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Es ist wohl eher die krankhafte Situation universitären Wissensgewinns, mit dem Übergewicht an Zitaten, die den Eindruck machen kann, die Basis aller Erkenntnis wäre bloß Common Sense. Im Ursprung dient unser Gehirn nur einer einzigen Sache, nämlich der Voraussicht. Jede geplante Handlung basiert auf einer vorgestellten Zukunft. Und tatsächlich sind wir in Hinsicht auf unsere Fähigkeit, Zukunft abzuschätzen und planend zu handeln, heute wesentlich weiter als einst. Man denke nur, welche komplexen Pläne heute technisch umgesetzt werden können. Auch die nötige Organisation ist eine Erkenntnisleistung.
Da die noch nicht reale aber bereits vorgestellte Zukunft unser Verhalten bestimmt, und dieses wiederum auf die Zukunft wirkt, kann man auch sagen, dass unsere Freiheit mit unserer Vorstellungsfähigkeit wächst. Wir können uns zahlreichere Möglichkeiten erdenken mit Anforderungen umzugehen als je zuvor. Wenn wir heute schon wissen, dass uns in den kommenden Jahrzehnten ein Klimawandel droht, dann ist das nur dem Fortschritt, also unserer ständig wachsenden Voraussicht zu verdanken.
Wenn Eckart Voland die Aufgabe der "Fortschrittsillusion" so genau und überzeugend als naturnotwendig für die Population Mensch beschreiben kann, dann gibt es eine Messlatte - nämlich das Überleben in den gesellschaftlichen Bezügen. Das Wort "Illusion" gewinnt damit eine völlig andere, wissenschaftlich-objektive Qualität im Sinne eines Überlebensfaktors. Es entspricht also nicht mehr dem subjektiven, gar pathologischen Vorstellungsgebilde, welches wir gemeinhin damit verbinden.
Im Artikel wird angesprochen, dass das Federkleid vieler "normaler" Vögel im UV-Bereich intensivere Farben hat und somit durch die Artgenossen besser gesehen werden kann, während in unserem sichtbaren Spektrum diese Vögel alle gleich unauffällig und getarnt aussehen. Gleichzeitig sehen viele Säugetiere im UV-Bereich nicht. Das könnte meines Erachtens nach noch auf einen anderen evolutionären Zusammenhang hindeuten. In den wahrnehmbaren Spektralbereichen der meisten Säugetiere (und somit auch der Feinde) ist das Äußere der Vögel unauffällig und sie können sich gut tarnen. Gleichzeitig sind sie im UV-Bereich farblich auffällig. Somit können sie von Artgenossen einfacher wahrgenommen werden als von Fressfeinden. Ein Teil der innerartlichen "Kommunikation" hat sich anscheinend in den verdeckten UV-Bereich verschoben.
Der Begriff "Fortschritt" ist definiert als eine Verbesserung gegenüber bestimmten Umständen. Das bedeutet, dass evolutionärer Fortschritt die Verbesserung eines bestimmten Wesens hinsichtlich einer seiner Eigenschaften meint. Also ist "Fortschritt" kein menschliches Ermessen, sondern resultiert lediglich nur aus der Eigenschaft der Menschen, verschiedene Sachen zu vergleichen. Daher würde ich nicht unbedingt sagen, dass "Fortschritt" ein rein menschliches Ermessen ist, sondern vielmehr hauptsächlich eine objektive Feststellung.
Wenn man von so falschen Annahmen ausgeht wie der Autor dieses Artikels, dann muss man natürlich auch zu so falschen Schlüssen kommen. Die biologische Evolution ist mit dem Hervorbringen von bewusstseinsfähigen Wesen zu Ende gegangen bzw. ist jetzt nicht mehr wichtig, und was nun begonnen hat, ist eine Evolution des Bewusstseins. Der Autor wird doch kaum abstreiten, dass er intelligenter ist als z.B. ein Neandertaler oder ein Affe. Aber nicht nur in Bezug auf pure Intelligenz haben wir uns weiterentwickelt, sondern auch in moralischer, emotionaler und spiritueller Hinsicht, und diese Entwicklung geht weiter.
Der Autor begeht auch den Fehler, zu versuchen, die Biologie dort anzuwenden, wo sie nicht angebracht ist. Psychologie ist eine höhere Stufe der Emergenz als Biologie. Man kann sie nicht auf die Biologie reduzieren. Die Methoden und Ergebnisse einer niedrigeren Ebene sind nicht auf die einer höheren anwendbar.
Ich würde dem Autor raten, das Buch von Ken Wilber, "Halbzeit der Evolution - Der Mensch auf dem Weg vom animalischen zum kosmischen Bewusstsein" zu lesen und dann den Artikel nicht zu veröffentlichen.
Mir kommt der Artikel widersprüchlich vor. Wenn es keinen Fortschritt geben soll, weil wir uns an bessere Zustände so schnell gewöhnen, dass wir sie für selbstverständlich halten und noch Besseres haben wollen, wie im Märchen vom "Fischer un syner fru", dann gibt es vielleicht einen evolutionär begründeten Wahrnehmungsfehler, aber doch eine Abfolge von Zuständen, die wir als Verbesserung empfinden, wenn wir uns die Abfolge vergegenwärtigen. Will sagen, innerhalb der Geschichte der Menschen gibt es innerhalb bestimmter Zeitabschnitte auf Teilgebieten Fortschritte. Was die Erde angeht, auf der wir nur eine Spezies unter anderen sind, könnte man über Fortschritt nur reden, wenn sich klären ließe, aus wessen Perspektive wir die Naturgeschichte betrachten wollen: aus der Sicht der Ausgestorbenen, aus der Sicht der maximalen Artenvielfalt oder aus der Sicht der Menschen? Und hier sehen die Amazonasindianer und die chinesischen Bauern die Sache sicherich anders als die Vorstände der global players.
Sicher kennt die Natur kein "besser", sie richtet sich nicht nach menschlichen Kategorien. Eigentlich kommt Fortschritt von Fortschreiten und ist mithin ein zeitlich bzw. räumlich bezogener Begriff ohne qualitative Aussage – insofern also genau das, was der Autor meint, und eben nicht die gemeinhin darunter verstandene "Höher-Entwicklung". Jede Veränderung, die dem Menschen (individuell oder gesellschaftlich) als Verbesserung erscheint, empfindet dieser als eine solche Höherentwicklung. In unserem Kopf wird die Welt nun mal immer interessenorientiert bewertet - der Drang nach Verbesserung der Lebensbedingungen ist zur Arterhaltung essenziell und folglich die Basis für die Einteilung in "gute" und "schlechte" Veränderungen der Umwelt. Das ist nicht "naiv", sondern einfach pragmatisch. Insofern sind die Aussagen des Artikels ganz klar: Die Natur erzeugt keine Höherentwicklung, der Mensch schon.
Man muss kein Wisenschaftler sein, um den angeblichen "Fortschritt" unserer Leistungsgesellschaften als Illusion zu entlarven. Vor noch nicht allzu langer Zeit haben wir alle unser Brot selber backen müssen, heute gilt gerade dies wieder als schick, obwohl teurer. Autos sollten am besten mit Wasser fahren, da wir festgestellt haben, dass dieses - vor nicht allzu langer Zeit als Wunder des Fortschritts gepriesene - Transportmittel uns und unsere Umwelt zerstört. Vor auch nicht allzu langer Zeit war jedes Kleidungsstück handgemacht und jedes Stück ein Unikat, was damals nichts bedeutet hat, heute aber, nach all den Jahren der Stückzahlsteigerung durch Fortschritt, auch wieder schick ist. Auch Sport war damals nicht notwendig, weil jeder sich genügend bewegt hat. Heute muss man sich dazu zwingen, wenn man gesund bleiben will, obwohl der Fortschritt uns doch all die Annehmlichkeiten eines bequemen Lebens ohne einen Handgriff zu viel ermöglicht, etc... Also ein eindeutiges Ja zum Artikel. Fortschritt ist wohl eher die Ausreizung des jeweils technisch Machbaren in jeder Epoche. Ob er "gut" oder "schlecht" ist, hängt nur von der Bedeutung ab, welche ihm die Individuen geben.
Der Artikle von Herrn Prof.Dr.Voland ist sehr interessant. Ich frage mich aber, was heißt einen archimedischen Punkt zur Objektivierung finden? Der Fortschirttsgedanke ist also ein psychologischer Akt und sei in der objektiven Natur nicht zu finden? Mich stört, dass der Mensch als etwas von der Natur unabhängiges gesehen wird. Wie das auch schon bei den anderen Entlarvungen, wie der Illusion des Geistes usw. gesehen wird. Es scheint ja so zu sein, dass wir Menschen einen Fortschrittsgedsanken haben. Wieso ist das dann eine Illusion? Wir Menschen gehöen doch mit in die und zur Natur. Die Evolution hat den Menschen so geformt wir wir jetzt sind. Wenn es soetwas wie Fortschritt nur in unserer Osyche gibt, muss es doch nicht heißen, dass es eine Illusion ist. Unsere Psyche ist ebenso ein Produkt, eine Entwicklung der Natur. Ist etwas in unserer Psyche, gehört es ebenso zur Natur. Natürlich haben wir Menschen Eigenschften, die vielen Dingen überlegen sind, dass muss aber nicht heißen, dass diese Eigenschaften Illusionen sind. Ich finde, dass immer alles, was angeblich keine Entsprechung in der Natur findet, als Illusion hinzustellen, ist nicht richtig. Der Mensch ist Teil der Natur, der in der Lage ist, darüber zu reflektieren, dass macht den Menschen zum Menschen. Wir sollten uns nicht über die Natur erheben, aber wir sollten auch nicht zu bescheiden sein.
Der Artikel fällt in die Kategorie: Die Welt ist zwar komplex und voller Probleme, aber (hurra!) ich habe das Allheilmittel gefunden. Seit über 30 Jahren ist dieses Phänomen in der Informatik bekannt.
Damals hatte Tony Hoare, ein Engländer, die Idee, dass man nur Zusicherungen zu schreiben braucht, die ein Programm erfüllen muss, dann kann man mechanisch beweisen, ob es korrekt ist oder nicht. Leider stimmt dies nur, wenn man den Korrektheitsbegriff entsprechend einschränkt. Man sagt einfach, dass ein Programm immer dann korrekt ist, wenn zwei formale Beschreibungen desselben konsistent sind. Damals erfolgte der Nachweis dieser Konsistenz durch die Reduktion logischer Formeln, heute benutzt man dafür auch eine Art von Simulation (Model Checking genannt).
Die Unterscheidung zwischen Programm und Entwurf besteht oft nur darin, dass der Entwurf in einer anderen formalen Sprache ausgedrückt wird als das Programm selbst. Bezüglich eines nicht formal, also nicht exakt beschriebenen Entwurfs lassen sich nämlich keine formalen Prüfungen anstellen.
Es ist immer ein Leichtes, schwache Aussagen zu finden, also Bedingungen, die nur eine bestimmte Eigenschaft des Systems beschreiben, bzw. prüfen. Dies kann durchaus nützlich sein. Leider kann man nicht durch rein mathematische Verfahren oder Überlegungen feststellen, ob es nicht noch strengere Bedingungen gibt, die eigentlich auch gelten. Vor allem aber sagen weder Beweise noch Simulation etwas darüber aus, ob beide Beschreibungen auch der Realität entsprechen, sei es der physikalischen oder der geschäftlichen Realität. Hier hilft nur die Ausführung in der realen Umgebung, also das Testen.
Mir gefällt dieser Artikel sehr gut. Fortschritt ist hier treffend als Motivation für Menschen erklärt. In der Natur ist Evolution immer heterobathmisch, das heißt, einzelne Aspekte des Individuums entwickeln sich zu einer konkurrenzfähigeren Stufe, andere bleiben auf einer weniger komplexen Stufe. Der Autor verweist ganz richtig darauf, dass ein Mensch nicht weniger komplex ist als eine Maus, nur anders. Eine "primitive" Pflanze am Grunde der heutigen Stammbäume wie die Magnolie hätte im evolutorischen Rennen nicht bis heute überlebt, wenn sie nicht mit Isochinolin-Alkaloiden eine höchst komplexe chemische Abwehr erfunden hätte. "Primitive" Organismen gibt es also heute gar nicht mehr: Sie sind bereits ausgestorben. Jeder bis in die Neuzeit überlebende Organismus hat in bestimmten Bereichen etwas entwickelt, das ihm ein Überleben bis heute ermöglicht hat. Da ihm nicht unbegrenzt Energie zur Verfügung steht, musste er in anderen Bereichen auf einer früheren Stufe stehen bleiben. Insgesamt betrachtet, ergibt sich eine mosaikartige Komplexitätszunahme über Jahrmillionen.
Wenn der Autor aber zu der Schlussfolgerung kommt: "Evolution ist vielleicht Komplexitätszunahme, aber Komplexitätszunahme ist nicht Fortschritt und Fortschritt keine biologische Kategorie", so stellt sich natürlich die Frage nach der Definition von Fortschritt. Das Wort selbst impliziert im biologisch-evolutorischen Zusammenhang wohl nur die Veränderung der Organismen im Wettrennen der Evolution. Mit dem menschlichen Begriff Fortschritt ist dann wohl die Interpretation dieses Wettrennens als Verbesserung für den Einzelnen gemeint. Biologisch betrachtet findet sich die Gesamtheit der Organismen nach einer Zeitspanne auf einem höheren Komplexitätsniveau, ohne dass jedoch Individuen Vorteile im Sinne eines "besseren", das heißt konkurrenzärmeren Lebens erfahren haben.
Der Autor hat meines Erachtens Recht, dass Fortschritt im Sinne einer Verbesserung des Lebens nur ein Konstrukt unseres Gehirns ist.
Ich schreibe gerade an einem Artikel über meine Kindheit im damaligen Saargebiet und der Übergangszeit zum Wiederanschluss an die heute so genannte Bundesrepublik Deutschland. Da ergeben sich schon Parallelen zu den von ihnen aufgeworfenen Fragen. Welche Zeit war/ist besser: Die unter französischer oder die unter deutscher Verwaltung? Ich regle die Frage lieber an einem Pullover: die kratzigen Pullover der Nachkriegszeit waren weitaus unangenehmer als die flauschigen der Neuzeit. Hier nehme ich das deutsche Wort Fortschritt sehr wörtlich: Es war ein Weg weg (fort) von den kratzigen hin zu den flauschigen Pullovern. Ein Fortschreiten von hin zu. Kein Voranschreiten. Im Übrigen halte ich es schon mit Descartes. Im Original soll er ja gesagt haben: "Dubito ergo sum." Also: "Ich zweifle, also bin ich."
Ich halte den Artikel schon für sehr gelungen, da er die tägliche Beobachtung widerspiegelt. Allerdings würde ich die Allgemeingültigkeit, wie sie der Autor suggeriert, nicht ganz so einfach sehen. Es besteht doch kein Zweifel darüber, dass sich das menschliche Gehirn in Jahrtausenden evolutionär weiterentwickelt hat, damit eben doch ein Fortschritt eingetreten ist. Allerdings hat zunehmend der Selektionsdruck auf Fortentwicklung des Gehirns nachgelassen. Es ist schon seit Jahrhunderten eben nicht mehr von Vorteil besonders begabt, intelligent, kräftig oder sonstwie am äußeren Rand der Norm zu stehen. Das Gleiche gilt ebenso für die anderen Extreme. Solche besonderen Begabungen erhöhen schon lange nicht mehr die Überlebenschancen. Damit titrieren wir unsere evolutionären Möglichkeiten auf ein Mittelmaß. Und genau das ist, worum es in dem Artikel geht. Der evolutionäre Fortschritt bleibt tatsächlich aus, weil der Selektionsdruck ausbleibt.
Meine Großmutter wurde mit 83 Jahren an die Dialyse angeschlossen. Ein Fortschritt? Sicher, denn vor wenigen Jahren gab es diese Technologie noch nicht. Ob die Dialyse allerdings geholfen hat, ist schwer einzuschätzen. Denn nur ein Jahr später ist sie an Herz- Kreislaufversagen verstorben. Möglicherweise hat sie also ein Jahr gewonnen, aber ist sie in diesem Jahr glücklich gewesen? Die neue Technik hat sich erst einmal sehr breit gemacht in ihrem Leben. Drei Tage die Woche ging es für viele Stunden ins Krankenhaus. Sie musste ihre Ernährung weit gehend umstellen und auf Getränke verzichten. Ihre Lebensqualität hat objektiv betrachtet eher abgenommen und ihre Augenschwäche ist nicht besser geworden (sondern weiter vorangeschritten). Fortschritt ist und bleibt ein zweischneidiges Schwert. In der medizinischen Versorgung ist er definitiv präsent und extrem hilfreich in der Intensivmedizin. Aber wer keinen Unfall hatte, sollte zweimal überlegen, ob er sich damit etwas Gutes antut.
22.01.2007, Hans Tappeiner, I-39021 Latsch (Südtirol)
Der Mensch sei die dümmste Biomasse, die es gibt! Dieser Ausspruch stammt von einem Apfelbaum, dem ich die Frage stellte, was der Mensch in seinen Augen sei. Er behauptete dass es sie, die Apfelbäume waren, die vom Großen Geist den Auftrag bekommen hätten, ein gieriges Wesen hervorzubringen, das die Kohlenwasserstoffe befreien soll, die in der Perm (vor ca. 250 Millionen Jahren) zu Massen verstorben und verschütt gegangen sind - dem besagten Großen Geist muss wohl ein Fehler unterlaufen sein. Es sei gar nicht schwierig gewesen, sagt der Apfelbaum. Sie mussten nur rote Äpfel hervorbringen. Damit haben sie dann die Aufmerksamkeit von der süßen Wonne, die das Geschlechtsorgan verspricht, mit süßen Äpfeln befriedigt. Tatsächlich hatte sich ein Tier gefunden, das irgendwann auch nach höheren Früchten strebte und in die Bäumen zu klettern begann. Damit erfuhr das Begreifen einen Fortschritt, der Rest ist bekannt, und die Bäume kichern unbemerkt im Hintergrund und freuen sich am Treibhaus.
Es ist mir nicht gelungen diesen Ausspruch zu falsifizieren, und der Artikel von Prof. Eckart Volant scheint diese These noch zu bestärken.
Der biologische Fortschrittswunsch steckt meiner Meinung nach in jeder Zelle. Es geht um Ökonomie, bei der Zelle um Energieökonomie. Ein kleiner Energievorrat (Zugewinn) erhöht die Energiebeschaffungschancen. Wenn aber die Energiebeschaffung - vielleicht aus Mangel an Reserve, die die Grundlage zur Anpassungsfähigkeit bietet - mehr Energie verbraucht, als sie bringt, so führt das in die Pleite, egal ob in der Zelle oder einem Wirtschaftsbetrieb.
Voraussage als Erkenntnismaßstab
23.01.2007, MMag. Manfred GotthalmsederIm Ursprung dient unser Gehirn nur einer einzigen Sache, nämlich der Voraussicht. Jede geplante Handlung basiert auf einer vorgestellten Zukunft. Und tatsächlich sind wir in Hinsicht auf unsere Fähigkeit, Zukunft abzuschätzen und planend zu handeln, heute wesentlich weiter als einst. Man denke nur, welche komplexen Pläne heute technisch umgesetzt werden können. Auch die nötige Organisation ist eine Erkenntnisleistung.
Da die noch nicht reale aber bereits vorgestellte Zukunft unser Verhalten bestimmt, und dieses wiederum auf die Zukunft wirkt, kann man auch sagen, dass unsere Freiheit mit unserer Vorstellungsfähigkeit wächst. Wir können uns zahlreichere Möglichkeiten erdenken mit Anforderungen umzugehen als je zuvor. Wenn wir heute schon wissen, dass uns in den kommenden Jahrzehnten ein Klimawandel droht, dann ist das nur dem Fortschritt, also unserer ständig wachsenden Voraussicht zu verdanken.
Was ist "objektiv"?
22.01.2007, Dr. Ekkard Brewig, OverathMir kam da eine weitere Idee ...
22.01.2007, Daniel Schiller, KölnFeststehende Begriffe
22.01.2007, Heinrich van MartensEvolution des Bewusstseins
22.01.2007, Anna Reeves, LondonDie biologische Evolution ist mit dem Hervorbringen von bewusstseinsfähigen Wesen zu Ende gegangen bzw. ist jetzt nicht mehr wichtig, und was nun begonnen hat, ist eine Evolution des Bewusstseins. Der Autor wird doch kaum abstreiten, dass er intelligenter ist als z.B. ein Neandertaler oder ein Affe. Aber nicht nur in Bezug auf pure Intelligenz haben wir uns weiterentwickelt, sondern auch in moralischer, emotionaler und spiritueller Hinsicht, und diese Entwicklung geht weiter.
Der Autor begeht auch den Fehler, zu versuchen, die Biologie dort anzuwenden, wo sie nicht angebracht ist. Psychologie ist eine höhere Stufe der Emergenz als Biologie. Man kann sie nicht auf die Biologie reduzieren. Die Methoden und Ergebnisse einer niedrigeren Ebene sind nicht auf die einer höheren anwendbar.
Ich würde dem Autor raten, das Buch von Ken Wilber, "Halbzeit der Evolution - Der Mensch auf dem Weg vom animalischen zum kosmischen Bewusstsein" zu lesen und dann den Artikel nicht zu veröffentlichen.
Viele Fortschritte,viele Rückschritte
22.01.2007, Rüdiger Söhnen, DresdenFortschritt ist keine qualitative Aussage
22.01.2007, Dietzsch, TeltowFortschritt = Rückschritt?
22.01.2007, Carlo Gradl, PragAutos sollten am besten mit Wasser fahren, da wir festgestellt haben, dass dieses - vor nicht allzu langer Zeit als Wunder des Fortschritts gepriesene - Transportmittel uns und unsere Umwelt zerstört.
Vor auch nicht allzu langer Zeit war jedes Kleidungsstück handgemacht und jedes Stück ein Unikat, was damals nichts bedeutet hat, heute aber, nach all den Jahren der Stückzahlsteigerung durch Fortschritt, auch wieder schick ist.
Auch Sport war damals nicht notwendig, weil jeder sich genügend bewegt hat. Heute muss man sich dazu zwingen, wenn man gesund bleiben will, obwohl der Fortschritt uns doch all die Annehmlichkeiten eines bequemen Lebens ohne einen Handgriff zu viel ermöglicht, etc...
Also ein eindeutiges Ja zum Artikel. Fortschritt ist wohl eher die Ausreizung des jeweils technisch Machbaren in jeder Epoche. Ob er "gut" oder "schlecht" ist, hängt nur von der Bedeutung ab, welche ihm die Individuen geben.
Was heißt archimedischer Punkt?
22.01.2007, Thomas Bauer, UnterölsbachIch finde, dass immer alles, was angeblich keine Entsprechung in der Natur findet, als Illusion hinzustellen, ist nicht richtig. Der Mensch ist Teil der Natur, der in der Lage ist, darüber zu reflektieren, dass macht den Menschen zum Menschen. Wir sollten uns nicht über die Natur erheben, aber wir sollten auch nicht zu bescheiden sein.
Ausführung in realer Umgebung
22.01.2007, Prof. Dr. Albert Endres, SindelfingenDamals hatte Tony Hoare, ein Engländer, die Idee, dass man nur Zusicherungen zu schreiben braucht, die ein Programm erfüllen muss, dann kann man mechanisch beweisen, ob es korrekt ist oder nicht. Leider stimmt dies nur, wenn man den Korrektheitsbegriff entsprechend einschränkt. Man sagt einfach, dass ein Programm immer dann korrekt ist, wenn zwei formale Beschreibungen desselben konsistent sind. Damals erfolgte der Nachweis dieser Konsistenz durch die Reduktion logischer Formeln, heute benutzt man dafür auch eine Art von Simulation (Model Checking genannt).
Die Unterscheidung zwischen Programm und Entwurf besteht oft nur darin, dass der Entwurf in einer anderen formalen Sprache ausgedrückt wird als das Programm selbst. Bezüglich eines nicht formal, also nicht exakt beschriebenen Entwurfs lassen sich nämlich keine formalen Prüfungen anstellen.
Es ist immer ein Leichtes, schwache Aussagen zu finden, also Bedingungen, die nur eine bestimmte Eigenschaft des Systems beschreiben, bzw. prüfen. Dies kann durchaus nützlich sein. Leider kann man nicht durch rein mathematische Verfahren oder Überlegungen feststellen, ob es nicht noch strengere Bedingungen gibt, die eigentlich auch gelten. Vor allem aber sagen weder Beweise noch Simulation etwas darüber aus, ob beide Beschreibungen auch der Realität entsprechen, sei es der physikalischen oder der geschäftlichen Realität. Hier hilft nur die Ausführung in der realen Umgebung, also das Testen.
Prof. Dr. Albert Endres, Sindelfingen
Zwar nicht neu, aber gut dargestellt
22.01.2007, Dr. Holger Kurz, HamburgInsgesamt betrachtet, ergibt sich eine mosaikartige Komplexitätszunahme über Jahrmillionen.
Wenn der Autor aber zu der Schlussfolgerung kommt: "Evolution ist vielleicht Komplexitätszunahme, aber Komplexitätszunahme ist nicht Fortschritt und Fortschritt keine biologische Kategorie", so stellt sich natürlich die Frage nach der Definition von Fortschritt. Das Wort selbst impliziert im biologisch-evolutorischen Zusammenhang wohl nur die Veränderung der Organismen im Wettrennen der Evolution. Mit dem menschlichen Begriff Fortschritt ist dann wohl die Interpretation dieses Wettrennens als Verbesserung für den Einzelnen gemeint. Biologisch betrachtet findet sich die Gesamtheit der Organismen nach einer Zeitspanne auf einem höheren Komplexitätsniveau, ohne dass jedoch Individuen Vorteile im Sinne eines "besseren", das heißt konkurrenzärmeren Lebens erfahren haben.
Der Autor hat meines Erachtens Recht, dass Fortschritt im Sinne einer Verbesserung des Lebens nur ein Konstrukt unseres Gehirns ist.
Dubito ergo sum
22.01.2007, Margarete Lösch, VölklingenNur gegenwärtige Sichtweise
22.01.2007, Prof. Dr. H.-W. Vohr, ErkrathEs gibt Fortschritt - aber bewerten muss jeder selbst
22.01.2007, Peter ArtmannDer Mensch - die dümmste Biomasse, die es gibt?
22.01.2007, Hans Tappeiner, I-39021 Latsch (Südtirol)Damit haben sie dann die Aufmerksamkeit von der süßen Wonne, die das Geschlechtsorgan verspricht, mit süßen Äpfeln befriedigt. Tatsächlich hatte sich ein Tier gefunden, das irgendwann auch nach höheren Früchten strebte und in die Bäumen zu klettern begann. Damit erfuhr das Begreifen einen Fortschritt, der Rest ist bekannt, und die Bäume kichern unbemerkt im Hintergrund und freuen sich am Treibhaus.
Es ist mir nicht gelungen diesen Ausspruch zu falsifizieren, und der Artikel von Prof. Eckart Volant scheint diese These noch zu bestärken.
Der biologische Fortschrittswunsch steckt meiner Meinung nach in jeder Zelle. Es geht um Ökonomie, bei der Zelle um Energieökonomie. Ein kleiner Energievorrat (Zugewinn) erhöht die Energiebeschaffungschancen. Wenn aber die Energiebeschaffung - vielleicht aus Mangel an Reserve, die die Grundlage zur Anpassungsfähigkeit bietet - mehr Energie verbraucht, als sie bringt, so führt das in die Pleite, egal ob in der Zelle oder einem Wirtschaftsbetrieb.