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Kommentare - - Seite 181

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  • Unsichtbar waren wir alle schon immer ...

    01.11.2018, Dr. Josef König
    Vielen dank für die ausgezeichneten Rezensionen der beiden Bücher; der Text macht Lust, die beiden Bücher zu lesen.
    Dennoch ein Widerspruch - nicht zu Deiner Rezension - sondern zur Frage der Unsichtbarkeit. Wenn man in die Geschichte der Menschheit schaut, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass 99,99999 Prozent unsichtbar geblieben sind und das wird auch auf die meisten von uns derzeit 8 Mrd. Menschen zutreffen. Wir sind jetzt als Schreibende oder in den Medien tätige für wenige sichtbar. Wirklich sichtbar sind aber jene, die in der Welt Führung zeigen, also Präsidenten, Kanzlerinnen, weltweit anerkannte Künstler etc. Und wie lange aber sie sichtbar bleiben werden, das wird erst die Geschichte zeigen.
    Daher ist für mich das nicht die Frage. Dennoch spielt Aufmerksamkeit heute eine deutlich größere Rolle als früher und ist vielleicht DIE Währung, mit der heute bezahlt wird (siehe dazu: Georg Franck "Die Ökonomie der Aufmerksamkeit".)
    Aus meiner Sicht krankt unsere Gesellschaft an zweierlei:
    a) an der Angst vieler Menschen vor Unübersichtlichkeit und Globalisierung - und daran haben auch die Medien und wie sie grundsätzlich funktionieren, einen großen Anteil. Eine Lösung des Problems sehe ich nur in Investitionen in Bildung und Erziehung zu dem, was wir Ältere früher gern "Mündigkeit" nannten;
    b) an der Frage, wie werden wir leben, wenn wir tatsächlich die Mühen der Arbeit an Roboter delegiert haben sollten? Werden wir einen Zustand von "Brot und Spiele" haben, und werden wir genug Psychotherapeuten haben, die die Menschen davor schützen, sich gegenseitig aus Frust und Langeweile die Köpfe einzuschlagen? Und wie wird das von Robotern produzierte Volkseinkommen verteilt werden? Steuern zahlende Roboter?
  • Der Ecobus kann eine sinnvolle Ergänzung sein

    31.10.2018, R. Schulz
    Ich wohne auf dem Land und bei uns fahren Busse fast nur recht früh morgens, gegen Mittag und am späten Nachmittag, wenn Schüler und Pendler unterwegs sind. Die Ökobilanz pro Person und Kilometer muss man sicher hinterfragen. Da wird der Vorteil gegenüber dem Privatfahrzeug nicht allzu groß sein. Zu größeren Einkäufen wird auch weiterhin das Privatfahrzeug notwendig sein. Aber sich mal zum Ausgehen in die Stadt fahren zu lassen, dann zum Essen unbedenklich ein Glas Wein und ein Verdauungsschnäpschen trinken zu können und für die Heimfahrt nicht nochmal das Gleiche oder mehr Geld als fürs Essen für das Taxi ausgeben zu müssen, wäre schon schön. Auch zu Gelegenheiten, bei denen die Parkplatzsituation grenzwertig ist, wäre es sehr gut eine Alternative zum PKW zu haben, und für die nicht motorisierten Personen wäre es ohnehin ein großer Gewinn.
  • Sommerzeit bitte

    31.10.2018, Tobias Weber
    In der EU Umfrage wurde von Normalzeit (Winterzeit) und Sommerzeit geredet. Meiner Meinung nach wurde das auch deutlich herausgestellt. Was ich im Moment als sehr positiv empfinde, ist die Diskussion welche in Deutschland geführt wird. Die Menschen beschäftigen sich mit dem Thema.

    Ich bin wie viele andere hier auch für die Sommerzeit, weil das aufstehen im Winter eh im Dunkeln erfolgt. Wenn ich aber jetzt nach Hause komme, dämmert es schon. Vor nicht mal einer Woche hatte ich noch 1,5 Stunden Licht.

    Zitat aus dem Artikel: "Bei der Anpassung im Herbst gibt es bislang überhaupt keine Belege für negative Effekte."
    Der jenige der das schreibt, hat keine Kinder und/oder keine Haustiere.

    Un mal ehrlich, klar könnten wir hergehen und sagen, wir machen halt alles eine Stunde früher. Ab sofort alle Schulen eine Stunde früher, alle arbeiten eine Stunde früher etc. Das wird aber nicht passieren. Also bitte Sommerzeit. Und ob die Sonner um 12 oder um 13 Uhr im Zenit steht, ist mir wumpe.
  • Eule für die Sommerzeit

    31.10.2018, Julia
    Ich bin eine typische Nachteule - die ja laut Artikel besonders stark unter den Folgen der ewigen Sommerzeit leiden sollen - und bin eindeutig für die Sommerzeit! Als Nachteule ist es mir ziemlich egal ob ich im Hellen oder Dunkeln zur Arbeit fahre, zumal auch die Helligkeit nicht allzu lange anhält. Das Licht morgens trägt nicht dazu bei, dass ich wacher werde, müde bin ich morgens so oder so. Aber hat den jemand bei der ganzen Diskussion um den Biorhythmus auch mal die Vit-D-Aufnahme gedacht?
    Was nützt mir das Sonnenlicht, wenn ich morgens im Auto zur Arbeit fahre und wenn ich Nachmittags meine Freizeit draußen gestalten möchte, ist es dunkel?
    Und soo schön ist der Weg zur Arbeit jetzt auch nicht, dass ich den unbedingt im Hellen sehen muss, da bessert sich meine Stimmung viel eher, wenn ich noch einen schönen Ausritt/oder einen Spaziergang nach der Arbeit machen kann. Und offensichtlich bin ich da nicht die einzige...
  • Einheitliche Weltzeit für alle

    31.10.2018, tohuwabohu
    Wann die Sonne aufgeht, ihren Höchststand hat und untergeht kann durch die Ortskoordinaten und das Datum berechnet oder einfach vor Ort beobachtet werden. Die jeweiligen Zeitpunkte können in UTC, jeder beliebigen Zeitzone oder in der mittleren oder wahren Sonnen- bzw. Ortszeit angegeben werden.
    Während der Entwicklung der Menschheit war über viele Jahrtausende die Zeit nur ungefähr bestimmbar (eine Zeitangabe während der Steinzeit wäre z.B. wenn die Sonne nach ihrem Aufgang zwei Handbreit über dem Horizont steht). Im Altertum wurden dann die ersten Uhren (zunächst Schattenuhren, dann Stern- und später Wasseruhren, ab ca. 900 n.Chr. Kerzenuhren und ab ca. 1335 Räderuhren - siehe auch Wikipedia -> Uhr) entwickelt. Die Bedeutung einer für alle Menschen (im Umkreis) gemeinsamen Zeit hat immer mehr zugenommen und dabei auch die Anforderungen an die Genauigkeit der Zeitangabe. Solange man die Zeit durch einen Blick auf die nächste Turmuhr ablesen konnte, war es einfach entsprechende zeitliche Angaben zu machen. Heute, wo Verabredungen auch über weite Distanzen getroffen werden und wir um die ganze Welt kommunizieren, ist eine gemeinsame Zeitbasis essentiell, denn sonst müssten wir die ortsabhängigen Differenzen zu unserer eigenen Zeit für alle Kommunikationspartner kennen. So haben wir die Welt in Zeitzonen aufgeteilt in denen jeweils dieselbe Zeit gilt.
    Spanien verwendet dieselbe Zeitzone, wie Deutschland - wenn man jetzt z.B. die Öffnungszeiten von ALDI betrachtet, so zeigt sich, dass ein Geschäft in Madrid um 09:00 öffnet, ein Geschäft in Berlin dagegen schon um 08:00. Man kann also bei zwei Orten die in derselben Zeitzone, aber auf unterschiedlichen Längengraden liegen nicht erwarten, dass dort das Leben synchron abläuft. Wenn man z.B. aus Deutschland um 07:00 in Spanien anruft, dann ist es unwahrscheinlich dort seinen Geschäftspartner im Büro zu erreichen, genauso, wie auch der Spanier um 18:00 kaum noch seinen deutschen Geschäftspartner erreicht. Die jeweiligen Arbeits- und Pausenzeitenn richten sich, auch in derselben Zeitzone, mehr nach der jeweiligen Ortszeit.
    Im Rahmen einer immer stärkeren Globalisierung und der engen Vernetzung halte die allgemeine Verwendung einer gemeinsamen Weltzeit durchaus für sinnvoll, denn welche Zahl mittags (also bei Sonnenhöchststand) auf der Uhr steht, ist doch eigentlich egal. Und da ich hier schon radikale Vorstellungen entwickle: In diesem Zusammenhang könnte man auch die Unterteilung des Tages in Stunden, Minuten und Sekunden aufgeben und die Zeit in Tagesbruchteilen angeben. 1md (Milli-Tag) entspricht 86,4 Sekunden - für die meisten Fahrpläne und Verabredungen wohl genau genug.
    Mir ist klar, dass diese Idee dieselben Chancen hat, wie der Versuch der Dezimalzeit-Einführung in Frankreich (1793-1795), da neben einer Umgewöhnung sämtliche Uhren ersetzt werden müssten und ich weiß auch, dass die früher in China verwendete Unterteilung des Tages in 100 ké (a 14,4 Minuten) längst durch das bei uns gebräuchliche System ersetzt wurde. Zudem müssten bei der Einführung einer allgemeinen Weltzeit die gedruckten Zeitangaben (Öffnungszeiten, Sprechstunden, Fahrpläne, Gültigkeitszeiten bei Verkehrszeichen, etc.) ersetzt werden.
    In unseren Breitengraden müssen wir im Jahresverlauf erhebliche Schwankungen bei der Dauer des lichten Tages hinnehmen (Reykjavík: 4:07 - 21:08, Helsinki: 5:49 - 18:56, Berlin: 07:39 - 16:50, Athen: 9:32 - 14:48) - lange Sommertage gehen immer mit kurzen Wintertagen einher.
    Die Anpassung der Arbeitszeiten an die biologischen Bedürfnisse des Menschen kann man weder mit der Normalzeit noch mit der Sommerzeit oder einem Wechsel zwischen beiden lösen, sondern nur durch Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
  • Leitungen fehlen

    30.10.2018, K. Hofmann
    Wir sind von Mitte April bis Mitte Mai durch Niedersachsen gereist. Viel Sonne und viel Wind. 50 % der Windmühlen standen still. Ich vermute, dass die Solaranlagen mehr Strom produziert haben, als wir nach Süden transportieren konnten. Aber die ruhenden Windmühlen wurden auch bezahlt!
  • Wenn schon dauerhafte Umstellung, dann aber unbedingt Normalzeit

    30.10.2018, Mary Jo
    Eine Stunde länger hell im Winter bei dauerhafter Sommerzeit, davon haben doch nur Privilegierte etwas die nur bis 15:00 Uhr arbeiten müssen. Für alle anderen spielt das keine Rolle. Während die Nachteile der dauerhaften Sommerzeit doch wohl eindeutig überwiegen. Derzeit haben wir 7 Monate Sommerzeit und 5 Monate Normalzeit. Meiner Meinung nach ist die Umstellung Ende März zu früh. Es dämmerte gerade morgens beim Aufstehen, dann wird die Zeit umgestellt und man steht wieder für einen Monat im dunkeln auf. Die gleichen Probleme beobachte ich bei mir und meiner Familie im Oktober bevor die Zeit wieder umgestellt wird. Wir kommen morgens nicht mehr aus dem Bett. Zwischenzeitlich habe ich keine Probleme mir der Sommerzeit. Deshalb wäre mein Vorschlag die Dauer der Sommerzeit auf Mai bis Ende September zu begrenzen. Das würde unserem Bio-Rhythmus, der Ende März noch nicht auf Sommer und im Oktober schon wieder langsam auf Winter eingestellt ist, wohl entgegenkommen. Vielleicht hätten dann viele Menschen weniger Stress mit der Umstellung und wir hätten die Stunde im Sommer für die Biergartenfreunde. Einen Versuch wert ist es jedenfalls, bevor dauerhaft auf Sommerzeit umgestellt wird was für viele Menschen wirklich katastrophal wäre.
  • Die deutschen Frühaufsteher - eine Erklärung für das Ergebnis?

    30.10.2018, Carsten Milkau
    Vielleicht, weil wir Meister im Frühaufstehen sind? [1] Auch wenn Helligkeit morgens besser wäre, [2] vielleicht sind deshalb viele derselben Logik gefolgt wie ich: der Morgen liegt vor Arbeitsbeginn sowieso ganzjährig im Dunkeln, dann doch lieber wenigstens etwas Sonnenlicht nach Feierabend.

    Standardzeit klingt schön aufgeräumt und deutsch. Aber am Ende zeigt die Uhr nur eine Zahl, und mir ist herzlich egal, ob da mittags 12 oder 13 steht. Wirklich relevant ist nur die eigentliche Umstellung, und man kann davon ausgehen, dass die alten Zeitpläne vorerst weiter gelten. Und dann schalt ich lieber frühmorgens zur Täuschung meines Spätaufsteherrhythmusses die Tageslichtlampe auf nukleare Kettenreaktion als den ganzen Tag keinen Sonnenstrahl zu sehen.

    [1] https://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_wissen/article155802301/Die-Deutschen-sind-Fruehaufsteher.html
    [2] http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/depression-lichtmangel-kann-winterdepression-ausloesen-a-925737.html
  • Bitte Sommerzeit

    30.10.2018, Karin
    Wenn die Sommerzeit so schlimm für die Gesundheit wäre, dann hätte man ja jahrzehntelang einen Fehler gemacht, die Uhr jedes Frühjahr umzustellen. Ich geniesse es jedes Jahr wenn endlich die Uhr im Frühjahr wieder umgestellt wird und es abends länger hell ist, so dass man nicht im Dunkeln Sport treiben muß. Der Winter würde seinen Schrecken verlieren wenn ganzjährig Sommerzeit wäre. Für die Firmen, die morgens um 7 Uhr anfangen und im Winter dann Probleme mit dem Licht hätten, könnten die Firmen auch auf 8 Uhr Arbeitsbeginn umstellen. Ich kann definitiv mehr und einfacher Sport treiben wenn es abends hell ist. Das kommt ja auch der Gesundheit zugute.
  • Es mangelt nicht nur an Kapazität, sondern auch an Leistung

    30.10.2018, Harald Müller
    Erwähnenswert ist auch, dass die Kraftwerksleistung der deutschen Pumpspeicher bei rund 7 Gigawatt liegt, was gerade einmal knapp 10 % des deutschen Strombedarfs ausmacht.
    Man müsste also an jedem Pumpspeicher die Infrastruktur verzehnfachen...
  • Ernsthaft?

    30.10.2018, Patrick
    Regt man sich hier allen ernstes über das Zeitsystem auf? Ich für meinen Teil muss mich ja auch der Uhr ergeben wie es fast alle Menschen tun müssen. Von der Natur war das wohl noch nie so vorgesehen. In der Natur erwachen die tagaktiven Tiere mit dem ersten Sonnenstrahl und gehen nach Einbruch der Dunkelheit in Ihre Höhlen/Bauten etc. um sich zur Ruhe zu legen. Nur der Mensch muss sich an irgendwelche Zeiten halten.

    Wenn wir ernsthaft über die medizinischen folgen einer Sommer oder Winterzeit nachdenken, müssten wir auch darüber nachdenken ob Schichtarbeit nicht verboten wird. Aber darüber verliert niemand ein Wort.

    Ich bevorzuge ebenfalls die Sommerzeit. Es macht ja auch keinen Unterschied ob man im Winter eine Stunde früher oder später zur Arbeit fährt. Dunkel ist es sowohl um 7 als auch um 8 Uhr. Sprich für den "normal" arbeitenden Menschen ist es doch wohl angenehmer wenn er nach der Arbeit - in seiner Entspannungsphase - noch ein wenig Tageslicht hat um sich zu regenerieren. Ich würde vermuten das so mancher Mediziner das ganze ähnlich sieht.
  • War schon immer gegen die Sommerzeit

    30.10.2018, Wolfgang Martens
    Die Ausrede Strom zu sparen hat für mich noch nie gezählt. Mein Stromzähler hat Jahr für Jahr den gleichen Verbrauch im Durchschnitt angezeigt. Ich fühlte mich in der MEZ sehr wohl und würde es begrüßen diese wieder als unsere Zeit auf Dauer zu haben. Ich denke, es wäre für den Biorythmus genau das, was wir brauchen.
  • Natürlicher Rythmus

    30.10.2018, Glanebridge
    Alle die Sommerzeit wollen, argumentieren, dass die lange Sommerabende so schön sind. Die, die Normalzeit (also die Normalzeit von Görlitz) möchten nicht von Oktober bis März im Finstern zur Arbeit.

    Wie wäre es mit einem Kompromiss, der jedem die Vorteile gibt, die er haben möchte? Im Winter Normalzeit und im Sommer Sommerzeit? Das entspricht auch unserem natürlichen Rythmus, der sich nicht nach mechanischen Uhren sondern nach dem Sonnenlicht richtet. Im Sommer steht man früher auf, im WIner schläft man etwas mehr.
  • Der Begriff "Winterzeit" führt in die Irre!

    29.10.2018, Götz Fischer
    Britta Schomei hat den wesentlichen Punkt getroffen: Es ist die Normalzeit, die Mitteleuropäische Zeit MEZ, die jetzt endlich wieder gilt. Es gibt keine "Winterzeit", auch wenn Herrr Juncker und viele andere davon sprechen. Es ist eine falsche Analogie, das Gegensatz-Paar der Jahreszeiten Sommer/Winter auf die Uhrzeit zu übertragen. MESZ und MEZ sind keine Gegensätze, sondern die Sommerzeit ist die Ausnahme, die MEZ die Regel, der Normalfall. Man sollte sich klarmachen, dass wir beim Verdrehen der Uhr im Frühjahr nicht den Sommer herbeirufen, sondern uns in eine andere Zeitzone versetzen, nämlich die der Ukraine und anderer östlicher Staaten. Ich schlage vor, "Ostzeit" statt "Sommerzeit", Normal- statt "Winterzeit" zu sagen, nicht von langen Sommerabenden zu träumen, sondern an die vielen Schüler zu denken, die bei permanenter Ostzeit durch lange dunkle Morgenstunden quälen müssten. Bitte nicht mehr an der Uhr drehen!
  • So einfach ist die Welt leider nicht

    29.10.2018, Matthias Meuren
    Klingt ja alles ganz plausibel und klar, wenn man es bis zum Geht-nicht-mehr vereinfacht. Leider taugt die Schlussfolgerung dann nichts mehr. Der Artikel liest sich für mich ein wenig so, als habe vor Beginn der Überlegungen die Schlussfolgerung schon festgestanden, und die Argumente wurden anschließend passend gemacht.

    Das Problem ist zu einfach beschrieben: Eine "Dunkelflaute", also ein Wegfallen der Energiegewinnung aus Wind und Sonne über das gesamte Areal des europäischen Verbundnetzes, ist extrem unwahrscheinlich. In mehr als 99% der Fälle wird die Umverteilung der Energie über ein hinreichend dimensioniertes Verbundnetz wirksam genug sein.

    Die Lösung ist zu einfach beschrieben: Wenn in irgendeiner Region Europas weder genug Erneuerbare Energie erzeugt noch übers Verbundnetz hergeleitet werden kann, sind nicht Pumpspeicher die erste Wahl, sondern Gaskraftwerke. Die können im übrigen auch mit synthetisiertem Methan betrieben werden, der während eines Stromüberschusses auf Vorrat erzeugt wurde (Stichwort "Power to Gas", P2G). Es schreibt auch niemand vor, dass Versorgungsengpässe ausschließlich ohne Einsatz von fossilen Brennstoffen überwunden werden müssen, bloß hier scheiden die Kohlekraftwerke aufgrund ihrer Regelungsträgheit leider als Lösung aus.

    Was Herr Ebert hier weiterhin vereinfachend unterschlägt, ist dass die Regelung eines Verbundnetzes, das mit einem hohen Anteil von Erneuerbaren Energien arbeitet, durchaus schwieriger ist, weil bei einer Änderung der Versorgungslage schnell und durchgreifend reagiert werden muss. Das ist fundamental anders als bei einem Netz, das in der Grundlast auf langsam reagierende AKWs und Kohlekraftwerke setzt. Ja, das ist schwieriger, aber nicht unmöglich, und das sogar nach heutigem Stand der Technik. Erforderlich wird neben einer verbesserten Steuerung ein Verbundnetz mit höher belastbaren Ferntrassen sein (War da was? Ach ja, die werden in manchen Regionen Deutschlands in ihrem Ausbau durch Bürgerinitiativen blockiert.). Was die Zukunft an weiteren Möglichkeiten bringen mag (Stichwort "Smart Grid"), ist dabei noch gar nicht berücksichtigt.
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