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Der Mensch ist schon dem Menschen ein Wolf, er wird es auch dem Neandertaler gewesen sein. Die Frage ist nur, warum. Die Entwicklung der Menschheit in dem hier betrachteten Zeitraum noch als eine rein genetische zu betrachten, bedeutet eine Vernachlässigung eines wesentlichen Organs des Menschen: seiner Kultur. Die besondere Fähigkeit zur Kultur ist die biologische Besonderheit der Art Mensch. Es ist inzwischen üblich, überall, wo das Objekt auch nur entfernt menschlich ist, in jedes Artefakt, dessen Sinn nicht geklärt ist, Kultur hineinzuinterpretieren. Kultur ausgerechnet da außer Acht zu lassen, wo sie mit Sicherheit schon vorhanden ist, ist für mich so, als versuchte man, die ökologische Rolle des sibirischen Tigers zu beschreiben, ohne Bezug auf seine Größe und sein Gewicht zu nehmen.
Der leider einzige Satz der Arbeit von Curtis W. Marean, der außerhalb der Bewaffnung allgemein auf die Kultur Bezug nimmt, ist der vorletzte: "Trotzdem sind wir nicht Sklaven unserer Biologie; Kultur kann selbst die stärksten Instinkte übertrumpfen."
Dabei ist der Einfluss der Kultur das eigentlich Neue an unserer Art, das auch über den Zustand der Vermutung längst hinaus ist - jede historische Erfahrung zeigt diese Eigenschaft in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Die Territorialität in Verbindung mit Aggressivität ist eigentlich auch ohne eine neue genetische Komponente eine relativ erwartbare Eigenschaft des Homo sapiens, seit Jane Goodall von den Kriegszügen junger Schimpansenmänner berichtet hat. Und wenn ich mir den historischen Menschen ansehe, so ist der auch als soziales Wesen zu beidem fähig: Maximaler Aggressivität und Grausamkeit genauso wie zu Friedfertigkeit - es hängt von der Kultur ab, in der er lebt.
Was wir außerdem nicht zu vermuten brauchen, weil wir es wissen, ist, dass die Kultur des H. sapiens schneller akkumulierte als die des H. neanderthalensis: Er verfügte schon lange über Projektilwaffen, als der Neandertaler noch nur warf. Dazu passt auch, dass er in der fraglichen Zeit bereits über ein Sprache verfügte. Das wissen wir als seine Nachfahren, wenn wir Dunbars Extrapolation zum Beginn unserer Sprache mit zirka 100 000 vor unserer Zeitrechnung ernst nehmen. Diese Sprache war mit Sicherheit noch nicht von einer Art, dass der damalige H. sapiens sich auch nur mit den alten Griechen hätte unterhalten können, aber sie reichte bestimmt zu einer Synchronisation des Verhaltens in seiner damaligen Bandbreite, und ihre direkten Vorteile etwa bei der Weitergabe handwerklichen Könnens, der Urform aller menschlichen Kultur, reichten auch, eine Koevolution des Gehirns zur Sprache in Gang zu setzen, und mit der Zunahme kulturell definierten Handelns genetische Handlungsmuster in ihrer Bindung zurückzunehmen - dafür, dass das in dieser Art beim Neandertaler genauso funktioniert hätte, haben wir ebenso wenig sichere Belege wie für eine Sprache, die mit der des H. sapiens vergleichbar gewesen wäre. Im Gegenteil: Die nur langsame technologische Weiterentwicklung des Neandertalers seit dem H. heidelbergensis über den Zeitraum bis zum Eintreffen des H. sapiens ist eher ein Hinweis auf geringere sprachliche und damit verbunden auch intellektuelle Fähigkeiten als bei diesem Konkurrenten, sonst wäre H. neanderthalensis über den mehrere tausend Jahre anhaltenden Kontakt zwischen beiden Arten mindestens fähig gewesen, die neue Bewaffnung zu kopieren.
Wenn ich nach diesen Vorüberlegungen Herrn Ockham seine Arbeit tun lasse, dann brauche ich das zusätzlich Aggressions-Gen nicht: Es reicht eigentlich, Dunbars Gossip-These zu verwerfen, die sowieso auf schwachen Füßen steht: Die heutige Hauptnutzung eines Organs ist nicht zwangsläufig die evolutionär ursprüngliche. Wenn wir die Sprache in ihren Anfängen mit Aufgaben versehen, die einen direkten Einfluss auf die Fitness haben, bedeutet das auch einen hohen Selektionswert: eine schnelle Entwicklung sowohl der Sprache selbst als auch der Sprachfähigkeit verbunden mit einer verstärkten Kulturfähigkeit wird dann wahrscheinlich. Soziale Aggression als kulturelle Tradition und innerhalb dieser ein sprachliches Aufheizen und Verbinden der Krieger durch eine Art Kriegsgesang als relativ frühe sprachliche Äußerung könnte das hier postulierte Aggressions-Gen vollständig ersetzen, ohne etwas grundsätzlich Neues einzuführen, das wir vorher nicht schon kannten. Dann wäre es halt weniger Gen als Kultur, was für den Neandertaler das Aus bedeutete.
btw: Wir sind, wie wir sind, und wir sind so, wie wir Geschichte und die Geschichte uns gemacht haben bzw. hat. Dass für uns beschämend sein könnte, was vor 50 000 Jahren zwischen H. sapiens und H. neanderthalensis geschah, halte ich für ausgemachten Unsinn und bei wem solche Gefühle hineinspielen, der sollte vielleicht das Forschungsobjekt wechseln. Oder diesen Satz versuchen zu verinnerlichen: "Trotzdem sind wir nicht Sklaven unserer Biologie; Kultur kann selbst die stärksten Instinkte übertrumpfen." Wir sind weder Sklaven der Biologie noch unserer Vergangenheit. Wir sind in einer Zeit angelangt, in der wir weit gehend selbst bestimmen, nach welchen Regeln wir leben. Wir sind zwar gerade durch unserer Kulturfähigkeit zu großen Verbrechern geworden, aber sie wird trotzdem immer die einzige Chance bleiben, die wir haben.
Meine Schwester machte mich vor Jahren auf die extreme Stabilität von Seifenblasen bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aufmerksam. Versuchen ergaben, dass die Seifenblasen beim Auftreffen auf Hindernisse nicht wie üblich zerplatzen, sondern über eine Minute lang liegen bleiben, zwischen Halmen einer gemähten Wiese oder in der Astgabel eines Baumes etwa. Sie sind dabei kugelrund und widersprechen so dem gewohnten Verhalten bei höheren Temperaturen.
30.05.2016, Renate Bischoff, Le Mont-Pèlerin (Schweiz)
Die Umfrage zum Thema Abonnenten/Abonnentinnen ist uns entgangen, daher weiß ich nicht, auf welchen Fragen Ihre Ergebnisse basieren. Zehn Prozent Abonnentinnen heißt ja nicht unbedingt nur zehn Prozent Leserinnen. Ich habe vor Jahren meinem Mann das Spektrum-Abonnement geschenkt. Er wird als Abonnent geführt; gelesen wird Spektrum von uns beiden. Vielleicht ist das ja auch in anderen Familien so, und damit wäre die Welt wieder etwas im Gleichgewicht.
Wie bei allen Ausbreitungstheorien geht auch die vorgestellte von Annahmen aus, darunter bestimmter Veranlagungs-Gene, die aber – so die gängige Vermutung – nicht die einzige Voraussetzung für eine „Überlegenheit“ zu sein scheinen; daneben tritt wenigstens noch die Kunst, Erfahrungswissen und Umsetzungserfolge in der jeweiligen Gruppe zu speichern; maßgebend sind wohl das dortige erfinderische Individuum und das Aufeinander-Angewiesen-Sein. Die Erklärung von Hass auf ein Anderssein ist wenig überzeugend, schon gar nicht erschöpfend, denn letztlich geht alles nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ und beruht mindestens zum Teil auf einem berechtigten Misstrauen, je höher die Kultur, desto eher verständlich, wenn das Anderssein bewusst oder starr religiös eine Integration behindert. Das Durchspielen mit mathematischen Modellen kann dem Grunde nach nur eine Möglichkeit offenbaren, man weiß ohnehin nicht, ob die Kooperationsfähigkeit und –bereitschaft nicht mehr der jeweiligen Erwartung in eine Erfolgswahrscheinlichkeit (im Überlebenskampf) zu verdanken ist.
Ganz einfach: Weil wir ein Gehirn haben! Unser Gehirn bildet die Außenwelt in eine Innenwelt ab, damit wir uns in dieser Welt zurechtfinden können. (Prof. Dr. Wolfgang Engelhardt, DNR). Alle Dinge und Erlebnisse welche wir erfahren, erhalten Sinn und Bedeutung nur durch ihre Beziehungen untereinander. In Datenbanken sind diese Beziehungen "fest verdrahtet", in unserem Gehirn nicht! Indem wir träumen, gleicht unser Gehirn das vorher Erlebte mit unserem bisherigen Erfahrungsschatz ab und prägt die neuronalen Verbindungen jede Nacht neu. Wir lernen, indem wir träumen! Träume sind eine Voraussetzung für Intelligenz.
Im Ausbreitungserfolg unserer Vorfahren die Ursache für das Aussterben der Neandertaler und Denisovaner zu sehen, ist naheliegend und gut begründet. Als Ursache für diesen Ausbreitungserfolg drei Neuerungen ins Feld zu führen, ist jedoch zu viel des Guten und widerspricht dem Sparsamkeitsprinzip bei der Theorieentwicklung. Menschliches Territorialverhalten zeigt deutliche Parallelen zu demjenigen gewöhnlicher Schimpansen. Es ist daher gewagt anzunehmen, dass Territorialität erst beim Homo sapiens entwickelt wurde. In reichhaltigen Nahrungsressourcen eine Ursache für Territorialität zu vermuten, mag den Theorien mancher Soziobiologen entsprechen, widerspricht aber den Beobachtungen bei Schimpansen. Schimpansen Gruppen nutzen wie andere Primaten auch das Fusion-Fission-Prinzip bei der Nahrungssuche. Ist die Nahrung weit verstreut, dann zerstreuen sich auch die Tiere bei der Suche. Bietet ein Ort dagegen reichlich Nahrung, dann versammelt sich die Gruppe. Solche Versammlungen spielen eine große Rolle für den Zusammenhalt der Gruppen, weil sie der Entfremdung der Tiere untereinander entgegenwirken. Bei den klassischen Studien an frei lebenden Schimpansen am Gombe nutzte Jane Goodall Fütterungen, um die Tiere an die Nähe von Menschen zu gewöhnen. Einige Zeit nach der Beendigung der Fütterungen zerbrach die beobachtete Gruppe in zwei Untergruppen, deren Mitglieder sich aus dem Weg gingen. Mit zunehmender Entfremdung kam es zu Kämpften zwischen den beiden Untergruppen, die so lange andauerten, bis die kleinere ausgelöscht war. Das war die erste Beobachtung derartiger Kämpfe unter frei lebenden Schimpansen. Jane Goodall nahm an, dass der Zerfall der ursprünglichen Gruppe durch die regelmäßigen Fütterungen unterbrochen wurde und nach Beendigung der Fütterungen seinen Lauf nahm. Auch in menschlichen Sozialverbänden spielt das gemeinsame Essen eine wichtige, Gruppenidentität stiftende Rolle und wird daher kulturell gepflegt. Das bedeutet nicht, dass Territorialität keine Rolle bei der menschlichen Evolution gespielt hat. Meiner Ansicht nach verweist die ausgesprochene Robustizität, die beim Übergang zum Homo erectus parallel zu der körperlichen Spezialisierung auf das Werfen entwickelt wurde darauf, dass Revierkonflikte bereits bei der Entstehung und dem Ausbreitungserfolg des Homo erectus eine zentrale Rolle spielten. Mit zunehmender Wehrhaftigkeit reduzierten sich die Verluste durch Raubfeinde, dies erhöhte den Reproduktionsüberschuss und heizte die Revierkonflikte an. Vermutlich führte beim Homo erectus eine Schimpansen ähnliche, multimaskuline Gruppenstruktur dazu, dass die Revierkämpfe zwischen Gruppen untereinander eng verwandter, kooperierender Männer stattfanden. Auch ich gehe davon aus, dass uns eine „starke Neigung zum koordinierten, gemeinsamen Handeln angeboren ist“ auch eine genetische Prädisposition zur Fremdenfeindlichkeit ist nahe liegend. Ich bezweifle jedoch, dass sich Homo sapiens in dieser Hinsicht von Neandertalern und Denisovanern oder dem späten Homo erectus unterschied. Außerdem genügt diese angeborene Neigung allein bei Weitem nicht, um die „Hyperprosozialität“ des modernen Menschen zu erklären. Ich glaube nicht, dass wir eine angeborene Neigung dazu besitzen „fremden Menschen in Not selbst unter eigener Gefährdung tatkräftig beizustehen“. Vergleichende Studien an Naturvölkern erlauben Rückschlüsse auf die soziale Organisation der kleinen Gruppe moderner Menschen, von der wir alle abstammen. Wahrscheinlich waren sie – möglicherweise als Erste - in Stammesverbänden organisiert. Das Zusammenleben und die Kooperation in Stammesverbänden werden offensichtlich durch kulturell überlieferte Werte und Normen, Sitten und Gebräuche sichergestellt. Bei der Erklärung, warum es zu derartigen Überlieferungen kam, helfen uns soziobiologische Überlegungen nicht weiter. Die Soziobiologie ist eine reduktionistische Disziplin, die auf der einschränkenden Grundannahme beruht, dass die untersuchten Merkmale genetisch evolviert sind. Kulturelle Merkmale liegen nicht im Zuständigkeitsbereich der Soziobiologen – worauf Richard Dawkins bereits vor 40 Jahren im letzten Kapitel vom „Egoistischen Gen“ hingewiesen hat. Darüber hinausgehende Ansprüche mancher Soziobiologen entbehren nach wie vor einer plausiblen theoretischen Begründung. Menschliches Sozialverhalten funktioniert infolge der zentralen Bedeutung kultureller Überlieferungen seit mindestens 70 000 Jahren nach eigenen Spielregeln und rechtfertigt damit - auch aus evolutionstheoretischer Sicht - eine eigenständige Disziplin: die Soziologie. Curtis W. Marean hätte daher besser daran getan, bei den Soziologen und nicht bei den Soziobiologen nach Erklärungen für seine „Hyperprosozialität“ zu suchen. Die Soziologie stellt da eine ganze Reihe viel versprechender Theorien bereit, deren Kreis allerdings um den memetischen Nepotismus erweitert werden sollte. Bei der Entwicklung neuer, kulturell geprägter Gruppenstrukturen könnte die Nutzung von Meeresressourcen in der Tat eine zentrale Rolle gespielt haben – aber anders als vom Autor angenommen. Das reichliche Nahrungsangebot auf engem Raum erlaubte die Entwicklung größerer Verbände, in denen die kulturelle Evolution erst richtig in Fahrt kam. Auf die zentrale Bedeutung der Gruppengröße für die kulturelle Evolution habe ich schon 1999 im „Das Zeitalter der Werfer“ hingewiesen. Die Sprachfähigkeit als Voraussetzung dieser Entwicklung war bereits gegeben. Sie evolvierte wahrscheinlich in den vorangegangenen zwei Millionen Jahren als Reaktion auf die Anpassungen an das Werfen und stellte ein gemeinsames Erbe aller vor 70 000 Jahren lebenden Menschen dar (vielleicht mit Ausnahme des nicht fürs Werfen optimierten Homo floresiensis). Speerschleudern können für die Überlegenheit der expandierenden Homo sapiens Population im Vergleich zu Neandertalern und Denisovanern eine Rolle gespielt haben, falls es tatsächlich zu Kämpfen gekommen ist. Wenn Homo sapiens jedoch in größeren Gruppen auftrat – wofür einiges spricht, dann haben die Eingeborenen Kämpfe mit diesem zahlenmäßig überlegenen Gegner vermieden (kann man ebenfalls bei Schimpansen beobachten). Die Standardreaktion der Neandertaler auf das Vordringen des Homo sapiens wird das Zurückweichen gewesen sein. Gefolgt von intensivierten Revierkonflikten untereinander. Unsere Vorfahren waren zwar die Ursache für ihr Aussterben – tatsächlich umgebracht haben sie sich aber gegenseitig. Überlegene Waffentechnik spielte dabei keine Rolle.
Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: „Hyperprosozialität“ ist eine nahe liegende und hinreichende Erklärung für den Expansionserfolg einer kleinen Gruppe des Homo sapiens. Die kulturelle Entwicklung der Hyperprosozialität könnte durch die Nutzung von Meeresressourcen eingeleitet worden sein. Der theoretische Vorstoß von Curtis W. Marean ist viel versprechend, leidet jedoch darunter, dass zu wenige Disziplinen berücksichtigt werden. Insbesondere Primatologie und Soziologie fehlen im Instrumentarium des Autors.
Soviel mir bekannt ist, ist auch die Verbindung FOOF ziemlich reaktionsfreudig, sprich kaum beherrschbar, weil hochexplosiv. Nun wird hier aber sowohl ClF3 als auch C2N14 als noch gefährlicher dargestellt. Mich würde interessieren, wie das Gefahrenpotential dieser 3 Substanzen im Vergleich aussieht.
Wenn ich mich richtig erinnere, erfordert die Super-Symmetrie doch sowieso, dass das Higgs-Boson einen Partner hat? Vielleicht ist das ein Hinweis auf SUSY?
Stellungnahme der Redaktion
Im gängigen Bild von SUSY müssten die Superpartner meines Wissens aber deutlich schwerer sein. Deswegen sucht der LHC bei so hohen Energien.
Wird jetzt für jede Spezies dieselbe Feststellung von Banalitäten als Breaking News verkauft? Jeder, der sich mal mit mehr als einem Exemplar derselben Spezies umgeben hat, wird erkannt haben, daß alle Tiere Charaktertiere sind und keine Reiz-Reaktions-Maschinen. Ich würde sogar soweit gehen, daß meine Frettchen mehr Persönlichkeit haben als die meisten Smartphone-Zombies, Shopoholics aus der Fußgängerzone oder ach-so-individuell Tätowierte.
„(…) homophobe Beleidigung (…)“ und „Onlinespieler sind für ihre Feindseligkeiten bekannt.“! Etwas arg empfindlich der Gutste – und auf einem deutschen Schulhof war Herr Maher wohl schon lange nicht mehr… Dass einiges im Argen liegt und getan werden muss ist klar, aber: Immer cool bleiben! Und dabei den demokratischen Prozess sowie das Recht auf freie Entfaltung für Jedermann nicht vernachlässigen…
Computerunterstützte Erziehungsmaßnahmen? Benimmregeln nach Gutsherrenart? Solche Entgleisungen haben nichts gut Gemeintes – sie sind Ausdruck des Verfalls einer Gesellschaft und einer feigen Politik, die sich nicht traut allgemeinverbindliche Werte zu schaffen und es jedem, der sich zum Gutmenschen berufen glaubt, überlässt sein eigenes gesellschaftliches Konstrukt zum Besten zu geben. So zensieren Apple, Microsoft oder Instagram Nacktheit und nach deren Auffassung anstößige Inhalte nach eigenem Gutdünken. Dafür wird mit rassistischen Außerrungen oder Mobbing in sozialen Netzwerken sehr großzügig umgegangen.
Es ist äußerst bedenklich einzelnen, demokratisch noch nicht einmal legitimierten Personen, so großen Einfluss auf das Wertekonstrukt der Gesellschaft zu überlassen. Das Versagen der Politik lässt für die Zukunft nichts Gutes ahnen.
Dass Sie als Redaktion diesen Text in dieser plakativen Form durchgehen lassen, ist eine bedenkliche Polarisation. Erst vor Kurzem hatten Sie´s mit den Veganern und anderen (Spässle) Food-Esotherikern. Sicher: Herr Maher genießt volle Meinungsfreiheit, und wenn er sich von unflätigen Äußerungen angegriffen fühlt, so darf er das Kundtun – aber seine Implikationen, auch oder gerade wegen der vermeintlichen wissenschaftlichen Darstellung, sind völlig danebengegriffen und hätten von Ihnen als Redaktion entschärft werden müssen. Das Weinerliche kann ich überschmunzeln. Der Ruf nach Benimm-Nudging bereitet mir unterdies große Sorgen. Wenn Sie diese Polarisierung und den darin eingeschlossenen Verlust von Persönlichkeit und Eigenständigkeit gutheißen, dann muss Ihnen klarwerden wie es seinerzeit große Mehrheiten in der Bevölkerung (auch in der bürgerlich-konservativen Mitte) zum Bolschewismus oder Faschismus hinziehen konnte – und heute traurigerweise wieder tut. Wenn klare Strukturen in der Existenz fehlen, erscheinen einem auch Blender und Despoten als Gutmenschen…
Worauf will ich Hinaus? Natürlich hat Herr Maher recht; die Verrohung von Werten hinterlässt ein ungutes Gefühl bei jedem, der sich einen zivilisierten Umgang mit seinen Mitmenschen wünscht. Aber: Sie können Menschen nicht nach Gutdünken umerziehen. Jeder Mensch ist ein eigenständiges Individuum, das das Recht hat sein Leben nach eigenem Gutbefinden zu gestalten. Erziehung von Werten kann und darf nur im Rahmen demokratischer Strukturen erfolgen. Es ist Sache der Politik Werte zu schaffen und dafür zu sorgen, dass diese Werte unmissverständlich vermittelt und eingehalten werden. Frei nach dem Motto: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ müssen diese Werte zuallererst in der Schule beigebracht werden. Konsequent, kompromisslos und ohne schmusepädagogischen Firlefanz. Politik muss in die Familie, sie muss definieren was falsch ist und dieses Falsche sanktionieren. Es geht also zum einen darum die plumpe und unsachliche Beleidigung an sich zu eliminieren. Diese dient alleine dazu Menschen herabzusetzen (Ar…, bl… Wi…, dum… Ar..lo.. usw.). Wenn man früh lernt, dass das primitiv und asozial ist, dann lernt man gegebenenfalls auch gepflegtere Möglichkeiten seinem Gegenüber die Meinung zu „geigen“. Es geht aber zum anderen auch darum die konnotierte Beleidigung zu eliminieren, die eine Person Beleidigt, indem sie sie einer Gruppe zuordnet (Schwu…, schw… S…, Schlam… usw.). Die Person wird herabgesetzt, weil man ihr einredet sie sei homosexuell oder promisk, und damit suggeriert es sei gar nicht gut so zu sein. Das fördert (möglicherweise sogar ganz ohne jede Absicht) die Intoleranz gegenüber Andersseienden.
Nun, ich sehe nicht, dass hier irgendetwas geschehen wird. Wir begnügen uns mit Aktionismus, der zu nichts führen kann – bis eines Tages der starke Mann wieder vor der Tür steht!
Aber, bis es soweit ist, kann ich Herrn Maher nur einen Rat geben: Er soll sich nicht so anstellen… In Zukunft wird´s nicht besser! Leider!
Wenn die Spermien 6 Zentimeter lang sind, aber die Körper nur wenige Millimeter, wo werden dann die Spermien gelagert? Oder für jeden Akt speziell produziert? Und wie passen sie dann in das Weibchen? Oder legt das Weibchen die Eier ab und das Männchen befruchtet sie dann? Auf dem Bild sieht es so aus als hätten sie Verkehr
Ich spiele seit fast 10 Jahren Defense of the Ancients (DotA früher Modifikation eines Spiels der Firma Blizzard, heute das eigenständige Spiel DotA 2 von Valve), ein Spiel, dessen Spielregeln nahezu identisch mit League of Legends (LOL) sind. Die Champions oder Helden sehen anders aus und funktionieren anders, aber in der Summe ihrer Fähigkeiten und Rollen (Unterstützer, Angreifer und Verteidiger) ergibt sich das selbe Spielprinzip. Nehmen wir vielleicht Hockey und Eishockey als Vergleich. Das Spielfeld sieht anders aus, auf Eis bewegt es sich schneller, die Menschen sind mehr gepanzert. Aber in beiden Fällen spielen zwei Teams bei ähnlichen Regeln etwas rundes oder flaches mit einem Schläger ins Gegnertor. Außerdem bin ich seit einigen Jahren als Wissenschaftler an einer Universität tätig. Ich hoffe somit, genug Erfahrung von beiden Seiten mitzubringen. Ich fände es unheimlich faszinierend, auf einen derart riesigen Pool an Daten und Messpunkten und steuerbaren Variablen zugreifen zu können. Dieser Schatz, „spielerisch“ an die Daten zu kommen, wie er bei LOL vorhanden ist, hat mich wirklich neidisch gemacht. Ich würde niemals auf der Straße jemand wildfremdes anschnauzen, aber beim Sport, wenn die Emotionen hochkochen, ist mir das jedoch schon passiert. Dann gibt es die Gelbe Karte oder ich flieg raus, Punkt. Es gibt Konsequenzen und man ist nicht anonym. Würde man die gleiche Struktur auf ein online Spiel anwenden wollen, so müsste die Anonymität wegfallen. Aber es ist ein Unterschied, ob Millionen Leute meine Daten sehen können oder nur die 20 Spieler und Schiedsrichter beim Volleyball Match. Hat jemand im Internet heute meinen Namen, dann findet er meinen Wohnort, kann erraten, wo meine Kinder zur Schule gehen und die psychische Bedrohungslage erreicht ein nicht ganz so unerhebliches Level. Ich halte den Weg der Deanonymisierung für falsch. Ja, es wird geflucht, beleidigt, gedroht. Und ich möchte da nichts entschuldigen oder verharmlosen. Ich möchte hingegen den „Nicht-Spielenden“ Lesenden etwas mehr über das „Spielen“ erzählen. Für mich – und wahrscheinlich für sehr viele Menschen mehr – ist DotA, oder Computerspielen an sich, mehr als ein „Spiel“. Es ist ein Hobby und für manch eine(n) eine Passion oder gar (kurzfristiger) Beruf. Manchmal spiele ich zur Entspannung ein Spiel (Einzelspieler, z.B. Civilization 5, ein Aufbaustrategiespiel) gegen den Computer, um nach der Büro- und Laborarbeit abzuschalten. Aber viel öfters „spiele“ ich ein Match gegen Menschen, das bedeutet Anstrengung, (An-)Spannung und Spaß. Ebenso wie ich abends Volleyball spielen gehe, oder Tennis, erholsames Spielen ist das nicht. Und hier möchte ich auf ein paar Dinge aufmerksam machen: 1. Ja, wir können beide Spiele stören oder anhalten, das Einzelspielerspiel gegen den PC, sowie das 5 gegen 5 Mehrspielerspiel im Internet. Wir können ebenso das Hockeyspiel anhalten, aber sowas macht man nicht ohne Grund (z.B. Verletzung bzw. PC abgestürzt). 2. Ja, wir können einen absolut grünen Anfänger mitspielen lassen, aber das tut man nicht. Vorher gibt es Schnupperkurse, oder die Eltern bringen einem die Grundlagen bei, oder man spielt das Tutorial. 3. Ja, es nennt sich Computerspiel, aber es nennt sich auch Fußballspiel, oder Hockeyspiel. Auf dem Hinterhof kicken ist eher spielerisch, aber Verein A gegen B ist ein Wettbewerb.
Es ist eben nicht immer nur ein Spiel. Aber es darf auch kein Kampf sein, bei dem jemand als Mensch bedroht wird. Insofern hoffe ich, dass auf Basis der Forschung Methoden entwickelt werden, die meinem Spiel, meinem Hobby eine bessere Atmosphäre verschaffen. Aber auch ich sehe es kritisch, ob die hier funktionierenden Methoden auch auf einem Schulhof funktionieren. Der dortige Umgangston erinnert mich an die (nicht drohenden) Beleidigungen im Onlinegaming.
Ich habe in einem anderen Artikel mal gelesen, dass man versucht sich dagegen einzusetzen und wenigstens erstmal eine Art "Pausen" für die Rodung anordnet, die über mehrere Monate gehen sollen. Auf lange Sicht betrachtet bringt das sicher auch nichts, aber es ist schonmal ein guter Weg zur Besserung. Man müsste nur weniger fällen als wieder nachwachsen kann, damit sich das System immer noch im Gleichgewicht befinden kann. Das muss auf jeden Fall beachtet werden.
H. sapiens, ein Kulturtier aus Afrika
31.05.2016, Frank Wohlgemuth, TorneschDer leider einzige Satz der Arbeit von Curtis W. Marean, der außerhalb der Bewaffnung allgemein auf die Kultur Bezug nimmt, ist der vorletzte: "Trotzdem sind wir nicht Sklaven unserer Biologie; Kultur kann selbst die stärksten Instinkte übertrumpfen."
Dabei ist der Einfluss der Kultur das eigentlich Neue an unserer Art, das auch über den Zustand der Vermutung längst hinaus ist - jede historische Erfahrung zeigt diese Eigenschaft in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Die Territorialität in Verbindung mit Aggressivität ist eigentlich auch ohne eine neue genetische Komponente eine relativ erwartbare Eigenschaft des Homo sapiens, seit Jane Goodall von den Kriegszügen junger Schimpansenmänner berichtet hat. Und wenn ich mir den historischen Menschen ansehe, so ist der auch als soziales Wesen zu beidem fähig: Maximaler Aggressivität und Grausamkeit genauso wie zu Friedfertigkeit - es hängt von der Kultur ab, in der er lebt.
Was wir außerdem nicht zu vermuten brauchen, weil wir es wissen, ist, dass die Kultur des H. sapiens schneller akkumulierte als die des H. neanderthalensis: Er verfügte schon lange über Projektilwaffen, als der Neandertaler noch nur warf. Dazu passt auch, dass er in der fraglichen Zeit bereits über ein Sprache verfügte. Das wissen wir als seine Nachfahren, wenn wir Dunbars Extrapolation zum Beginn unserer Sprache mit zirka 100 000 vor unserer Zeitrechnung ernst nehmen. Diese Sprache war mit Sicherheit noch nicht von einer Art, dass der damalige H. sapiens sich auch nur mit den alten Griechen hätte unterhalten können, aber sie reichte bestimmt zu einer Synchronisation des Verhaltens in seiner damaligen Bandbreite, und ihre direkten Vorteile etwa bei der Weitergabe handwerklichen Könnens, der Urform aller menschlichen Kultur, reichten auch, eine Koevolution des Gehirns zur Sprache in Gang zu setzen, und mit der Zunahme kulturell definierten Handelns genetische Handlungsmuster in ihrer Bindung zurückzunehmen - dafür, dass das in dieser Art beim Neandertaler genauso funktioniert hätte, haben wir ebenso wenig sichere Belege wie für eine Sprache, die mit der des H. sapiens vergleichbar gewesen wäre. Im Gegenteil: Die nur langsame technologische Weiterentwicklung des Neandertalers seit dem H. heidelbergensis über den Zeitraum bis zum Eintreffen des H. sapiens ist eher ein Hinweis auf geringere sprachliche und damit verbunden auch intellektuelle Fähigkeiten als bei diesem Konkurrenten, sonst wäre H. neanderthalensis über den mehrere tausend Jahre anhaltenden Kontakt zwischen beiden Arten mindestens fähig gewesen, die neue Bewaffnung zu kopieren.
Wenn ich nach diesen Vorüberlegungen Herrn Ockham seine Arbeit tun lasse, dann brauche ich das zusätzlich Aggressions-Gen nicht: Es reicht eigentlich, Dunbars Gossip-These zu verwerfen, die sowieso auf schwachen Füßen steht: Die heutige Hauptnutzung eines Organs ist nicht zwangsläufig die evolutionär ursprüngliche. Wenn wir die Sprache in ihren Anfängen mit Aufgaben versehen, die einen direkten Einfluss auf die Fitness haben, bedeutet das auch einen hohen Selektionswert: eine schnelle Entwicklung sowohl der Sprache selbst als auch der Sprachfähigkeit verbunden mit einer verstärkten Kulturfähigkeit wird dann wahrscheinlich. Soziale Aggression als kulturelle Tradition und innerhalb dieser ein sprachliches Aufheizen und Verbinden der Krieger durch eine Art Kriegsgesang als relativ frühe sprachliche Äußerung könnte das hier postulierte Aggressions-Gen vollständig ersetzen, ohne etwas grundsätzlich Neues einzuführen, das wir vorher nicht schon kannten. Dann wäre es halt weniger Gen als Kultur, was für den Neandertaler das Aus bedeutete.
btw: Wir sind, wie wir sind, und wir sind so, wie wir Geschichte und die Geschichte uns gemacht haben bzw. hat. Dass für uns beschämend sein könnte, was vor 50 000 Jahren zwischen H. sapiens und H. neanderthalensis geschah, halte ich für ausgemachten Unsinn und bei wem solche Gefühle hineinspielen, der sollte vielleicht das Forschungsobjekt wechseln. Oder diesen Satz versuchen zu verinnerlichen: "Trotzdem sind wir nicht Sklaven unserer Biologie; Kultur kann selbst die stärksten Instinkte übertrumpfen." Wir sind weder Sklaven der Biologie noch unserer Vergangenheit. Wir sind in einer Zeit angelangt, in der wir weit gehend selbst bestimmen, nach welchen Regeln wir leben. Wir sind zwar gerade durch unserer Kulturfähigkeit zu großen Verbrechern geworden, aber sie wird trotzdem immer die einzige Chance bleiben, die wir haben.
Widerstandsfähige Seifenblasen
31.05.2016, Hans G. Diederich, DarmstadtLeser und Leserin
30.05.2016, Renate Bischoff, Le Mont-Pèlerin (Schweiz)Erfindergeist und Kooperation
30.05.2016, Adalbert Rabich, DülmenLernen im Schlaf
30.05.2016, Gerhard Schäfer, AdelsdorfViel versprechend, aber korrekturbedürftig
30.05.2016, Eduard Kirschmann, HannoverMenschliches Territorialverhalten zeigt deutliche Parallelen zu demjenigen gewöhnlicher Schimpansen. Es ist daher gewagt anzunehmen, dass Territorialität erst beim Homo sapiens entwickelt wurde. In reichhaltigen Nahrungsressourcen eine Ursache für Territorialität zu vermuten, mag den Theorien mancher Soziobiologen entsprechen, widerspricht aber den Beobachtungen bei Schimpansen. Schimpansen Gruppen nutzen wie andere Primaten auch das Fusion-Fission-Prinzip bei der Nahrungssuche. Ist die Nahrung weit verstreut, dann zerstreuen sich auch die Tiere bei der Suche. Bietet ein Ort dagegen reichlich Nahrung, dann versammelt sich die Gruppe. Solche Versammlungen spielen eine große Rolle für den Zusammenhalt der Gruppen, weil sie der Entfremdung der Tiere untereinander entgegenwirken. Bei den klassischen Studien an frei lebenden Schimpansen am Gombe nutzte Jane Goodall Fütterungen, um die Tiere an die Nähe von Menschen zu gewöhnen. Einige Zeit nach der Beendigung der Fütterungen zerbrach die beobachtete Gruppe in zwei Untergruppen, deren Mitglieder sich aus dem Weg gingen. Mit zunehmender Entfremdung kam es zu Kämpften zwischen den beiden Untergruppen, die so lange andauerten, bis die kleinere ausgelöscht war. Das war die erste Beobachtung derartiger Kämpfe unter frei lebenden Schimpansen. Jane Goodall nahm an, dass der Zerfall der ursprünglichen Gruppe durch die regelmäßigen Fütterungen unterbrochen wurde und nach Beendigung der Fütterungen seinen Lauf nahm. Auch in menschlichen Sozialverbänden spielt das gemeinsame Essen eine wichtige, Gruppenidentität stiftende Rolle und wird daher kulturell gepflegt.
Das bedeutet nicht, dass Territorialität keine Rolle bei der menschlichen Evolution gespielt hat. Meiner Ansicht nach verweist die ausgesprochene Robustizität, die beim Übergang zum Homo erectus parallel zu der körperlichen Spezialisierung auf das Werfen entwickelt wurde darauf, dass Revierkonflikte bereits bei der Entstehung und dem Ausbreitungserfolg des Homo erectus eine zentrale Rolle spielten. Mit zunehmender Wehrhaftigkeit reduzierten sich die Verluste durch Raubfeinde, dies erhöhte den Reproduktionsüberschuss und heizte die Revierkonflikte an. Vermutlich führte beim Homo erectus eine Schimpansen ähnliche, multimaskuline Gruppenstruktur dazu, dass die Revierkämpfe zwischen Gruppen untereinander eng verwandter, kooperierender Männer stattfanden. Auch ich gehe davon aus, dass uns eine „starke Neigung zum koordinierten, gemeinsamen Handeln angeboren ist“ auch eine genetische Prädisposition zur Fremdenfeindlichkeit ist nahe liegend. Ich bezweifle jedoch, dass sich Homo sapiens in dieser Hinsicht von Neandertalern und Denisovanern oder dem späten Homo erectus unterschied. Außerdem genügt diese angeborene Neigung allein bei Weitem nicht, um die „Hyperprosozialität“ des modernen Menschen zu erklären. Ich glaube nicht, dass wir eine angeborene Neigung dazu besitzen „fremden Menschen in Not selbst unter eigener Gefährdung tatkräftig beizustehen“.
Vergleichende Studien an Naturvölkern erlauben Rückschlüsse auf die soziale Organisation der kleinen Gruppe moderner Menschen, von der wir alle abstammen. Wahrscheinlich waren sie – möglicherweise als Erste - in Stammesverbänden organisiert. Das Zusammenleben und die Kooperation in Stammesverbänden werden offensichtlich durch kulturell überlieferte Werte und Normen, Sitten und Gebräuche sichergestellt. Bei der Erklärung, warum es zu derartigen Überlieferungen kam, helfen uns soziobiologische Überlegungen nicht weiter. Die Soziobiologie ist eine reduktionistische Disziplin, die auf der einschränkenden Grundannahme beruht, dass die untersuchten Merkmale genetisch evolviert sind. Kulturelle Merkmale liegen nicht im Zuständigkeitsbereich der Soziobiologen – worauf Richard Dawkins bereits vor 40 Jahren im letzten Kapitel vom „Egoistischen Gen“ hingewiesen hat. Darüber hinausgehende Ansprüche mancher Soziobiologen entbehren nach wie vor einer plausiblen theoretischen Begründung. Menschliches Sozialverhalten funktioniert infolge der zentralen Bedeutung kultureller Überlieferungen seit mindestens 70 000 Jahren nach eigenen Spielregeln und rechtfertigt damit - auch aus evolutionstheoretischer Sicht - eine eigenständige Disziplin: die Soziologie.
Curtis W. Marean hätte daher besser daran getan, bei den Soziologen und nicht bei den Soziobiologen nach Erklärungen für seine „Hyperprosozialität“ zu suchen. Die Soziologie stellt da eine ganze Reihe viel versprechender Theorien bereit, deren Kreis allerdings um den memetischen Nepotismus erweitert werden sollte.
Bei der Entwicklung neuer, kulturell geprägter Gruppenstrukturen könnte die Nutzung von Meeresressourcen in der Tat eine zentrale Rolle gespielt haben – aber anders als vom Autor angenommen. Das reichliche Nahrungsangebot auf engem Raum erlaubte die Entwicklung größerer Verbände, in denen die kulturelle Evolution erst richtig in Fahrt kam. Auf die zentrale Bedeutung der Gruppengröße für die kulturelle Evolution habe ich schon 1999 im „Das Zeitalter der Werfer“ hingewiesen. Die Sprachfähigkeit als Voraussetzung dieser Entwicklung war bereits gegeben. Sie evolvierte wahrscheinlich in den vorangegangenen zwei Millionen Jahren als Reaktion auf die Anpassungen an das Werfen und stellte ein gemeinsames Erbe aller vor 70 000 Jahren lebenden Menschen dar (vielleicht mit Ausnahme des nicht fürs Werfen optimierten Homo floresiensis).
Speerschleudern können für die Überlegenheit der expandierenden Homo sapiens Population im Vergleich zu Neandertalern und Denisovanern eine Rolle gespielt haben, falls es tatsächlich zu Kämpfen gekommen ist. Wenn Homo sapiens jedoch in größeren Gruppen auftrat – wofür einiges spricht, dann haben die Eingeborenen Kämpfe mit diesem zahlenmäßig überlegenen Gegner vermieden (kann man ebenfalls bei Schimpansen beobachten). Die Standardreaktion der Neandertaler auf das Vordringen des Homo sapiens wird das Zurückweichen gewesen sein. Gefolgt von intensivierten Revierkonflikten untereinander. Unsere Vorfahren waren zwar die Ursache für ihr Aussterben – tatsächlich umgebracht haben sie sich aber gegenseitig. Überlegene Waffentechnik spielte dabei keine Rolle.
Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: „Hyperprosozialität“ ist eine nahe liegende und hinreichende Erklärung für den Expansionserfolg einer kleinen Gruppe des Homo sapiens. Die kulturelle Entwicklung der Hyperprosozialität könnte durch die Nutzung von Meeresressourcen eingeleitet worden sein. Der theoretische Vorstoß von Curtis W. Marean ist viel versprechend, leidet jedoch darunter, dass zu wenige Disziplinen berücksichtigt werden. Insbesondere Primatologie und Soziologie fehlen im Instrumentarium des Autors.
Wie steht es mit FOOF?
30.05.2016, Liane MayerSchreibfehler 100 0000?
29.05.2016, Friedrich GebhardtVielen Dank für den Hinweis! Es handelt sich um das 100 000-Fache. Wir haben die entsprechende Textstelle korrigiert.
Beste Grüße, jd/Red
@Bastian
29.05.2016, ThomasSuper-Symmetrie?
28.05.2016, Helmut SchlangIm gängigen Bild von SUSY müssten die Superpartner meines Wissens aber deutlich schwerer sein. Deswegen sucht der LHC bei so hohen Energien.
Banalitäten
28.05.2016, JohnAuch hier gilt: Schön auf dem Teppich bleiben!
27.05.2016, Dominique BoursillonComputerunterstützte Erziehungsmaßnahmen? Benimmregeln nach Gutsherrenart? Solche Entgleisungen haben nichts gut Gemeintes – sie sind Ausdruck des Verfalls einer Gesellschaft und einer feigen Politik, die sich nicht traut allgemeinverbindliche Werte zu schaffen und es jedem, der sich zum Gutmenschen berufen glaubt, überlässt sein eigenes gesellschaftliches Konstrukt zum Besten zu geben. So zensieren Apple, Microsoft oder Instagram Nacktheit und nach deren Auffassung anstößige Inhalte nach eigenem Gutdünken. Dafür wird mit rassistischen Außerrungen oder Mobbing in sozialen Netzwerken sehr großzügig umgegangen.
Es ist äußerst bedenklich einzelnen, demokratisch noch nicht einmal legitimierten Personen, so großen Einfluss auf das Wertekonstrukt der Gesellschaft zu überlassen. Das Versagen der Politik lässt für die Zukunft nichts Gutes ahnen.
Dass Sie als Redaktion diesen Text in dieser plakativen Form durchgehen lassen, ist eine bedenkliche Polarisation. Erst vor Kurzem hatten Sie´s mit den Veganern und anderen (Spässle) Food-Esotherikern. Sicher: Herr Maher genießt volle Meinungsfreiheit, und wenn er sich von unflätigen Äußerungen angegriffen fühlt, so darf er das Kundtun – aber seine Implikationen, auch oder gerade wegen der vermeintlichen wissenschaftlichen Darstellung, sind völlig danebengegriffen und hätten von Ihnen als Redaktion entschärft werden müssen. Das Weinerliche kann ich überschmunzeln. Der Ruf nach Benimm-Nudging bereitet mir unterdies große Sorgen. Wenn Sie diese Polarisierung und den darin eingeschlossenen Verlust von Persönlichkeit und Eigenständigkeit gutheißen, dann muss Ihnen klarwerden wie es seinerzeit große Mehrheiten in der Bevölkerung (auch in der bürgerlich-konservativen Mitte) zum Bolschewismus oder Faschismus hinziehen konnte – und heute traurigerweise wieder tut. Wenn klare Strukturen in der Existenz fehlen, erscheinen einem auch Blender und Despoten als Gutmenschen…
Worauf will ich Hinaus? Natürlich hat Herr Maher recht; die Verrohung von Werten hinterlässt ein ungutes Gefühl bei jedem, der sich einen zivilisierten Umgang mit seinen Mitmenschen wünscht. Aber: Sie können Menschen nicht nach Gutdünken umerziehen. Jeder Mensch ist ein eigenständiges Individuum, das das Recht hat sein Leben nach eigenem Gutbefinden zu gestalten. Erziehung von Werten kann und darf nur im Rahmen demokratischer Strukturen erfolgen. Es ist Sache der Politik Werte zu schaffen und dafür zu sorgen, dass diese Werte unmissverständlich vermittelt und eingehalten werden. Frei nach dem Motto: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ müssen diese Werte zuallererst in der Schule beigebracht werden. Konsequent, kompromisslos und ohne schmusepädagogischen Firlefanz. Politik muss in die Familie, sie muss definieren was falsch ist und dieses Falsche sanktionieren. Es geht also zum einen darum die plumpe und unsachliche Beleidigung an sich zu eliminieren. Diese dient alleine dazu Menschen herabzusetzen (Ar…, bl… Wi…, dum… Ar..lo.. usw.). Wenn man früh lernt, dass das primitiv und asozial ist, dann lernt man gegebenenfalls auch gepflegtere Möglichkeiten seinem Gegenüber die Meinung zu „geigen“. Es geht aber zum anderen auch darum die konnotierte Beleidigung zu eliminieren, die eine Person Beleidigt, indem sie sie einer Gruppe zuordnet (Schwu…, schw… S…, Schlam… usw.). Die Person wird herabgesetzt, weil man ihr einredet sie sei homosexuell oder promisk, und damit suggeriert es sei gar nicht gut so zu sein. Das fördert (möglicherweise sogar ganz ohne jede Absicht) die Intoleranz gegenüber Andersseienden.
Nun, ich sehe nicht, dass hier irgendetwas geschehen wird. Wir begnügen uns mit Aktionismus, der zu nichts führen kann – bis eines Tages der starke Mann wieder vor der Tür steht!
Aber, bis es soweit ist, kann ich Herrn Maher nur einen Rat geben: Er soll sich nicht so anstellen… In Zukunft wird´s nicht besser! Leider!
Wo lagern die Fliegen die Spermien?
27.05.2016, BastianAuf dem Bild sieht es so aus als hätten sie Verkehr
Nicht nur (m)ein Spiel
27.05.2016, SebastianNehmen wir vielleicht Hockey und Eishockey als Vergleich. Das Spielfeld sieht anders aus, auf Eis bewegt es sich schneller, die Menschen sind mehr gepanzert. Aber in beiden Fällen spielen zwei Teams bei ähnlichen Regeln etwas rundes oder flaches mit einem Schläger ins Gegnertor.
Außerdem bin ich seit einigen Jahren als Wissenschaftler an einer Universität tätig. Ich hoffe somit, genug Erfahrung von beiden Seiten mitzubringen. Ich fände es unheimlich faszinierend, auf einen derart riesigen Pool an Daten und Messpunkten und steuerbaren Variablen zugreifen zu können. Dieser Schatz, „spielerisch“ an die Daten zu kommen, wie er bei LOL vorhanden ist, hat mich wirklich neidisch gemacht.
Ich würde niemals auf der Straße jemand wildfremdes anschnauzen, aber beim Sport, wenn die Emotionen hochkochen, ist mir das jedoch schon passiert. Dann gibt es die Gelbe Karte oder ich flieg raus, Punkt. Es gibt Konsequenzen und man ist nicht anonym.
Würde man die gleiche Struktur auf ein online Spiel anwenden wollen, so müsste die Anonymität wegfallen. Aber es ist ein Unterschied, ob Millionen Leute meine Daten sehen können oder nur die 20 Spieler und Schiedsrichter beim Volleyball Match. Hat jemand im Internet heute meinen Namen, dann findet er meinen Wohnort, kann erraten, wo meine Kinder zur Schule gehen und die psychische Bedrohungslage erreicht ein nicht ganz so unerhebliches Level. Ich halte den Weg der Deanonymisierung für falsch.
Ja, es wird geflucht, beleidigt, gedroht. Und ich möchte da nichts entschuldigen oder verharmlosen. Ich möchte hingegen den „Nicht-Spielenden“ Lesenden etwas mehr über das „Spielen“ erzählen.
Für mich – und wahrscheinlich für sehr viele Menschen mehr – ist DotA, oder Computerspielen an sich, mehr als ein „Spiel“. Es ist ein Hobby und für manch eine(n) eine Passion oder gar (kurzfristiger) Beruf.
Manchmal spiele ich zur Entspannung ein Spiel (Einzelspieler, z.B. Civilization 5, ein Aufbaustrategiespiel) gegen den Computer, um nach der Büro- und Laborarbeit abzuschalten. Aber viel öfters „spiele“ ich ein Match gegen Menschen, das bedeutet Anstrengung, (An-)Spannung und Spaß. Ebenso wie ich abends Volleyball spielen gehe, oder Tennis, erholsames Spielen ist das nicht.
Und hier möchte ich auf ein paar Dinge aufmerksam machen:
1. Ja, wir können beide Spiele stören oder anhalten, das Einzelspielerspiel gegen den PC, sowie das 5 gegen 5 Mehrspielerspiel im Internet. Wir können ebenso das Hockeyspiel anhalten, aber sowas macht man nicht ohne Grund (z.B. Verletzung bzw. PC abgestürzt).
2. Ja, wir können einen absolut grünen Anfänger mitspielen lassen, aber das tut man nicht. Vorher gibt es Schnupperkurse, oder die Eltern bringen einem die Grundlagen bei, oder man spielt das Tutorial.
3. Ja, es nennt sich Computerspiel, aber es nennt sich auch Fußballspiel, oder Hockeyspiel. Auf dem Hinterhof kicken ist eher spielerisch, aber Verein A gegen B ist ein Wettbewerb.
Es ist eben nicht immer nur ein Spiel. Aber es darf auch kein Kampf sein, bei dem jemand als Mensch bedroht wird. Insofern hoffe ich, dass auf Basis der Forschung Methoden entwickelt werden, die meinem Spiel, meinem Hobby eine bessere Atmosphäre verschaffen. Aber auch ich sehe es kritisch, ob die hier funktionierenden Methoden auch auf einem Schulhof funktionieren. Der dortige Umgangston erinnert mich an die (nicht drohenden) Beleidigungen im Onlinegaming.
Zum Teil Verbot der Rodung
27.05.2016, Philipphttp://www.holz-bolle.de/html/pellets.html