océanologique in Banyuls sur mer, wo ich für einige Wochen Untersuchungen für meine Doktorarbeit zur Fotoendosymbiose bei Meeresnacktschnecken machen werde.
Zum Glück wird am Schalter mein Hinweis akzeptiert, dass bei einem Aufenthalt von mehr als 28 Tagen und gleicher Nummer für Hin- und Rückflug 30 Kilo zulässig sind: So kann ich die hohe Übergepäckgebühr vermeiden. Allerdings erwartet mich eine andere Überraschung durch das Bodenpersonal: Ich solle mir überlegen, ob ich meinen Flug überhaupt nehmen wolle, da er leider eine Verspätung von etwa 45 Minuten hätte. Damit wäre nicht gewährleistet, dass ich nach meinem Gabelflug in Palma de Mallorca den Anschluss nach Barcelona noch rechtzeitig erreichen würde. Denn: "Diese Flüge warten grundsätzlich nicht auf Passagiere. Es kann auch sein, dass Ihr Gepäck den Flug noch schnell genug erreicht, aber Sie ihn verpassen..."
Während ich mir noch ausmale, wie mein Gepäck im Gegensatz zu mir den Flug erreichen kann und mein Tauchkoffer anschließend allein in Barcelona auf einem Gepäckband seine Runden zieht, weist mich die Dame am Schalter noch freundlich auf den Schalter gegenüber hin. Dort bekomme ich die prompte Antwort: "Das müssen Sie dann vor Ort in Palma sehen. Aber Sie sind ja nicht die Einzige, die umsteigen muss, das Flugzeug wird dann auf die Anschlusspassagiere warten."
Das erinnert mich an das philosophische Doktorarbeitsthema eines Freundes, der sich mit Lügner-Paradoxie beschäftigt. Wenn A sagt, dass B die Wahrheit sagt, während B sagt, dass A lügt... – oder anders: Wenn A sagt, die Flüge warten grundsätzlich nicht auf Passagiere, aber fragen Sie B für nähere Informationen, während B sagt... Nun, ich entscheide mich jedenfalls dafür, den Flug wie geplant zu nehmen.
Immerhin: Sowohl mein Tauchkoffer als auch ich landen gleichzeitig in Barcelona, wo ich ihn schließlich gerade noch rechtzeitig in den Zug zur Weiterfahrt Richtung Banyuls sur mer hieven kann. Die Strecke führt durch verlockende Städte wie Figueras und Girona, vorbei an Sonnenblumenfeldern und Pinienwäldern, um schließlich direkt am Küstensaum im Grenzbereich von Spanien und Frankreich entlangzufahren. Das letzte Stück nach der Endstation fahre ich mit dem Taxi auf der sich in Serpentinen an der Felsküste entlang schlängelnden Küstenstraße, die immer wieder wunderschöne Ausblicke auf kleine von Felsen umgebende Sandbuchten freigibt.
Noch im Taxi rufe ich den Nachtwärter Mohammed am Institut Observatoire Océanologique an und bitte ihn, mir auf kurzem Zwischenhalt die Schlüssel für mein Appartement zu übergeben. Am Appartement angekommen, wird mir ein großer Nachteil der Reisen mit "Ballast" nur allzu bewusst, als ich alleine meinen Tauchkoffer eine kleine gewundene Treppe zwei Stockwerke hoch ins Appartement befördern muss. Stufe für Stufe hieve ich das ebenso schwere wie wertvolle Gepäck die Treppe hinauf, um dann endlich mit Sack und Pack mein Ziel erreicht zu haben – bereit für einen neuen Forschungsaufenthalt.
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