SOGDER : Die Netzwerker des Ostens
Kaum einer kennt sie, dabei waren sie einst die Herren der Seidenstraße: die Sogder. Im 6. und 7. Jahrhundert beherrschte das ostiranische Volk ein Handelsimperium, das von der Krim bis nach Korea reichte. Doch als die Kaufleute den chinesischen Thron anstrebten, sank ihr Stern.

© Mit frdl. Gen. von Patrick Wertmann (Ausschnitt)
Die Geschichte der Sogder ist eng verbunden mit der Geschichte Chinas zur Zeit der Tang-Dynastie (618-907). Historiker vergleichen dieses goldene Zeitalter im Reich der Mitte gerne mit dem aktuellen Boom Chinas: Überall begegnet man Produkten mit dem Label "Made in China", chinesische Wissenschaftler lehren an allen großen Universität der Welt und kürzlich – im November 2010 – kürte das amerikanische Magazin "Forbes" Chinas Staatschef Hu Jintao sogar zum mächtigsten Mann unseres Planeten. Doch kaum jemand weiß, berichtet das Geschichtsmagazin epoc, dass der transkontinentale Handel mit Luxusgütern – die Quelle des Reichtums der Tang-Dynastie – hauptsächlich von dem fast vergessenen Volk der Sogder organisiert wurde. Es stammte aus der Region zwischen den beiden großen Flüssen Zentralasiens, dem Syr Darya und dem Amu Darya, das heute teils zu Usbekistan und teils zu Tadschikistan gehört.
Chinesische Chronisten beschreiben die Händler als bärtige Männer mit tief liegenden Augen, die offenbar besonders geschäftstüchtig waren. Der Zufallsfund von Briefen in sogdischer Schrift aus dem Jahr 313 förderte weitere Fakten zu Tage: Bereits Anfang des 4. Jahrhunderts existierten mehrere Sogdergemeinden in chinesischen Städten. Diese waren untereinander privat wie geschäftlich eng verbunden und korrespondierten mit Handelspartnern und Verwandten in der Heimat. Und noch etwas fällt auf: Bildung war ihnen wichtig – selbst die Frauen konnten lesen und schreiben. Die Sogder kontrollierten den asiatischen Handel also offenbar schon, bevor die Tang 618 an die Macht kamen. Ihren Erfolg verdankten sie nicht nur ihren außergewöhnlich guten Sprach- und Schreibkenntnissen, sondern auch ihrer Aufgeschlossenheit in religiösen Dingen. Zudem reagierte die sogdische Minderheit sehr flexibel auf politische Veränderungen und passte ihre Geschäfte den jeweiligen Bedingungen an. Als die kaiserliche Familie Li schließlich die Tang-Dynastie gründete, waren sie von Anfang an als Berater, Offiziere, Diplomaten und Händler auf höchster Ebene beteiligt.
Doch der Hunger Einzelner nach noch mehr Macht, läutete den Untergang ein: 756 besetzte eine sogdischer Gouverneur die Hauptstadt des Tang-Reichs Chang’an (heute: Xi’an). Sieben Jahre später wurde der Aufstand endgültig niedergeschlagen. Schätzungsweise die Hälfte der damals in China lebenden Bevölkerung kam während der Kämpfe ums Leben. Um weiteren Revolten zuvorzukommen, forcierte man die Assimilierung aller überlebenden Sogder. Sie mussten sich chinesisch kleiden und ihre Herkunft verbergen. In historischen Quellen sind sie seitdem nicht mehr erkennbar.
Über epoc:
epoc, das Magazin für Geschichte, Archäologie und Kultur, erscheint seit 2004. Sechsmal pro Jahr vermitteln Forscher und Fachjournalisten auf mehr als 100 Seiten fundiert und unterhaltsam Wissen über historische Themen und zeigen spannende Zusammenhänge aus Kunst, Kultur und Geistesgeschichte auf. Ein jeweils umfassend beleuchtetes Titelthema zu zentralen Ereignissen, Persönlichkeiten und Kulturen der Welt sowie spannende Reportagen und Essays überzeugen alle zwei Monate rund 40 000 Leser.
Unter www.epoc.de finden alle historisch Interessierten Kurzmeldungen und aktuelle Ausstellungstipps. Ein Newsletter und die Chronologs, das Blogportal für Fragen zur Vergangenheit und ihrer Erforschung, halten Sie täglich auf dem Laufenden.
Chinesische Chronisten beschreiben die Händler als bärtige Männer mit tief liegenden Augen, die offenbar besonders geschäftstüchtig waren. Der Zufallsfund von Briefen in sogdischer Schrift aus dem Jahr 313 förderte weitere Fakten zu Tage: Bereits Anfang des 4. Jahrhunderts existierten mehrere Sogdergemeinden in chinesischen Städten. Diese waren untereinander privat wie geschäftlich eng verbunden und korrespondierten mit Handelspartnern und Verwandten in der Heimat. Und noch etwas fällt auf: Bildung war ihnen wichtig – selbst die Frauen konnten lesen und schreiben. Die Sogder kontrollierten den asiatischen Handel also offenbar schon, bevor die Tang 618 an die Macht kamen. Ihren Erfolg verdankten sie nicht nur ihren außergewöhnlich guten Sprach- und Schreibkenntnissen, sondern auch ihrer Aufgeschlossenheit in religiösen Dingen. Zudem reagierte die sogdische Minderheit sehr flexibel auf politische Veränderungen und passte ihre Geschäfte den jeweiligen Bedingungen an. Als die kaiserliche Familie Li schließlich die Tang-Dynastie gründete, waren sie von Anfang an als Berater, Offiziere, Diplomaten und Händler auf höchster Ebene beteiligt.
Doch der Hunger Einzelner nach noch mehr Macht, läutete den Untergang ein: 756 besetzte eine sogdischer Gouverneur die Hauptstadt des Tang-Reichs Chang’an (heute: Xi’an). Sieben Jahre später wurde der Aufstand endgültig niedergeschlagen. Schätzungsweise die Hälfte der damals in China lebenden Bevölkerung kam während der Kämpfe ums Leben. Um weiteren Revolten zuvorzukommen, forcierte man die Assimilierung aller überlebenden Sogder. Sie mussten sich chinesisch kleiden und ihre Herkunft verbergen. In historischen Quellen sind sie seitdem nicht mehr erkennbar.
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Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: epoc, 1/2011
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