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Leider fehlt die Skalierung, und somit jede Möglichkeit, die Bedeutung dieser Veränderungen einzuordnen. - Es wäre etwas völlig anderes, wenn die Anhebung ein paar Centimeter ausmacht, oder eben ein paar Dutzend Meter. Selbiges gilt für die Absenkungen: ein paar Centimeter weniger bedeutet für den Mount Everest nichts, ein entsprechend großer Verlust könnte ihn um seine Stellung als höchsten Punkt der Erde bringen. Warum wird dem Leser eine so entscheidende Information vorenthalten?
Stellungnahme der Redaktion
Lieber G'scheidhaferl,
Ich verstehe Ihre Anmerkung nicht ganz: Im Bild befindet sich rechts eine Größenskala, die von von minus zwei Metern bis plus zwei Meter reicht. Rote Flächen wurden um den Betrag von zwei Metern gesenkt, blaue um diesen Betrag gehoben (bitte Anmerkung im Text beachten). Der Mount Everest befand sich außerhalb des stärksten Einflussgebiets des Bebens, daher beträgt seine Veränderung maximal wenige Zentimeter).
Rapper Ea hat einen tollen Song zu diesem Thema veröffentlicht. Hier nur ein übersetzter Auszug "Ich vermute, Sie wissen wahrscheinlich , was ist die Amazon-Wüste, nicht wahr? Nun, ob Sie es glauben oder nicht, Sie wurde einst als Amazonas Regen Wald bezeichnet, und es gab Milliarden von Bäumen, und sie alle waren wunderschön und nur um .. Oh, Sie wissen nicht viel über Bäume, oder?"
"weil alles, für was Sie kämpfen, Rassismus, Armut, Feminismus, Homosexuellen Rechte, oder jede Art von Gleichheit. es wird nicht im geringsten eine Rolle spielen, denn wenn wir nicht alle zusammenarbeiten, um die Umwelt zu retten, werden wir ebenso bald ausgestorben sein."
Es kann geholfen werden. StandforTrees org ist eine Seite auf der jeder Helfen kann
Es erstaunt mich immer wieder von neuem, mit welcher Selbstverständlichkeit man bei der Erforschung des Bewusstseins und den diesem zugeschriebenen Eigenschaften, wie etwa der Wahrnehmung und des Willens, ein materialistisches Weltbild zugrunde legt. Zwar sagen die Autoren nicht explizit, dass Sie ein materialistisches Weltbild (in welcher Spielart auch immer) als adäquat für die Bewusstseinsforschung ansehen, aber allein die Tatsache, dass nur solche Ansätze, erwähnt werden zeigt, von welchem philosophischen Ansatz die Autoren ausgehen.
Nach meiner Einschätzung ist es nach dem aktuellen Wissensstand jedoch schlicht unmöglich, zu entscheiden, ob die philosophische Position des Materialismus oder beispielsweise die von dem Nobelpreisträger John C. Eccles vertretene Position des dualistischen Interaktionismus die zutreffende ist. Auch dürfte es äußerst schwierig sein, diese Grundsatzfrage im Rahmen der Hirnforschung entscheiden zu wollen, da das Gehirn einfach ein zu komplexes System darstellt.
Allerdings würde man erwarten, dass diese Grundsatzfrage im Rahmen der Quantenphysik beantwortet werden kann. Denn schließlich geht es bei dieser Frage darum, ob die physikalische Welt kausal abgeschlossen ist oder eben nicht. Leider kann diese Grundsatzfrage jedoch auch im Rahmen der Quantenphysik nicht beantwortet werden. Denn dort wird ebenfalls das materialistische Weltbild zugrunde gelegt. Dieses sieht man beispielsweise im Bild der Ersten Quantisierung anhand der Annahme, dass jeder nichtlokale, unitäre Operator der eine Zustandstransformation beschreibt, immer als Wechselwirkungsoperator aufzufassen ist. Dieses ist jedoch ebenfalls nur eine Annahme, die nach dem heutigen Wissenstand nicht bewiesen werden kann! Allerdings gibt es zumindest Vorschläge zu Experimenten, die diese Grundsatzfrage klären könnten (siehe beispielsweise die US-Patentanmeldung US 14 625 929).
Ich würde mir wünschen, dass auch solche ganz grundsätzlichen Aspekte zumindest kurz in den veröffentlichten Artikeln angesprochen werden. Denn nur dann kann sich der Leser ein adäquates Bild von dem besprochenen Forschungsfeld machen.
Ich war von Februar bis Mai für das Britische Rote Kreuz in Aceh und muss feststellen, dass das Beben Ende März 2005, das die Stärke 8,7 hatte und wieder entlang der erwähnten Kette Mentawai Inseln verlief, nicht erwähnt wird. Es "riss" mitten durch die Insel Nias, verursachte neue Panik in Aceh und beunruhigte auch die Bewohner der Provinz Nord Sumatra, wo auf dem Toba See starke Wellen entstanden. Auch gab es zahlreiche Nachbeben, die oftmals stärker als 6 waren.
Stellungnahme der Redaktion
Lieber Herr Woods,
die Aufzählung der Beben mit Stärke 8 erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern konzentriert sich auf die Himalajaregion. Aber das Beben, das Sie beschreiben, bestätigt die Gefahr, die durch vorangegangene Starkbeben droht, weil sie die Spannung an benachbarten Bruchstellen erhöhen.
Da »Pillendreher« zum Thema Transmutation auf die Wikipedia verwies, sei mir folgender Hinweis erlaubt: Die deutsche Wikipedia ist bei Nuklearthemen leider tendenziös und kann nicht als seriöse Quelle gelten. Für den Laien sind Richtiges, Falsches und falsch Dargestelltes natürlich nicht leicht zu unterscheiden. Wer Sachinformationen zu Kernenergie, Kernphysik und dergleichen sucht, ist bei der englischen Wikipedia deutlich besser aufgehoben.
Wenn, wie der eine oder andere Leserbrief verkündet, dieser Müll für unsere Nachkommen mal wertvoll sein wird, sollten wir es den Nachkommen überlassen, diesen "herzustellen". Schätze, unsere Enkel und Ururur...enkel werden uns mal zum Teufel wünschen ob dieser Hinterlassenschaft. Und wie die verantwortlichen Firmen und Wissenschaftler mit diesem Dreck umgehen, sieht man ja deutlich an Asse. Die damit ihre "Kohle" gemacht haben, haben sich längst aus ihrer Verantwortung gestohlen. Es ist unglaublich, daß es immernoch "Vertreter" gibt, die diesem Müll auch noch ein "Wertstoffetikett" aufdrücken. Und wer wird demnächst in die Asse zum aufräumen geschickt? Ach nee, da werden sich schon welche melden. Notfalls gucken wir mal Richtung Tschernobyl oder nach Japan. Da gibt's dann auch die entsprechenden Beschwichtigungsoperetten. Es ist nicht zu fassen, mit welcher traumtänzerischer Sorglosigkeit hier einige operieren. Wenn's nicht so ernst wäre, würde ich empfehlen, diesen Müll bei dem einen oder anderen Hausgarten zu vergraben. Was natürlich wirklich Blödsinn wäre, diesen Mist gönne ich wirklich keinem.
Sie erinnern mich an die Spanier im 15. Jahrhundert:
Von Wikipedia: Im 17. Jahrhundert wurde Platin in den spanischen Kolonien als lästiges Begleitmaterial beim Goldsuchen zu einem großen Problem. Man hielt es für „unreifes“ Gold und warf es wieder in die Flüsse Ecuadors zurück. Da es ein ähnliches spezifisches Gewicht wie Gold hat und selbst im Feuer nicht anlief, wurde es zum Verfälschen desselben verwendet. Daraufhin erließ die spanische Regierung ein Exportverbot. Sie erwog sogar, sämtliches bis dato erhaltenes Platin im Meer zu versenken, um Platinschmuggel und Fälscherei zuvorzukommen und davor abzuschrecken.
Wir werden den gleichen Fehler wieder machen. Was sie über Transmutation schreiben hat leider auch nicht Hand & Fuß. in Russland ist im Oktober der BN-800 ans Netz gegangen, der großteils mit Atommüll betrieben werden kann und so die Müllmenge effektiv stark reduziert. Hier werden nicht alle Nuklide transmutiert, aber ein beachtlicher Teil, so dass weniger und weniger langlebiger Müll zurückbleibt. Zu beachten sind zudem mehrere Reaktorkonzepte der Generation IV, beispielsweise der Bleigekühle schnelle Brüter, von dem im Augenblick gerade ein Exemplar in Belgien gebaut wird (MYRRHA). Flüssigsalzreaktoren wie der LFTR würden eine weitere Reduktion des anfallenden Atommülls bedeuten. Vergessen wird dabei meines erwachtens, dass die Spaltprodukte zum Teil sehr wertvoll sind. Tc-99 zerfällt zu Ruthenium (vielfach teurer als Gold). Iod-131 zerfällt zu Xenon, es werden große Mengen seltener Erden erzeugt und vieles mehr.
Leserbrief zu den Artikeln von Gary Stix und Frans de Waal. Meiner Überzeugung nach entwickelte sich die besondere menschliche Kooperationsfähigkeit gemeinsam mit dem aufrechten Gang. Unsere frühesten Vorfahren konnten sich nur bewaffnet (zunächst mit Knüppeln und Ästen) aus dem Schutz der Bäum entfernen. Sie mussten diese Waffen ständig mit sich führen, was den aufrechten Gang nützlich machte. Ausserdem konnten sie sich nur in großen Gruppen hinreichend sicher im Grasland bewegen. Bei Angriffen von Fressfeinden mussten sie eng zusammenrücken und sich gemeinsam verteidigen. Förderlich war hierbei eine gute Verständigung, akustisch und optisch. Da das Grasland erheblich mehr erreichbare Nahrung bot als der Wald (zum Beispiel Termiten, Schildkröten, Jungtiere), hatten Gruppen, die sich dort frei bewegen konnten, einen Selektionsvorteil gegenüber Waldbewohnern.
Und plötzlich ist das dumme Huhn gar nicht dumm. Ich glaube fast, gar kein Vogel ist dumm. Dafür gibt es sie schlicht schon zu lange. Ich glaube eher, dass der Mensch nicht will, dass sein Essen von cleveren Tieren kommt. Er wähnt sich zu weit oben, sonst würde er doch nicht mehr von Vermenschlichung sprechen, wenn einigen Tieren endlich nachgewiesen wird, dass sie sich in ihrer Sprache warnen können, aber auch anderer Tiere Warnungen verstehen. Dass sie lehren können, nicht nur der Mensch! Dumme Tiere lassen sich leichter essen …
man will ja auch lediglich die Transurane transmutieren, denn sie stellen den üblen Teil des Atommülls dar. Einerseits besitzen sie eine hohe Radiotoxizität, andererseits reicht diese Radiotoxizität über sehr lange Zeiträume.
Bei den Spaltprodukten wie den von Ihnen genannten Cäsium-137 oder Strontium-90 sieht es völlig anders aus. Zwar ist auch deren Radiotoxizität anfangs sehr hoch, aber sie klingt schnell ab, so daß einige hundert Jahre Lagerdauer ausreichen. Das sind gerade mal 0,1 % der andernfalls nötigen Zeit.
Der Witz bei der Transmutation ist ja gerade, die Aktiniden (Uran + Transurane) zu spalten, weil die Spaltprodukte schnell abklingen. Man könnte darüber nachdenken, den geringen Anteil langlebiger Spaltprodukte zu transmutieren, aber das dürfte den Aufwand nicht lohnen, da die Gesamtradiotoxizität bereits weit unterhalb der des in der Natur vorkommenden Urans liegt.
Was die Proliferation betrifft, so sollten Sie sich einmal das Konzept des Integral Fast Reactors (IFR) anschauen. Da werden bei der Wiederaufarbeitung lediglich die Spaltprodukte abgeschieden. Die Aktiniden werden nicht sortenrein und erst recht nicht isotopenrein separiert, sondern bleiben ein proliferationsfeindliches Gemisch, aus dem neue metallische Brennelemente gegossen werden. Das alles ist in die Anlage integriert, so daß keine Transporte zwischen Kernkraftwerk und Wiederaufarbeitungsanlage notwendig werden.
Mit hochradioaktiven Stoffen innerhalb des Reaktors habe ich übrigens keine Probleme, denn da gehören sie ja schließlich hin.
Lieber Kai Petzke, der BN-800 ist kein Schneller Brüter, sondern ein Schneller Brenner. Das heißt: Er verbraucht mehr Plutonium, als er erzeugt. Das ist eine Frage der Kerngeometrie.
Antwort zu 12. Sprache muss nicht zu kultureller Blüte führen. Zitat Kirschmann: Die Überzeugung, dass Sprachfähigkeit sich unmittelbar nach ihrer Entwicklung deutlich im archäologischen Befund niederschlagen müsste, erinnert an die zu Darwins Zeiten allgegenwärtige Überzeugung, dass Angehörige „primitiver“ Jäger-und-Sammler-Gesellschaften im Vergleich zu Angehörigen „zivilisierter“ Völker sprachlich und geistig unterentwickelt sein müssten. Die Erfahrung lehrt, dass es beim modernen Menschen keine Korrelation zwischen Komplexität, kultureller Produktivität und Größe der einzelnen Gesellschaften einerseits und biologischen Anpassungen andererseits gibt. Warum sollte es also undenkbar sein, dass Menschen mit der gleichen biologischen Ausstattung in Verbänden gelebt haben, die über lange Zeit überhaupt keine kulturelle Produktivität an den Tag gelegt haben? Bereits bei Schimpansen kann man beobachten, dass sie kulturell im Prinzip mehr zu leisten vermögen, als sie tatsächlich tun … Zitatende
Hier werden mehrere Dinge vermischt, die nicht zueinander gehören: Das Wort Kultur hat in den letzten Jahrzehnten bei allen, die es nicht nur auf Opernveranstaltungen und den Inhalt des nach ihm benannten Beutels beziehen, einen Bedeutungswandel dahin erfahren, dass anerkannt wird, dass auch das, was Jäger und Sammler besitzen, eine in Anpassung an die Bedürfnisse und Möglichkeiten vollwertige Kultur ist. Das Wort ist im Deutschen etwas zu sehr von Kant geprägt, der es mit der Moralität, dem Guten und Schönen und so weiter verknüpft - das geht bis hin zum normativen Gebrauch. In diesen Bereich gehören auch Verwurstungen wie "Kulturnation". Da habe ich wenig mit im Sinn und, da das Thema auch anklingt: Es ist genau diese Art der Kultur, die auch der gesellschaftlichen Selbstdarstellung dient. Hier passt das Bild vom Pfauenrad, das sich als Balzwerkzeug verselbständigt hat, ganz gut, das Kirschmann auf die Sprache insgesamt anwenden möchte.
Wenn ich überhaupt irgendeine Wertung zum Thema Kultur abgeben soll, dann ist für mich die Schaffung der Sprache an sich die größte Kulturleistung der Menschheit, gegenüber der Tanach und Koran, die chinesische Mauer, Così fan tutte oder die ARM-Architektur, Wikipedia und das SAP ERP höchstens Randnotizen darstellen. Insofern stehen sich da der San aus der Kalahari und der Intendant der ARD bis auf geringfügige Unterschiede in der Sozialisation in Augenhöhe gegenüber. Hier handelt es sich also schlicht um Kirschmanns Missverständnis meiner Intention beziehungsweise in der von mir benutzten Kulturdefinition, was Kirschmann mir da als Unterscheidung zwischen Primitivheit und Zivilisation unterstellt. Die Sprache selbst ist bereits die Blüte der Kultur. Ich habe im Beitrag 8 (mit Link in Wikipedia) und auch im nachgeschobenen Beitrag 11 eigentlich deutlich gemacht, dass ich den Kulturbegriff in dieser Diskussion biologisch meine, solange nicht explizit etwas anderes dabeisteht.
Richtig ist, dass Sprache die Grundlage unserer besonderen Denkfähigkeit und unseres besonderen Bewusstseins ist: Wer nicht in die Sprache der Mathematik eingewiesen wurde, ist schwerlich in der Lage, ein Integral zu lösen, überhaupt das Problem zu verstehen. Das ist aber spätestens mit Wittgenstein, der die Sprache als Denkvehikel charakterisiert, auch Allgemeingut.
Zitat Kirschmann: Genau genommen lässt sich das soziobiologische Paradigma, also der Lehrsatz, dass das Verhalten der Fitnessmaximierung dient, aus der Evolutionstheorie nur unter der Voraussetzung ableiten, dass die genetische Evolution die einzige Quelle funktionaler Komplexität ist, die bei der Gestaltung des Verhaltens eine Rolle spielt. Zitatende
Dieser Satz gilt nur, solange man die Evolution nur auf die Genetik beschränkt. Mit der Einführung der Sprache setzt der Mensch mit der kulturellen Evolution eine weitere Ebene auf das Evolutionsgeschehen auf, was Kirschmann anschließend auch selbst ausführt.
Wenn man das Wort Archäologie hört, denkt man zu schnell an Schliemann, Troja und "Hochkulturen". Ich hatte aber ganz bewusst formuliert: "Wir finden nicht mehr nur Abfallhaufen, wo die Menschen gelagert haben, sondern das Lager selbst bekommt erkennbare Strukturen und die Komplexität der Werkzeuge nimmt zu."
Sobald der Mensch als Gemeinschaft anfängt, die Welt zu benamsen, also Bedeutungskonventionen einführt, die tradiert werden, ist ein Wachstum dieser Sprache unausweichlich. Und diese Sprache führt zwangsläufig zu einer größeren Traditionsleistung nicht nur ihrer selbst wegen. Gleichzeitig führt sie nämlich zu einer Sammlung von Wissen über die Welt, in Mengen, wie sie vor der Sprache nicht möglich waren. Es wäre sehr verwunderlich, wenn sich diese Zunahme im Wissen und der Vereinfachung seiner Weitergabe nicht zum Beispiel in komplexeren Waffen und geregeltem Bau von Unterkünften niedergeschlagen hätte. Und dass die Sprachfähigkeit selbst schon lange vorher entwickelt ist, sehen wir an den Schimpansen. Wir brauchen also unsere großes Gehirn nicht für die Sprache und sollten deshalb weder so tun, als seien dieses Gehirn und die Sprache in einer Koevolution entstanden, noch als bräuchte es dieses Gehirn für die Sprache. Der anatomische Mensch war lange fertig, bevor er in unserem heutigen Sinn zu sprechen anfing.
Wir finden in der Konstanz der Steinwerkzeuge von den Pebble-Tools zu den Faustkeilen des Acheuléen bereits einen Beweis für Kultur, lange bevor andere Details der Lebensform Mensch die Existenz einer Sprache nahelegen.
So finden wir zwar vor 400 000? Jahren (Schöningen Datierung strittig) auch schon Speere, aber eine Entwicklung zur Lanze oder Harpune mit Spitze aus anderem Material werden trotz der höheren Beständigkeit der härteren Spitzen, die sich positiv auf die Fundwahrscheinlichkeit auswirken, erst vor frühestens 90 000 Jahren (Katanda, Datierung strittig) aber sicher datiert und in Mengen erst viel später gefunden. Worüber sollen sich die Leute in einer Sprache unterhalten haben, wenn nicht zumindest auch über den alltäglichen Kampf und die Vorbereitung dazu - wobei wir es ansonsten, auch aus der historischen Erfahrung, für selbstverständlich halten, dass der Krieg die Mutter allen Fortschritts ist?
Und an dieser Ecke wird Kirschmanns Argumentation im Gegensatz zu seiner sonstigen etwas verworren: Zitat Kirschmann: "Berühmt ist hier der Pfauenschwanz, der den männlichen Pfauen im Rahmen der sexuellen Selektion angezüchtet worden ist. Ein analoger Mechanismus führte nach meiner Auffassung beim Menschen zur Entwicklung eines ausgesprochen leistungsfähigen Gehirns und der Sprachfähigkeit." Zitatende
Warum jetzt dieser Kopfstand, nachdem Kirschmann überzeugend dargestellt hat, dass die Auslese auf eine höhere Rechenleistung damit beginnt, dass der Mensch anfängt mit Steinen zu schmeißen? Wir sehen, dass die Sprachfähigkeit bereits beim Schimpansen vorhanden ist, trotz des kleineren Gehirns.
Und dann wird eine frühere Existenz von Sprache angenommen, als man sie nachweisen kann, ausgerechnet auf einem Gebiet, von dem Kirschmann selbst schreibt: Zitat Kirschmann: Deswegen greifen Gene wiederum in für den Fortpflanzungserfolg wichtigen Situationen gerne auf zuverlässigere Mechanismen zur Verhaltenssteuerung zurück. Beim Verlieben geht es darum den Verstand ein Stück weit außer Kraft zu setzen und hormonelle Verhaltenssteuerung in den Vordergrund rücken zu lassen. Hormone sind nicht gerade sehr einfallsreich – dafür aber berechenbar in ihrer Wirkung und aus genetischer Sicht zuverlässiger als Gehirne. Zitatende
Und was er da schreibt, deckt sich ja mit dem, was wir über unser Balzverhalten wissen: Wir reagieren auf Pheromone, auf Körperproportionen, auf die Ebenmäßigkeit des Gesichtes usw. Wo wir Laute zur Balz benutzen, sind sie als Musik nicht unbedingt mit Inhalt gefüllt und als Sprache wirken sie zum Beispiel in der Poesie auch wesentlich über den Wohlklang und den Rhythmus und weniger über den Inhalt. Zumal wir auch davon ausgehen können, dass so abstrakte Gegenstände wie Gefühle erst im zweiten Anlauf in die Symbolsprache gekommen sein dürften. Wenn wir heute mit Lauten balzen, wird normalerweise ganz basal und weit gehend ohne Symbolik an Gefühle appelliert. Auch eine "neue" Distanz zwischen den Tieren erklärt zwar einen Übergang zu lauterer Kommunikation, aber noch keinen Übergang zur Symbolsprache, zumal im kirschmannschen Modell die Distanz durch das Steinewerfen weniger zwischen den Individuen als zwischen den Gruppen entsteht.
Inhaltlich wird Sprache da balztauglich, wo sie geeignet ist, den sozialen Status oder die besonderen Fähigkeiten des Balzenden zu demonstrieren - beides Funktionen die im Anfangsstadium der Sprache nur sehr schwer vorstellbar sind - auf Gefühle kann man nicht mit dem Finger zeigen. Auch Dunbars Gossip-These hat die Schwierigkeit, dass Tratschen bereits eine relativ hochentwickelte Sprache voraussetzt. Von der heutigen Nutzung auf den Ursprung eines Organs zu schließen, ist nur sinnvoll, wenn dieser Schluss auch den Anfang und die Zwischenstufen plausibel macht. Sonst lande ich, wenn ich die Tetrapoden nicht kenne, nach der Betrachtung eines Vogels beim Fliegen als Ursprung der Vorderextremitäten, und - mal ein Beispiel aus der kulturellen Evolution - beim Spielen als Ursprung des Computers.
Dabei ist Dunbar, was das Alter der Sprache angeht, auch vorsichtig: Auf seinen Vorträgen sagt er frei zitiert: "Die Sprache kommt extrem spät, nicht früher als vor 200 000 Jahren, Sprache wie wie sie kennen, wahrscheinlich nicht früher als vor 100 000 Jahren. Ich vermute jetzt einfach, dass seine Begründung für diese Annahme ähnlich ist wie meine.
Ich versuche mal, eine Entstehung von Sprache zu beschreiben, wie sie grundsätzlich für mich vorstellbar ist - dazu müssen nämlich gewisse Bedingungen erfüllt sein:
Der vormenschliche Stimmgebrauch diente immer nur dazu, die eigene Gestimmtheit zu signalisieren*. Wenn "wichtige" externe Objekte wie zum Beispiel ein Angst auslösender Beutegreifer signalisiert werden sollten, reichte auch hierzu eine Signalisierung der eigenen Gefühle - die Wichtigkeit war auch keine eigene Charakterisierung, sondern wurde durch die Auslese bestimmt. Der Mensch, der anfing, abweichend vom bisherigen Lautgebrauch Laute dazu zu benutzen, gezielt auf externe Objekte des eigenen Interesses aufmerksam zu machen, konnte weder wissen, was er da für eine gute "Idee" gehabt hatte, weil für dieses intellektuelle Urteil bereits ein Denken in unserem Sinn, also eine Prozessierung der Welt in Sprache nötig ist, noch erfuhr er ein Feedback durch sein Gegenüber.
* Anmerkung: Dunbar nennt in "Grooming, Gossip and the Evolution of Language" in diesem Zusammenhang ein Beispiel, das mich misstrauisch macht: "Dorothy Cheney and Robert Seyfarth have been able to show that the vervet vocalisations do convey meaning. They are not simply expressions of emotional state. The alarm calls refer to specific types of predator, and the hearer knows from the auditory information alone which type of predator the caller is describing." Dass es sich hier um eine Beschreibung handelt, dass also diese Bedeutung intendiert ist, ist Interpretation. Eine Äußerung predatorenspezifischer Angst hätte dieselbe Signalwirkung und der Gegenstand Predator ist ein sehr spezieller: Auch bei Murmeltieren sind unterschiedliche "Warnlaute" bekannt, ohne dass da jemand auf die Idee einer sprachlichen Äußerung käme. Der Unterschied zwischen Sprache und Signal besteht darin, dass bei der Sprache sowohl Gegenstand als auch das signalisierende Symbol frei verhandelbar sind. Wovon man sicher ausgehen kann, ist dass die differenzierte Interpretation unterschiedlicher Signale erheblich älter ist als die differenzierte Erzeugung intendierter Signale.
Was wir brauchen, ist also eine quasirituelle Handlung mindestens zweier Individuen mit direktem Nutzen für die Art, die über hunderte oder tausende Generationen mit hoher Konstanz weitergeführt wird, aber bereits durch diesen ersten einseitigen sprachlichen Lautgebrauch eine Verbesserung erfährt, um einen "schleichenden Einstieg" in Sprache möglich zu machen. Und dieser Einstieg sollte so einfach sein, dass er auch mehrfach stattgefunden haben kann.
Mein persönlicher Vorschlag für den Ausgang der Entstehung der Sprache ist das Steineschlagen:
Der Faustkeil ist kein Zufallsprodukt, kein Werkzeug mehr, das intuitiv hergestellt werden kann, die Herstellung eines Faustkeils benötigt einen "Hammer" und viel Geschick und Übung. Zuerst der Chopper und dann Faustkeile wurden über Hunderttausende von Jahren so konstant hergestellt, dass auch in der Archäologie hier von Kulturen gesprochen wird - wir gehen also davon aus, dass diese Fertigkeit geregelt von einer Generation an die andere übergeben wurde. Wir sehen hier also Tradition als festen Bestandteil (vor-)menschlichen Handelns. Und dieses Handeln ist um so erfolgreicher, je sicherer und schneller der Zögling lernt, dieses wichtige Werkzeug herzustellen - die Dinger halten ja nicht ewig, wenn man sie benutzt. Das heißt, dass wir hier immer wiederkehrend zwei Individuen haben, die durch das gemeinsame Handeln an einem externen Objekt verbunden sind. Einfache Techniken kann man als intuitiv voraussetzen, wie das Benutzen eines dünnen langen Gegenstandes als Termitenangel, das wird auch von Schimpansen spontan "erfunden", auch Abschauen ist vorstellbar. Sobald die Werkzeuge schwieriger in der Herstellung werden, muss eine geregelte Tradition hinzukommen, muss der Vater seinen Sohn "einweisen". Hierzu brauchen wir die Fähigkeit eines geteilten Interesses und bereits als erste didaktische Handlung dazu das Zeigen, das Deuten auf den Gegenstand des geteilten Interesses - ein Verhalten, das Schimpansen nicht zeigen. (Man verzeihe mir die Nennung des Geschlechts, aber bei der üblichen Rollenverteilung in Sachen Kriegführung vom Schimpansen bis zum heutigen Menschen ist für mich das männliche Geschlecht für den Beginn dieser handwerklichen Tradition wahrscheinlicher.)
In dieser Situation können bestimmte Lautäußerungen eventuell bereits auf Grund der vorhandenen Empathie auch als Beschreibung des Gegenstands verstanden werden, etwa eine Schmerzäußerung als Beschreibung einer Schärfe oder Spitzheit. Auch eine lautmalerische Untermalung des Tuns, Explosionslaute für das Schlagen mit unterschiedlichen Materialien könnten für eine höhere Einprägsamkeit des Vorgangs sorgen, ohne dass bereits von einem echten Verständnis in unserem Sinn ausgegangen werden muss.
Nach diesem Modell wäre Sprache ein Abfallprodukt der Kultur des Steineschlagens, quasi ein früher Beitrag zur Didaktik. Ich kann nicht behaupten, dass es so war, aber so ist die Entstehung von Symbolsprache für mich zumindest konkret vorstellbar. Etwas Ähnliches für die Jagd zu konstruieren ist schwieriger, schon weil die Situation immer eine andere ist. Außerdem ist stammesgeschichtlich auch die Gruppenjagd ein altes Verhalten, und weder Wölfe bei der Jagd noch Schimpansen auf Kriegspfad scheinen dazu eine Symbolsprache zu brauchen.
Für die anderen Modelle der Sprachentstehung wie das Tratschen am Lagerfeuer fällt mir keine genau definierte und immer wiederkehrende Situation mit eindeutig definiertem konkreten Objekt des gemeinsamen Interesses ein, die ein derartiges Einschleichen in die Sprache ermöglicht - im Grunde setzt das Tratschen bereits eine hochentwickelte Sprache voraus und ist daher auch in der Funktion als gesellschaftlicher Kitt als sekundäres Verhalten zu betrachten. Gerade die von Dunbar in diesem Zusammenhang beschriebenen "Chöre" wie das Palaver der Paviane transportieren Stimmungen und keine tendierte Information zu einem konkreten Objekt, der eigentlichen Besonderheit echter Sprachen - Dunbar selbst betont die Schwierigkeit, Gefühle über Sprache zu transportieren und bleibt abgesehen davon, dass er den Ursprung der Sprache hier vermutet, die Darstellung schuldig, wie das konkret geschehen soll.
Auch die geschlechtsspezifisch häufigere Sprachtätigkeit bei Frauen bedeutet nicht, dass da der Ursprung liegt, das bedeutet nur, dass mit der Zunahme des Sprachvolumens, also des Wissens von der Welt und des Umfangs der Überlebenstechniken die sprachliche Traditionsarbeit irgendwann nicht mehr an das Handwerk gebunden war und als eigene Tradition immer mehr auf die Frauen verlagert wurde: Während Papa jagt, ist Mama mit den Kindern, die noch nicht mitkönnen oder mitsollen, zu Hause. Nachdem die Sprache existiert, lernt das Kind sie zuerst von der Mutter. Außerdem ist bei dieser Rollenteilung das benötigte Wissen der Frau mindestens so groß wie das des Mannes, wahrscheinlich in der Regel größer. Als Bild: Der Mann macht das "Wichtige", er ist entweder auf der Jagd, im Krieg oder trinkt Kaffee. Die Frau kocht den Kaffee und erledigt den kleinen Rest (Etwaige Ähnlichkeiten mit existierenden Gesellschaften sind rein zufällig.).
Nachtrag: Zitat Kirschmann: Auch beim Homo sapiens fanden durchaus noch genetische Anpassungen statt – sein Verhalten ist jedoch weit davon entfernt fitnessmaximiert zu sein. Zitatende
Diese Aussage deckt sich irgendwie nicht mit der momentanen Realität einer Weltbevölkerung von über 7 000 000 000 Individuen der Art Homo sapiens und einer Verbreitung um den gesamten Globus. Das hat bisher keine andere Großaffenart geschafft.
Allerdings wird die Evolution komplizierter, wenn außer den Individuen als Träger der Gene noch gesamte Populationen als Träger einer Kultur im Wettbewerb stehen. Gänzlich unübersichtlich wird dieses Gemenge, nachdem wir mit der Erfindung der Schrift nicht nur die Tätigkeit der Tradition noch einmal gewaltig beschleunigt haben und Bestandteile der Kultur plötzlich auch ohne eine sie tragende Population Virulenz entfalten können. Von der weiteren Beschleunigung der Wissengewinnung durch Rechenmaschinen und der Wissenverbreitung durch elektronische Netze ganz zu schweigen.
Diese letzten Errungenschaften Schrift und Informationstechnik würden aber zumindest theoretisch einen "Wettkampf" der Ideen ermöglichen, auch ohne dass sich ihre Träger persönlich bekriegen müssen. Ein Wettkampf der Ideen um die einzelnen Köpfe statt eines Krieges der Kulturen beziehungsweise der sie tragenden Populationen um den militärischen Sieg.
gefährliches Halbwissen
01.05.2015, G'scheidhaferlWarum wird dem Leser eine so entscheidende Information vorenthalten?
Lieber G'scheidhaferl,
Ich verstehe Ihre Anmerkung nicht ganz: Im Bild befindet sich rechts eine Größenskala, die von von minus zwei Metern bis plus zwei Meter reicht. Rote Flächen wurden um den Betrag von zwei Metern gesenkt, blaue um diesen Betrag gehoben (bitte Anmerkung im Text beachten). Der Mount Everest befand sich außerhalb des stärksten Einflussgebiets des Bebens, daher beträgt seine Veränderung maximal wenige Zentimeter).
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Lingenhöhl
Standfortrees
30.04.2015, StickYY"Ich vermute, Sie wissen wahrscheinlich , was ist die Amazon-Wüste, nicht wahr?
Nun, ob Sie es glauben oder nicht,
Sie wurde einst als Amazonas Regen Wald bezeichnet,
und es gab Milliarden von Bäumen,
und sie alle waren wunderschön und nur um ..
Oh, Sie wissen nicht viel über Bäume, oder?"
"weil alles, für was Sie kämpfen,
Rassismus, Armut, Feminismus, Homosexuellen Rechte,
oder jede Art von Gleichheit.
es wird nicht im geringsten eine Rolle spielen,
denn wenn wir nicht alle zusammenarbeiten, um die Umwelt zu retten,
werden wir ebenso bald ausgestorben sein."
Es kann geholfen werden. StandforTrees org ist eine Seite auf der jeder Helfen kann
erstaunliche Selbstverständlichkeit
30.04.2015, Gerhart SchroffNach meiner Einschätzung ist es nach dem aktuellen Wissensstand jedoch schlicht unmöglich, zu entscheiden, ob die philosophische Position des Materialismus oder beispielsweise die von dem Nobelpreisträger John C. Eccles vertretene Position des dualistischen Interaktionismus die zutreffende ist. Auch dürfte es äußerst schwierig sein, diese Grundsatzfrage im Rahmen der Hirnforschung entscheiden zu wollen, da das Gehirn einfach ein zu komplexes System darstellt.
Allerdings würde man erwarten, dass diese Grundsatzfrage im Rahmen der Quantenphysik beantwortet werden kann. Denn schließlich geht es bei dieser Frage darum, ob die physikalische Welt kausal abgeschlossen ist oder eben nicht. Leider kann diese Grundsatzfrage jedoch auch im Rahmen der Quantenphysik nicht beantwortet werden. Denn dort wird ebenfalls das materialistische Weltbild zugrunde gelegt. Dieses sieht man beispielsweise im Bild der Ersten Quantisierung anhand der Annahme, dass jeder nichtlokale, unitäre Operator der eine Zustandstransformation beschreibt, immer als Wechselwirkungsoperator aufzufassen ist. Dieses ist jedoch ebenfalls nur eine Annahme, die nach dem heutigen Wissenstand nicht bewiesen werden kann! Allerdings gibt es zumindest Vorschläge zu Experimenten, die diese Grundsatzfrage klären könnten (siehe beispielsweise die US-Patentanmeldung US 14 625 929).
Ich würde mir wünschen, dass auch solche ganz grundsätzlichen Aspekte zumindest kurz in den veröffentlichten Artikeln angesprochen werden. Denn nur dann kann sich der Leser ein adäquates Bild von dem besprochenen Forschungsfeld machen.
Zwei Schritte
29.04.2015, simonMyotonia Congenita
29.04.2015, Jens-Arne Reumschüsselbei Katzen:
https://www.youtube.com/watch?v=9CC_9aFuEkA
bei Ziegen (wohl am bekanntesten, "fainting goats"):
https://www.youtube.com/watch?v=CJd5h8f4n8Y
und sogar bei Menschen:
https://www.youtube.com/watch?v=llmgLi_cJjA
https://www.youtube.com/watch?v=xb5PS8PiM0E
Aufzählung von Erdbeben über 8 in jüngster Zeit
29.04.2015, Paul R. WoodsAuch gab es zahlreiche Nachbeben, die oftmals stärker als 6 waren.
Lieber Herr Woods,
die Aufzählung der Beben mit Stärke 8 erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern konzentriert sich auf die Himalajaregion. Aber das Beben, das Sie beschreiben, bestätigt die Gefahr, die durch vorangegangene Starkbeben droht, weil sie die Spannung an benachbarten Bruchstellen erhöhen.
Mit besten Grüßen
Daniel Lingenhöhl
Deutsche Wikipedia und Kernkraft? Nein danke!
29.04.2015, Rainer KluteGuter Beitrag.
29.04.2015, P. v. MoucheRadioaktiver Müll
28.04.2015, Dipl.-Phys. Ulrich SchulzUnd wer wird demnächst in die Asse zum aufräumen geschickt? Ach nee, da werden sich schon welche melden. Notfalls gucken wir mal Richtung Tschernobyl oder nach Japan. Da gibt's dann auch die entsprechenden Beschwichtigungsoperetten.
Es ist nicht zu fassen, mit welcher traumtänzerischer Sorglosigkeit hier einige operieren. Wenn's nicht so ernst wäre, würde ich empfehlen, diesen Müll bei dem einen oder anderen Hausgarten zu vergraben.
Was natürlich wirklich Blödsinn wäre, diesen Mist gönne ich wirklich keinem.
Einst hat man Platin im Meer versenkt!
28.04.2015, Felix LetkemannVon Wikipedia:
Im 17. Jahrhundert wurde Platin in den spanischen Kolonien als lästiges Begleitmaterial beim Goldsuchen zu einem großen Problem. Man hielt es für „unreifes“ Gold und warf es wieder in die Flüsse Ecuadors zurück. Da es ein ähnliches spezifisches Gewicht wie Gold hat und selbst im Feuer nicht anlief, wurde es zum Verfälschen desselben verwendet. Daraufhin erließ die spanische Regierung ein Exportverbot. Sie erwog sogar, sämtliches bis dato erhaltenes Platin im Meer zu versenken, um Platinschmuggel und Fälscherei zuvorzukommen und davor abzuschrecken.
Wir werden den gleichen Fehler wieder machen. Was sie über Transmutation schreiben hat leider auch nicht Hand & Fuß. in Russland ist im Oktober der BN-800 ans Netz gegangen, der großteils mit Atommüll betrieben werden kann und so die Müllmenge effektiv stark reduziert. Hier werden nicht alle Nuklide transmutiert, aber ein beachtlicher Teil, so dass weniger und weniger langlebiger Müll zurückbleibt.
Zu beachten sind zudem mehrere Reaktorkonzepte der Generation IV, beispielsweise der Bleigekühle schnelle Brüter, von dem im Augenblick gerade ein Exemplar in Belgien gebaut wird (MYRRHA).
Flüssigsalzreaktoren wie der LFTR würden eine weitere Reduktion des anfallenden Atommülls bedeuten.
Vergessen wird dabei meines erwachtens, dass die Spaltprodukte zum Teil sehr wertvoll sind.
Tc-99 zerfällt zu Ruthenium (vielfach teurer als Gold). Iod-131 zerfällt zu Xenon, es werden große Mengen seltener Erden erzeugt und vieles mehr.
Zur Evolution der menschlichen Kooperation
28.04.2015, Joseph Bülhoff, WerneMeiner Überzeugung nach entwickelte sich die besondere menschliche Kooperationsfähigkeit gemeinsam mit dem aufrechten Gang. Unsere frühesten Vorfahren konnten sich nur bewaffnet (zunächst mit Knüppeln und Ästen) aus dem Schutz der Bäum entfernen. Sie mussten diese Waffen ständig mit sich führen, was den aufrechten Gang nützlich machte. Ausserdem konnten sie sich nur in großen Gruppen hinreichend sicher im Grasland bewegen. Bei Angriffen von Fressfeinden mussten sie eng zusammenrücken und sich gemeinsam verteidigen. Förderlich war hierbei eine gute Verständigung, akustisch und optisch. Da das Grasland erheblich mehr erreichbare Nahrung bot als der Wald (zum Beispiel Termiten, Schildkröten, Jungtiere), hatten Gruppen, die sich dort frei bewegen konnten, einen Selektionsvorteil gegenüber Waldbewohnern.
Clevere Tiere
28.04.2015, Nikola Mühlfeld, LippstadtTransurane transmutieren
28.04.2015, Rainer Kluteman will ja auch lediglich die Transurane transmutieren, denn sie stellen den üblen Teil des Atommülls dar. Einerseits besitzen sie eine hohe Radiotoxizität, andererseits reicht diese Radiotoxizität über sehr lange Zeiträume.
Bei den Spaltprodukten wie den von Ihnen genannten Cäsium-137 oder Strontium-90 sieht es völlig anders aus. Zwar ist auch deren Radiotoxizität anfangs sehr hoch, aber sie klingt schnell ab, so daß einige hundert Jahre Lagerdauer ausreichen. Das sind gerade mal 0,1 % der andernfalls nötigen Zeit.
Der Witz bei der Transmutation ist ja gerade, die Aktiniden (Uran + Transurane) zu spalten, weil die Spaltprodukte schnell abklingen. Man könnte darüber nachdenken, den geringen Anteil langlebiger Spaltprodukte zu transmutieren, aber das dürfte den Aufwand nicht lohnen, da die Gesamtradiotoxizität bereits weit unterhalb der des in der Natur vorkommenden Urans liegt.
Was die Proliferation betrifft, so sollten Sie sich einmal das Konzept des Integral Fast Reactors (IFR) anschauen. Da werden bei der Wiederaufarbeitung lediglich die Spaltprodukte abgeschieden. Die Aktiniden werden nicht sortenrein und erst recht nicht isotopenrein separiert, sondern bleiben ein proliferationsfeindliches Gemisch, aus dem neue metallische Brennelemente gegossen werden. Das alles ist in die Anlage integriert, so daß keine Transporte zwischen Kernkraftwerk und Wiederaufarbeitungsanlage notwendig werden.
Mit hochradioaktiven Stoffen innerhalb des Reaktors habe ich übrigens keine Probleme, denn da gehören sie ja schließlich hin.
BN-800 ist Schneller Brenner
28.04.2015, Rainer KluteDiskussion zu Ian Tattersalls Evolutionslotterie
28.04.2015, Frank Wohlgemuth, TorneschZitat Kirschmann: Die Überzeugung, dass Sprachfähigkeit sich unmittelbar nach ihrer Entwicklung deutlich im archäologischen Befund niederschlagen müsste, erinnert an die zu Darwins Zeiten allgegenwärtige Überzeugung, dass Angehörige „primitiver“ Jäger-und-Sammler-Gesellschaften im Vergleich zu Angehörigen „zivilisierter“ Völker sprachlich und geistig unterentwickelt sein müssten. Die Erfahrung lehrt, dass es beim modernen Menschen keine Korrelation zwischen Komplexität, kultureller Produktivität und Größe der einzelnen Gesellschaften einerseits und biologischen Anpassungen andererseits gibt. Warum sollte es also undenkbar sein, dass Menschen mit der gleichen biologischen Ausstattung in Verbänden gelebt haben, die über lange Zeit überhaupt keine kulturelle Produktivität an den Tag gelegt haben? Bereits bei Schimpansen kann man beobachten, dass sie kulturell im Prinzip mehr zu leisten vermögen, als sie tatsächlich tun … Zitatende
Hier werden mehrere Dinge vermischt, die nicht zueinander gehören: Das Wort Kultur hat in den letzten Jahrzehnten bei allen, die es nicht nur auf Opernveranstaltungen und den Inhalt des nach ihm benannten Beutels beziehen, einen Bedeutungswandel dahin erfahren, dass anerkannt wird, dass auch das, was Jäger und Sammler besitzen, eine in Anpassung an die Bedürfnisse und Möglichkeiten vollwertige Kultur ist. Das Wort ist im Deutschen etwas zu sehr von Kant geprägt, der es mit der Moralität, dem Guten und Schönen und so weiter verknüpft - das geht bis hin zum normativen Gebrauch. In diesen Bereich gehören auch Verwurstungen wie "Kulturnation". Da habe ich wenig mit im Sinn und, da das Thema auch anklingt: Es ist genau diese Art der Kultur, die auch der gesellschaftlichen Selbstdarstellung dient. Hier passt das Bild vom Pfauenrad, das sich als Balzwerkzeug verselbständigt hat, ganz gut, das Kirschmann auf die Sprache insgesamt anwenden möchte.
Wenn ich überhaupt irgendeine Wertung zum Thema Kultur abgeben soll, dann ist für mich die Schaffung der Sprache an sich die größte Kulturleistung der Menschheit, gegenüber der Tanach und Koran, die chinesische Mauer, Così fan tutte oder die ARM-Architektur, Wikipedia und das SAP ERP höchstens Randnotizen darstellen. Insofern stehen sich da der San aus der Kalahari und der Intendant der ARD bis auf geringfügige Unterschiede in der Sozialisation in Augenhöhe gegenüber. Hier handelt es sich also schlicht um Kirschmanns Missverständnis meiner Intention beziehungsweise in der von mir benutzten Kulturdefinition, was Kirschmann mir da als Unterscheidung zwischen Primitivheit und Zivilisation unterstellt. Die Sprache selbst ist bereits die Blüte der Kultur. Ich habe im Beitrag 8 (mit Link in Wikipedia) und auch im nachgeschobenen Beitrag 11 eigentlich deutlich gemacht, dass ich den Kulturbegriff in dieser Diskussion biologisch meine, solange nicht explizit etwas anderes dabeisteht.
Richtig ist, dass Sprache die Grundlage unserer besonderen Denkfähigkeit und unseres besonderen Bewusstseins ist: Wer nicht in die Sprache der Mathematik eingewiesen wurde, ist schwerlich in der Lage, ein Integral zu lösen, überhaupt das Problem zu verstehen. Das ist aber spätestens mit Wittgenstein, der die Sprache als Denkvehikel charakterisiert, auch Allgemeingut.
Zitat Kirschmann: Genau genommen lässt sich das soziobiologische Paradigma, also der Lehrsatz, dass das Verhalten der Fitnessmaximierung dient, aus der Evolutionstheorie nur unter der Voraussetzung ableiten, dass die genetische Evolution die einzige Quelle funktionaler Komplexität ist, die bei der Gestaltung des Verhaltens eine Rolle spielt. Zitatende
Dieser Satz gilt nur, solange man die Evolution nur auf die Genetik beschränkt. Mit der Einführung der Sprache setzt der Mensch mit der kulturellen Evolution eine weitere Ebene auf das Evolutionsgeschehen auf, was Kirschmann anschließend auch selbst ausführt.
Wenn man das Wort Archäologie hört, denkt man zu schnell an Schliemann, Troja und "Hochkulturen". Ich hatte aber ganz bewusst formuliert: "Wir finden nicht mehr nur Abfallhaufen, wo die Menschen gelagert haben, sondern das Lager selbst bekommt erkennbare Strukturen und die Komplexität der Werkzeuge nimmt zu."
Sobald der Mensch als Gemeinschaft anfängt, die Welt zu benamsen, also Bedeutungskonventionen einführt, die tradiert werden, ist ein Wachstum dieser Sprache unausweichlich. Und diese Sprache führt zwangsläufig zu einer größeren Traditionsleistung nicht nur ihrer selbst wegen. Gleichzeitig führt sie nämlich zu einer Sammlung von Wissen über die Welt, in Mengen, wie sie vor der Sprache nicht möglich waren. Es wäre sehr verwunderlich, wenn sich diese Zunahme im Wissen und der Vereinfachung seiner Weitergabe nicht zum Beispiel in komplexeren Waffen und geregeltem Bau von Unterkünften niedergeschlagen hätte. Und dass die Sprachfähigkeit selbst schon lange vorher entwickelt ist, sehen wir an den Schimpansen. Wir brauchen also unsere großes Gehirn nicht für die Sprache und sollten deshalb weder so tun, als seien dieses Gehirn und die Sprache in einer Koevolution entstanden, noch als bräuchte es dieses Gehirn für die Sprache. Der anatomische Mensch war lange fertig, bevor er in unserem heutigen Sinn zu sprechen anfing.
Wir finden in der Konstanz der Steinwerkzeuge von den Pebble-Tools zu den Faustkeilen des Acheuléen bereits einen Beweis für Kultur, lange bevor andere Details der Lebensform Mensch die Existenz einer Sprache nahelegen.
So finden wir zwar vor 400 000? Jahren (Schöningen Datierung strittig) auch schon Speere, aber eine Entwicklung zur Lanze oder Harpune mit Spitze aus anderem Material werden trotz der höheren Beständigkeit der härteren Spitzen, die sich positiv auf die Fundwahrscheinlichkeit auswirken, erst vor frühestens 90 000 Jahren (Katanda, Datierung strittig) aber sicher datiert und in Mengen erst viel später gefunden. Worüber sollen sich die Leute in einer Sprache unterhalten haben, wenn nicht zumindest auch über den alltäglichen Kampf und die Vorbereitung dazu - wobei wir es ansonsten, auch aus der historischen Erfahrung, für selbstverständlich halten, dass der Krieg die Mutter allen Fortschritts ist?
Und an dieser Ecke wird Kirschmanns Argumentation im Gegensatz zu seiner sonstigen etwas verworren:
Zitat Kirschmann: "Berühmt ist hier der Pfauenschwanz, der den männlichen Pfauen im Rahmen der sexuellen Selektion angezüchtet worden ist. Ein analoger Mechanismus führte nach meiner Auffassung beim Menschen zur Entwicklung eines ausgesprochen leistungsfähigen Gehirns und der Sprachfähigkeit." Zitatende
Warum jetzt dieser Kopfstand, nachdem Kirschmann überzeugend dargestellt hat, dass die Auslese auf eine höhere Rechenleistung damit beginnt, dass der Mensch anfängt mit Steinen zu schmeißen? Wir sehen, dass die Sprachfähigkeit bereits beim Schimpansen vorhanden ist, trotz des kleineren Gehirns.
Und dann wird eine frühere Existenz von Sprache angenommen, als man sie nachweisen kann, ausgerechnet auf einem Gebiet, von dem Kirschmann selbst schreibt:
Zitat Kirschmann: Deswegen greifen Gene wiederum in für den Fortpflanzungserfolg wichtigen Situationen gerne auf zuverlässigere Mechanismen zur Verhaltenssteuerung zurück. Beim Verlieben geht es darum den Verstand ein Stück weit außer Kraft zu setzen und hormonelle Verhaltenssteuerung in den Vordergrund rücken zu lassen. Hormone sind nicht gerade sehr einfallsreich – dafür aber berechenbar in ihrer Wirkung und aus genetischer Sicht zuverlässiger als Gehirne.
Zitatende
Und was er da schreibt, deckt sich ja mit dem, was wir über unser Balzverhalten wissen: Wir reagieren auf Pheromone, auf Körperproportionen, auf die Ebenmäßigkeit des Gesichtes usw. Wo wir Laute zur Balz benutzen, sind sie als Musik nicht unbedingt mit Inhalt gefüllt und als Sprache wirken sie zum Beispiel in der Poesie auch wesentlich über den Wohlklang und den Rhythmus und weniger über den Inhalt. Zumal wir auch davon ausgehen können, dass so abstrakte Gegenstände wie Gefühle erst im zweiten Anlauf in die Symbolsprache gekommen sein dürften. Wenn wir heute mit Lauten balzen, wird normalerweise ganz basal und weit gehend ohne Symbolik an Gefühle appelliert. Auch eine "neue" Distanz zwischen den Tieren erklärt zwar einen Übergang zu lauterer Kommunikation, aber noch keinen Übergang zur Symbolsprache, zumal im kirschmannschen Modell die Distanz durch das Steinewerfen weniger zwischen den Individuen als zwischen den Gruppen entsteht.
Inhaltlich wird Sprache da balztauglich, wo sie geeignet ist, den sozialen Status oder die besonderen Fähigkeiten des Balzenden zu demonstrieren - beides Funktionen die im Anfangsstadium der Sprache nur sehr schwer vorstellbar sind - auf Gefühle kann man nicht mit dem Finger zeigen. Auch Dunbars Gossip-These hat die Schwierigkeit, dass Tratschen bereits eine relativ hochentwickelte Sprache voraussetzt. Von der heutigen Nutzung auf den Ursprung eines Organs zu schließen, ist nur sinnvoll, wenn dieser Schluss auch den Anfang und die Zwischenstufen plausibel macht. Sonst lande ich, wenn ich die Tetrapoden nicht kenne, nach der Betrachtung eines Vogels beim Fliegen als Ursprung der Vorderextremitäten, und - mal ein Beispiel aus der kulturellen Evolution - beim Spielen als Ursprung des Computers.
Dabei ist Dunbar, was das Alter der Sprache angeht, auch vorsichtig: Auf seinen Vorträgen sagt er frei zitiert: "Die Sprache kommt extrem spät, nicht früher als vor 200 000 Jahren, Sprache wie wie sie kennen, wahrscheinlich nicht früher als vor 100 000 Jahren. Ich vermute jetzt einfach, dass seine Begründung für diese Annahme ähnlich ist wie meine.
Ich versuche mal, eine Entstehung von Sprache zu beschreiben, wie sie grundsätzlich für mich vorstellbar ist - dazu müssen nämlich gewisse Bedingungen erfüllt sein:
Der vormenschliche Stimmgebrauch diente immer nur dazu, die eigene Gestimmtheit zu signalisieren*. Wenn "wichtige" externe Objekte wie zum Beispiel ein Angst auslösender Beutegreifer signalisiert werden sollten, reichte auch hierzu eine Signalisierung der eigenen Gefühle - die Wichtigkeit war auch keine eigene Charakterisierung, sondern wurde durch die Auslese bestimmt. Der Mensch, der anfing, abweichend vom bisherigen Lautgebrauch Laute dazu zu benutzen, gezielt auf externe Objekte des eigenen Interesses aufmerksam zu machen, konnte weder wissen, was er da für eine gute "Idee" gehabt hatte, weil für dieses intellektuelle Urteil bereits ein Denken in unserem Sinn, also eine Prozessierung der Welt in Sprache nötig ist, noch erfuhr er ein Feedback durch sein Gegenüber.
* Anmerkung: Dunbar nennt in "Grooming, Gossip and the Evolution of Language" in diesem Zusammenhang ein Beispiel, das mich misstrauisch macht: "Dorothy Cheney and Robert Seyfarth have been able to show that the vervet vocalisations do convey meaning. They are not simply expressions of emotional state. The alarm calls refer to specific types of predator, and the hearer knows from the auditory information alone which type of predator the caller is describing." Dass es sich hier um eine Beschreibung handelt, dass also diese Bedeutung intendiert ist, ist Interpretation. Eine Äußerung predatorenspezifischer Angst hätte dieselbe Signalwirkung und der Gegenstand Predator ist ein sehr spezieller: Auch bei Murmeltieren sind unterschiedliche "Warnlaute" bekannt, ohne dass da jemand auf die Idee einer sprachlichen Äußerung käme. Der Unterschied zwischen Sprache und Signal besteht darin, dass bei der Sprache sowohl Gegenstand als auch das signalisierende Symbol frei verhandelbar sind. Wovon man sicher ausgehen kann, ist dass die differenzierte Interpretation unterschiedlicher Signale erheblich älter ist als die differenzierte Erzeugung intendierter Signale.
Was wir brauchen, ist also eine quasirituelle Handlung mindestens zweier Individuen mit direktem Nutzen für die Art, die über hunderte oder tausende Generationen mit hoher Konstanz weitergeführt wird, aber bereits durch diesen ersten einseitigen sprachlichen Lautgebrauch eine Verbesserung erfährt, um einen "schleichenden Einstieg" in Sprache möglich zu machen. Und dieser Einstieg sollte so einfach sein, dass er auch mehrfach stattgefunden haben kann.
Mein persönlicher Vorschlag für den Ausgang der Entstehung der Sprache ist das Steineschlagen:
Der Faustkeil ist kein Zufallsprodukt, kein Werkzeug mehr, das intuitiv hergestellt werden kann, die Herstellung eines Faustkeils benötigt einen "Hammer" und viel Geschick und Übung. Zuerst der Chopper und dann Faustkeile wurden über Hunderttausende von Jahren so konstant hergestellt, dass auch in der Archäologie hier von Kulturen gesprochen wird - wir gehen also davon aus, dass diese Fertigkeit geregelt von einer Generation an die andere übergeben wurde. Wir sehen hier also Tradition als festen Bestandteil (vor-)menschlichen Handelns. Und dieses Handeln ist um so erfolgreicher, je sicherer und schneller der Zögling lernt, dieses wichtige Werkzeug herzustellen - die Dinger halten ja nicht ewig, wenn man sie benutzt. Das heißt, dass wir hier immer wiederkehrend zwei Individuen haben, die durch das gemeinsame Handeln an einem externen Objekt verbunden sind. Einfache Techniken kann man als intuitiv voraussetzen, wie das Benutzen eines dünnen langen Gegenstandes als Termitenangel, das wird auch von Schimpansen spontan "erfunden", auch Abschauen ist vorstellbar. Sobald die Werkzeuge schwieriger in der Herstellung werden, muss eine geregelte Tradition hinzukommen, muss der Vater seinen Sohn "einweisen". Hierzu brauchen wir die Fähigkeit eines geteilten Interesses und bereits als erste didaktische Handlung dazu das Zeigen, das Deuten auf den Gegenstand des geteilten Interesses - ein Verhalten, das Schimpansen nicht zeigen. (Man verzeihe mir die Nennung des Geschlechts, aber bei der üblichen Rollenverteilung in Sachen Kriegführung vom Schimpansen bis zum heutigen Menschen ist für mich das männliche Geschlecht für den Beginn dieser handwerklichen Tradition wahrscheinlicher.)
In dieser Situation können bestimmte Lautäußerungen eventuell bereits auf Grund der vorhandenen Empathie auch als Beschreibung des Gegenstands verstanden werden, etwa eine Schmerzäußerung als Beschreibung einer Schärfe oder Spitzheit. Auch eine lautmalerische Untermalung des Tuns, Explosionslaute für das Schlagen mit unterschiedlichen Materialien könnten für eine höhere Einprägsamkeit des Vorgangs sorgen, ohne dass bereits von einem echten Verständnis in unserem Sinn ausgegangen werden muss.
Nach diesem Modell wäre Sprache ein Abfallprodukt der Kultur des Steineschlagens, quasi ein früher Beitrag zur Didaktik. Ich kann nicht behaupten, dass es so war, aber so ist die Entstehung von Symbolsprache für mich zumindest konkret vorstellbar. Etwas Ähnliches für die Jagd zu konstruieren ist schwieriger, schon weil die Situation immer eine andere ist. Außerdem ist stammesgeschichtlich auch die Gruppenjagd ein altes Verhalten, und weder Wölfe bei der Jagd noch Schimpansen auf Kriegspfad scheinen dazu eine Symbolsprache zu brauchen.
Für die anderen Modelle der Sprachentstehung wie das Tratschen am Lagerfeuer fällt mir keine genau definierte und immer wiederkehrende Situation mit eindeutig definiertem konkreten Objekt des gemeinsamen Interesses ein, die ein derartiges Einschleichen in die Sprache ermöglicht - im Grunde setzt das Tratschen bereits eine hochentwickelte Sprache voraus und ist daher auch in der Funktion als gesellschaftlicher Kitt als sekundäres Verhalten zu betrachten. Gerade die von Dunbar in diesem Zusammenhang beschriebenen "Chöre" wie das Palaver der Paviane transportieren Stimmungen und keine tendierte Information zu einem konkreten Objekt, der eigentlichen Besonderheit echter Sprachen - Dunbar selbst betont die Schwierigkeit, Gefühle über Sprache zu transportieren und bleibt abgesehen davon, dass er den Ursprung der Sprache hier vermutet, die Darstellung schuldig, wie das konkret geschehen soll.
Auch die geschlechtsspezifisch häufigere Sprachtätigkeit bei Frauen bedeutet nicht, dass da der Ursprung liegt, das bedeutet nur, dass mit der Zunahme des Sprachvolumens, also des Wissens von der Welt und des Umfangs der Überlebenstechniken die sprachliche Traditionsarbeit irgendwann nicht mehr an das Handwerk gebunden war und als eigene Tradition immer mehr auf die Frauen verlagert wurde: Während Papa jagt, ist Mama mit den Kindern, die noch nicht mitkönnen oder mitsollen, zu Hause. Nachdem die Sprache existiert, lernt das Kind sie zuerst von der Mutter. Außerdem ist bei dieser Rollenteilung das benötigte Wissen der Frau mindestens so groß wie das des Mannes, wahrscheinlich in der Regel größer. Als Bild: Der Mann macht das "Wichtige", er ist entweder auf der Jagd, im Krieg oder trinkt Kaffee. Die Frau kocht den Kaffee und erledigt den kleinen Rest (Etwaige Ähnlichkeiten mit existierenden Gesellschaften sind rein zufällig.).
Nachtrag:
Zitat Kirschmann: Auch beim Homo sapiens fanden durchaus noch genetische Anpassungen statt – sein Verhalten ist jedoch weit davon entfernt fitnessmaximiert zu sein. Zitatende
Diese Aussage deckt sich irgendwie nicht mit der momentanen Realität einer Weltbevölkerung von über 7 000 000 000 Individuen der Art Homo sapiens und einer Verbreitung um den gesamten Globus. Das hat bisher keine andere Großaffenart geschafft.
Allerdings wird die Evolution komplizierter, wenn außer den Individuen als Träger der Gene noch gesamte Populationen als Träger einer Kultur im Wettbewerb stehen. Gänzlich unübersichtlich wird dieses Gemenge, nachdem wir mit der Erfindung der Schrift nicht nur die Tätigkeit der Tradition noch einmal gewaltig beschleunigt haben und Bestandteile der Kultur plötzlich auch ohne eine sie tragende Population Virulenz entfalten können. Von der weiteren Beschleunigung der Wissengewinnung durch Rechenmaschinen und der Wissenverbreitung durch elektronische Netze ganz zu schweigen.
Diese letzten Errungenschaften Schrift und Informationstechnik würden aber zumindest theoretisch einen "Wettkampf" der Ideen ermöglichen, auch ohne dass sich ihre Träger persönlich bekriegen müssen. Ein Wettkampf der Ideen um die einzelnen Köpfe statt eines Krieges der Kulturen beziehungsweise der sie tragenden Populationen um den militärischen Sieg.
Nachtrag 2:
Nachdem ich das geschrieben hatte, habe ich nochmal anders zu dem Thema gegoogelt und fand dann von diesem Januar das hier:
http://www.iflscience.com/plants-and-animals/ancient-toolmaking-may-have-driven-evolution-human-language
http://www.history.com/news/scientists-say-language-may-have-evolved-to-help-toolmakers
Die Autoren haben als Psychologen zwar einen anderen Ansatz beziehungsweise kenne ich die genaue Begründung ihres Ansatzes nicht, aber ich finde es lustig, dass das so frisch ist, auch wenn das Ergebnis, dass das didaktische Gespräch die handwerkliche Unterweisung beschleunigt, im Grunde genommen natürlich trivial ist.