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Kommentare - - Seite 1025

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Ja, Sie müssen glauben.

    10.04.2009, Klaus D. Witzel, Peine/St
    Solange Sie irgendwelche wildfremden Menschen in irgendeiner Form zum Lachen (oder einfach nur zum Lächeln) bringen können, müssen Sie glauben.


    Das hat m.E. nichts mit Parapsychologie, "außersinnlicher Wahrnehmung oder Einfluss" zu tun (und ich meine auch das Lachen an sich -- nicht etwa Sie persönlich oder Ihren Beitrag oder uns, die Leser).


    Und anstatt wildfremde Menschen zum Lachen zu bringen, können diese natürlich auch zum Hassen, zum Verehren, zum Beipflichten und zum Ablehnen, usw. gebracht werden. Da ist zwar i.d.R. etwas schwieriger zu bewerkstelligen, insbesondere wenn auch noch Langfristigkeit gewünscht wird, aber es geht.


    Jemand der das beherrscht, der herrscht.
  • Gott ist überall

    09.04.2009, Dipl.-Ing. Manfred Schlabbach, Berlin
    Mit großem Interesse habe ich den Aufsatz von Herrn Boyer gelesen.

    Er ist von unterschiedlichen Seiten an die Aufgabe herangegangen und hat in vielen Richtungen die Grenzen genannt, die weiteren Erkenntnissen im Wege stehen. Aber gerade dort, wo es spannend wird, hat er sich nicht getraut, wie es scheint, einen mutigen Schritt weiter zu gehen.


    Deshalb möchte ich doch einige Überlegungen anfügen. Bei der Aufzählung der relevanten Wissenschaftsbereiche: kognitive Psychologie, Neurowissenschaften, Kulturanthropologie und Archäologie, fehlt der eigentlich diesem Thema am nächsten liegende Fachbereich, die Parapsychologie. Leider ist dieses interessante Fach immer noch mit dem Makel mangelnder Seriosität behaftet, und das nicht zu Unrecht, die Suche nach wissenschaftlicher Literatur hierzu ist äußerst mühsam. Die untern genannte Quelle bringt ein wenig Ordnung in die Vielfalt der paranormalen Erscheinungsformen.


    Die Kernaussage der Parapsychologie sehe ich in Paveses Satz "Das Unterbewusste ist eine autonome Intelligenz". Gemeint ist damit das persönliche Unbewusste im Gegensatz zum kollektiven Unbewussten. Autonom deshalb, weil das Bewusstsein im Allgemeinen keinen Zugang zu den Ergebnissen der hier verarbeiteten Sinneseindrücke und zu den daraus abgeleiteten Konsequenzen für das Verhalten hat. Die Sinneseindrücke werden durch dieselben Organe erfasst, die auch das bewusste Denken nutzt. Der Begriff der Intelligenz deutet hier auf die hohe Leistungsfähigkeit dieses versteckten Teils unseres Gehirns hin. Diese Intelligenz liegt nach Pavese bei den meisten Menschen weit über der bewusst erfahrbaren Denkleistung des Individuums. Ein einfaches Beispiel: Während eines Fußball-Länderspiels Deutschland gegen Liechtenstein im März 2009 nahm einer der Spieler einen zugespielten Ball direkt und schoss ihn aus etwa 15 Meter Entfernung präzise in die obere Torecke. Dieser Spieler hatte das so oft geübt bis die gesamte hochkomplizierte Berechnung eines solchen Schusses im Unbewussten ablief. Mit Intelligenz hat das nichts zu tun? Hat es doch. Das Gehirn muss nämlich erst ein Programm für die Berechnung entwickeln und immer wieder ändern, deshalb dauert das Trainieren so lange bis es perfekt klappt. Von einer derartigen Rechenleistung sind die modernsten Computer immer noch um mehrere Größenordnungen entfernt. Das wird besonders klar, wenn man versucht, ein entsprechendes Computerprogramm für einen Roboter zu schreiben. Wenn ich selbst, als völlig untrainierter Nichtfußballer, in ähnlicher Entfernung vor dem leeren Tor stehen würde, könnte ich möglicherweise mit dem Fuß fünf von zehn still liegenden Bällen irgendwo zwischen die beiden Pfosten rollen. Das hätte ich dann nur mit der mir zur Verfügung stehenden bewussten Kenntnis der Physik getan.


    Das menschliche Gehirn hat sich in vielen hundert Millionen Jahren entwickelt. Das Bewusstsein der Primaten gibt es erst seit wenigen Millionen Jahren. Die autonome Intelligenz ist also viel älter als die Menschheit. Sie ist so alt, dass in ihrem organischen Aufbau vermutlich Erinnerungen an die Anfänge der lebendigen Welt gespeichert sind. Seit der Entwicklung des Bewusstseins hat es lange gedauert, bis der Mensch zu ahnen begann, dass da etwas ist, was ihn zu lenken scheint, sein Handeln und das seiner Mitmenschen beeinflusst. Das bewusste Denken war und ist bis heute kaum in der Lage seine eigene Herkunft zu erkennen. Der Begriff des Übernatürlichen beschreibt nur die Verwirrung, in die unser bewusstes Denken gerät, wagt es sich an mögliche Erklärungen für die merkwürdigen Phänomene, die uns, oder zumindest dem aufmerksamen Beobachter, jeden Tag begegnen.


    Schon seit Urzeiten hat der Mensch nach Möglichkeiten gesucht, mit dem erahnten unheimlichen Gegenüber seiner Existenz in Verbindung zu treten. Ob dieses Ziel durch rhythmisches Tanzen oder Stampfen, die Einnahme von Drogen, Meditation oder Gebete erreicht wird, in allen Fällen ist es eine Art Trance, Verzückung, Bewusstseinserweiterung oder Versenkung, die zu besonderen Erlebnissen führt. Aber nicht jedem ist es gegeben, dieses Ziel zu erreichen. Spirituelle Medien, Hellseher, Medizinmänner oder Schamanen sind wegen ihrer besonderen Fähigkeiten hoch geachtete oder gar gefürchtete Personen, auch heute noch.


    Gott ist nicht irgendein bärtiger alter Mann irgendwo im Universum, das wissen wir inzwischen. Die Kirche gibt uns keine erschöpfende Antwort auf diese Frage. Er ist überall, wird allgemein angenommen. Aber ist er auch noch dann überall, wenn es keine Menschen mehr gibt? Oder ist die Existenz Gottes womöglich doch an die der Menschheit gebunden? Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen unserer Vorstellung von Gott und der unbewussten autonomen Intelligenz, die mit unseren eigenen Augen sieht, mit unseren eigenen Ohren hört und mit unseren eigenen Händen fühlt, was wir tun, die alles weiß, was wir wissen, vor der wir nichts verbergen können, und die uns mit der Hölle eines schlechten Gewissens bestraft, wenn wir gegen das innere moralische Gesetz verstoßen? Ist es denn so fernab liegend, dass Gott viel mehr in uns ist, in jedem einzelnen Menschen? Hat "Er" seinen Sitz in dem sich im Laufe von Hunderten von Millionen Jahren entwickelten und hoch leistungsfähigen Teil unseres Gehirns, dessen Tätigkeit nicht in unser Bewusstsein dringt, und das dennoch einen großen Teil unseres Verhaltens bestimmt? Wenn Gott überall ist, dann ist er auch in uns. Falls wir alle diese Fragen mit Ja beantworten können, dann haben wir gar keine andere Wahl als zu glauben. Die Leugnung der Existenz eines Allmächtigen wäre so absurd wie die Leugnung der Existenz unseres rechten Armes.


    Es ist die Überlegung wert. Ist Religion bzw. religiöses Handeln im weitesten Sinn nicht einfach der menschliche Versuch mit dem eigenen oder dem kollektiven Unbewussten per Gebet in Kontakt zu treten, so wie etwa das Autogene Training mit seinen Formeln? Ist Gott womöglich nichts anderes als die ",autonome Intelligenz"? Sicher, eine ketzerische Frage. Aber wie viel angenehmer ist es doch, zu wissen als "nur" glauben zu müssen, dass unsere Gebete erhört werden.


    Religionsführer haben in der Geschichte oft das Bestreben gezeigt, zum Zweck des Zuwachses der eigenen Macht, ihre Anhänger von den einfachen Tatsachen in die Richtung eines vagen und nicht angreifbaren Glaubens zu führen, zu dem nur sie direkten Zugang haben, mit fatalen Folgen für die Skeptiker, die als Ketzer, Ungläubige, Atheisten oder Heiden gebrandmarkt werden. Deshalb ist auch im aufgeklärten 21. Jahrhundert noch die vorsichtige Zurückhaltung bei der Behandlung dieses Themas zu spüren. Pavese ist sich dieser Problematik in seinem Vorwort von Dr. theol. Alfred Läpple durchaus bewusst.


    Alle diese Überlegungen, wenn sie sich denn auch nur zum Teil als richtig erweisen könnten, haben keinen Einfluss auf die Tradition der christlichen Kirche. Für die Gläubigen der monotheistischen Religionen ist es unerheblich, wo die um Beistand gebetene Allmacht ihren Sitz hat, wenn sie im Gebet doch die Zuversicht vermitteln kann, erhört zu werden.


    Literatur:

    Handbuch der Parapsychologie

    Armando Pavese

    Bechtermünz-Weltbild - Augsburg 1992

    ISBN 3-86047-748-X



  • Zum Leserbrief von Dr. Grab in sdw 3/09

    09.04.2009, Endre Toronszky
    In diesem Kontext passend, habe ich im Oktober 2008
    für mich Folgendes notiert:


    Die Finanz-/Wirtschaftswelt ist physikalisch betrachtet ein sog."Nichtlineares dynamisches System" (z.B.:Klima). Die darin befindlichen Regelkreise werden mit Differentialgleichungen beschrieben und diese haben unendlich viele Lösungen. Zu einem bestimmten Input lässt sich kein Output zuordnen. Kleinster Input kann höchste, unberechenbare Auswirkunen haben, und vice versa (Flügelschlag eines Schmetterlings in Australien, Tsunami in Indonesien). Bezeichnend für solche Systeme ist, dass Dämpfungen eingebaut sind, die das System schützen, da sonst diese durch Resonanzerscheinungen zerstört würden.


    Aus dem Finanzsystem sind heutzutage alle Dämpfungen entfernt worden. Zudem wurden die Systeminstabilitäten durch excessive Nutzung der Computertechnik (kürzeste Zugriffmöglichkeiten) gewaltig erhöht, so dass das System zwangsläufig zerstört werden muss. In diesem Fall sprechen wir von Weltfinanzkrise.

    Es gab Bemühungen, mehr Dämpfung in das System einzubauen (Tobin-Steuer: Kapitalströme nach Ausland zu besteuern, aus niedrigsten Kursänderungen sich ergebenden Gewinne zu versteuern und ähnliches mehr), dies war jedoch nicht möglich, weil die neoliberale Wirtschaftswelt dies nicht zuließ!

    Es wird uns eingeredet, dass periodische Krisen unvermeidlich sind.
    Dies ist nicht wahr! Nur Dämpfung müsste man haben!

  • Ideen und Voraussagen des Ehepaars Görnitz

    09.04.2009, Karl Vörckel
    Man kann zu den Ideen des Ehepaars Görnitz unterschiedliche Meinung haben, aber man sollte sie doch erst einmal kennen lernen. Dazu sollte eine Rezension wenigstens die allerzentralsten Begriffe eines Buches nennen und erklären:


    Unter "abstrakter Quanteninformation" oder Protyposis verstehen die Görnitz eine Information, die nicht als Zeichen aus einem Zeichenvorrat Bedeutung hat, sondern alles in sich begreift, was gewusst werden kann.


    Diese Protyposis ist quantifizierbar über die Information, die verloren geht, wenn eine Masse in ein Schwarzes Loch von der Größe des Universums fällt. Ein Proton kommt nach der von Görnitz entwickelten Gleichung auf eine abstrakte Quanteninformation von 10 hoch 41 Bit; diesen Wert schätzte schon C.F. von Weizsäcker ab.


    Was die Görnitz über Biologie, Gehirn und Geistesgeschichte sagen, kann man nicht verstehen (und kritisieren) ohne den Begriff der "dynamischen Schichtenstruktur" des Kosmos. Damit ist die wechselseitige Bedingtheit von klassischen und holistischen Erscheinungen in jedem Ereignis gemeint.


    Schließlich macht Görnitz auch kosmologische und wissenschaftsgeschichtliche Voraussagen; seine Theorien sind also über kurz oder lang testbar.


    Das ist wenig Information über die Quanteninformation, aber dieses Minimum sollte schon bei der Kaufentscheidung für oder gegen das Buch berücksichtigt werden.

  • Christlicher Glaube und Evolutionslehre

    09.04.2009, Dr. Alfons Hack, Grafing
    Erstaunlich, wie Theologen immer wieder irgendjemand, irgendetwas aus dem Hut zaubern, das den verblüfften Zuschauer die fatale Rolle vergessen lassen soll, die die christlichen Kirchen in der Geschichte, auch in der Geschichte der Naturwissenschaften gespielt haben. Was ist mit all den Verleumdungen und Verdrehungen der darwinschen Evolutionstheorie, die Theologen in den letzten 150 Jahren von sich gaben und immer noch von sich geben?


    Da glaubte ein längst in Vergessenheit geratener Zoologe und Kleiderfabrikant des 19. Jahrhunderts in angeblicher Anlehnung an Darwin in der Geschichte der Weltreligionen eine Entwicklung zu erkennen, an deren Gipfel – wen wundert’s - das Christentum stehen soll. Und schon sollen christlicher Glaube und Evolutionslehre miteinander im Einklang sein? Geht´s noch simpler?


    Anscheinend ja, wenn man uns nämlich William Paley, der mit seinem Gottesbeweis vom Uhrmachergott zum geistigen Stammvater aller Intelligent Design Anhänger wurde, als Konzeptgeber für die Evolutionslehre verkaufen will. Eine der großen intellektuellen Leistungen Darwins bestand sicher darin, sich von der statischen Natursicht Paleys loszulösen. Erst dadurch wurde sein Blick frei, das Evolutionsgeschehen wahrzunehmen.
  • Nur den eigenen kurzfristigen Vorteil im Auge haben

    09.04.2009, Jörg Michael, Hannover
    Die theoretischen Überlegungen von Herrn Broome sind gut und schön, lassen aber die Frage außer Acht, wie mit dem allgegenwärtigen politischen Querelen umgegangen werden soll.


    In der Praxis sieht es nämlich leider so aus, dass beispielsweise bei den Fangquoten für die Kabeljaubestände der Nordsee entgegen den Warnungen von Experten der EU seit
    Jahr und Tag eine deutliche Überfischung genehmigt wird. Den Beständen hat dies gelinde gesagt nicht gutgetan. Bei einer durchgehend nachhaltigen Bewirtschaftung könnten daher die heutigen Fangquoten 4- bis 5-mal höher sein.


    Die Ursachen sollten klar sein:
    Fischer wollen im Hier und Jetzt überleben. Dass sie sich damit den eigenen Ast absägen, interessiert offenbar weniger. Und Politiker wollen wiedergewählt werden, und sind daher eher geneigt, Konflikte zu vermeiden und nachzugeben.


    Hier haben wir also ein klares Beispiel dafür, dass selbst bei einem Zeithorizont von ca. 20 bis 30 Jahren alle Beteiligten nur ihren eigenen kurzfristigen Vorteil im Auge haben und nicht willens sind, langfristig zu denken und vor allem zu handeln.

    Es wäre naiv zu erwarten, dass es bei längeren Zeiträumen, wie sie beim Klimawandel zu berücksichtigen sind, besser läuft.

  • Hohes Lob

    09.04.2009, Herbert Kern, Dogern

    Dieser Artikel war wieder ein Highlight Ihrer Zeitschrift und mit Abstand der beste der Serie Mathematik. Fast entschuldigend erwähnen Sie eingangs den hohen Abstraktionsgrad der anderen Beiträge dieser Serie, bei welchen sich dem Durchnittsmathematiker der praktische Nutzen nur schwer erschlossen hat. Anders der Beitrag von Thomas Sonar zu den Navier-Stokes-Gleichungen. Dem Autor gelang es hervorragend, dem Leser den praktischen Wert dieses Zweigs der Mathematik bei den Problemstellungen der Technik zu offenbaren und gleichzeitig aufzuzeigen, weshalb das Navier-Stokes-Problem noch auf der Jahrhundertliste steht.
  • Gilt Nicht-Falsifizierbarkeit für gesamte Philosophie?

    09.04.2009, Prof. Paul Kalbhen, Gummersbach
    Angesichts der Leserbriefe und Diskussionen zu diesem Beitrag drängt sich mir folgende unbedarfte Frage auf:


    Gilt die "Nicht-Falsifizierbarkeit" von Ideologien bzw. Spekulationen - im Sinne nicht widerlegbarer Maximen - nicht auch für die gesamte Philosophie und damit für Karl Poppers Aussage selbst?

  • Zufall ermöglicht tatsächlich erst die Freiheit

    09.04.2009, Dr. Gunter Berauer, München
    Ich kann dem Kommentar von Herrn Professor Kalbhen nur voll zustimmen. Bei einer freien Entscheidung ist - und darin sind sich wohl alle einig - das Ergebnis nicht vollständig zwangsläufig und damit nicht sicher vorhersagbar. Etwas nicht sicher Vorhersagbares wird in den Wissenschaften aber als Zufall bezeichnet, und damit gründet Freiheit zweifellos im Zufall. Da wir in dieser Welt keinen anderen als den quantenmechanischen Zufall gefunden haben, gründet Freiheit eben in dem quantenmechanischen Zufall und in sonst nichts. Auch das Quantenspiel der Gedankenfreiheit ist real. Man kann sogar rechnerisch abschätzen, wie viele zufällige Aktionspotenziale pro Sekunde mindestens durch unser Gehirn zucken, die permanent unsere Phantasie und Freiheit beflügeln. Es sind sehr viele, und alle diese sind, u.a. über das thermische Rauschen, letztlich quantenmechanisch verursacht.

  • Lebewesen ohne zweite Körperöffnung

    09.04.2009, Michael Gansera
    Herrn Springers Einwürfe lese ich jeden Monat mit viel Vergnügen. Er äußerst sich stets sehr belesen und scharfsinnig – im Februarheft aber leider ohne das nötige zoologische Basiswissen. So sind Schwämme (Porifera) ganz sicher nicht kugelsymmetrisch, wie Herr Springer schreibt. Richtig wäre der Begriff radiärsymmetrisch, genaugenommen primär radiärsymmetrisch – und dieser Begriff gilt für Quallen und Korallen (Coelenterata), auch Hohltiere genannt, nicht für die völlig symmetrielosen Schwämme. Streng zu unterscheiden sind davon die sekundär radiärsymmetrischen Tiere wie etwa die Stachelhäuter (Echinodermata), zu denen Seesterne, Seeigel und Seegurken gehören.


    Organismen ohne zweite Leibesöffnung sind eine altbekannte Tatsache. Da wären zum einen die Hohltiere, die primär nur eine Leibesöffnung besitzen. Dass es unter den Bilateria Vertreter ohne zweite Leibesöffnung gibt, ist Stoff des 1. Semesters (war es jedenfalls, als ich Biologie studierte). Ob deren Afterlosigkeit primär oder sekundär ist, ist nach Kaestner (Lehrbuch der Speziellen Zoologie) noch nicht zweifelsfrei entschieden. Nach Willi Hennig, dem Begründer der Phylogenetischen Systematik, zählen Plattwürmer zu den Deuterostomia und haben demzufolge ihre zweite Leibesöffnung sekundär zurückgebildet. Plattwürmer sind – wie der Name vermuten lässt – so flach, dass unverdauliche Stoffe per Diffusion den Körper verlassen. Der Verdauungstrakt endet mit dem Mitteldarm.


    Michael Springers Spekulationen über menschenähnliche Wesen ohne zweite Körperöffnung lässt die basale Unterscheidung zwischen Protostomia und Deuterostomia ebenso außer Acht wie die Tatsache, dass bei einem Wesen menschlicher Körpermaße die Diffusion von Ausscheidungsprodukten nicht funktioniert. Da sich sämtliche Stoffwechselabbauprodukte im Körper ansammeln würden, hätten sie mit mehr zu kämpfen als nur mit Mundgeruch…

  • Theorie der Multiversen folgt nicht aus der Quantenmechanik

    09.04.2009, Dr. Gunter Berauer, München
    In dem Artikel wird ausgeführt, dass die Theorie der Multiversen eine natürliche Konsequenz der Quantenmechanik und der allgemeinen Relativitätstheorie sei. Diese Aussage kann man zumindest bezüglich der Quantenmechanik in Frage stellen. Die Quantenmechanik beschreibt die Welt nichtdeterministisch, also mit Hilfe des Begriffs des (absoluten) Zufalls. Die Theorie der Multiversen versucht, ohne den Zufall auszukommen, sie wurde sogar ausdrücklich aus dem Wunsch heraus geboren, den in der Quantenmechanik als Wirkgröße postulierten Zufall wieder aus der Welt zu schaffen; sie folgt keineswegs aus der Quantenmechanik selbst. Darüber hinaus hat dieser Versuch auch mehrere Haken. Erstens folgt aus der Theorie, dass permanent bei jeder (!) Zustandsreduktion im All die Anzahl der Universen inflationsartig anwächst. Brauchbare Theorien sollten aber (nach Ockham und Einstein) möglichst einfach sein, wovon man bei dieser Theorie sicher nicht reden kann. Zweitens erfüllt die Theorie auch nicht den mit ihr erhofften Zweck, den Zufall zu vertreiben. Denn es bleibt nach wie vor unerklärt, warum bei all diesen Weltallgeburten etwa "ich" mit meinem Bewusstsein ausgerechnet in dem Weltall lande, in dem ich mich gerade befinde. Das zu erklären, braucht man nach wie vor den Zufall. Der dritte Haken ist der, dass wir, im Gegensatz zur Behauptung von Lawrence Krauss aus Ohio, ganz sicher wissen, dass diese Theorie grundsätzlich von uns Menschen nicht überprüfbar, also weder verifizierbar noch falsifizierbar ist und auch bleiben wird. Denn für solche Nachweise müssten wir in der Lage sein, Experimente in den höher-dimensionalen Räumen zu machen, in denen man sich diese Universen angeordnet vorstellen kann, was wir aber bekanntlich nicht können. Theorien mit diesem grundsätzlichen Makel müssen wir immer noch als wissenschaftlich wertlos betrachten. Man kann an sie glauben, wenn man will, mehr aber nicht.


    Und noch etwas wird bei dem Versuch, in unserer immanenten vierdimensionalen Welt unbegreifliche "Mirakel" (wie etwa den Zufall) in höherdimensionalen, für uns "transzendenten" Räumen zu erklären, gerne übersehen: nämlich die Tatsache, dass man i.a. unendlich viele transzendente Erklärungen für ein immanentes Mirakel finden kann. Ein einfaches Beispiel ist ein aus dem dreidimensionalen in eine Ebene geworfener Schatten, den in dieser Ebene lebende zweidimensionale Wesen als Mirakel ansehen, weil sie sich ihn nicht erklären können. In der dritten Dimension kann jeder derartige Schatten bekanntlich durch eine überabzählbar unendliche Zahl verschiedener Anordnungen von Gegenständen und entsprechenden Beleuchtungseinrichtungen erzeugt werden. Was tatsächlich den Schatten verursacht, werden die Wesen in der Ebene niemals ergründen können. Selbst wenn also die Multiversen-Theorie nicht die drei oben genannten Haken hätte, wäre sie aus diesem letztgenannten Grunde wenig wert. Denn wir müssten davon ausgehen, dass sie unendlich viele gleichschöne Schwestern hat, unter denen wir uns dann mit dem Würfel, also wieder per Zufall, eine auswählen dürfen. Ähnliche Argumente kann man übrigens auch bei der Stringtheorie ins Feld führen, da auch sie die Welt in einem mehrdimensionalen, für uns transzendenten Raum zu beschreiben versucht.

    (Weiteres dazu findet sich in den Büchern "Darwins Zufall oder wie Gott die Welt erschuf" von D. Hattrup und "Freiheit, die ich meine, und was von der Freiheit übrig blieb", 2. Auflage von G. Berauer).

  • Hirnaktivität auslesen und beeinflussen

    09.04.2009, Stefan Pschera
    In Ihrem Leitartikel beschreiben Sie die Forschung, Hirnaktivität mittels technischer Hilfsmittel auszulesen bzw. zu beeinflussen. Es wäre ein Horror, wenn dies bald möglich wäre. Dazu möchte ich auf die Bemühungen der DARPA (http://de.wikipedia.org/wiki/Defense_Advanced_Research_Projects_Agency) und das geförderten Projekt der "Brain Machine Interfaces" verweisen. Alles wäre manipulier- und selektierbar. Es wäre naiv zu glauben, dies würde nicht von Firmen, der Politik und der Pharma ausgenutzt. Die Menschheit ist nicht reif für diese Technologie. Also ist es gut, das sich das Gehirn gegen diese Forschung sperrt. Was sind die Probleme?


    Gedanken sind aus Aktivitätsmustern erkennbar. Engramme sind in Erregungsleitungen abgelegt. Jedes Gehirn ist unterschiedlich und verändert sich ständig. Heute benutzt das Engramm jene Synapsen und Neuronen, morgen tun dies benachbarte Neuronen. Ein Engramm ist nicht lokal zu finden (Stichwort: Großmutterneuron). Um also ein Engramm auszulesen, müssen alle Synapsen entlang der Erregungsleitung angezapft werden. Aber dies reicht nicht. Am Neuron docken bis 20 000 Synapsen an und werden ganz spezifisch zum Axon geleitet. Also bedarf es 20 000 Kontakte am einzelnen Neuron. Ansonsten sind Gedanken nur grob und nach zeitlich kurzer Wiederholung zu erkennen.


    Genauso der Input. Um ein Engramm korrekt zu platzieren, bedarf es Wissen um den Istzustand. Und dann müssen viele Synapsen verändert werden. Diese sind keine Flipflops (http://de.wikipedia.org/wiki/Flipflop), sondern Materie. Es bedarf der Mithilfe des Stoffwechsels und der ist träge.


    Also, mit dem Technikansatz wird dies nichts. Wenn ein Zug in Rostock auf Gleis 4 steht, so fragen wir die Auskunft nach dem Ziel. Oder wir erkunden alle Weichen auf der Strecke. Es reicht nicht die Weichen eines Zentrums, z.B. des Bahnhofs Leipzig, zu kennen. Eine Auskunft hat das Gehirn nicht. Also sind alle Weichen zu erkunden. Oder: Das Gehirn hilft selbst, eine Auskunft zu generieren. Bekannt ist, Astrozyten geben die Befehle zum Verändern. Also bedarf es des Wissens, wie die Astrozyten funktionell wirken. Dann aber braucht die Medizin die technische Schnittstelle nicht mehr. Gut, wenn die DARPA erfolglos bleibt.



  • Hammerzehe bei Homo erectus?

    08.04.2009, Medizinalrat Dr. Gerhard Struhal, Wien
    Das Bild zeigt den Abdruck eines linken Vorfußes mit typischer Hammerzehe (digitus malleus) der zweiten Zehe: fixierte krallenartige Beugung der Zehe, beim modernen Menschen meist durch insuffizientes Schuhwerk ausgelöst.
    Aprilscherz? Oder hat es vor 1,5 Mio Jahren bereits zu enge Schuhe gegeben?
    Stellungnahme der Redaktion

    Antwort von Prof. Dr. Winfried Henke, Anthropologisches Institut der Universität Mainz:



    Untersuchungen der Fuß- und Zehenform haben in der Paläoanthropologie eine lange Tradition. Nicht nur die Laetoli-Fußspuren (A. afarensis) sind in diesem Kontext (Arbeiten von Tim White, C. Berghe u.a.) zu nennen, sondern auch solche zum Neandertaler-Fuß und dem anderer Homininen. Der enge Zusammenhang von Aufrichtung und Bipedie und die spezifische Fortbewegung der Homininen haben immer wieder Interesse am Fußgewölbe, den Ballen (Großzehenballen und Kleinzehenballen) sowie der Ferse geweckt - und vornehmlich der Ausrichtung der Zehen. Das gilt für den von Ron Clarke beschriebenen Little Foot, einen Australopithecus (http://www.talkorigins.org/faqs/homs/littlefoot.html,http://en.wikipedia.org/wiki/Ronald_J._Clarke) sowie auch für die Neandertaler.



    Der in diesem Kontext von Matthew Bennett beschriebene Fußabdruck eines Homo erectus ist sicherlich keine Fälschung. Die geraden, nach vorne ausgerichteten Großzehen liefern ein deutliches Indiz für ein unserem Gang entsprechendes Schreiten und Laufen. Was die Länge und Krümmung der Zehen betrifft, so stellt sich die Frage, ob diese unserer Anatomie schon völlig entsprechen, aber die Diagnose von Herrn Struhal, wonach es sich um eine pathologische Form handeln soll, halte ich für falsch. Dass die Abdrücke nicht optimal und interpretationsbedürftig sind, ist klar. Das aber trifft für alle "Verhaltensfossilien" zu.

  • Frieren in Elektroautos?

    08.04.2009, Dr. Hans-Malte Rombrecht, 49448 Quernheim
    Mit Interesse habe ich Ihren Artikel über Elektroautos gelesen und dabei eine Kleinigkeit vermisst: Nirgendwo - weder in Ihrem Artikel noch in anderen Publikationen zu diesem Thema - findet sich ein Hinweis, wie die Beheizung des Fahrgastraums erfolgen soll. Die reichliche Abwärme des Verbrennungsmotors steht ja hier nicht zur Verfügung. Ausreichend Verlustwärme aus dem Elektroantrieb würde ich bei dem immer wieder hervorgehobenen guten Wirkungsgrad vom Akkumulatoren kaum erwarten.

    Autos vom Typ des "Opel Ampera", bei Ihnen als "Range Extender" bezeichnet, würden sich wegen des ständig und gleichmäßig arbeitenden Nachlademotors gut zur Abwärmenutzung für die Fahrgastzelle eignen, aber seltsamerweise fehlt immer ein Hinweis auf diese Möglichkeit. Und die Heizenergie zusätzlich aus der Batterie zu ziehen und dadurch die ohnehin begrenzte Reichweite der Elektroautos noch weiter zu vermindern, das dürfte wohl auch nicht erstrebenswert sein. Was also soll geschehen, damit wir im Elektroauto zur Winterszeit nicht frieren müssen?
  • Kein Wald - kein Regen

    06.04.2009, Paul R. Woods, Neumagen-Dhron
    "Tidak ada hutan - tidak ada hujan" sagten mir in den 1980er Jahren Bauern in Westsumatra (auf Deutsch: Wenn der Wald nicht da ist, dann gibt es auch keinen Regen).

    Sie stützten ihre Beobachtung auf das Klimaxstadium der Vegetation, das nach zu häufiger Brandrodung eintritt - der Grassteppe mit Alang-Alang (Imperata cylindrica), deren Fläche auf Sumatra bereits 1984 auf mehr als 20 Millionen Hektar geschätzt wurde. Über diesen Grasflächen regne es deutlich weniger, wurde uns gesagt, als wir Sekundarwälder rodeten, um Flächen für Kautschukanpflanzungen freizumachen.
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