Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
Das fehlende Verständnis von Wissenschaft ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft und ihr Schulsystem, in dem Kindern von Anfang an Wissenschaften und Bildung durch ein System von Kontrolle und Angst eingepaukt werden sollen und das von Harald Lesch öffentlich "Mist genannt" wird. Besonders Kinder aus bildungsfernen und wirtschaftlich armen Familienleiden darunter. Frage an die Community: Kann es sein, dass hier eine der Ursachen für die steigende Aluhut-Dichte liegt?
25.05.2020, Jean-Pierre de Vera, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
Ich musste doch sehr schmunzeln, als ich diesen Artikel gelesen hatte. Hier wird wieder deutlich, dass die amerikanische Naturwissenschaftliche Community offensichtlich nur sehr wenige Biologen in ihren Expertenkreisen arbeiten lassen oder diese nicht wahrnehmen wollen und auch die Ergebnisse, die wir in Europa zu diesem Thema haben, außer Acht gelassen werden. Sogar eigens getestete Organismen in unserem Labor am Institut für Planetenforschung (DLR) konnten mit wenigen Stunden am Tag (Zeitfenster von maximal 2 Stunden am Morgen und am Abend) nur mit hoher Boden-naher Luftfeuchtigkeit unter simulierten Marsbedingungen Photosynthese betreiben oder die Methanogenen Organismen sogar Methan produzieren, ohne dass dafür in jedem Fall eine Sole von Nöten war. Falls wirklich 14 Tage Sole-Wasser im Jahr auf dem Mars möglich sind, ist das mehr als ausreichend, um Leben auf dem Mars erlauben zu können. Zudem können derart geartete Organismen sich über die Jahrmillionen mit der Anhydrobiose / Dormanz (Schlafzustant) angepasst haben. Auch Organismen, die in der Atacama leben, werden sogar mit 14 Tagen verfügbaren Solewassers im Jahr glücklich und würden prima leben können. Dazu gibt es genügend Literatur und andere Experimente, die das bereits nachweisen konnten. Der Verdacht besteht hier, dass es bei dieser Veröffentlichung mit den hier gezogenen Schlüssen nur wieder um die Unterstützung durch möglichst bestimmte Lobby-Gruppen geht, welche möglichst schnell bemannte Missionen mit möglichst wenig Einhaltung der„Planetary Protection“ Regeln erlauben wollen. So müssten Raumfahrer nicht auf strenge Dekontaminationsregeln achten, die bei der Suche nach extraterrestrischen Leben erforderlich sind.
Wer bestimmt was Wahrheit ist? Leider scheint im Artikel sehr viel eigene Meinung durch, was die Neutralität des Autors in Frage stellt.
"Aber wer klug ist, hört vor allem auf diejenigen, bei denen er vermuten darf, dass sie selbst Widerspruch zur Kenntnis nehmen – und nicht auf die, die irres Zeug schreien, weil sie jede Kritik am eigenen Standpunkt wegschieben."
Hier wird einerseits unterstellt, das die eine Seite Widerspruch tatsächlich zur Kenntnis nimmt, andererseits "schreit die andere Seite irres Zeug". Das klingt leider gar nicht mehr nach neutralem Beitrag. Schade, denn der Ansatz das in vielem oftmals nicht nur ein Körnchen Wahrheit steckt war eigentlich ganz richtig.
Stellungnahme der Redaktion
Lieber Herr Klussmeier,
bei dem Beitrag handelt es sich um eine Kolumne, in der als Meinungsformat die persönlichen Ansichten des Autors selbstverständlich durchscheinen dürfen.
Wann fängt "lügen" an? Man kann wissentlich oder unwissentlich falsche Behauptungen aufstellen, Sachverhalte einseitig darstellen oder beschönigen. Das passiert immer und überall, in der Politik, in der Werbung und auch in der Wissenschaft. Die Menschen müssen kritisch sein und lernen "Lügnern" selbst auf die Schliche zu kommen. Die "Zensur" von Lügen wäre kontraproduktiv, da dies zu eine vermeintliche Verlässlichkeit von Aussagen vorgaukelt.
Ja, es gibt viele unsinnige Theorien zu Verschwörungen. Die pauschale Benutzung des Begriffes "Verschwörungstheorie" in ihrer höchst negativen Konnotation ist allerdings eine anti-intellektuelle Verdammung jeder Infragestellung offizieller Narrative. Davor ist zu warnen. Es sei daran erinnert, dass der Begriff (den Karl Popper gegen den Marxismus einführte) dann von der CIA treibhausmäßig gepusht wurde, als die Skepsis dem offiziellen Narrativ zu Kennedys Ermordung drastisch zunahm: http://www.offene-akademie.org/?p=794 Andreas Schlüter Soziologe, Berlin
Es mag ja auf den ersten Blick durchaus Sinn ergeben, abstruse Verschwörungstheorien zu löschen, um ihnen nicht einen so großen Raum zu geben. Das Problem ist jedoch, wer soll letztlich entscheiden, was fake ist und was echt? Ist dann vielleicht Edward Snowden doch ein russischer Spion? Ist dann jede Diskussion über Mobilfunkstrahlung gleich Verschwörung (dann kann man ja auch die Angabe der SAR Werte zukünftig weg lassen)? Mit der Anmerkung, dass es dann ggf. zwei Standarts gibt, haben Sie durchaus recht, jedoch sollte die Antwort meiner Meinung nach sein, lieber zu viel durchzulassen und ggf. mit Fakten zu kommentieren, als zu viel zu löschen / blockieren. Was meinen Sie wie die Menschen, die den Verschwörungstheoretikern auf den Leim gehen, reagieren, wenn man anfängt, solche Nachrichten zu löschen bzw. die Accounts zu blockieren? Warum kann man sich nicht einfach darauf einigen, die Menschen darauf hinzuweisen, dass im Internet mehr oder weniger jeder schreiben kann, was er will, sprich man nicht alles glaube sollte, was man liest? Wie sehr man der anderen Vertrauen kann bzw. wie ernst man das mit dem "Fakten prüfen" nimmt konnte man gut an der "Schokolade macht schlank" Studie sehen. (https://meedia.de/2015/05/28/die-schoko-luege-bild-focus-co-fallen-auf-fake-studie-herein/)
Zu guter Letzt haben wir meiner Meinung nach viel eher das Problem, dass man gar nicht wirklich lügen muss, um Meinungen zu manipulieren. Es reicht ja wichtige Gegenargumente einfach weg zu lassen. Beispiele gibt es hierfür genug.
Sehr geehrter Herr Dr. Lingenhöhl, sehr geehrte Redaktion,
mit großem Interesse haben wir Ihr Interview mit dem renommierten Virologen Prof. Peter Rottier vom 9.5.2020 auf Spektrum.de gelesen (https://www.spektrum.de/news/sars-und-covid-19/1732972). Obwohl uns natürlich klar ist, dass Interviews die Meinung der interviewten Personen wiedergeben und nicht zwingend die des Interviewers, waren wir bestürzt darüber, dass eine tendenziöse und nicht durch wissenschaftliche Fakten belegte Aussage von Prof. Rottier nicht nur unkommentiert gedruckt wurde, sondern auch noch mit einer Zwischenüberschrift hervorgehoben wurde. Die entsprechende Passage lautet: »Wenn sich eine Fledermaus beim Fliegen an der falschen Stelle erleichtert, zum Beispiel über einem Salat, und der wird dann nicht gründlich gewaschen, dann kann man sich infizieren«. Dazu zeigen Sie das Bild einer einheimischen, streng geschützten Fledermausart. (Anm. d. Red.: Die Hervorhebung wurde zurückgenommen, das Bild entfernt)
Prof. Rottiers Aussage, dass (in Asien vorkommende) Fledermäuse das für Menschen gefährliche Virus Sars-CoV-2 in sich tragen, ist falsch. Lediglich ein Vorläufer dieses Virus (BatCoV RaTG13) wurde in einer asiatischen Fledermausart, Rhinolophus affinis, gefunden (Zhou et al. 2020); dieses potentielle Vorläufer-Virus bindet nicht effizient an die ACE2-Rezeptoren des menschlichen Lungenepithels (Andersen et al. 2020). Zudem haben sich BatCoV RaTG13 und SARS-CoV-2 seit 40-70 Jahren getrennt voneinander entwickelt (Boni et al. 2020). Diese Fakten machen eine direkte Übertragung von Fledermaus zu Mensch äußerst unwahrscheinlich (Zhang & Holmes 2020). Des Weiteren gibt es keine einzige Studie, die nahe legt, dass Fledermäuse über ihren Urin/Kot Menschen mit Coronaviren anstecken könnten.
Die Gefahr für Zoonosen ist dort besonders hoch, wo der Mensch massiv in Ökosysteme eingreift und Lebensräume zerstört (Haymann et al. 2013). Lebensraumschutz und Artenschutz zur Erhaltung funktionaler Zusammenhänge in Ökosystemen sind eine wichtige, wenn nicht gar die entscheidende Maßnahme zum Schutz des Menschen vor zoonotischen Erregern. Angst vor Fledermäusen oder ungewaschenem Salat ist es nicht.
Fledermäuse und Flughunde sind weltweit wichtige Dienstleister in verschiedensten Ökosystemen. Sie regulieren Insektenvorkommen, bestäuben Blüten und breiten die Samen vieler Pflanzenarten aus (Kunz et al. 2011). Neben der zentralen Rolle, die sie dadurch in den meisten Ökosystemen einnehmen, profitiert auch der Mensch direkt vom Vorkommen nächtlicher Dienstleister: durch die Bestäubung von Kulturpflanzen und die Kontrolle von Schadinsekten (Boyles et al. 2011).
In Europa vorkommende Fledermausarten sind alle als besonders schützenswert und manche als stark gefährdet eingeordnet. Sie sind in den Anhängen II und IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gelistet und deshalb in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Eine falsche Berichterstattung bzw. eine effektheischende Darstellung, die unbegründete Ängste in der Bevölkerung verstärkt, zerstört Jahrzehnte mühevoller Arbeit im Fledermausschutz.
Wir würden es daher sehr begrüßen, wenn Spektrum.de in Zukunft differenzierter über dieses sensible Thema berichten würde. Um die von uns befürchteten negativen Konsequenzen der Aussage von Prof. Rottier für einheimische Fledermäuse einzudämmen, würde eine umgehende Richtigstellung seitens Spektrum.de zeigen, dass Sie sich Ihrer Verantwortung gegenüber dem Naturschutz bewusst sind.
Hochachtungsvoll,
PD Dr. Mirjam Knörnschild,
Dr. Martina Nagy
Dr. Ahana Aurora Fernandez
Dr. Simon Ripperger
Lara Burchardt
Eva Mardus
Sophie Holtz
Zitierte Literatur Andersen, K.G., Rambaut, A., Lipkin, W.I., Holmes, E.C. and Garry, R.F., 2020. The proximal origin of SARS-CoV-2. Nature Medicine, 26(4), pp.450-452. Boni, M. F., Lemey, P., Jiang, X., Tsan-Yuk Lam, T., Perry, B., Castoe, T., Rambaut, A., David L Robertson, D.L., 2020. Preprint available at https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.03.30.015008v1 Boyles, J.G., Cryan, P.M., McCracken, G.F. and Kunz, T.H., 2011. Economic importance of bats in agriculture. Science, 332(6025), pp.41-42. Hayman, D.T.S., Bowen, R.A., Cryan, P.M., McCracken, G.F., O’shea, T.J., Peel, A.J., Gilbert, A., Webb, C.T. and Wood, J.L.N., 2013. Ecology of zoonotic infectious diseases in bats: current knowledge and future directions. Zoonoses and Public Health, 60(1), pp.2-21. Kunz, T.H., de Torrez, E.B., Bauer, D., Lobova, T. and Fleming, T.H., 2011. Ecosystem services provided by bats. Europe, 31, p.32. Zhang, Y.Z. and Holmes, E.C., 2020. A genomic perspective on the origin and emergence of SARS-CoV-2. Cell, 181(2), pp.223-227. Zhou, P., Yang, X.L., Wang, X.G., Hu, B., Zhang, L., Zhang, W., Si, H.R., Zhu, Y., Li, B., Huang, C.L. and Chen, H.D., 2020. A pneumonia outbreak associated with a new coronavirus of probable bat origin. Nature, 579(7798), pp.270-273.
13.05.2020, Alfred Krabbe, Bernhard Schulz, Jürgen Wolf vom Deutschen SOFIA Institut
Ihr Artikel „Ist dieses fliegende Teleskop seinen Preis wert?“ wurde zuvor bereits in Nature veröffentlicht und ist für ein renommiertes, naturwissenschaftliches Journal überraschend tendenziell. Der Artikel lässt viele Dinge aus und vergleicht Äpfel mit Birnen, wodurch sich der Gesamteindruck natürlich leicht verschieben lässt.
Der Artikel kritisiert das Stratosphären-Observatorium für Infrarot Astronomie, SOFIA, wegen hoher Kosten bei vergleichsweise geringer Anzahl wissenschaftlicher Publikationen und Zitierungen. Zunächst zu den Kosten: Der Artikel vermittelt den Eindruck SOFIA sei fast so teuer ist wie das Hubble Space Teleskop. Das bezieht sich aber nur auf die Betriebskosten und nicht auf die Gesamtkosten. Rechnet man die Entwicklungs- und Startkosten sowie die Kosten für mehrere Servicemissionen des Space Shuttles bei Hubble hinzu, so erscheint SOFIA dagegen als Schnäppchen.
Der NASA Flagship Mission Review hat SOFIA im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen und bestätigte klar, dass das Observatorium exzellente wissenschaftliche Ergebnisse liefert. Die Kritik erstreckte sich auf die Effizienz des Betriebes und die Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen – nicht auf deren Qualität. Das Projekt arbeitete in den letzten Jahren und insbesondere nach dem Review Bericht verstärkt an der Verbesserung dieser Bereiche. Eine Steigerung des sogenannten Science Output, also der Veröffentlichungen wurde bereits erfolgreich eingeleitet. Leider werden diese positiven Entwicklungen in dem Artikel zugunsten einer dramatischen Darstellung der Situation in dem Artikel weggelassen. Der von Nature beauftragte Vergleich von SOFIA mit Hubble und 29 bodengebundenen Teleskopen ist unredlich, denn die Planung astronomischer Beobachtungen mit dem Flugzeug ist ungleich komplexer als am Boden. Die Messungen und Datenauswertungen im SOFIA Spektralbereich (ca. 1 μm bis 1 mm) sind zudem wesentlich aufwendiger und langwieriger als im Sichtbaren und nahen Infraroten.
SOFIA öffnet derzeit und in absehbarer Zukunft unser einziges Fenster in den astrophysikalisch überaus wichtigen Spektralbereich von 30 bis 300 μm Wellenlänge, der vom Boden nicht zugänglich ist. Das zukünftige James Webb Space Telescope, JWST, wird nur bis etwa 28 μm messen können und die geplanten Projekte SPICA (ESA/JAXA) und Origins (NASA) werden kaum vor 2040 einsatzreif sein. Eine vorzeitige Stilllegung von SOFIA würde die Astrophysik dort, wo Galaxien ihre meiste Energie abstrahlen, wo sich kalte Materie zu Protosternen verdichtet und wo die meisten Spektrallinien zur chemischen Analyse und Messung der Gasdynamik im Universum liegen, für viele Jahre blind machen.
Wir erwarten zusammen mit unseren amerikanischen Kollegen bei NASA und USRA, dass der U.S. Kongress in seinem Haushaltsgesetz für das Finanzjahr 2021 das SOFIA Budget wieder auf etwa 85 Millionen US Dollar festschreibt, wie er es in den vergangenen Jahren bereits – und jeweils entgegen den abweichenden Vorschläge aus dem Weißen Haus – getan hat. SOFIA befindet sich im siebten Jahr seiner nominellen, 20-jährigen Betriebszeit, die in der ursprünglichen Übereinkunft von NASA und dem DLR vereinbart wurde. Das Observatorium betreibt Spitzenforschung und es liefert Spitzenresultate. Anders als ein Satellit wird es als Flugzeugobservatorium sowohl technisch wie wissenschaftlich stetig verbessert. Deshalb ist die Eingangsfrage Ihres Artikels „Ist dieses fliegende Teleskop seinen Preis wert?“ eindeutig mit „JA“ zu beantworten.
Und wieso verlor der Mensch im Laufe der Evolution das VNO? Gibt es dafür eine Erklärung, weshalb er besser "ohne" fährt? Findet ein Baby die Brust der Mutter nicht mehr ohne ihre Hilfe? Oder verkümmert diese Fähigkeit erst im Laufe des Heranwachsens? Hat die Verwechslung mit echten Tier-Pheromonen für die entsprechenden Pflanzen irgendeinen Nutzen?
... für diesen fundierten Kommentar! Herr Lauterbach übertreibt derzeit masslos und ist von Panikmache nicht weit entfernt. Und das vielzitierte Beispiel Schweden zeigt doch, das man Kitas und Schulen nicht unbedingt zusperren muss, um die Pandemie im Griff zu behalten.
als begeisterter Leser Ihrer Kolumne, Physiker, aber - leider - auch Pedant, eine kleine Korrektur: Bei F handelt es sich nicht um eine Kraft, sondern um einen Druck. Sonst ginge die Fläche der Platten ja nicht ein (und die Einheiten kämen auch nicht richtig raus).
Ad 1. Wir sprechen auch von der Geburt und vom Tod eines Sterns. Gewiß, das ist umgangssprachlich, aber es hat da durchaus seine Berechtigung. Man muß nicht alles zum Drama machen. Das Abtöten von Viren muß nicht an die Debatte getackert werden, ob Viren leben.
Ad 2. Netter Kurzüberblick über die Debatte und die Argumente zur Frage, ob Viren leben. Schön auch der Ausblick darauf, diese Debatte überflüssig zu machen. Klar ist, daß Viren weit mehr mit "uns Lebewesen" zu tun hat als mit nem Stein oder ner Redox-Reaktion. Wie man das dann nennt, ist wirklich nachrangig. Ergänzend möchte ich noch darauf verweisen, daß Leben etwas ist, das real entstanden ist und sich seither real verändert hat. Was "da hinzugehört", sollte "dazugehören" und die Definition Leben mitbestimmen, und nicht: wir denken uns ne Definition von Leben aus und entscheiden dann, ob etwas deswegen nicht dazugehört. Das ist zwar schon weitgehend mit dem »ein Lebewesen ist alles, was von einem Lebewesen abstammt« erfaßt, aber der Aspekt, daß das Phänomen Leben die Ursache und nicht das Ergebnis einer Definition von Leben sein kann, war dabei noch nicht bedacht.
Ad 3. Auch Parasiten wie Symbionten verzichten darauf, bestimmte Funktionen, die zu Leben gehören, selbst auszuüben, sondern lassen dies andere ausführen. In diesem Sinne gäbe es nahezu überhaupt kein Leben auf der Erde; denn auch wir greifen für unseren Stoffwechsel nicht auf Wasser, Mineralien, Kohlenstoff... zurück, sondern nutzen die Produkte anderer als "Zwischenprodukte" und betreiben nur noch "Endfertigung". Wenn eine Lebensform eine solche Funktion nun komplett von anderen erledigen läßt, ist das letztlich nur ein gradueller Unterschied. Das "Outsourcing" von Funktionen betreiben praktisch alle Lebensformen, und die Viren haben das nur am weitesten getrieben. - "Allein lebensfähig" ist ja wohl niemand und nichts. Nicht nur die Viren.
Ad 4. Das Autobeispiel ist wirklich sowas von unbedacht, daß ich am liebsten was Unhöfliches gesagt hätte. Wenn A ein Auto hat, B sieht das und will auch eins, dann kauft B sich eins, also führt das Auto von A zum Entstehen eines weiteren Autos. Liegt das am Auto? Nein, es liegt an B. Klar, auch die Virenreproduktion liegt nicht an den Viren, sondern an den Virenreproduzenten. Aber: Nimmt B das Auto von A, liest den Bauplan aus und reproduziert sich so sein eigenes? Am besten noch automatisch, weil das Auto von A den B berührt hat? Nein, wenn ich sage, es liegt nicht am Auto von A, sondern an B, meine ich weit mehr. Denn es liegt nun mal an dem Virus, das an einen Wirt gerät, daß dieser Wirt den Virus repliziert. Auch wenn der Wirt die Arbeit leistet, liegt es nicht an ihm, daß er dies tut. Er hat auch nicht die Freiheit "aber ich will ne andere Farbe, nen Kombi, ne andere Marke, mehr PS". Es wird einfach der Bauplan abgearbeitet, den der Virus einbringt. Es ist der Virus, der sich vermehrt. Aber nicht das Auto, das wird vom Menschen vermehrt.
Ad 5. Viren mögen keine Lebewesen sein, aber durchaus sind sie Leben. Auch Mitochondrien oder Chloroplasten dürften mal Lebewesen, Einzeller gewesen sein, heute sind sie Zellorganellen, also Bestandteile von Lebewesen (Ein- wie Vielzeller). Kann man sie für eigene Lebewesen halten wie die Bakterien der Darmflora? Wohl eher nicht (ich wills dennoch offen lassen). Aber unbestritten handelt es sich um Leben. Mitochondrien sind lebendig (egal ob als Lebewesen, Zellen, Zellbestandteile) und sie sterben / sterben ab.
Es ist die Wissenschaft, die Wissen schafft!
29.05.2020, Markus Peiferunsere Gesellschaft und ihr Schulsystem, in dem Kindern von Anfang an Wissenschaften und Bildung durch ein System von Kontrolle und Angst eingepaukt werden sollen und das von Harald Lesch öffentlich "Mist genannt" wird. Besonders Kinder aus bildungsfernen und wirtschaftlich armen Familienleiden darunter.
Frage an die Community:
Kann es sein, dass hier eine der Ursachen für die steigende Aluhut-Dichte liegt?
Kekule hat heute im DLf Stellung bezogen
29.05.2020, Ludwig Schaberhttps://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/05/29/wieviel_dissens_muss_sein_interview_mit_alexander_dlf_20200529_0811_551e6758.mp3
14 Tage mehr als ausreichend
25.05.2020, Jean-Pierre de Vera, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)Was ist Lüge?
23.05.2020, KaffeeonkelSehr dünnes Eis ...
23.05.2020, Theis Klussmeier"Aber wer klug ist, hört vor allem auf diejenigen, bei denen er vermuten darf, dass sie selbst Widerspruch zur Kenntnis nehmen – und nicht auf die, die irres Zeug schreien, weil sie jede Kritik am eigenen Standpunkt wegschieben."
Hier wird einerseits unterstellt, das die eine Seite Widerspruch tatsächlich zur Kenntnis nimmt, andererseits "schreit die andere Seite irres Zeug". Das klingt leider gar nicht mehr nach neutralem Beitrag. Schade, denn der Ansatz das in vielem oftmals nicht nur ein Körnchen Wahrheit steckt war eigentlich ganz richtig.
Lieber Herr Klussmeier,
bei dem Beitrag handelt es sich um eine Kolumne, in der als Meinungsformat die persönlichen Ansichten des Autors selbstverständlich durchscheinen dürfen.
Herzliche Grüße
Daniela Mocker, Redaktion Spektrum.de
Wir verbieten ja auch keine Parteien oder Werbung
23.05.2020, BennyNarrenfreiheit im Netz
20.05.2020, Andreas SchlüterAndreas Schlüter
Soziologe, Berlin
Wahrheitsministerium
19.05.2020, HolgerMit der Anmerkung, dass es dann ggf. zwei Standarts gibt, haben Sie durchaus recht, jedoch sollte die Antwort meiner Meinung nach sein, lieber zu viel durchzulassen und ggf. mit Fakten zu kommentieren, als zu viel zu löschen / blockieren. Was meinen Sie wie die Menschen, die den Verschwörungstheoretikern auf den Leim gehen, reagieren, wenn man anfängt, solche Nachrichten zu löschen bzw. die Accounts zu blockieren? Warum kann man sich nicht einfach darauf einigen, die Menschen darauf hinzuweisen, dass im Internet mehr oder weniger jeder schreiben kann, was er will, sprich man nicht alles glaube sollte, was man liest?
Wie sehr man der anderen Vertrauen kann bzw. wie ernst man das mit dem "Fakten prüfen" nimmt konnte man gut an der "Schokolade macht schlank" Studie sehen. (https://meedia.de/2015/05/28/die-schoko-luege-bild-focus-co-fallen-auf-fake-studie-herein/)
Zu guter Letzt haben wir meiner Meinung nach viel eher das Problem, dass man gar nicht wirklich lügen muss, um Meinungen zu manipulieren. Es reicht ja wichtige Gegenargumente einfach weg zu lassen. Beispiele gibt es hierfür genug.
Tendenziöse Aussage
15.05.2020, Mirjam KnörnschildSehr geehrter Herr Dr. Lingenhöhl, sehr geehrte Redaktion,
mit großem Interesse haben wir Ihr Interview mit dem renommierten Virologen Prof. Peter Rottier vom 9.5.2020 auf Spektrum.de gelesen (https://www.spektrum.de/news/sars-und-covid-19/1732972). Obwohl uns natürlich klar ist, dass Interviews die Meinung der interviewten Personen wiedergeben und nicht zwingend die des Interviewers, waren wir bestürzt darüber, dass eine tendenziöse und nicht durch wissenschaftliche Fakten belegte Aussage von Prof. Rottier nicht nur unkommentiert gedruckt wurde, sondern auch noch mit einer Zwischenüberschrift hervorgehoben wurde. Die entsprechende Passage lautet: »Wenn sich eine Fledermaus beim Fliegen an der falschen Stelle erleichtert, zum Beispiel über einem Salat, und der wird dann nicht gründlich gewaschen, dann kann man sich infizieren«. Dazu zeigen Sie das Bild einer einheimischen, streng geschützten Fledermausart. (Anm. d. Red.: Die Hervorhebung wurde zurückgenommen, das Bild entfernt)
Prof. Rottiers Aussage, dass (in Asien vorkommende) Fledermäuse das für Menschen gefährliche Virus Sars-CoV-2 in sich tragen, ist falsch. Lediglich ein Vorläufer dieses Virus (BatCoV RaTG13) wurde in einer asiatischen Fledermausart, Rhinolophus affinis, gefunden (Zhou et al. 2020); dieses potentielle Vorläufer-Virus bindet nicht effizient an die ACE2-Rezeptoren des menschlichen Lungenepithels (Andersen et al. 2020). Zudem haben sich BatCoV RaTG13 und SARS-CoV-2 seit 40-70 Jahren getrennt voneinander entwickelt (Boni et al. 2020). Diese Fakten machen eine direkte Übertragung von Fledermaus zu Mensch äußerst unwahrscheinlich (Zhang & Holmes 2020). Des Weiteren gibt es keine einzige Studie, die nahe legt, dass Fledermäuse über ihren Urin/Kot Menschen mit Coronaviren anstecken könnten.
Die Gefahr für Zoonosen ist dort besonders hoch, wo der Mensch massiv in Ökosysteme eingreift und Lebensräume zerstört (Haymann et al. 2013). Lebensraumschutz und Artenschutz zur Erhaltung funktionaler Zusammenhänge in Ökosystemen sind eine wichtige, wenn nicht gar die entscheidende Maßnahme zum Schutz des Menschen vor zoonotischen Erregern. Angst vor Fledermäusen oder ungewaschenem Salat ist es nicht.
Fledermäuse und Flughunde sind weltweit wichtige Dienstleister in verschiedensten Ökosystemen. Sie regulieren Insektenvorkommen, bestäuben Blüten und breiten die Samen vieler Pflanzenarten aus (Kunz et al. 2011). Neben der zentralen Rolle, die sie dadurch in den meisten Ökosystemen einnehmen, profitiert auch der Mensch direkt vom Vorkommen nächtlicher Dienstleister: durch die Bestäubung von Kulturpflanzen und die Kontrolle von Schadinsekten (Boyles et al. 2011).
In Europa vorkommende Fledermausarten sind alle als besonders schützenswert und manche als stark gefährdet eingeordnet. Sie sind in den Anhängen II und IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gelistet und deshalb in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Eine falsche Berichterstattung bzw. eine effektheischende Darstellung, die unbegründete Ängste in der Bevölkerung verstärkt, zerstört Jahrzehnte mühevoller Arbeit im Fledermausschutz.
Wir würden es daher sehr begrüßen, wenn Spektrum.de in Zukunft differenzierter über dieses sensible Thema berichten würde. Um die von uns befürchteten negativen Konsequenzen der Aussage von Prof. Rottier für einheimische Fledermäuse einzudämmen, würde eine umgehende Richtigstellung seitens Spektrum.de zeigen, dass Sie sich Ihrer Verantwortung gegenüber dem Naturschutz bewusst sind.
Hochachtungsvoll,
PD Dr. Mirjam Knörnschild,
Dr. Martina Nagy
Dr. Ahana Aurora Fernandez
Dr. Simon Ripperger
Lara Burchardt
Eva Mardus
Sophie Holtz
Zitierte Literatur
Andersen, K.G., Rambaut, A., Lipkin, W.I., Holmes, E.C. and Garry, R.F., 2020. The proximal origin of SARS-CoV-2. Nature Medicine, 26(4), pp.450-452.
Boni, M. F., Lemey, P., Jiang, X., Tsan-Yuk Lam, T., Perry, B., Castoe, T., Rambaut, A., David L Robertson, D.L., 2020. Preprint available at https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.03.30.015008v1
Boyles, J.G., Cryan, P.M., McCracken, G.F. and Kunz, T.H., 2011. Economic importance of bats in agriculture. Science, 332(6025), pp.41-42.
Hayman, D.T.S., Bowen, R.A., Cryan, P.M., McCracken, G.F., O’shea, T.J., Peel, A.J., Gilbert, A., Webb, C.T. and Wood, J.L.N., 2013. Ecology of zoonotic infectious diseases in bats: current knowledge and future directions. Zoonoses and Public Health, 60(1), pp.2-21.
Kunz, T.H., de Torrez, E.B., Bauer, D., Lobova, T. and Fleming, T.H., 2011. Ecosystem services provided by bats. Europe, 31, p.32.
Zhang, Y.Z. and Holmes, E.C., 2020. A genomic perspective on the origin and emergence of SARS-CoV-2. Cell, 181(2), pp.223-227.
Zhou, P., Yang, X.L., Wang, X.G., Hu, B., Zhang, L., Zhang, W., Si, H.R., Zhu, Y., Li, B., Huang, C.L. and Chen, H.D., 2020. A pneumonia outbreak associated with a new coronavirus of probable bat origin. Nature, 579(7798), pp.270-273.
SOFIA öffnet unser einziges Fenster in den Spektralbereich
13.05.2020, Alfred Krabbe, Bernhard Schulz, Jürgen Wolf vom Deutschen SOFIA InstitutIhr Artikel „Ist dieses fliegende Teleskop seinen Preis wert?“ wurde zuvor bereits in Nature veröffentlicht und ist für ein renommiertes, naturwissenschaftliches Journal überraschend tendenziell. Der Artikel lässt viele Dinge aus und vergleicht Äpfel mit Birnen, wodurch sich der Gesamteindruck natürlich leicht verschieben lässt.
Der Artikel kritisiert das Stratosphären-Observatorium für Infrarot Astronomie, SOFIA, wegen hoher Kosten bei vergleichsweise geringer Anzahl wissenschaftlicher Publikationen und Zitierungen. Zunächst zu den Kosten: Der Artikel vermittelt den Eindruck SOFIA sei fast so teuer ist wie das Hubble Space Teleskop. Das bezieht sich aber nur auf die Betriebskosten und nicht auf die Gesamtkosten. Rechnet man die Entwicklungs- und Startkosten sowie die Kosten für mehrere Servicemissionen des Space Shuttles bei Hubble hinzu, so erscheint SOFIA dagegen als Schnäppchen.
Der NASA Flagship Mission Review hat SOFIA im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen und bestätigte klar, dass das Observatorium exzellente wissenschaftliche Ergebnisse liefert. Die Kritik erstreckte sich auf die Effizienz des Betriebes und die Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen – nicht auf deren Qualität. Das Projekt arbeitete in den letzten Jahren und insbesondere nach dem Review Bericht verstärkt an der Verbesserung dieser Bereiche. Eine Steigerung des sogenannten Science Output, also der Veröffentlichungen wurde bereits erfolgreich eingeleitet. Leider werden diese positiven Entwicklungen in dem Artikel zugunsten einer dramatischen Darstellung der Situation in dem Artikel weggelassen. Der von Nature beauftragte Vergleich von SOFIA mit Hubble und 29 bodengebundenen Teleskopen ist unredlich, denn die Planung astronomischer Beobachtungen mit dem Flugzeug ist ungleich komplexer als am Boden. Die Messungen und Datenauswertungen im SOFIA Spektralbereich (ca. 1 μm bis 1 mm) sind zudem wesentlich aufwendiger und langwieriger als im Sichtbaren und nahen Infraroten.
SOFIA öffnet derzeit und in absehbarer Zukunft unser einziges Fenster in den astrophysikalisch überaus wichtigen Spektralbereich von 30 bis 300 μm Wellenlänge, der vom Boden nicht zugänglich ist. Das zukünftige James Webb Space Telescope, JWST, wird nur bis etwa 28 μm messen können und die geplanten Projekte SPICA (ESA/JAXA) und Origins (NASA) werden kaum vor 2040 einsatzreif sein. Eine vorzeitige Stilllegung von SOFIA würde die Astrophysik dort, wo Galaxien ihre meiste Energie abstrahlen, wo sich kalte Materie zu Protosternen verdichtet und wo die meisten Spektrallinien zur chemischen Analyse und Messung der Gasdynamik im Universum liegen, für viele Jahre blind machen.
Wir erwarten zusammen mit unseren amerikanischen Kollegen bei NASA und USRA, dass der U.S. Kongress in seinem Haushaltsgesetz für das Finanzjahr 2021 das SOFIA Budget wieder auf etwa 85 Millionen US Dollar festschreibt, wie er es in den vergangenen Jahren bereits – und jeweils entgegen den abweichenden Vorschläge aus dem Weißen Haus – getan hat.
SOFIA befindet sich im siebten Jahr seiner nominellen, 20-jährigen Betriebszeit, die in der ursprünglichen Übereinkunft von NASA und dem DLR vereinbart wurde. Das Observatorium betreibt Spitzenforschung und es liefert Spitzenresultate. Anders als ein Satellit wird es als Flugzeugobservatorium sowohl technisch wie wissenschaftlich stetig verbessert. Deshalb ist die Eingangsfrage Ihres Artikels „Ist dieses fliegende Teleskop seinen Preis wert?“ eindeutig mit „JA“ zu beantworten.
Verlust des Vomeronasal-Organs beim Menschen und Menschenaffen
08.05.2020, KatinkaFindet ein Baby die Brust der Mutter nicht mehr ohne ihre Hilfe? Oder verkümmert diese Fähigkeit erst im Laufe des Heranwachsens?
Hat die Verwechslung mit echten Tier-Pheromonen für die entsprechenden Pflanzen irgendeinen Nutzen?
Herzlichen Dank ...
07.05.2020, Jochen EnglerHerr Lauterbach übertreibt derzeit masslos und ist von Panikmache nicht weit entfernt. Und das vielzitierte Beispiel Schweden zeigt doch, das man Kitas und Schulen nicht unbedingt zusperren muss, um die Pandemie im Griff zu behalten.
Was wurde aus den Kindern?
05.05.2020, Daniela von DahlDruck statt Kraft
03.05.2020, Rainer Wankeals begeisterter Leser Ihrer Kolumne, Physiker, aber - leider - auch Pedant, eine kleine Korrektur: Bei F handelt es sich nicht um eine Kraft, sondern um einen Druck. Sonst ginge die Fläche der Platten ja nicht ein (und die Einheiten kämen auch nicht richtig raus).
Viele Grüße,
Rainer Wanke
paar Anmerkungen
01.05.2020, Pertti ValkonenAd 2. Netter Kurzüberblick über die Debatte und die Argumente zur Frage, ob Viren leben. Schön auch der Ausblick darauf, diese Debatte überflüssig zu machen. Klar ist, daß Viren weit mehr mit "uns Lebewesen" zu tun hat als mit nem Stein oder ner Redox-Reaktion. Wie man das dann nennt, ist wirklich nachrangig. Ergänzend möchte ich noch darauf verweisen, daß Leben etwas ist, das real entstanden ist und sich seither real verändert hat. Was "da hinzugehört", sollte "dazugehören" und die Definition Leben mitbestimmen, und nicht: wir denken uns ne Definition von Leben aus und entscheiden dann, ob etwas deswegen nicht dazugehört. Das ist zwar schon weitgehend mit dem »ein Lebewesen ist alles, was von einem Lebewesen abstammt« erfaßt, aber der Aspekt, daß das Phänomen Leben die Ursache und nicht das Ergebnis einer Definition von Leben sein kann, war dabei noch nicht bedacht.
Ad 3. Auch Parasiten wie Symbionten verzichten darauf, bestimmte Funktionen, die zu Leben gehören, selbst auszuüben, sondern lassen dies andere ausführen. In diesem Sinne gäbe es nahezu überhaupt kein Leben auf der Erde; denn auch wir greifen für unseren Stoffwechsel nicht auf Wasser, Mineralien, Kohlenstoff... zurück, sondern nutzen die Produkte anderer als "Zwischenprodukte" und betreiben nur noch "Endfertigung". Wenn eine Lebensform eine solche Funktion nun komplett von anderen erledigen läßt, ist das letztlich nur ein gradueller Unterschied. Das "Outsourcing" von Funktionen betreiben praktisch alle Lebensformen, und die Viren haben das nur am weitesten getrieben. - "Allein lebensfähig" ist ja wohl niemand und nichts. Nicht nur die Viren.
Ad 4. Das Autobeispiel ist wirklich sowas von unbedacht, daß ich am liebsten was Unhöfliches gesagt hätte. Wenn A ein Auto hat, B sieht das und will auch eins, dann kauft B sich eins, also führt das Auto von A zum Entstehen eines weiteren Autos. Liegt das am Auto? Nein, es liegt an B. Klar, auch die Virenreproduktion liegt nicht an den Viren, sondern an den Virenreproduzenten. Aber: Nimmt B das Auto von A, liest den Bauplan aus und reproduziert sich so sein eigenes? Am besten noch automatisch, weil das Auto von A den B berührt hat? Nein, wenn ich sage, es liegt nicht am Auto von A, sondern an B, meine ich weit mehr. Denn es liegt nun mal an dem Virus, das an einen Wirt gerät, daß dieser Wirt den Virus repliziert. Auch wenn der Wirt die Arbeit leistet, liegt es nicht an ihm, daß er dies tut. Er hat auch nicht die Freiheit "aber ich will ne andere Farbe, nen Kombi, ne andere Marke, mehr PS". Es wird einfach der Bauplan abgearbeitet, den der Virus einbringt. Es ist der Virus, der sich vermehrt. Aber nicht das Auto, das wird vom Menschen vermehrt.
Ad 5. Viren mögen keine Lebewesen sein, aber durchaus sind sie Leben. Auch Mitochondrien oder Chloroplasten dürften mal Lebewesen, Einzeller gewesen sein, heute sind sie Zellorganellen, also Bestandteile von Lebewesen (Ein- wie Vielzeller). Kann man sie für eigene Lebewesen halten wie die Bakterien der Darmflora? Wohl eher nicht (ich wills dennoch offen lassen). Aber unbestritten handelt es sich um Leben. Mitochondrien sind lebendig (egal ob als Lebewesen, Zellen, Zellbestandteile) und sie sterben / sterben ab.