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Kommentare - - Seite 1030

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Generelle Beschönigung?

    24.02.2009, Thomas Wietoska
    In Heft 3/09 der Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft" wurde relativ ausführlich über die aktuelle Entwicklung auf dem Sektor der Elektrofahrzeuge berichtet. Was ich bei diesem Artikel vermisse, ist eine genaue Analyse der zur Zeit verfügbaren Infrastruktur zur Bereitstellung der notwendigen Ladeleistungen und Energien für eine hohe dichte von Elektrofahrzeugen. Schließlich wurde bei der Auslegung des Energieversorgungsnetzes nicht berücksichtigt, das gegen 17 Uhr nicht nur der Elektroherd und die Beleuchtung eingeschaltet wird, sondern auch noch eine Unzahl von Elektroautos mit Leistungen jenseits der 10 kW aufgeladen werden. Lässt sich in einem einzelnen Haushalt noch relativ einfach ein Drehstromanschluss entsprechender Leistung nachrüsten, so dürfte es in kleineren Orten jedoch schnell zur Überlastung der Mittelspannungs-Transformatoren kommen. Zwar wird gerne behauptet dies sei alles in den Griff zu bekommen (http://www.energiespektrum.de/index.cfm?pid=1388&pk=80374) doch wird es dazu wieder unzähliger Zusatzmaßnahmen bedürfen, wie im verlinkten Artikel angedeutet wird.

    Was ich jedoch noch weitaus bedenklicher finde als die generelle Beschönigung der Elektroautos, sind die Angaben der Hersteller. Nimmt man den in Ihrem Heft vorgestellten Tesla, so wird dieser mit 360 km Reichweite beworben. Nicht viel, wenn man dann mindestens 4 Stunden "nachtanken" muß. Liest man aufmerksam den Artikel, so wird man schnell stutzig. Dort wird von 225 kW Motorleistung und 53 kWh Energiegehalt der Akkus gesprochen. Rechnerisch ist nach etwa 15 Minuten Vollgas Schlussß. Selbst bei über 200 km/h sind das kaum mehr als 50 km. Gehe ich davon aus, das ein Auto etwa 40 kW braucht, um 160 km/h zu fahren (was der Erfahrung nach so ist, wenn man Höchstgeschwindigkeit und Leistung der Autos vergleicht), eine für so einen Wagen gemütliche Geschwindigkeit, so ist nach nicht einmal 200 km Schluss. Weiterhin fällt mir auf, das diese Akkus ("Notebookakkus", vermutlich Rundzellen Typ CGR18650) keinesfalls für Belastungen mit 4 C (also Entladeleistung 4 mal so hoch wie der Energiegehalt) ausgelegt sind. Und auch kalte Temperaturen machen den Zellen zu schaffen. Hinzu kommt, das nach etwa 500 Zyklen die Kapazität schon um mehr als 20 Prozent abnimmt. (Quelle: http://www.actec.dk/Panasonic/pdf/CGR18650E.pdf).

    Man könnte argumentieren, das die Messung von Durchschnittsverbrauch und somit die Reichweite von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auch unter nicht realistischen Bedingungen stattfinden. Nur geht es dort nicht um die Halbierung oder gar Drittelung der angegebenen Reichweite bei etwas zügigerer Fahrweise. Selbst bei sportlicher Fahrweise sind die erzielbaren Reichweiten nur rund 20 Prozent geringer als Werksangaben. Wenn ich mir vorstelle, über 100.000 Euro für ein Fahrzeug auszugeben - und bei einer Vollgasfahrt ist nach nicht einmal 100 km Ende, und das für mindestens vier Stunden, nämlich die benötigte Zeit zum Aufladen???

    Es ist wieder einmal typisch für die politisch so geförderte Elektroauto-Branche, statt reale Betrachtungen (CO2-Ausstoß bei vorhandenem Energiemix, Einbeziehung der Akkuentsorgungs-Problematik, tatsächlich mögliche Leistungsmerkmale, Infrastruktur für Ladung) nur die üblichen Schlagworte zu predigen. Warum nicht einfach dazu stehen, das zur Zeit diese Technik einfach nicht ansatzweise eine Alternative ist. Und kein Mensch scheint auf die Idee zu kommen, dass für die Stadtfahrten zur Arbeit von wenigen Kilometern auch ein Fahrrad genutzt werden kann. Besser kompliziert als das Naheliegende. Lieber das Geld in einen Ausbau der Radwege in der Stadt und im Umland investieren, damit man auch sicher mit wettergeschützten Liegerädern zur Arbeit fahren kann. Diese kosten nur wenige tausend Euro und sind wirklich umweltfreundlich. Die "Ladezeit" beträgt rund eine Minute für das Verspeisen eines Müsliriegels.

    Im Übrigen fahre ich nach Belieben mit einem sparsamen TDI, einem sehr gut motorisierten Sportwagen oder dem Rad die rund 40 km zur Arbeit. Somit bin ich relativ neutral und für vieles offen, solange die Vorschläge auch wirklich im realen Leben ohne schwachsinnige Auflagen und Zusatzabgaben durchsetzbar sind.
  • Keine Regel ohne Ausnahme

    24.02.2009, Name der Redaktion bekannt
    Vielleicht wird es als "Tanten-Soziologie" ("ich habe aber eine Tante, die...) bezeichnet, aber weder bei meiner ältesten Schwester noch bei mir kann man irgendeine der Erscheinungen feststellen, die in Ihrem Artikel erwähnt werden.

    Wir sind von unserer Mutter und deren jeweiligen Ehemänner geprügelt und beleidigt worden, mussten alle Hausarbeit (acht Personen) verrichten, einschließlich der Wäsche von Hand, waren beide jeweils mehr als insgesamt zehn Jahre in geschlossene Fürsorgeheime.

    Dennoch haben wir unsere Kinder liebevoll und ohne ein Strafregime aufgezogen, sind beide seit Jahrzehnten mit demselben Partner verheiratet. Außerdem habe ich als Erwachsener nach kaufmännischer Lehre noch ein Studium abgeschlossen und spreche vier Sprachen fließend und bin international als Berater für multinationale Organisationen tätig.

    Wie unser persönlicher Hintergrund als Kinder und dann als Erwachsene mit den von Ihnen geschilderten Beobachtungen in Einklang zu bringen ist, entzieht sich meiner Beurteilungsfähigkeit.
  • Die Wirtschaft als technischer Regelkreis - Brief Grob

    23.02.2009, Peter Hussels, Berlin
    Als Ingenieur versuche auch ich gerne, mir die Welt als Regelsystem vorzustellen. Ich habe aber einen Einwand zum Leserbrief von Herrn Dr. Ulrich Grob.

    Eine zeitliche Verzögerung wirkt nicht dämpfend, sondern beeinflusst nur die Anstiegsgeschwindigkeit und damit die Frequenz, wenn es zur Schwingung kommt. Durch Verzögerung in Form einer Totzeit würde sogar zusätzliche Unruhe entstehen. Reibung muss dem System Energie entziehen. Das würde bedeuten: Besteuerung von Börsenumsätzen! Besteuerung von zu schnellen Innovationen — im Gegensatz zur bis gestern gültigen Formel, dass das Neue immer das Bessere ist. Es muss also immer etwas vom Gewinn verloren gehen, wenn man zu schnell reagiert. Dies darf keinesfalls verzögert geschehen, denn der Mensch (als Sollwertgeber, Sensor, Vergleichsglied - Regelglied - Stellglied) macht so lange in die alte Richtung weiter, bis er eine Reaktion merkt.

    Ein leicht schwingungsfähiges System wird leider bewusst von der Politik bevorzugt, da die damit möglichen kurzen Anstiegszeiten einen Erfolg bis zur nächsten Wahl ermöglichen.

    Die Beurteilungszeiträume für Manager und Politiker sind zeitdiskret gerastert, die Börse dagegen ist zeitkontinuierlich. Man müsste das Börsengeschehen so verlangsamen, dass das Raster ausreicht. Bisher gab es den Effekt, dass eine Partei am Wahltermin nicht am Ergebnis ihrer eigenen Arbeit gemessen wurde, sondern an dem verzögert eingetretenen Ergebnis der Arbeit des Vorgängers. Das reicht bei einem technischen Regelkreis schon für eine Instabilität. Demnächst trifft eine Wahl vielleicht sogar zwei Schwingungen weiter zufällig ein Tal oder einen Berg (Aliasing-Effekt). Da kann man nicht mehr von einer Regelung sprechen. Eine sichere Lösung bestünde darin, diese Schwingungen — wie Herr Dr. Ulrich Grob vorschlägt — durch Reibung im System zu dämpfen.
  • Warten auf das "Zukunftsauto"

    23.02.2009, Hermann Riedl, 91080 Uttenreuth
    Ich nehme an, daß "Strom im Tank" der richtige Weg ist. Zu diesem Urteil komme ich, weil wir uns im Fall der intelligenten Vernetzung einen Speicher für elektrische Energie schaffen, den wir so dringend brauchen. So könnten Lastschwankungen besser ausgeglichen und der Anfall z.B. von Windenergie für eine bessere Verwertung "gepuffert" werden.

    Ich habe einen 10-jährigen PKW, den ich jetzt günstig verschrotten lassen könnte, aber ich kann mir nicht das von mir gewünschte Auto kaufen; 2500 € können mich da nicht locken! Ich werde also warten, bis ich das gewünschte "Zukunftsauto" erhalte.

    Falls der Weg "Elektroauto" nicht eingeschlagen wird, werde ich auch künftig kein Auto kaufen, das mit fossilen Brennstoffen fährt!
  • Elektroautos ja, aber ...

    23.02.2009, Fritz Kronberg, Rondeshagen
    "Wenn wir alle immer weniger Strom verbrauchen, brauchen wir ja neue Bereiche, in denen man Strom verwenden kann."

    .... damit wir auch ordentlich weiter Kohlekraftwerke, insbesondere solche, die Braunkohle verfeuern, bauen und betreiben müssen ...

    Im Ernst: Elektroautos als rollende Stromspeicher, die bei Bedarf wieder Strom ans Netz liefern, zu betrachten, ist eine der hirnlosesten Ideen, die ich seit langem gehört habe. Welcher Autofahrer wird wohl freiwillig den mühsam (Zeitaufwand) und teuer gefüllten "Tank" zugunsten des Netzes wieder leeren, um dann, wenn er losfahren will, genau das nicht zu können.

    Elektroautos an sich sind durchaus sinnvoll, wenn sie Sonnen-, Wind- oder Kernenergie nutzen können. Allerdings muss wirklich erst das Reichweitenproblem gelöst werden.
  • Leserbrief Dr. Grob - Regelkreis

    22.02.2009, Dr. Horst Käsmacher, Aachen
    Dr. Ulrich Grob sieht in seinem Leserbrief die Märkte als kybernetisches Netzwerk aus rückgekoppelten Regelkreisen und führt die Schwingungen auf ungenügende Dämpfung zurück. Rückkoppelung allein macht allerdings noch keinen Regelkreis aus. Voraussetzung dafür ist nämlich zusätzlich, dass die Rückkoppelung negativ ist. Das ist aber in der Wirtschaft nicht generell der Fall. Zwar offenbart sich die Regelung des Preises auf den Warenmärkten durch das Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage bei näherem Hinsehen tatsächlich als Regelkreis. So wirkt ein steigender Preis positiv auf das Angebot, während ein steigendes Angebot seinerseits negativ auf den Preis zurückwirkt. Eine steigende Nachfrage wirkt positiv auf den Preis, während ein steigender Preis negativ auf die Nachfrage zurückwirkt. Dieses Teilsystem ist mithin negativ rückgekoppelt.

    Anders verhält sich jedoch unser Geldsystem. Hier wirkt das Geldkapital positiv auf den Zinsertrag und der Zinsertrag seinerseits positiv auf das Geldkapital zurück. Es handelt sich wegen des Fehlens eines negativen Stellgliedes mithin nicht um einen Regelkreis. Aufgrund dieses Sachverhaltes wachsen Guthaben und Schulden exponentiell an. Diese Tatsache ist empirisch belegt. Ein positiv rückgekoppeltes System ist jedoch von vornherein auf seine eigene Zerstörung programmiert, wie z.B. eine Atombombe, bei der jede Kernspaltung mindestens mehr als eine weitere auslöst. Unter diesem Gesichtspunkt ist unser Geldsystem und damit auch unser Wirtschaftssystem a priori instabil, so dass der Kollaps nach 60 bis 80 Jahren unausweichlich ist. Mich jedenfalls erinnern die sich aufschaukelnden Schwingungen eher an das Feigenbaumszenario, als an einen aus der Kontrolle geratenen Regler.
  • Das Problem der Batterien

    22.02.2009, Torsten Danielzik, Bückeburg
    Das größte Problem an einem Elektroauto ist der Energiespeicher (Batterie). Damit Kunden diese Autos kaufen, dürfen diese nicht alleine das Risiko tragen. Die Batterien sollten im Eigentum der Energieversorger bleiben, weil diese davon am meisten profitieren. Damit so ein System funktioniert, sollte die Bauweise der Batterien vereinheitlicht werden (Abmaße, Anschlüsse und Spannungsbereich). Weiterhin sollte eine Möglichkeit gefunden werden, die Batterien einfach zu tauschen. Wenn sie also leer sind, fährt man zu der Tankstelle seines Vertrauens und lässt kurzerhand die leeren gegen volle austauschen. Somit ist auch ein Problem des Ökostroms gelöst. Die tollen Windkraftanlagen haben endlich einen Sinn und können den Strom, den sie produzieren, wenn ihn keiner braucht, in Batterien stecken.
  • Ein faszinierender Artikel!

    21.02.2009, Jakob Thomsen, München
    Die im Artikel beschriebene Theorie finde ich sehr elegant. Sie passt auch zu meiner Erfahrung, dass die emotionale Wirkung von Musik viel zu stark und zu systematisch ist, um durch ein erlerntes (aber eigentlich beliebiges) System ausgelöst zu werden.
  • Rhetorischer Nebel von Canterbury

    21.02.2009, Jakob Thomsen, München
    Was hat der Pseudo-"Beweis" des Anselm von Canterbury (der offensichtlich nicht logisch, sondern nur rhetorisch-vernebelnd ist) in dem ansonsten sehr interessanten Artikel verloren?
    Stellungnahme der Redaktion

    Er folgt der gleichen Denkfigur wie der ontologische Maximalismus, allerdings mit einer völlig anderen Begründung.

    Sowohl Anselm von Canterburys Gottesbeweis als auch die Axiome der großen Kardinalzahlen sind Willkürakte. Es gibt kein Argument, das mich zwingen könnte, sie zu glauben. Das sahen Anselm und die zahlreichen Zeitgenossen, die ihm folgten, zwar anders, aber das ist deren Problem.

    Die Verfechter des ontologischen Maximalismus verfallen nun nicht in den Fehler, zu postulieren: "was man widerspruchsfrei definieren kann, das muss existieren", sondern argumentieren um Haaresbreite anders: Die Mathematiker sind es gewohnt, alles als existierend zu unterstellen, was man widerspruchsfrei definieren kann. Es ist irgendwie konsequenter, diese Haltung auch gegenüber – zum Beispiel – den großen Kardinalzahlen einzunehmen, als irgendwelche Existenzverbote aufzustellen, die noch willkürlicher wären.

    Aber in der Tat: Diese Sorte Argumentation ist Metamathematik, sie ist auch für die Mathematiker ungewohnt, sie ist alles andere als zwingend – und sie hat einige unverkennbare Ähnlichkeiten mit Anselms Gottesbeweis.

    Christoph Pöppe, Redaktion

  • Mathematik

    21.02.2009, Thomas Arnold, Korbach
    Dieses Buch ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich Menschen, sobald sie einen akademischen Titel erworben haben, von der Wirklichkeit entfernen. Alle Bücher, die sich "verständlich" mit Mathematik befassen, sind es keineswegs. Die Illusion, es gäbe eine Möglichkeit, sich auf diese Weise der Mathematik zu nähern, hält sich hartnäckig. Populär gewordene Mathematikausstellungen überfordern schon Abiturienten, Verkäufer scheitern an 10 Prozent Rabatt Berechnungen, weitere Beispiele möge der Leser im Alltag sammeln.
    Mathematik ist harte Arbeit. Wer hier Leichtigkeit vorgibt, begeht eine Täuschung.
  • Kopernikanische Kränkung aus zeitgenössischer Sicht

    20.02.2009, Jörg Michael, Hannover
    Herr Pauen schreibt auf Seite 57: "Die kopernikanische Kränkung hat es nie gegeben! Das war in Wirklichkeit eine Befreiung!"
    Es könnte sein, dass die Zeitgenossen das damals etwas anders gesehen haben.


    Dies ist mir vor Kurzem durch einen Artikel über Galileo klar geworden (siehe "The Moon, the Telescope, and the Birth of the Modern World", Sky & Telescope, Februar 2009, S. 28). Die Autoren machen Folgendes deutlich:


    Seit Aristoteles war das westliche Weltbild davon ausgegangen, dass Körper der Himmelssphäre nichts mit der irdischen Sphäre zu tun haben. Irdische Dinge waren veränderlich, weil sie aus den vier Grundelementen
    Erde, Luft, Feuer und Wasser zusammengesetzt waren.


    Körper der Himmelssphäre waren im Gegensatz dazu vollkommene und unveränderliche Objekte aus "himmlischer" Substanz (besser bekannt als "Äther"). Der Mond als Bestandteil der Himmelssphäre wurde natürlich
    ebenfalls als vollkommen angesehen und dies beinhaltete insbesondere eine perfekte Kugelform.


    Als Galileo nun entdeckte, dass der Mond Gebirge, Täler und Ebenen hat, also quasi irdische Landschaften besitzt, war sein Weltbild ziemlich erschüttert. Durch Messungen der täglich wechselnden Schattenlängen konnte er sogar nachweisen, dass einige Mondberge mehrere Kilometer
    hoch sind.


    Einige Zeitgenossen konnten sich mit diesen Tatsachen überhaupt nicht anfreunden und versuchten, die Mondgebirge als optische Täuschung wegzudiskutieren. Um die perfekte Kugelgestalt des Mondes zu "retten",
    nahmen sie an, dass der Mond in eine unsichtbare Hülle aus Glas eingebettet sei, die alle Mondgebirge umhüllt.


    Die Entdeckung der Sonnenflecken und der vier größten Jupitermonde hat ähnlich ungläubige Reaktionen hervorgerufen. Es war undenkbar, dass die Sonne
    als Urbild der Reinheit Flecken haben könnte. Und neben dem Erdmond waren weitere Monde ebenfalls nicht vorgesehen.


    Kurz gesagt, aus Sicht der Zeitgenossen war es so, dass der Himmel mit jeder Entdeckung immer mehr in den Dreck gezogen wurde.


    Eine letzte Bemerkung:
    Es dürfte korrekt sein, was man verschiedentlich im Internet nachlesen kann, dass nämlich Kopernikus bei der "Kopernikanischen Kränkung" nur als Namensgeber
    fungiert hat, denn der "Ärger" (aus Sicht der Zeitgenossen) fing eindeutig mit Galileo an.

  • Kritik an Evolutionstheorie seltenst gedruckt

    19.02.2009, Johannes Stempfle, Kirchheim
    Folgt man dem Artikel, so kann Darwin nicht uneingeschränkt als Vater der modernen Evolutionstheorie betrachtet werden. Ob man sich der Deutung des Autors anschließt, ist eine andere Frage. Mich erstaunt immer wieder, dass die Kritiker der Evolutionstheorie zwar häufig erwähnt, der Leser aber nur äußerst selten mit deren Anliegen vertraut gemacht wird.

    Die Aufforderung, die Evolutionstheorie als Tatsache hinzunehmen, spricht für ein sehr eigentümliches Verständnis von wissenschaftlicher Vorgehensweise. Ich habe mir die Mühe gemacht, zu recherchieren, was das Anliegen der Kritiker sei und zweifellos viel Unsinn gefunden. Doch gibt es auch sehr interessante Ansätze darunter, die nicht nur einleuchtend sind, sondern auch wissenschaftlicher erscheinen als manch evolutionstheoretischer Ansatz. Insbesondere die kreativen Deutungsmuster, mit der Forschungsergebnisse immer wieder mit der Evolutionstheorie vereinbar gemacht werden, lässt die Argumentation selbst hartgesottener Sechs-Tage-Kreationisten manchmal kaum dümmer erscheinen. Ich wünschte mir daher eine mehr ausgewogene Berichterstattung, die regelmäßig auch kritische Positionen einbezieht, und es dem Leser ermöglicht, sich selbst ein Urteil zu fällen.

  • Pflichtlektüre

    18.02.2009, Eva Württemberger
    Herzlichen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel. Als Gesanglehrerin im Bereich Pop und Jazz sucht man immer wieder nach geeigneten Methoden, um den Schülern die Wirkungsweise der Stimme zu verdeutlichen. Bisherige Fachliteratur ließ viele tiefergehende Fragen offen und führte zu oft widersprüchlichen Spekulationen der Autoren über die Formulierung des richtigen Tons und reichlich schwammige Handlungsanweisungen. Eine recht unbefriedigende Situation, besonders eben im Bereich Pop und Jazz, da dort oft andere Gesangstechniken als im klassischen Gesang angewendet werden (müssen).
    Dieser Artikel wird nun für meine Schüler zur Pflichtlektüre werden.
  • Finanzkrise schon 2006 vorhergesagt

    17.02.2009, Klaus A. Ronneberger
    Zu Ihrem sehr interessanten Artikel habe ich kürzlich ein Buch gelesen: "Der Schwarze Schwan" von Nassim Nicholas Taleb.
    Er hat es im Jahre 2006 geschrieben und darin die jetzige Finanzkrise vorhergesagt (Er lehnt Prognosen auf Grund vergangener Ereignisse eher ab.).
    Seine Argumente gegen die Wirtschaftswissenschaft usw. sind sehr ähnlich den Ihren.
    Letzlich gibt es schon lange den Volksmund (1. kommt es anders, 2. als man denkt), Murphys Gesetz, Brecht (Erst machst Du einen Plan) usw.
    Im Prinzip sind unerwartete Ereignisse immer zu erwarten.
    Aus diesem Wissen lässt sich letztlich nur lernen, vorsichtig zu sein. Ob's was nützt steht dahin.
  • Zusammenhang Überleben der Viren und Luftfeuchtigkeit

    11.02.2009, Cappius, Berlin
    Lieber Herr Ehrenberg,

    ohne Zweifel ist das Thema spannend und die Ergebnisse verlockend.
    Leider hat sich der Atmosphärenforscher Shaman nicht zu Zusammenhängen mit der Überlebensfähigkeit der Viren und der Luftfeuchtigkeit (relativ oder absolut) geäußert, sondern von seinen Tröpfchenbetrachtungen einen Kurzschluss zu Erkrankungsfällen gemacht.
    Dabei ist die "Schuld" des Opfers mal außen vor geblieben - weil er dazu nicht genug weiß?

    Jedenfalls ist meine Hypothese, dass die Luftfeuchtigkeit die Feuchtigkeit der Nasen- und Mundschleimhäute beeinflusst, die wiederum einen Einfluss auf die Infektiosität eines Virus hat. Zum Beispiel kann man sich Proteine vorstellen, die Viren (humorales Immunsystem) inaktivieren und auf eine gewisse Feuchtigkeit zum Ankoppeln angewiesen sind.

    LEIDER sind auch Wissenschaftsjournalisten nicht auf allen Gebieten so bewandert, solche Kurzschlüsse der Forscher zu erkennen und die Story lockt (zumal ja auch schon von anderen Quellen so publiziert). Nix für ungut, blamiert hat sich in meinen Augen der Forscher.

    Gruß aus Berlin,
    H.-J. Cappius
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Cappius,



    vielen Dank für Ihre Zuschrift. Sie haben völlig Recht, Shaman und Kohn belegen ihre grundsätzlich ja spannenden Schlussfolgerungen nicht mit Daten sondern spekulieren, zudem recht einseitig. In meinem Text ist dies tatsächlich wohl nicht ausreichend deutlich geworden, dies bitte ich zu entschuldigen. Zumindest die von Ihnen formulierte, nahe liegende Alternativhypothese hätte in einer umfassenden Berichterstattung nicht ganz fehlen dürfen, was ich jetzt entsprechend nachgeholt habe.



    Immerhin haben Shaman und Kollegen ihren Kurzschluss nicht völlig aus der Luft gegriffen: Im angesprochenen Vorgängerpaper (Lowen et al.: Influenza Virus Transmission Is Dependent on Relative Humidity and Temperature, Plos Pathogens, 2007) diskutieren die Autoren von der Mount Sinai School of Medicine in diese Richtung. Sie hatten die in ihren Meerschweinchenexperimenten entdeckte Abhängigkeit der Infektionseffizienz von der relativen Luftfeuchte mit Daten aus einer Publikation von 1976 verglichen. Darin war die Stabilität des Influenza-Virus in Aerosolen tatsächlich untersucht worden, wobei sich eine Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte zeigte. Beide Abhängigkeitsmuster ähnelten sich stark, so dass Lowen und Co kurzschließen konnten, dass die Transmissionseffizienz auch bei den Meerschweinchen von der Virusstabilität auf dem Transportweg und nicht von mit der Luftfeuchte variierenden Immunantworten im nasalen Mucus bestimmt wird. Shaman und Kohn haben diese Interpretation der bloßen Korellation bei ihrer Neuauswertung unkommentiert übernommen.



    Vielen Dank für Ihr aufmerksames Mitlesen.



    Mit freundlichen Grüßen



    Nils Ehrenberg

    Redaktion spektrumdirekt

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