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Kommentare - - Seite 1066

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Blanker Zynismus

    24.02.2008, Dr. C. Monnerjahn, Magdeburg
    Der Aussage von Thilo Körkel in seinem Kommentar auf S. 96 kann man nur zustimmen – wieviel Zynismus und was für ein verschrobenes Weltbild gehören eigentlich dazu, neue Atomsprengköpfe mit verbesserter ökologischer Verträglichkeit zu begründen? Bleibt nur zu hoffen, daß der US-Kongreß nicht auf diese (und andere) fadenscheinige Argumente hereinfällt.
  • Ergänzendes für die Mathe-Muffel

    24.02.2008, Ihr Name, Wohnort
    Alle diejenigen, die eine Blockade haben, wenn sie nur das Wort 'Mathematik' hören (und die dann meistens betonen, viel eher oder ausschließlich an Sprachen oder an sonstigen Geisteswissenschaften interessiert zu sein) sollten einen sehr wesentlichen Umstand beherzigen: Die Sprache (und da dies für alle Sprachen gilt, ist das doch wohl genetisch angelegt) wird erst mit der Mathematik und wegen der Mathematik möglich. Jede Sprache abstrahiert nämlich die Bezeichnung von Gegenständen und Vorgängen zwangsläufig, um praktikabel und überhaupt erst möglich zu sein. Statt beispielsweise alle die unzähligen feststehenden Gegenstände mit Stamm, Zweigen und Blättern/Nadeln einzeln zu nennen, nimmt die Sprache das Mittel aus einer Vielzahl von nur ähnlichen Gegenständen und nennt dieses Mittel 'Baum'. Erst wenn diese Abstraktion, ohne die Sprache unmöglich ist, erreicht ist, gibt es von einem 'Gegenstand' plötzlich mehrere Exemplare, man wird also gezwungen, zu zählen - und das ist der erste Schritt der Mathematik.

    Walter Weiss
  • Ist die Hohlwelt wirklich widerspruchsfrei?

    23.02.2008, Prof. Matthias Hiller, Stuttgart
    Eine Transformation mag ja eine durchaus sinnvolle und praktische Maßnahme sein, um bestimmte Probleme zu lösen oder praktikabler zu machen. Eine plane Autokarte hat sicherlich erhebliche Vorteile gegenüber einem Globus auf dem Beifahrersitz. Aus der Transformation der Realität wird aber nicht selber Realität, und ich bezweifle, dass eine Transformation im Allgemeinen gegenüber der Realität widerspruchsfrei ist und sich nicht von dieser unterscheiden ließe. So lässt sich eben von der Erdoberfläche keine widerspruchsfreie plane Karte konstruieren, die eine Scheibenwelt repräsentiert (selbst wenn man irgendwelche physikalischen "Verzerrungen" der Ebene postuliert, wären diese nicht vom geografischen Ort, sondern von der Wahl des Kartenmittelpunktes abhängig, also künstlicher Natur).
    Für die Hohlwelt ergeben sich meines Erachtens z. B. folgende Unterscheidungsmerkmale:

    - Der Abstand zwischen Horizontlinie und Geoid ist unterschiedlich. Das wird schon in der Schemagrafik deutlich, in der der Autor die Länge des Bootsmastes diskret zurechtmanipuliert hat

    - Hätte bei den engen Radien der Geodäten nicht schon Gauß Winkelsummen >180 Grad in den von ihm vermessenen durch Sichtlinien aufgespannten Dreiecken messen müssen?

    - Wäre nicht auch Lotkonvergenz und Lotdivergenz ein probates Unterscheidungsmerkmal?

    - Und, was mich als Geologen besonders interessiert: Wie erklären Hohlwelttheoretiker das komplexe Ausbreitungsmuster seismischer Wellen im Erdkörper (z. B. Kernschatten)?

    Andererseits - ich habe es überprüft - das mit den Schuhsohlen stimmt wirklich.
    Stellungnahme der Redaktion

    In der Tat muss eine widerspruchsfreie flache Erdkarte einen Ort bevorzugen (im Beispiel des Artikels ist das Frankfurt am Main) und zum Beispiel den antipodischen Ort ins Unendliche verlegen. Eine solche Karte erscheint uns heute absurd, weil man diesen antipodischen Ort ja (mit gehörigem Aufwand, aber immerhin) besuchen kann. Eine "Karte", die den Erdmittelpunkt ins Unendliche verlegt, erscheint von diesem pragmatischen Standpunkt aus zunächst keineswegs absurd. Man kann den Erdmittelpunkt halt praktisch nicht besuchen.


    Gauß hätte auch in einer Hohlwelt Winkel von 180 Grad gemessen. Das Licht läuft zwar in der Hohlwelt auf krummen Wegen, aber das Fernrohr schaut entlang der Tangente an diesen krummen Weg, und dann stimmen die Winkel wieder.


    Das mit der Schwerkraft ist für einen Hohlweltfanatiker sicher einer der härteren Brocken. Das Schwerefeld der Erde für Orte unter dem Erdboden (sagen wir vorsichtshalber nicht "im Erdinneren", um nicht aus Versehen die Hohlweltmenschen zu diskriminieren) in Abhängigkeit von der gemessenen Tiefe – au weia! Das wird sicher ein fürchterlicher Formelsalat.


    Desgleichen seismische Wellen: Das Medium, durch das eine Druckwelle sich ausbreitet, wäre unendlich ausgedehnt, eine Welle läuft mit bis ins Unendliche anwachsender Geschwindigkeit hinaus und kommt wundersamerweise aus der Gegenrichtung zurück. Oder eben nicht – es wäre ja auch zu absurd. Und wo ein anständiger Geologe postulieren muss, dass der Erdkern wegen seiner Beschaffenheit als Wellendämpfer wirkt, bekommt ein Hohlweltmensch diese Eigenschaft auf ganz natürliche Weise von seiner Theorie geliefert ...


    Das zusammen mit den Schuhsohlen wäre doch fast schon ein Beleg für die Hohlwelttheorie, oder?

  • Erklärungsbedürftig

    23.02.2008, Dr. Gilbert Brands
    Wenn man dem ganzen Horrorzauber, beispielsweise auch der Feinstaubhysterie, glaubt gerät man in eine echte Glaubenskrise. Als noch im Ruhrgebiet der Schwerindustrie aufgewachsener müsste ich nämlich bei den vielen gefährlichen Umweltstoffen bereits seit mindestens 25 Jahren tot sein, und eine Alterspyramide existierte nicht. Totzdem sagen die Statistiken, dass die Leute immer älter werden.

    Auf einem Vortrag eines Chemie-Nobelpreisträgers bemerkte dieser, die Gefährlichkeit eines Stoffes ist nicht durch dessen Toxizität gegeben, sondern wird durch die Empfindlichkeit der Nachweismethoden diktiert. Vermutlich hat er Recht.
  • Die Jugend kam aus Troja

    22.02.2008, Dr. Helmo Hesslinger, Fronreute-Staig
    Sehr geehrte Damen und Herren,

    "'die zackigen Zähne der Anker fesseln die Schiffe ... und mutig schwingt sich die Jugend ... auf die hesperische Erde hinaus.' So schilderte der römische Dichter Vergil ... die Ankunft der ersten Griechen in Italien." Schreibt in seinem Beitrag zur großen Kolonisation der Griechen Theodor Kissel, der es - das unterstelle ich ganz einfach - sicher besser weiß. Aber warum dann in einer Zeitschrift, die sich "Spektrum der Wissenschaft" nennt, solch eine gravierende Ungenauigkeit? Und warum bemüht er Vergil, den großen römischen Dichter (der es eigentlich nicht verdient hat, als Zeuge für Falsches herzuhalten)? Homers Odyssee, die eigentliche Entdeckungssage, bietet genügend schöne Stellen für die Erkundung des Mittelmeerraums durch die Griechen.
    Die Jugend, die so mutig von der hesperischen Erde Besitz ergreift, kommt in Vergils kunstvollem Epos, wie (fast) jeder weiß, natürlich aus Troja. Auf der Flucht aus Troja in der Nordwestecke Kleinasiens und in der Zeit, von der Vergil erzählt, von Griechen der Sage nach besiegt und zerstört, aber kaum schon besiedelt.
    Stellungnahme der Redaktion

    Antwort des Autors Theodor Kissel:

    In der Tat stammt die in Vergils »Aeneis« erwähnte „entflammte Jugend“ aus Troja, warum also habe ich die Schilderung ihrer Landung in Italien zur Illustration der Ankunft griechischer Kolonisten verwendet? Zu bedenken ist der ideologische Hintergrund des Werks, Vergil verfolgte mit seinem Nationalepos ein Ziel: Roms Bestimmung zur Beherrschung der Welt und des Kaiser Augustus’ Berufung als Herrscher über dieses Imperium aufzuzeigen. Dazu verwob Vergil Historisches und Legendenhaftes. Aeneas kam dabei eine Schlüsselrolle zu, denn er galt sowohl als Stammvater der Römer – Romulus und Remus waren seine Nachkommen – als auch als direkter Vorfahr des iulischen Herrschergeschlechts.
    So weit, so bekannt. Wenig beachtet wurde bislang, dass Vergil Roms Bedeutung meines Erachtens auch in der Übernahme griechischer Kultur verankerte. Diese bildete den Kitt, der die Völker des Imperiums einte. Dies war dem Dichter wohl bewusst, denn er verlieh seinem troianischen Helden Aeneas einen griechischen Anstrich. Zum Beispiel gründete dieser auf Sizilien die Stadt Acesta (später Segesta) gemeinsam mit einem örtlichen König. Nicht anders als ein Städtegründer der inmeinem Artikel beschriebenen griechischen Kolonisation ließ Aeneas Vergil zufolge dort einen Teil seiner Gruppe zurück, bevor er weiter segelte. Natürlich gibt es auch in Homers »Odyssee« Stellen für die Erkundung des Mittelmeerraums durch die Griechen, aber nur eine, die auf die Anlage einer Apoikie Bezug nimmt – die im Artikel erwähnte Insel Scheria. Der griechisch-römische Troianer Aeneas Vergilscher Zeichnung lieferte da doch einen anschaulicheren Einstieg. Übrigens: Die Einwohner Segestas standen zu Beginn des 1. Punischen Krieges den Römern zur Seite. Begründung: Sie seien Verwandte.




    Antwort von Dr. Hesslinger:

    Theodor Kissels rasche und ausführliche Antwort auf meine relativ unbedeutende "Korrektur" zur Herkunft der jungen Männer, die Vergil zu Beginn des sechsten Buchs seiner Aeneis die Landnahme Italiens vollziehen lässt, hat mich angenehm überrascht. Auch inhaltlich kann ich seiner Argumentation weitgehend folgen. Vergils Schilderung ist in der Tat um einiges anschaulicher als Homers Andeutungen.

    Doch erlauben Sie mir bitte noch zwei Anmerkungen. Vergils Zielsetzung in seinem Nationalepos möchte ich gerne weiter fassen als die genannten Punkte. Natürlich vertrat Vergil Roms Weltherrschaftsidee und die Rolle des Augustus in ihr, aber mindestens ebenso wichtig wie diese war ihm, scheint mir, sein dichterischer Anspruch, auch und gerade im Wettbewerb des römischen Epikers mit Homer: nicht als billige Kopie, sondern als Vollender des sehr geschätzten griechischen Protagonisten und Begründers der abendländischen Literatur. Wenn Sie so wollen: römische Weltherrschaft auch im Bereich der Dichtung! Warum sonst hätte Vergil vor seinem Tod testamentarisch die Vernichtung seines - in kleineren Teilen eben leider unvollendeten - Werks verfügen sollen?

    Gut finde ich Kissels Hinweis auf Vergils Ziel, eine griechisch-römische Einheitskultur als Integrationsinstrument des Imperiums zu stärken. Übrigens hatte, wenn ich es richtig sehe, schon Homer den Trojanern griechische Züge gegeben. Allerdings bin ich hinwiederum der Meinung, dass Vergil den Trojanern und insbesondere seinem Helden Aeneas tatsächlich den Anstrich der wirklichen Vorfahren der Römer geben wollte. Und das tat er außerordentlich geschickt! Tja, wer aber war nun der "griechisch-römische Trojaner Aeneas" wirklich? Wer versteckt sich also eigentlich hinter Vergils Trojanern, den Vorfahren der Römer? Wie schon mitgeteilt, habe ich da so eine Theorie ...

  • Die Zeit läuft davon

    19.02.2008, Gerd Zelck, Seevetal
    Sehr geehrter Herr Prof. Rosa!
    Ihren o. a. Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich bin Jahrgang 1932 und empfinde das Phänomen einer subjektiv immer schneller ablaufenden Zeit mit zunehmendem Alter immer stärker. Das ergeht Freunden, Bekannten und Verwandten aus meinem Alterskreis ebenso und wird bei bestimmten Schreibanlässen wie Geburtstag und Weihnachten immer wieder hervorgehoben und reflektiert. So habe auch ich immer mal wieder über mögliche Ursachen dieses subjektiven Empfindens nachgedacht und möchte Ihnen einmal meine Gedanken hierzu mitteilen.

    Wie ich oben schon erwähnte, nimmt das subjektive Empfinden einer immer schneller ablaufenden Zeit mit zunehmendem Alter zu. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mich als Kind und auch noch als Jugendlicher so richtig langweilen konnte, wenn einmal nichts los war, die Spielkameraden z.B. verreist waren. Es fanden keine Aktionen statt und eigene Erlebnisse, eigenes Wissen und Probleme, von und mit denen unser Gedächtnis heute randvoll ist und die sich in Zeiten der Ruhe geradezu ins Bewusstsein drängen und zum Nachdenken zwingen, waren damals in unserem Gehirn noch dünn gesät oder nicht vorhanden. Neurologisch betrachtet gab es in unserem kindlichen/jugendlichen Gehirn noch nicht so viele Verknüpfungen wie in späteren Jahren, so dass sich Reflektionen und Assoziationen noch nicht automatisch einstellten. Das Gedächtnis war ja noch so leer und die Zeit konnte einem soo lang werden.

    Hinzu kommt dann noch der Effekt, dass in jungen Jahren das Gehirn sehr viel schneller etwas verarbeitet und Neues lernt. Vielleicht gerade deshalb, weil noch zu wenig drin ist; vergleichbar mit dem PC zu Hause, der zunächst sehr schnell arbeitet, dann aber immer langsamer wird, je voller die Festplatte ist. In ganz jungen Jahren fehlt zwar häufig noch die Disziplin und Ausdauer beim Denken, aber einige Jahre später dann, nach Schule, Ausbildung und Studium, wenn die eigenen Lernprozesse trainiert und dadurch ökonomisiert worden sind und durch eigenen Willen eine entsprechende Ausdauer hinzu kommt, wird das Maximum an geistiger Leistungsfähigkeit im Leben eines Menschen erreicht. Multitasking bei hoher Qualität (geringe Fehlerrate) wird dann praktiziert. In dieser Zeit glaubt der Mensch, noch unendlich viel im Leben schaffen zu können und die Zeit, die er hierfür hat, erscheint ihm noch sehr lang. Doch die biologische Uhr tickt bereits und mit den Jahren wird die Arbeitsgeschwindigkeit immer langsamer. Multitasking ist nun nicht mehr möglich. Was aber bleibt ist das vorgenommene Ziel, dies und jenes bis dann und dann erledigen zu wollen. Am Abend muss man dann feststellen, viel weniger als vorgenommen geschafft zu haben. Zunächst kann das verlangsamte Arbeitstempo noch mit einer Ausdehnung der täglichen Arbeitszeit kompensieret werden, aber irgendwann ist dann auch diese Möglichkeit ausgeschöpft. Die Zeit läuft einem davon und bei bestimmten Ereignissen wie Geburtstag, Jahresende, usw. wird einem das dann so richtig bewusst und man äußert sich darüber mehr oder weniger vernehmlich. Das wiederum ist Begründung genug für Politiker und sonstige Entscheidungsträger, hieraus ein öffentliches Interesse abzuleiten und Geld (fast immer aus dem Steueraufkommen) bereitzustellen, dieses Phänomen wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Sie veranlassen Forschungsaufträge in ihrem Zuständigkeitsbereich. Adressaten sind dann Universitäten und Hochschulen und hier wiederum bestimmte Forschungsbereiche, in diesem Fall die Soziologie.

    Das alles wirkt natürlich zusammen und sich verstärkend mit den 3 Prozessen, die Sie, Herr Prof. Rosa, formuliert und untersucht haben. Darüber hinaus möchte ich noch kurz auf folgende Punkte in Ihrem Artikel eingehen:

    In dem Abschnitt „Technische Beschleunigung“ führen Sie die Fortbewegungsarten an, bei denen sich die Geschwindigkeitsgrenzen zu größeren Werten hin verschoben haben. Neben Autos, Lokomotiven, Flugzeugen und Fahrrädern führen Sie hierbei auch Raumschiffe mit an. Das ist nun nicht richtig, denn die Geschwindigkeit von so genannten Raumschiffen, z.B. dem Shuttle, unterliegt den Bahngesetzen und die sind nicht veränderbar bzw. durch technische Fortentwicklung beeinflussbar.

    In dem Abschnitt „Die Konkurrenz schläft nicht“, zitieren Sie die drohende Klimakatastrophe als ein bevorstehendes Ereignis für Ihre Beweiskette. Hier erlaube ich mir daran zu erinnern, dass es vorher schon eine Reihe anderer Katastrophenszenarien in Deutschland gegeben hat, die allerdings die Landesgrenzen nicht zu überschreiten vermochten. Zu nennen wären hier das Baumsterben, Seehundsterben und im kleineren Umfang das Wattsterben mit den großen schwarzen Flecken auf den trockengefallenen Wattflächen während eines warmen Sommers. Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang auch die in deutschen Seelen permanent vorhandene Strahlenphobie, die nach dem Tschernobyl-Unfall überkritische Zustände erreichte, heute aber immer noch leicht unterkritisch weiter schwelt und durch jedes kleinste Ereignis wieder zum Flackern gelangt. Auch die Tumorangst durch Funkwellen durch eine vermehrte Anwendung von Handys, drahtlosen Verbindungen von Computern usw., fällt in diese Kategorie. Die deutsche Psyche ist hierfür wohl besonders anregbar (genetische Ursachen?) und es ist somit kein Zufall, dass hier bei uns der Ablasshandel im Mittelalter am lukrativsten war, bis dieser durch Luther gestoppt wurde (mal ein positives Beispiel für die deutsche Psyche). Ein Nachfolgethema zeichnet sich übrigens schon am Horizont ab und taucht bereits immer öfter in den Medien auf: Der mögliche Einschlag eines größeren Himmelskörpers schon in naher Zukunft. Eine Schuldzuweisung durch uns Menschen ist zwar noch nicht gefunden worden, aber die wird sicherlich bald nachgereicht.
    Um noch einmal auf die drohende Klimakatastrophe zurückzukommen, so ist es schon erstaunlich, wie gerade Vertreter der Geisteswissenschaften und Intellektuelle überhaupt, sich von den geradezu plumpen und immer schräger werden Behauptungen (ganz neu der Kippschalter-Effekt) und Kassandrarufen einiger wenigen in der Öffentlichkeit agierender Vertreter der etablierten Klimawissenschaft (die Professoren
    Rahmsdorf und Schellnhuber von PIK sowie Lativ von der Uni Kiel) beeindrucken lassen.
    Eine kritische Zuspitzung für die Menschheit habe ich aber ebenfalls ausgemacht. Sie ergibt sich durch die aufeinander zulaufenden Auswirkungen einer (immer noch) exponentiell wachsenden Menschheit mit ihrem großen Versorgungsbedarf und – da ausschließlich in der Zweiten und Dritten Welt stattfindend – auch Nachholbedarf einerseits und einer ebenfalls rasch eintretenden Erschöpfung der Erdöl- und Erdgasressourcen andererseits. Eine Zuspitzung dieser Auswirkungen wird noch in diesem Jahrhundert eintreten, wahrscheinlich bereits schon Mitte des Jahrhunderts. Aber es gibt eine Lösung für diese Probleme, die auch noch den Vorzug
    besitzt, dass sie machbar ist, was die Finanzierbarkeit mit einschließt.
  • Begrenzte Wahrnehmungsleistung

    19.02.2008, Heinz Krenn, Baden, Österreich
    Zuerst möchte ich betonen, dass ich Techniker und kein Fachmann auf dem behandelten Gebiet bin. Als Sportschütze, welcher an die Grenze des Möglichen geht, habe ich mich aber intensiv mit dem Sehen und dem damit zusammenhängenden Problemen beschäftigt. Wenn Naotsugo Tsuchiya und Christof Koch entdeckt haben, dass mittels Blitzlichtgewitter die Wahrnehmung des anderen Auges unterbunden wird so ist das sicher richtig. Nicht richtig dürfte aber die Interpretation sein. Seit dem Artikel im Spektrum über Crossmodale Aufmerksamkeitseffekte von Grit Hein sollte eigentlich bekannt sein, dass die Wahrnehmungsleistung unseres Gehirns begrenzt ist.
    Wer als „Spotter" (Scheibenbeobachter) dem Schützen Treffer und Fehlschuss ansagen will, sollte die Kugel fliegen sehen. Der Knall des Schusses überlagert aber die Wahrnehmung auf den ersten ca. 25 Metern. Wer die hohe Konzentration (im wahrsten Sinne des Wortes !) aufbringt um mit offener Visierung (Kimme und Korn) mit einer Pistole auf 200 m ein Ziel von der Größe eines Tellers zu treffen, der nimmt das Geschehen um sich nicht mehr wahr.
    Jeder Programmierer, welcher in einem Programm z.B. ein bewegtes Bild mit eingeschränkter Hardwareleistung darstellen soll, wird vermutlich sehr schnell darauf kommen, dass die bildwichtigen Teile, auf welchen die Konzentration des Zuschauers gerichtet ist, vorrangig auf Stand gebracht werden. Legt man dies auf die Wahrnehmung um, so sind plötzlich viele Phänomene erklärbar. Der Tunnelblick kommt öfter vor, als die Menschen denken wie z.B. bei dem Kind, dass die Konzentration auf den Ball gerichtet, das Auto nicht wahrnimmt (!).
    Bezüglich des Bewusstseins tendiere ich eher zum Standpunkt von Susan Greenfield, denn auch in der Holographie ist das Bild das Abbild der Wellenfunktion, welche mit der Untersuchung von einzelnen Pixeln wohl nicht aufzuklären ist. Es sollten auch Überlegungen angestellt werden, ob sich die Selbstwahrnehmung nicht nur auf den Gegenwartspunkt, sondern auch mehr oder weniger auf Vergangenheit und Zukunft erstreckt.





  • Abi mit zwölf

    16.02.2008, Hartmut Förtsch
    Sehr geehrter Herr Dr. Fritsche,
    sehr geehrter Herr Prof. Dr.Baron,
    sehr geehrter Herr Dr. Mischak,

    ich möchte mich bei Ihnen für die nette Aufgabe, vor allem aber für die äußerst köstliche "Verkleidung" bedanken. Netter kann man das überdrehte pädagogische Vokabular und die übersteigerte Diskussion über "Lerneffizienz" nicht an den Mann und die Frau bringen. Ich habe Ihre Aufgabe im Lehrerkollegium in Umlauf gebracht und sogar von eingefleischten Nichtmathematikern positive Rückmeldungen erhalten. So kann man auch für Mathematik begeistern!
  • Wozu gibt es eigentlich EU-Abgeordnete?

    16.02.2008,
    Sehr geehrte Damen und Herren,

    wenn die Fakten so erdrückend sind, wie in Ihrem hervorragend recherchierten Bericht geschrieben, wozu haben wir eigentlich hochstudierte und teure EU-Abgeordnete, die so einen Wahnsinn beschließen?
    Der durch Steuergelder finanzierte Wahnsinn namens "Regenwald in den Tank!" muss gestoppt werden!

    Mit freundlichen Grüßen

    Lars Böcker
  • Unverfroren bewiesene Theorien

    15.02.2008, Klaus D. Witzel, Peine/St
    Zur Frage: Seit wann können wir Theorien beweisen?

    Sie können Theorien immer dann beweisen, wenn deren Negation irgendeinen Widerspruch enthält.

    Viel Spass noch beim Studium der Logik :-)
  • Doch ein Schnellschuss

    15.02.2008, Klaus Fekete
    Niemand ist gegen Biosprit aus bereits zur Verfügung stehenden Bioabfällen bzw. gegen Gewinnung aus brachliegenden Flächen. Ob Raps die ideale Lösung ist, sei dahingestellt.

    Die ab nächsten Jahr geplante Beimischung von 10 Prozent ist jedoch mit diesen Ressourcen definitiv nicht machbar und führt zwangsweise zur Zerstörung von Tropenwäldern und Savannen.

    Mit schlecht durchdachten Schnellschüssen, wie sie derzeit seitens der EU geplant und umgesetzt werden, ist jedoch weder der Umwelt noch dem "Klimaschutz" geholfen.
    Im Gegenteil, die Umweltschäden, die derzeit durch Rodung und Umwidmung entstehen, werden in der Tat die Wettergegebenheiten nachhaltig verändern.
    Bei einer jährlichen Zunahme der Weltbevölkerung von über 70 Millionen pro Jahr steht für mich die Lebensmittelversorgung im Vordergrund, nicht die Sicherstellung der Mobilität.
    Fakt ist, dass das Biosprit Thema derzeit weder gründlich durchdacht geschweige denn umweltschonend umgesetzt wurde.

    Es ist dringend erforderlich, eine nicht politisch motivierte Faktenlage zu erarbeiten, um dann auf dieser Basis die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten. Bis dahin kann der eine oder andere Feldversuch durchgeführt werden, gleichzeitig sind aber alle Landnahmen einzustellen. Das kostet möglicherweise 1 bis 2 Jahre, rettet aber den Regenwald.
  • Unverfroren

    15.02.2008, Dr. rer. nat. Torsten Böttjer
    In Ihrer Februarausgabe finde ich auf S. 28 folgende Aussage: " ... Aber auch zu einer Zeit, lange bevor Atome entstanden waren, hatte es bereits eine Phase gegeben, in der das Universum binnen kürzester Zeit extrem stark expandierte. Kurz nach dieser frühen Inflationsphase war die Temperatur des Universums milliardenfach höher als jede jemals auf der Erde gemessene Temperatur."

    Offen gestanden, war mein erster Impuls, mich zu fragen, welcher von beiden Autoren (oder gar beide?) denn damals dabei war, um den Mut (oder die Unverfrorenheit) zu haben, mit solcher Gewissheit eine Aussage über einen Zustand zu treffen, der für Wissenschaftler weder direkt beobachtbar noch im Versuch nachvollziehbar ist. Nicht zu vergessen die dürftige Datenlage hinsichtlich der dunklen Materie und der dunklen Energie, für die wir kaum mehr als einen Namen haben.

    Als Chemiker bin ich es bereits von Beginn meiner Ausbildung an gewohnt, mir Modellvorstellungen der chemischen Welt zu machen. Die funktionieren oftmals ganz gut, aber ich würde nicht so weit gehen, zu behaupten, sie gäben die Welt so wieder wie sie wirklich ist. Vielleicht weil die Wirklichkeit so nahe vor Augen liegt und im Experiment zugänglich ist, werden dem Chemiker die Grenzen dieser Modelle immer wieder vor Augen geführt.

    Lese ich Artikel über Kosmologie (nicht nur den oben zitierten), habe ich den Eindruck, dass die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Wirklichkeit und Modellvorstellung den Autoren leider oftmals abhanden gekommen zu sein scheint. Sie erinnern mich an moderne Gurus, die sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen. Nach meinem Selbstverständnis als Naturwissenschaftler ist diese Schreibweise naturwissenschaftlicher Artikel nicht mehr seriös.

    Ein weiteres Beispiel, das die fehlende Distanz zur Fehlbarkeit unserer Modellvorstellungen belegt, ist die Aussage im "String-Vokabular" auf S. 29, in der es heißt: "... Stringtheorie eine (unbewiesene) vereinheitlichte Theorie ..."

    Seit wann können wir Theorien beweisen? Wir können sie in Versuchen immer wieder bestätigen – oder aber als unzureichend oder gar falsch erkennen. Aber sie zu beweisen würde doch voraussetzen, alle überhaupt nur möglichen Versuche zur Überprüfung durchgeführt zu haben, was vom Grundsatz her unmöglich ist.

    Zusammengefasst würde ich mir im Zusammenhang mit Artikeln zu Kosmologie einen Wechsel von einem weltanschaulichen Vokabular hin zu einem seriösen, naturwissenschaftlichen Vokabular wünschen, das den berechtigten Zweifeln am Anspruch der absoluten Wahrheit der kosmologischen Modelle zulässt.
  • Fußfrage

    14.02.2008, Georg Middelberg
    Gibt es mehr als ein Fossil von Onychonycteris finneyi, oder ist bei den Fotos etwas durcheinander geraten?
    Mir kommt es so vor, als ob das Foto mit dem Sporn der Fledermaus kein Ausschnitt aus dem Foto des gesamten Skeletts ist. Darauf ist der Sporn nicht zu sehen, und auch in einigen anderen Merkmalen unterscheiden sich die Füße deutlich von dem, der im Ausschnitt gezeigt wird, sodass es sich bei den Fotos m.E. auch nicht um dasselbe Skelett aus einer anderen Perspektive oder in einem anderen Freilegungszustand handeln kann.
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Middelberg,



    Sie haben vollommen Recht: Es gibt tatsächlich zwei Exemplare von Onychonycteris finneyi: Das Foto mit dem Sporn stammt vom Holotyp, der für die Artbeschreibung herangezogen worden ist. Das Bild mit dem gesamten Skelett zeigt ein Fossil aus einer Privatsammlung, das - wie sich jetzt zeigte - ebenfalls zur Spezies Onychonycteris finneyi gehört.



    Mit freundlichen Grüßen



    Andreas Jahn

    Redaktion spektrumdirekt

  • Zu den naturwissenschaftlichen Irrtümern des Artikels

    14.02.2008, Dr. Monika Behnke, Münster
    Ein ärgerlicher Artikel über den vermeintlichen Widerspruch von Evolutionstheorie und christlichem Glauben. Zwar gibt der Autor zu, dass man die Existenz Gottes weder beweisen noch widerlegen kann. Andererseits schreibt er: "Während jedoch Wissenschaftler das "Ja, aber" als Methode der Erkenntnis nutzen, kennen christliche Gemeinschaften nur das "Amen in der Kirche, das keinen Widerspruch duldet." Insbesondere wirft er die römische Kurie und den Papst in einen Topf mit den Zeugen Johovas und zählt sie zu den Fundamentalisten, die die "Schöpfungsgeschichte der Bibel wörtlich" nehmen. "Es wäre unergiebig, mit dem Papst zu streiten. Fundamentalisten sind nicht diskussionsfähig." Hierzu nun einige Gedanken.
    1. Zu den naturwissenschaftlichen Irrtümern des Artikels:
    a) Die Relativitätstheorie Einsteins besagt gerade, dass sich nicht die Sonne um die Erde dreht, sondern dass sich alle Elemente des Weltalls relativ zueinander bewegen. Außerdem hat die Welt keinen Mittelpunkt. Ob sich also die Sonne um die Erde dreht oder die Erde um die Sonne, ist eine Frage der Perspektive. Lege ich also den Koordinatenmittelpunkt auf die Erde, so dreht sich die Sonne um die Erde (wenn auch in komplizierten Hyperzyklen und nicht in Elypsenbahnen).
    b) „Die Erkenntnis, dass man mit Hilfe ausgeklügelter Experimente und kluger Beobachtungen Aberglauben als solchen identifizieren kann, hat sich noch nicht bis Rom herumgesprochen.“ Mit diesem Aberglauben scheint der Ausspruch des Papstes gemeint zu sein „Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution“. Dabei hat der Autor nicht berücksichtigt, dass Naturwissenschaftler in Modellen denken. Die (möglichst einfache) Theorie ist nur ein Modell zur Erklärung der Experimente. Wichtig ist für die Akzeptanz einer wissenschaftlichen Theorie also nicht die Wahrheit über die Wirklichkeit, sondern die Brauchbarkeit für Erklärung (und Prognose) von Experimenten. Dieser Gedanke sollte Physikern eigentlich selbstverständlich sein, während er Biologen selten präsent ist.
    c) „Homo sapiens hat sich während seiner Evolution entwickelt, um zu überleben, was ihm trotz aller Katastrophen der Erdgeschichte offensichtlich gelungen ist, anders als etwa den Sauriern“. Die ersten Saurier gab es in der Trias, ausgestorben sind sie am Ende der Kreidezeit. Dazwischen liegen etwa 130 Millionen Jahre, den Menschen aber gibt es erst seit etwa 2 Millionen Jahren. Keine wissenschaftliche Theorie sagt etwas darüber aus, wie lange es den Menschen noch geben wird. So eine globale Katastrophe wie zum Ende der Kreidezeit hat die Menschheit jedenfalls noch nicht erlebt.

    2. Zu den Folgerungen, die der Autor aus seiner Sicht naturwissenschaftlicher Theorien zieht:
    a) „Die fundamentale Erkenntnis einer Evolution des Kosmos und des Lebens als Ergebnis von Zufall und Notwendigkeit“ widerspricht nach Ansicht des Autors der religiösen Überzeugung, dass „jeder von uns die Frucht eines Gedankens Gottes“ ist. Dem ist zu entgegnen: I. Naturwissenschaftliche Theorien sind Modelle und nicht letzte Wahrheit. II. Gott ist nicht Thema von naturwissenschaftlichen Theorien, deshalb kann die Naturwissenschaft hierzu keine Aussage machen. III. Der Begriff des Zufalls wird nicht hinterfragt. Zufall bedeutet, dass wir keine Gesetze kennen und deshalb sein Ergebnis auch nicht berechnen können. Trotzdem widerspricht der Zufall nicht einer Determination. (So ist es Zufall, welche radioaktiven Atome wann zerfallen, aber ihre Anzahl in der Halbwertszeit ist festgelegt). In einem Biologie-Schulbuch fand ich die Definition: „Zufälle sind einmalige Ereignisse, die wir naturwissenschaftlich nicht erklären können“. Wir wissen also kaum etwas über den Zufall, der Autor weiß aber, dass er einer göttlichen Fügung widerspricht.
    b) Die Beurteilung des jetzigen Papstes als eines nicht diskussionsfähigen Fundamentalisten ist eine Unverfrorenheit. Gerade dieser Papst ist bekannt für seine Diskussionen mit Andersgläubigen oder Atheisten. Außerdem war er als Universitätsprofessor einer der bekanntesten theologischen Wissenschaftler.

  • Nicht Erlösung vom Glauben, sondern Aufklärung

    14.02.2008, Dr. Andreas Beyer, Essen
    In seinem Essay „Die Kunst, den Zweifel auszuhalten“ beschreibt Martin Urban pointiert und treffsicher das Verhältnis von Glauben und Wissenschaft; er legt dar, wieso Menschen empfänglich sind für Aberglauben, der gerade in der heutigen Umbruchsituation zwischen Globalisierung und high-tech Sicherheit zu geben scheint. Vollkommen zutreffend beschreibt er die auch in den Volkskirchen auszumachenden Tendenzen in Richtung evangelikaler Haltung, in Richtung Fundamentalismus.

    Allein: Urban geht erheblich zu weit. Wenn er schreibt, die evangelischen Kirchen vergäßen das Erbe der Aufklärung, oder indem er polemisch über „Offenbarung“ spottet, offenbart er selbst eine erhebliche Unkenntnis der christlichen Kirchen und Gemeinschaften. Es ist schlichtweg unwahr, dass die „allein etwa 34.000 christlichen Gemeinschaften [auf dieser] Welt“ so etwas wie einen allein-selig-machenden Anspruch vertreten: Die Zeit ist auch an Theologen nicht vorbeigegangen, sie leben wie wir alle in einer Welt der Unsicherheiten, sehenden Auges. Die Ära, in der von der Kanzel herunter unverrückbare Wahrheiten verkündet wurden, ist vorbei. Gemeinden, in denen der Gläubige das eindeutige, klar verstandene und richtig interpretierte Wort Gottes verkündigt bekommt, sind – Gottlob! – immer noch in der Minderzahl: Möge es so bleiben! Auch die Bibelexegese hat die letzten Jahrhunderte nicht verschlafen, aber Urban scheint die Begriffe „aufgeklärte Theologie“, „kritische Theologie“ !
    oder „Textkritische Bibelanalyse“ nicht zu kennen, obwohl er sie eine Seite weiter selbst verwendet...

    Richtig stellt Urban fest, „Offenbarung ist ein Totschlagargument, mit dem [alles] begründet werden kann“. Bedauerlicherweise argumentiert er jedoch selber reichlich oberflächlich, indem er Fundamentalisten und deren Denken im Rundumschlag als Hammer gegen jedwede Form von Glauben missbraucht. Empirische Wissenschaft kann Ursachen identifizieren, Erklärungen finden, Unverstandenes und Unbegreifliches erfassbar machen. Sie kann aufzeigen, was an Schöpfungsmythen, Astrologie und Gesundbetern falsch ist. Sie kann, soll, will und darf aber keine Sinnfragen beantworten und taugt zum Gottesbeweis ebenso wenig wie zur Gotteswiderlegung.

    Wir brauchen dringend Aufklärung, müssen entschieden gegen Aberglaube und Fundamentalismus vorgehen. Aber wir brauchen ganz sicher niemanden, der uns vom Glauben in allen Formen erlöst. Mal abgesehen davon, dass solches Ansinnen wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen ist, treibt es die Menschen gerade in die Arme derer, vor denen Urban sie retten will.



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